Einteilung der Erzgänge nach ihrer Streichrichtung

... für den Rest, der sonst nicht passt.
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fraterminerals
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Einteilung der Erzgänge nach ihrer Streichrichtung

Beitrag von fraterminerals »

Die Einteilung der Erzgänge nach Himmelsrichtung in Stehende; Morgen-;Spat- und Flache Gänge ist allgemein bekannt.
Meine Frage ist, woher kommt diese Bezeichnung? Wo wurde sie "erfunden" und seit wann ist sie in Gebrauch. Interessant ist auch die regionale Abgrenzung zu wissen. Mein Bergbaukollege in Essen konnte damit nichts anfangen.
Ich habe in einem alten Markscheidebuch (Lehrbuch der Markscheidekunst von Daniel Friedrich Hecht, Freyberg bey Craz und Gerlach 1829) schon diese Bezeichnungen gefunden. Sie müssen also älter sein.

Glück Auf
Zuletzt geändert von fraterminerals am Mi. 03. Mai 17 9:24, insgesamt 1-mal geändert.
Denn wie die Menschen Kinder nicht alle from/
also ist nicht alles nüzlich Gold/was gleist/
sondern die Probierkunst muß das reine nüzliche Gold
vom falschen gleissenden Golde
abscheiden/endecken/und an Tag bringen.
Probierbüchlein 1622
Harzer06
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Re: Einteilung der Erzgänge nach ihrer Streichrichtung

Beitrag von Harzer06 »

Nach der mir bekannten Literatur ist die Bezeichnungsweise wohl nur im Erzgebirge verbreitet. Im Harz kommt sie jedenfalls nicht vor.

G´Auf
Harzer06
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fraterminerals
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Re: Einteilung der Erzgänge nach ihrer Streichrichtung

Beitrag von fraterminerals »

Danke, damit grenzt sich das Gebiet schon ein und die alten Harzer Bergleute habe diese Bezeichnung wohl nicht mit nach Freiberg gebracht.

Vielleicht hat jemand noch Bilder von Gangtafeln mit Jahreszahlen vor 1829.

Glück Auf
Uwe
Denn wie die Menschen Kinder nicht alle from/
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Uran
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Re: Einteilung der Erzgänge nach ihrer Streichrichtung

Beitrag von Uran »

Die Erklärung für Spat und Morgengänge ist relativ einfach. Morgengänge streichen zwischen 45 und 90°, also gegen Morgen. Spatgänge streichen zwischen 90 und 135°, also mit 270 bis 315° gegen Abend (spät-spat). Schwierig ist es mit Stehenden und Flachen Gängen. Hab ich im Moment keine Idee. Die Bezeichnung selber ist schon sehr alt. Im Schneeberger Erbschied von 1471 wird schon ein flacher und ein stehender Gang genannt. Hier geht es auf keinem Fall um das Einfallen, sondern um die Streichrichtung des Ganges.
ich bi noch aaner ven altn Schlog, on bleib aa, wi ich bi.
Mannl
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Re: Einteilung der Erzgänge nach ihrer Streichrichtung

Beitrag von Mannl »

In welchem Winkel verlaufen die stehenden und flachen Gänge zu den Morgen- und Spatgängen ?
Daraus könnte sich der Name ableiten .... :gruebel:
Ehre dem Bergmann, dem braven Mann !
Uran
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Re: Einteilung der Erzgänge nach ihrer Streichrichtung

Beitrag von Uran »

Stehende Gänge 0-45° und Flache Gänge 135-180°.
ich bi noch aaner ven altn Schlog, on bleib aa, wi ich bi.
milnaaer
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Re: Einteilung der Erzgänge nach ihrer Streichrichtung

Beitrag von milnaaer »

Hab mal einige Grubenberichte, Mutungen, Protokolle des Annaberger BA-Reviers durchforstet. Wie Uran schon sagt, die Begriffe sind alt, bis etwa 1710 aber kaum in Gebrauch. Häufiger waren genaue topographische Angaben und Beschreibungen ("streicht Stunde 2", "gegen West nach der Kirche zu", "nach der Wiesengründel gantz hinauf" usw.).
Ab 1720 treten die Begriffe "Mgg", "Spad" usw. abrupt häufiger auf, so als wären sie von einzelnen Bergbeamten bewusst in Schriftgebrauch und damit in Mode gebracht worden. Durch die Übernahme konnten die alten Ortsumschreibungen u.U. weggelassen werden.
Wäre interessant, wann und wie das in anderen Revieren war.
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