Seite 1 von 1

Verfasst: Fr. 16. Jan 04 15:22
von kapl
Pressemeldung des Ministeriums für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport
des Landes Nordrhein-Westfalen 15. Januar 2004


NRW modernisiert seine Archiv-Landschaft. Minister Vesper: "Technisches
Zentrum und verbesserte Struktur rüsten Archive für die Zukunft."

Die vier nordrhein-westfälischen Staatsarchive werden mit einer
verbesserten Struktur und einem neuen Technischen Zentrum in Münster für
die Zukunft gerüstet. Zum 1. Januar 2004 wurde das Landesarchiv
Nordrhein-Westfalen mit Sitz in Düsseldorf als zentrale Einrichtung
gegründet. Die bisherigen Staats- und Personenstandsarchive an den
Standorten Düsseldorf, Brühl, Detmold und Münster bilden künftig
Abteilungen des von Prof. Wilfried Reininghaus geleiteten Landesarchivs. In
der historischen Speicherstadt Münster-Coerde entsteht das zentrale
Technische Zentrum mit modernen Methoden und Geräten der
Restaurierungstechnik. Rund 2,2 Mio. EUR investiert das Land in 2004/05 in
das für einen Zeitraum von zunächst 15 Jahren angemietete Zentrum. "Archive
sind keine staubigen Aktenkammern, sondern das Langzeitgedächtnis einer
Gesellschaft. Die Modernisierung ist dringend nötig, um den Zerfall
unersetzlicher Dokumente der Landesgeschichte zu verhindern", erklärte
NRW-Kulturminister Michael Vesper heute in Düsseldorf. Auch personell will
er das Landesarchiv stärken.

Mit der Modernisierung der Archive folgt das Land den Empfehlungen von
Unternehmensberatern: Sie hatten - gegen jeden Zeittrend - festgestellt,
dass die NRW-Archive über deutlich zu wenig Personal- und Sachmittel
verfügen. Beim Erschließen und Erhalt der Bestände (rund 162
Regal-Kilometer mit Dokumenten vom 7. bis zum 21. Jahrhundert) gibt es
dramatische Rückstände. Auch die Arbeit zwischen den einzelnen Standorten
soll besser koordiniert werden. "In Münster-Coerde wird auch die
Informationstechnik angesiedelt sein, eine große Herausforderung für die
Archive. Elektronische Unterlagen sind noch gefährdeter als konventionelles
Schriftgut, weil die Software schnell veraltet", so Vesper. Im IT-Bereich
sei NRW gut aufgestellt und wolle diese Stärke weiter ausbauen.

Wie wichtig die Arbeit der Landesarchive ist, belegte Vesper am Beispiel
der in den vergangenen zwei Jahren durchgeführten Recherchen zur
Entschädigung von Zwangsarbeitern aus der NS-Zeit. Knapp 30 Prozent aller
Anfragen aus Osteuropa konnten die beiden Koordinierungsstellen in
Düsseldorf und Münster positiv beantworten (Bundesgebiet: 7,8%). In
absoluten Zahlen hat NRW bis Ende 2003 rund 18.000 Anfragen von bundesweit
ca. 350.000 bearbeitet. "In die Auseinandersetzung mit dem
Nationalsozialismus werden unsere Archive auch weiterhin einen großen Teil
ihrer Kraft stecken, denn viele Akten zur Entschädigung oder zu den
NS-Prozessen müssen erst noch erschlossen werden", betonte der Minister.

Alle NRW-Archive im Landesarchiv zählen rund 6.400 Nutzer pro Jahr (19.000
Benutzertage). Der Online-Verbund "archive.nrw.de" wurde in 2003 bereits
von zwei Millionen Interessenten genutzt. Er soll in diesem Jahr weiter
ausgebaut werden.


*************************************
geschichtskultur-ruhr - Mailingliste
Hrsg: Forum Geschichtskultur an Ruhr und Emscher
Redaktion: Susanne Abeck, Franz-Josef Jelich
Email: geschichtskultur@hclist.de
Internet: http://www.geschichtskultur-ruhr.de

------