Seltsame Schächte
Verfasst: Do. 16. Jun 16 21:06
In einem relativ alten Freiberger Bergwerk bin ich über ein Schachtsystem gestolpert, dessen Anlage mir etwas seltsam erscheint.
Die Befunde will ich hier gerne zur Diskussion stellen, insbesondere Parallelen zu anderen mittelalterlichen Gruben wären wichtig.
Hier erst einmal ein Grundriss vom besagten Objekt. Ich bitte, die etwas willkürlichen Sohlenfarben zu entschuldigen.
Es handelt sich um ein System aus insgesamt 6 abgesetzten tonnlägigen Schächten, die entsprechend des Gangeinfallens angelegt wurden.
Die gesamte Tiefe von der Erdoberfläche aus beträgt fast 60 m, das Einfallen nimmt nach unten hin zu, weshalb die letzten Schächte
im Riss auch so verkürzt dargestellt sind.
Die Länge der einzelnen Abschnitte beträgt zwischen 10 und 15 m, bei Neigungen von 40 bis fast 80 Grad. Einer der Schächte ist nach 10 m
abgesetzt, ohne dass von diesem Absatz irgendwelche Seitenstrecken abgehen, also hat man hier wohl eine Haspel aufgestellt, weil
man 20 m nicht in eins hätte überwinden können. Kann man anhand dieser Abstände eine ungefähre zeitliche Einordnung festmachen?
Im Befahrerhandbuch steht, dass im 16. Jhd. mit den damaligen Seilen Abstände von etwa 30 m machbar waren, dann müsste diese
Anlage ja wohl älter sein, aber wieviel? Aus den Profilen oder den Arbeitsspuren lässt sich nicht besonders viel lesen, da die Schächte im
18. Jhd teilweise nachgerissen worden sind.
Der von oben gezählt vierte Schacht ist in der Mitte durch einen Absatz unterbrochen. Hier geht ein Querschlag ins Hangende auf einen
alten Stolln, der wahrscheinlich aus dem späten Mittelalter stammt. Dieser Stolln wurde bis ins frühe 17. Jhd als "Tregestolln" weiter
betrieben.
Der unterste Teil besteht aus zwei Schächten, die parallel verlaufen und im Tiefsten wieder verbunden worden sind. Oben existiert zwischen
diesen beiden Schächten nur eine extrem enge Verbindung, kaum mehr als ein Durchhieb (in der Skizze leider zu breit gezeichnet).
Kurioserweise geht vom östlichen Schacht auf halber Höhe eine Strecke ab, die in einen Abbau führt und es wurde im Schacht eine Haspel aufgestellt.
Über dieser war der Schacht verbühnt und teilweise verfüllt. Die Frage ist natürlich, wie dieser Schacht überhaupt aufgefahren worden ist,
denn von dem Mauseloch aus hat sich bestimmt niemand in die Tiefe vorgearbeitet. Am ehesten ist der odere Teil als Überhauen angelegt worden.
Im Tiefsten verläuft wieder ein Stolln, der sicher ins 16. Jahrhundert datiert werden kann. Interessant ist, dass der große Abbau östlich der
Schächte praktisch auf jeder "Sohle" durch sehr kleine Verbindungsstrecken angeschlossen wurde. Meine Interpretation wäre, dass es in diesem Bereich
vielleicht eine Grubenfeldgrenze gab und diese Verbindungen nur zu Bewetterungszwecken hergestellt wurden. Eine Markscheide oder sonstige Zeichen
waren in dem Dreck aber nicht auszumachen. Bei dem Abbau können wir recht sicher sagen, dass er einen eigenen Schacht nach übertage hatte.
Der westliche Schacht scheint ziemlich einbdeutig zur Wasserhaltung genutzt worden zu sein. Im Tiefsten befindet sich ein ausgeschlägeltes Becken
und im vierten Schacht gibt es besagten Querschlag auf den Stolln. Es wäre also denkbar, dass das Wasser hier per Haspel bis zum Querschlag
gefördert und dann durch den Stolln abgeleitet wurde.
Daher konkret zwei Fragen:
1) Sind vergleichbare Anlagen zur Wasserhaltung woanders schon mal gefunden worden?
2) Warum zwei parallele Schächte?
Über Kommentare und Alternativen zu diesen Interpretationen würde ich mich freuen.
Die Befunde will ich hier gerne zur Diskussion stellen, insbesondere Parallelen zu anderen mittelalterlichen Gruben wären wichtig.
Hier erst einmal ein Grundriss vom besagten Objekt. Ich bitte, die etwas willkürlichen Sohlenfarben zu entschuldigen.
Es handelt sich um ein System aus insgesamt 6 abgesetzten tonnlägigen Schächten, die entsprechend des Gangeinfallens angelegt wurden.
Die gesamte Tiefe von der Erdoberfläche aus beträgt fast 60 m, das Einfallen nimmt nach unten hin zu, weshalb die letzten Schächte
im Riss auch so verkürzt dargestellt sind.
Die Länge der einzelnen Abschnitte beträgt zwischen 10 und 15 m, bei Neigungen von 40 bis fast 80 Grad. Einer der Schächte ist nach 10 m
abgesetzt, ohne dass von diesem Absatz irgendwelche Seitenstrecken abgehen, also hat man hier wohl eine Haspel aufgestellt, weil
man 20 m nicht in eins hätte überwinden können. Kann man anhand dieser Abstände eine ungefähre zeitliche Einordnung festmachen?
Im Befahrerhandbuch steht, dass im 16. Jhd. mit den damaligen Seilen Abstände von etwa 30 m machbar waren, dann müsste diese
Anlage ja wohl älter sein, aber wieviel? Aus den Profilen oder den Arbeitsspuren lässt sich nicht besonders viel lesen, da die Schächte im
18. Jhd teilweise nachgerissen worden sind.
Der von oben gezählt vierte Schacht ist in der Mitte durch einen Absatz unterbrochen. Hier geht ein Querschlag ins Hangende auf einen
alten Stolln, der wahrscheinlich aus dem späten Mittelalter stammt. Dieser Stolln wurde bis ins frühe 17. Jhd als "Tregestolln" weiter
betrieben.
Der unterste Teil besteht aus zwei Schächten, die parallel verlaufen und im Tiefsten wieder verbunden worden sind. Oben existiert zwischen
diesen beiden Schächten nur eine extrem enge Verbindung, kaum mehr als ein Durchhieb (in der Skizze leider zu breit gezeichnet).
Kurioserweise geht vom östlichen Schacht auf halber Höhe eine Strecke ab, die in einen Abbau führt und es wurde im Schacht eine Haspel aufgestellt.
Über dieser war der Schacht verbühnt und teilweise verfüllt. Die Frage ist natürlich, wie dieser Schacht überhaupt aufgefahren worden ist,
denn von dem Mauseloch aus hat sich bestimmt niemand in die Tiefe vorgearbeitet. Am ehesten ist der odere Teil als Überhauen angelegt worden.
Im Tiefsten verläuft wieder ein Stolln, der sicher ins 16. Jahrhundert datiert werden kann. Interessant ist, dass der große Abbau östlich der
Schächte praktisch auf jeder "Sohle" durch sehr kleine Verbindungsstrecken angeschlossen wurde. Meine Interpretation wäre, dass es in diesem Bereich
vielleicht eine Grubenfeldgrenze gab und diese Verbindungen nur zu Bewetterungszwecken hergestellt wurden. Eine Markscheide oder sonstige Zeichen
waren in dem Dreck aber nicht auszumachen. Bei dem Abbau können wir recht sicher sagen, dass er einen eigenen Schacht nach übertage hatte.
Der westliche Schacht scheint ziemlich einbdeutig zur Wasserhaltung genutzt worden zu sein. Im Tiefsten befindet sich ein ausgeschlägeltes Becken
und im vierten Schacht gibt es besagten Querschlag auf den Stolln. Es wäre also denkbar, dass das Wasser hier per Haspel bis zum Querschlag
gefördert und dann durch den Stolln abgeleitet wurde.
Daher konkret zwei Fragen:
1) Sind vergleichbare Anlagen zur Wasserhaltung woanders schon mal gefunden worden?
2) Warum zwei parallele Schächte?
Über Kommentare und Alternativen zu diesen Interpretationen würde ich mich freuen.