Antikes Erzgebirge

[EnoM]

Ein streitbarer Mensch, der nicht das erste Mal Fettnäpfchen sucht und auch reintritt...
Vielleicht etwas zu kurzfristig angekündigt - für Donnerstag 17. Juli

[Nobi]

Naja, wenn sich ein Chronist auf einen anderen Chronisten bezieht, kann das schon ein bisschen wie "Stille Post" sein ...

Ptolemäus (siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Geographike_Hyphegesis) beschreibt ja auch nur das "Sudetische Gebirge" (http://www.cyclopaedia.de/wiki/Sudeti-montes), dass im Laufe der Zeit auch immer mal wieder woanders hininterpretiert wurde. (siehe auch http://www.spiegel.de/spiegel/a-719602.html, wo es den Frankenwald bezeichnet). Bergbau erwähnt er nicht und nur aus der geografischen Bekanntheit darauf zu schließen ...
Hier kann man auch ganz gut sehen, dass es im Bereich des Erzgebirges auch keine der lokalisierten Orte gab - warum?

Frühen Bergbau gab es aber scheinbar im sächsichen Erzgebirge, aber sicherlich nur temporär und oberflächlich. Ausgrabungen Anfang der 90er Jahre am Auersberg deuten jedenfalls auf sowas hin. Habe irgendwo noch den entsprechenden Zeitungsartikel rumlagern.

[Jan]

Ich habe den guten Mann schon einmal live erlebt... Seine Thesen sind sehr dürftig unterlegt, nichts wirklich stichhaltiges und selbst der Unterhaltungswert ist eher mäßig...

[Uran]

Auweia. Selbst wenn Ptolemäus den Schneeberg benannt haben sollte, ist immer noch die Frage, welchen Schneeberg er meinte. Zum Beispiel diesen? Der Gipfel des Śnieżnik (Glatzer Schneeberg). Der liegt zwar im Riesengebirge, ist aber gleich neben dem Sudetengebirge. Ich glaube nicht das Ptolemäus sich als Geograph derartig geirrt haben sollte. Ob das eine Erfindung von Albinus ist, sei dahingestellt. Möglicherweise hat Albinus auch schon bei Agricola abgeschrieben. Zumindest zitiert er ihn sehr oft. Ptolemäus hat zwar einen Schneeberg erwähnt, aber wo steht da bitte etwas von Bergbau? Von der reinen Erwähnung auf Bergbau zu schließen ist schon sehr grenzwertig. Wenn der Schneeberg schon als eine bedeutende Erzlagerstätte bekannt war, wieso fand man dann 1470 noch so gewaltige Silbermengen?

[Falafel]

@ Uran: Das Silber ist eben in der Zeit zwischen Antike und Spätmittelalter nachgewachsen

Ansonsten finde ich die Thesen (und die Methodik) auch ausgesprochen dürftig. Ich denke zwar, dass eine zeitliche Vorverlegung vor das 15. Jh. ziemlich sicher ist, aber wohl nicht vor das Hochmittelalter! Ohne dass ich ein ausgewiesener Kenner des Obererzgebirges bin, würde ich meinen, dass antiker Bergbau auch als Befund belegbar sein sollte. Wenn schon nicht mit einer Grubenanlage, dann zumindest mit Siedlungsrelikten. Oder sind da Römer nur in den Sommerferien zum zelten gekommen???

Glück Auf!
Stephan

[Nobi]

Oder sind da Römer nur in den Sommerferien zum zelten gekommen???

Die Römer waren nachweislich auf dem Schneeberg und haben auch Bergbau betrieben. Martin Römer z. B.

[Uran]

Sie waren sogar zu zweit. Sein Bruder Niklas Römer war auch mit von der Partie.

[Uran]

Oder sind da Römer nur in den Sommerferien zum zelten gekommen???

Ja. Die nördlichste Grenze des römischen Reiches bildete die Donau. Das sollte allerdings bekannt sein. Im Verlaufe eines Feldzuges 6 n. Chr. drangen sie bis in den Egergraben vor. Damit ist die Idee vom Bergbau der Römer im heutigen Sachsen völliger Quatsch.

Jetzt habe ich erst mitgeschnitten, das er auch mit Georg Körner im Bunde ist. Dieser gute Mann, seines Zeichens Pfarrer in Bockau, hat 1758 das Werk "Philologisch-historische Abhandlung von dem Alterthume des böhmischen Bergwerks", veröffentlicht. Hier werden auch ziemlich abstruse Theorien gepflegt.

[Mannl]

Ich stelle mir die Frage, ob es zur damaligen Zeit notwendig war in diesem Gebirge nach Erzen zu suchen, oder gab es zugänglichere Lagerstätten, die den Bedarf deckten ?
Nicht zuletzt waren damals sicher gewisse geographische Barrieren gegeben, die es nicht lohnte/unmöglich war zu überwinden ...
Das Vordringen in unbekanntes Gebiet hat sich wohl hauptsächlich über Flussläufe abgespielt.
Ebenso der darauffolgende Handel. Hier im Erzgebirge sind die Flussläufe doch eher unwegsam ....

Nichts desto trotzt, lieber eine starke Behauptung, als ein schwacher Beweis ...

Dennoch interessantes Thema !

[Nobi]

Hier mal der angesprochene Bericht aus der "Freien Presse".