Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

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Geophon
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Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von Geophon »

Halli Hallo,

Seit etwa einem Jahr arbeite ich an einer Dokumentation der Grube Morgenstern samt
Neuer Morgenstern Erbstolln am Muldenberge bei Freiberg. Erklärtes Fernziel ist es,
irgendwann einmal eine Publikation daraus zu machen.

Da es sich bei der Grube um ein Objekt handelt, das den meisten hier im Forum
bekannt sein dürfte, und da ich gehört habe, dass sich bereits einige Leute genauer
mit diesem Grubengebäude befasst haben :cool: , möchte ich hier gerne zu einem
Wissensaustausch anregen. Wenn jemand historische oder neuere Bilder,
Befahrungsberichte, oder vielleicht sogar Rechercheergebnisse hat, bitte ich hiermit
darum, sie hier einzustellen oder mir per PN zukommen zu lassen. Auch jede andere
Form von Mitarbeit oder Kritik ist erwünscht.
Ich werde versuchen, in regelmäßigen Abständen hier den Zwischenstand meiner
Nachforschungen einzustellen.

Interessant wäre auch, die heutige Situation der Grube mit der von vor, sagen wir mal
20-30 Jahren vergleichen zu können, oder auch nur mit der Situation vor dem
Hochwasser 2002. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das Thema unter Lokalitäten oder
im Fachdiskussionsforum besser aufgehoben ist, habe es aber wegen des eindeutigen
Ortsbezuges erst einmal hier eingestellt.

Mir ist klar, dass dieses Thema kein so großes Interesse hervorrufen wird, wie der
Annaberg-Thread, aber über Beteiligung würde ich mich freuen.

Glück auf!

Geophon
Es wäre auch von nöthen, eine Strafe auf diejenigen zu legen, die nur auf den
Raub bauen, die Ertze auslochen, die Sümpffe und Schächte loshauen, die tiefsten mit
Bergen ausstürtzen und die Oerter, Strecken und Stölln versetzen...

Simon Bogner 1562
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Geophon
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Re: Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von Geophon »

Die folgende Zusammenstellung entspricht dem derzeitigen Wissensstand und ist bestimmt noch nicht vollständig.
Insbesondere zur Anfangszeit der Grube sind noch weitere Erkenntnisse zu erwarten.

Allgemeines:

Die Grube Morgenstern samt Neuer Morgenstern Erbstolln ging aus der sukzessiven Konsolidierung der
Berggebäude Morgenstern Erbstolln, Mittagssonne Erbstolln, Neuer Morgenstern Erbstolln, Alexander
Erbstolln, Glücks-Silberstern Erbstolln, Schwemmspfennig und Felix Erbstolln hervor.
Weitere benachbart liegende Gruben, die zwar im Morgensterner Feld lagen, aber nicht mehr betrieben wurden,
waren "Neuer Segen Gottes", Jacob Stolln, Unschuld Stolln, Johannes oberer und tiefer Stolln und Silberwaage
Stolln. Im Osten grenzte das Grubenfeld an das des Friedrich Erbstolln am Rammelsberge.

Die Gruben Morgenstern und Neuer Morgenstern Erbstolln litten von Anfang an unter zwei Problemen:
einerseits lagen sie dicht an der Mulde, weshalb es eine große Menge an zusetzendem Grundwasser gab,
andererseits lagen sie am Muldenbogen in sehr ungünstigem Terrain, sodass es schwierig wurde,
Aufschlagwasser heranzuführen. Um den Betrieb der Gruben aufrecht zu erhalten, die beide ein hohes
Ausbringen an Silber hatten, wurden nacheinander zwei aufwändige Kunstgräben angelegt: der Alte
Morgensterner Kunstgraben und die Wernerstolln Wasserleitung. Beide sind noch zum Großteil erhalten.

Geschichtlicher Abriss:

Der Bergbau im Morgensterner Feld begann in größerem Umfang erst in der zweiten Hauptperiode des Freiberger
Bergbaus. Die Belehnung der Grube Schwemmspfennig Stolln ist im Jahre 1530 erfolgt. Die benachbarte Grube
Glücks-Silberstern Stolln wird das erste Mal in einem Ausbeutebogen im Jahre 1682 erwähnt. Der gekünstelte
Name ist wohl eine Anspielung auf den Morgenstern Erbstolln, und entspricht den Gepflogenheiten der Grubenbenennung
im 17. Jhd., aber es wird berichtet, dass der Glücks-Silbersterner Erbstolln noch im Jahre 1821 ein Profil von
1,26 m Höhe und 0,6 m Breite aufwieß (wurde später nachgerissen)[1]. Die Grube dürfte also bereits im 16. Jhd.
unter einem anderen Namen betrieben worden sein, wurde auflässig und im 17. Jhd. unter neuem Namen wieder
aufgenommen.

Die erste verlässliche Nennung der Grube Morgenstern Erbstolln selbst ist eine Erwähnung in einem Ausbeutebogen
im Jahre 1559. In einem Lehnbuch findet sich die Erwähnung einer "Morgenstern Fundgrube" sowie der 1. und 2. oberen
Maaß oberhalb der Mulde im Jahre 1547[2]. Allerdings konnte bisher nicht geklärt werden, ob diese Grube mit
Morgenstern Erbstolln zusammenhängt. Bemerkenswerterweise wurde erwähnt, dass diese Grube auf einen bereits in
einer alten Pinge aufgeschlossenen Gang baute. Im Gelände wurde auch tatsächlich eine Pinge gefunden, an die sich
Altbergbau aus dem 16. Jhd anschließt. Wenn es sich dabei um die "Morgenstern Fundgrube" handeln sollte, dürfte
der Bergbau am Muldenberge schon vor dem 16. Jhd. begonnen haben.

Die Grube Morgenstern Erbstolln lieferte nachweislich von 1559 bis 1593 Ausbeute. Im 17. Jhd. findet sich keine Erwähnung
der Grube, was aber nicht bedeuten muss, dass sie nicht betrieben wurde.
Ein großes Problem in der Zuordnung ist, dass es mehrere Bergwerke mit dem Namen Morgenstern gab. Die dem Erzausbringen nach
bedeutendste baute auf den Thurmhof Stehenden und lag zwischen Thurmhof obere 9. Maß und "Narrenfresser". Diese
Grube Morgenstern wird in einem Ausbeutebogen im Jahre 1546 das erste Mal als "Morgenstern vor der Stadt"
erwähnt. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass es in den Akten über die Zeit zu Verwechslungen beider Gruben kam.
Entsprechendes wird auch in einer Beschreibung der Freiberger Revierstolln im Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Jahre
1876 vermutet[3].

Erst ab dem Jahr 1709 wird die Grube Morgenstern am Muldenberge wieder erwähnt. In einem kurz gefassten geschichtlichen
Abriss[4] wird erzählt:

"Im 18. Jhd. gibt die Grube abwechselnd Ausbeute oder erbittet Zubuße. Eine Glanzperiode sind die
Jahre 1765-1772, wo infolge reichen Ausbringens eine Ausbeute von bis zu 12 Fl. je Kux gegeben werden konnte. Dieser
Reichtum beruht auf einem Erzgewinn auf dem Kreuze des Guten-Morgen-Spates mit dem Morgensterner Morgengang.
Dieses Kreuz wurde in der Tiefen Stollnsohle angefahren und unter- und oberhalb des Stollns erfolgreich
abgebaut. Unter den Silbererzen überwog der Argentit."

Interessant ist, dass hier der Tiefe Stolln explizit erwähnt wird. Bei diesem handelt es sich um den
Morgenstern Erbstolln, der auch heute noch fahrbar ist. Der Abbau zuvor ging auf einer oberen Sohle um, die
in den Rissen nur fragmentarisch eingetragen ist. Ein Spezialriss von Schwamkrug aus dem Jahre 1843 belegt
allerdings, dass sich auch auf diesem älteren, Oberen Stolln Abbaue befanden[5]. In einem Riss von 1754
ist der Tiefe Stolln gerade bis an das Kreuz des Morgensterner Morgenganges mit dem Guten-Morgen Spat
vorgedrungen. Etwa zu dieser Zeit wurde auf dem Niveau des Tiefen Stolln eine Radstube in den "Neuen Huthausschacht"
eingebaut und der obere Stolln zu einer Aufschlagrösche umfunktioniert. Von da an hieß der Schacht ab dem Niveau des
heutigen Wernerstollns der Alte Kunstschacht. Das nötige Antriebswasser wurde aus dem
"Segen Gottes Kunstgraben" abgezweigt, der später nur noch als Alter Morgensterner Kunstgraben bezeichnet wurde.

Ebenfalls in diese Zeit fällt die erste Erwähnung des Neuen Morgenstern Erbstollns:

"Der Neue Morgenstern Erbstolln hatte schon von 1742-1840 in Produktion gestanden und 1809-1829
beträchtliche Überschüsse verteilt. 1817 war mit dem Neuen Morgenstern Erbstolln der Alexander
Erbstolln auf Hilbersdorfer Flur konsolidiert worden, der 1734-1817 Erze ausgebracht hatte, ohne
aber Überschüsse verteilen zu können[4]."

Bis zum Jahre 1791 wurde der Tiefbau in der Grube Morgenstern Erbstolln bis zur 1/2 9. Gezeugstrecke
niedergebracht. Ebenfalls im Jahre 1791 wurde der Alte Kunstschacht bis nach übertage hochgebrochen
und zum Treibeschacht ausgebaut.
Ab ca. 1800 kam es zu vermehrten Schwierigkeiten mit der Wasserhaltung, trotz des
zwischenzeitlichen Abteufen des "Neuen Kunstschachtes" und dem Bau einer zweiten Radstube.
Infolge dessen soff die Grube bis zur Erbstollnsohle ab, sodass der Betrieb ab 1807 mehr oder weniger zum Erliegen
kam. Es wurde nur noch "Nachlesebergbau" oberhalb der Tiefen Stollnsohle betrieben. 1846 wurde Morgenstern
Erbstolln mit dem Neuen Morgenstern Erbstolln konsolidiert.

In den Jahren 1830 bis 1852 wurde die Wernerstolln-Wasserleitung angelegt, um die Wasserhaltung der Gruben
Morgenstern und Neuer Morgenstern zu verbessern. Ihren Zweck hat diese Wasserleitung nie vollständig erfüllen
können, denn bereits 1859, im Jahr der Fertigstellung kam es zu einem Streit mit der an der Mulde gelegenen Pulvermühle
über die Verteilung des Aufschlagwassers, in dessen Folge etwa zwei Drittel des Wassers an die Pulvermühle abgegeben
werden mussten. Dadurch stand der Grube in den Sommermonaten weiterhin zu wenig Wasser zur Verfügung,
um die Kunsträder anzutreiben, sodass schließlich 1860 eine Dampfmaschine zur Wasserhebung auf dem Neuen
Morgensterner Abrahamschacht aufgestellt werden musste[6]. Durch die Wasserleitung gewann die Grube aber
eine Kunstradhöhe dazu.
Das neue Kunstrad wurde im östlichen Abrahamschacht oberhalb des ehemaligen unterschlächtigen Kunstrades
eingebaut. Das verbrauchte Aufschlagwasser wurde dann auf die zweite Radstube im westlichen Abrahamschacht und das
übertägige Kunstrad am Morgensterner Davidschacht aufgeteilt. Aber die Wasserhaltung der Grube ist noch mal eine
Geschichte für sich...

Zwischenzeitlich wurden die alten Morgensterner Baue 1853 bis zur 2. Gezeugstrecke gezäpft, als es zum Durchschlag
mit dem 2. Gezeugstreckenort vom Neuen Morgenstern kam. Die Wässer mussten über den Abrahamer Kunstschacht gehoben werden.
1859 wurde Morgenstern samt Neuer Morgenstern Erbstolln von der Gewerkschaft Himmelfahrt Fundgrube erworben.
Bereits ein Jahr später, 1860 begann man, den Neuschacht abzuteufen, mit dem man die Tiefbaue auf dem Guten-Morgen-Spat
sümpfen und wieder aufnehmen wollte. Zustätzlich wurde ein Flügel des Rothschönberger Stollns bis an die Grube herangeführt,
der allerdings erst 1881 durchschlägig wurde. Solange mussten die Wässer über den Neuschacht und die Abrahamschächte
gehoben werden. Ebenfalls 1860 wurde der Mittagssonne Stolln als Beilehn wieder aufgenommen und aufgewältigt.
Im Jahre 1862 wurde auf dem Guten-Morgen-Spat der Durchschlag mit dem Königlich-Verträglichen-Gesellschaft-Stolln erzielt.

Zu größeren Aktivitäten kam es erst wieder unter der Wismut.

Das Erkundungsrevier "Muldenhütten" bestand von 1948 bis 1950 als Teil des Objektes 15 - Freiberg.
Die Erkundung der Grube durch die SAG Wismut erfolgte ab 1945 durch den Huthausschacht (als Schacht 115 bezeichnet)
und die Wernerstolln-Rösche. Diese wurde im nördlichen Teil um ca. 1 m nachgerissen, zu der Zeit wurde auch das
Sprengmittellager in dem Stolln angelegt. Das Füllort des Alten Kunstschachtes wurde von der Wismut nachgerissen,
um einen Haspel aufzustellen. Ebenfalls wurde der westliche Abrahamschacht wieder aufgewältigt, bekam aber keine
Schachtnummer.

Die Versuchsabbaue der Wismut lagen alle auf dem Morgensterner Morgengang, auf dem eine Uranvererzung mit ca. 20 g / m^2
Gangfläche nachgewiesen wurde[7]. Die Abbaublöcke erreichten etwa 30 m Firstenhöhe, wodurch der obere Stolln in diesem
Bereich wahrscheinlich komplett vernichtet worden ist. Am Neuen Kunstschacht hat die Wismut ein Ziegelgewölbe eingerissen,
um auch hier einen Haspel aufzustellen. Hier findet sich eine Jahrestafel von 1948, die wahrscheinlich anlässlich dieser
Arbeiten eingeschlagen wurde. In dem Bereich gibt es auch eine kleine Feldstrecke, an der man sieht, dass sich die Abbaue
noch bis ca. 5 m unter die Erbstollnsohle fortsetzen. Da das Vorkommen nicht ergiebig genug war, wurde von einer Untersuchung
der tieferen Sohlen abgesehen.


Zuletzt kam es in den 1860er und 1870er zu einem geringen Betrieb, der vom
Abraham- und Davidschacht des Neuen Morgenstern Erbstollns aus unternommen wurde.

Quellen:
[1] Plattner, Gätzschmann: "Über eine wahrscheinlich secundäre Bildung von Arsenkies auf der Grube Morgenstern Erbstolln"
in: Jahrbuch für den Berg- und Hüttenmann 1851, S. 40

[2] BAF/C/29/Lit.E, S. 146b

[3] Gätzschmann: "Bemerkungen über geschichtliche und andere Verhältnisse einiger älterer Stölln und Gruben des Freiberger
Revieres" in: Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen 1876, S. 22 (bzw. S. 270)

[4] Geschichtlicher Abriss der Grube Morgenstern Erbstolln am Muldenberge (BA Signatur 40174 PS17 LF1185)

[5] BAF 40040, MF 22756

[6] Förster, L. R. "Beschreibung der Wernerstolln-Wasserleitung" in: Jahrbuch für den Berg- und Hüttenmann auf das Jahr 1863,.

[7] Chronik der Wismut, 2.2.9.1 S. 2 (S. 1799)

edit: ein paar Rechtschreibfehler korrigiert und Umbrüche geändert.
Zuletzt geändert von Geophon am Di. 02. Apr 13 23:28, insgesamt 2-mal geändert.
Es wäre auch von nöthen, eine Strafe auf diejenigen zu legen, die nur auf den
Raub bauen, die Ertze auslochen, die Sümpffe und Schächte loshauen, die tiefsten mit
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Simon Bogner 1562
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Siggi
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Re: Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von Siggi »

@Geophon, du benutzt den Begriff "Berggebäude".
Mir ist das, aus der Kohle, nur als "Grubengebäude" bekannt. Wird das nur in Sachsen so verwand oder auch in anderen deutschen Regionen?

GA
Siggi
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Geophon
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Re: Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von Geophon »

Also der Begriff taucht so in den Jahrbüchern für das (sächsische) Berg- und Hüttenwesen
im 19. Jahrhundert auf und wurde auch in dem zitierten kleinen Aufsatz [4] verwendet.
Dabei handelt es sich um einen leider nicht datierten Schreibmaschinendurchschlag,
der aber zwischen 1970 und 1980 geschrieben worden sein muss.
In der Freiberger BSA schreibt der Jobst durchgängig von Grubengebäuden.
Möglich, dass der Begriff veraltet ist und nur in Sachsen benutzt wurde.
Es wäre auch von nöthen, eine Strafe auf diejenigen zu legen, die nur auf den
Raub bauen, die Ertze auslochen, die Sümpffe und Schächte loshauen, die tiefsten mit
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Simon Bogner 1562
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Ludewig
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Re: Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von Ludewig »

Als Berggebäude wurde früher die Gesamtheit einer Bergwerksanlage bezeichnet, also ÜT und UT. Der Begriff ist eigentlich nur noch den Leuten geläuffig die des öfteren das sächsische Bergarchiv benutzen und vor allem den Aktenbestand des 17. - 19. Jahrhunderts. Bei mir hat sich dieser Begriff schon sehr frühzeitig fest gefressen. Das es regionale Unterschiede gibt ist wohl klar.....

Glück auf! Lutz
Was war zuerst da, der Durst oder das Bier?

http://www.unbekannter-bergbau.de
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Geophon
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Re: Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von Geophon »

Im "Wörterbuch der deutschen Sprache" von Joachim Campe aus dem Jahre 1810
steht der Begriff Berggebäude als ein Synonym für Grubengebäude.
Ich kannte den Begriff bislang auch als Bezeichnung für die Gesamtheit aller über-
und untertägigen Anlagen eines Bergwerks. Hab wohl zuviel Zeit im Bergarchiv
verbracht...

Derzeit arbeite ich an einem Riss, der etwa aus dem Jahre 1800 stammt.
Auf dem ist ein abgesetzter Schacht abgebildet und die Länge der einzelnen
Teilstücke wird in "Fahrten" angegeben (z.b. 6 1/12 Fahrten, 5 3/12 Fahrten...).
War das in Freiberg um die Zeit eine gängige Längenangabe?
Und wenn ja, wie lang war dann eine "Fahrt"? Nach neueren Rissen hatte das
zweite Teilstück des Schachts eine Länge von 31 m.
Damit käme man bei 3 1/12 Fahrten auf eine Länge von 10,05 m pro Fahrt?
Es wäre auch von nöthen, eine Strafe auf diejenigen zu legen, die nur auf den
Raub bauen, die Ertze auslochen, die Sümpffe und Schächte loshauen, die tiefsten mit
Bergen ausstürtzen und die Oerter, Strecken und Stölln versetzen...

Simon Bogner 1562
Falafel
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Re: Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von Falafel »

1 Fahrt = 12 Ellen = 6,84 m
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Geophon
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Re: Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von Geophon »

Danke für die Angabe. Damit wäre die Länge des Abschnitts etwa 21 m.
Das kommt auch ganz gut hin, bei den 31 m habe ich mich verschrieben :oops:
Das hätten auch 21 m sein sollen.
Es wäre auch von nöthen, eine Strafe auf diejenigen zu legen, die nur auf den
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Simon Bogner 1562
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axel
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Re: Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von axel »

Falls es sich um diesen Riss hier handelt ...

http://www.deutschefotothek.de/obj90010931.html

... da gibts rechts auch einen Maßstab zum nachmessen.

GA
axel

PS: Von der Machart her, handelt es sich um die Zeichnung eines Bergstudenten. Ich würde den Riss daher am ehesten dieser Ausarbeitung zuordnen:

„Christian Ehregott Repmann: Die Schacht Foerderung bei der Grube Neuer Morgenstern Erbst. am Muldenberge betr., Freiberg, in der No. 8ten W. des Qu. Rem. 1799.“ (Wiss. Altbestand der Bibliothek der TU Bergakademie Freiberg, Bestand: Bergmännische Spezimina, Nr. 371)
„Die Stadt Freyberg ist unter allen Meißnischen Städten wohl die größte,
und vor andern berufen, wegen der gesunden Lufft des Bergwercks…“
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Re: Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von Geophon »

Ja, das ist der Riss. Den Maßstab habe ich auch gesehen, aber mir war die Maßeinheit
einer "Fahrt" bislang nicht geläufig.

Die Arbeit im Altbestand werde ich mir mal ansehen, die müsste ungefähr zu der Zeit entstanden sein,
kurz nachdem der Huthausschacht umgebaut wurde. Danke für den Hinweis.
Es wäre auch von nöthen, eine Strafe auf diejenigen zu legen, die nur auf den
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Simon Bogner 1562
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Re: Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von Pöhlberger »

:gruebel:
Der Riss in der Fotothek ist als Morgenstern Erbstolln in Pöhla angegeben.
Ihr redet aber über den Morgenstern Erbstolln bei Freiberg...
Ist der Eintrag in der Fotothek falsch?
Der Pöhlaer Stolln hat doch sicher keinen solchen Schacht?

GA Uwe
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axel
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Re: Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von axel »

Tatsächlich! Das ist eindeutig ein Fehler in der Bildbeschreibung.

GA Axel
„Die Stadt Freyberg ist unter allen Meißnischen Städten wohl die größte,
und vor andern berufen, wegen der gesunden Lufft des Bergwercks…“
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Geophon
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Re: Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von Geophon »

Der Riss zeigt eindeutig den Huthausschacht/Alten Kunstschacht von Morgenstern
Erbstolln. Da ist wohl was bei der Lokalisierung schief gelaufen.
Es wäre auch von nöthen, eine Strafe auf diejenigen zu legen, die nur auf den
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Simon Bogner 1562
Uran
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Re: Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von Uran »

ich bi noch aaner ven altn Schlog, on bleib aa, wi ich bi.
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EnoM
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Re: Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von EnoM »

Pöhla kann man ausschliessen - diese dargestellte Teufe ist unrealistisch, ebenso die Nennung der Gezeugstrecken.
Nur wer die Sehnsucht kennt, weiß was ich leide.
(CvD)
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Re: Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von Uran »

Es ist Muldenhütten, allerdings nicht der Alte Kunstschacht. Auf dem Riß sind alte Haspelschächte zu sehen. Der Alte Kunstschacht wurde unter teilweiser Ausnutzung der Haspelschächte von der 3. Gezeugstrecke bis zur 8. Gezeugstrecke durchgefahren und besitzt einen Pumpensumpf.
ich bi noch aaner ven altn Schlog, on bleib aa, wi ich bi.
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Geophon
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Re: Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von Geophon »

Es ist Muldenhütten, allerdings nicht der Alte Kunstschacht. Auf dem Riß sind alte Haspelschächte zu sehen. Der Alte Kunstschacht wurde unter teilweiser Ausnutzung der Haspelschächte von der 3. Gezeugstrecke bis zur 8. Gezeugstrecke durchgefahren und besitzt einen Pumpensumpf.
Zumindest auf einem Riss von 1791 wird auch der Schachtteil zwischen Oberem Stolln (später Wernerstolln)
und dem Tiefen Stolln als "Alter Kunstschacht" bezeichnet. In oder an diesem Abschnitt müsste
sich auch die Radstube des Kunstschachtes befunden haben.
Es wäre auch von nöthen, eine Strafe auf diejenigen zu legen, die nur auf den
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Uran
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Re: Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von Uran »

Möglich. Allerdings mußt du mir zustimmen, das diese kurzen Haspelschächte für ein Kunstgezeug völlig ungeignet sind.
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Re: Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von Geophon »

Uran hat geschrieben:Möglich. Allerdings mußt du mir zustimmen, das diese kurzen Haspelschächte für ein Kunstgezeug völlig ungeignet sind.
Da gebe ich dir völlig Recht. Mir scheint, da haben sich über die Zeit einige Bezeichnungen vermischt.

Um mal zusammenzufassen: Ursprünglich handelt es sich bei dem abgesetzten Schacht
um den Huthausschacht (den Neuen übrigens, der Alte lag weiter nördlich). Bislang
ist mir nicht bekannt, wann der abgeteuft wurde.
Im Jahr 1756 wurde geplant, in den Abschnitt zwischen dem Oberen Stolln und dem Tiefen Stolln
eine Radstube anzulegen. Der dazugehörige Kunstschacht muss also auch zu dieser Zeit
begonnen worden sein. 1791 wurde dieser Abschnitt im Bereich des heutigen Wismut-Füllortes
bis übertage hochgebrochen und der "Alte Kunstschacht" zum Treibeschacht ausgebaut.
Die Förderung erfolgte, wie auch auf dem Abraham-Schacht, mit einem Pferdegöpel.

Von da an scheint mit "Huthausschacht" nur noch der erste Abschnitt des alten Schachtes
von übertage bis zur Oberen Stollnsohle bezeichnet worden zu sein. Der Treibeschacht
hingegen hat anscheinend die Bezeichnung "Alter Kunstschacht" behalten, auch wenn
er zu diesem Zeitpunkt nicht mehr dazu diente.
Es wäre auch von nöthen, eine Strafe auf diejenigen zu legen, die nur auf den
Raub bauen, die Ertze auslochen, die Sümpffe und Schächte loshauen, die tiefsten mit
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Re: Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von Uran »

Soweit ich das sehe, ist der Schacht auf der 3. Gezeugstrecke abgesetzt. Das macht aber für einen Kunstschacht keinen Sinn. Bei einem Treibeschacht durchaus möglich.
ich bi noch aaner ven altn Schlog, on bleib aa, wi ich bi.
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Re: Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von Geophon »

Auf dem Grubenriss von Steeger und Weinhold (BA Signatur: 40040 MF 16647-16650)
ist der Schacht durchgängig eingezeichnet. Der oberste Abschnitt wird als "Huthausschacht"
bezeichnet, der Rest von der Erbstollnsohle bis zur 1/2 9. Gezeugstrecke als
"Kunstschacht". Allerdings wurde der Riss auch von 1849 bis 1875 nachgetragen...

Vermutlich wäre es keine gute Idee, den Ausschnitt eines Risses aus dem Bergarchiv
hier einzustellen, auch wenn es keine Veröffentlichung ist?

Anbei ein Blick von der Wernerstolln-Sohle aus in den Huthausschacht :wink:
Dateianhänge
Blick nach oben in den Huthausschacht
Blick nach oben in den Huthausschacht
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Raub bauen, die Ertze auslochen, die Sümpffe und Schächte loshauen, die tiefsten mit
Bergen ausstürtzen und die Oerter, Strecken und Stölln versetzen...

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Re: Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von partikel »

Geophon schrieb (26.3.):
"Zuletzt kam es in den 60er und 70er zu einem geringen Betrieb, der vom
Abraham- und Davidschacht des Neuen Morgenstern Erbstollns aus unternommen wurde."

Welches Jhd.?
In den 1970er Jahren war doch dort nur noch Hüttenbetrieb.
Oder wurde da "Abfall" entsorgt, was durchaus möglich wäre?

Glück Auf!
Rainer
! Helft mit, das Thema Altbergbau in der "normalen Bevölkerung" vom Image des Bergschadens auf Kulturniveau anzuheben !
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Re: Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von Geophon »

partikel hat geschrieben:Geophon schrieb (26.3.):
Welches Jhd.?
In den 1970er Jahren war doch dort nur noch Hüttenbetrieb.
Oder wurde da "Abfall" entsorgt, was durchaus möglich wäre?
Danke für den Hinweis. Natürlich 19. Jhd.

Hinweise darauf, dass dort Hüttenabfälle untertage verbracht wurden, habe ich bislang nicht
gefunden. Allerdings befindet sich der Huthausschacht direkt unter dem alten Absetzbecken
der Hütte, sodass von dort einige leckere Stoffe eingedrungen sind.
Scheinbar hat auch die ehemalige Abdeckerei ihr Tierfett illegal über einen
der Schächte entsorgt, welches nun auf der 2. Gezeugstrecke vor sich hin wabbelt :shock: ...
Über die Gestängeschächte an den Abrahamschächten sind mit der Zeit Schlacken
von der Halde abgerutscht. Und über die Hüttenrösche sind einige Kubikmeter Hüttenschlamm
in die Abrahamschächte abgeflossen, bevor die Abzugrösche 2002 wieder freigespült wurde.

Aber das war alles keine planmäßige Abfallentsorgung :wink: ...
Zuletzt geändert von Geophon am Di. 02. Apr 13 23:31, insgesamt 1-mal geändert.
Es wäre auch von nöthen, eine Strafe auf diejenigen zu legen, die nur auf den
Raub bauen, die Ertze auslochen, die Sümpffe und Schächte loshauen, die tiefsten mit
Bergen ausstürtzen und die Oerter, Strecken und Stölln versetzen...

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markscheider
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Re: Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von markscheider »

Geophon hat geschrieben:Scheinbar hat auch die ehemalige Abdeckerei ihr Tierfett illegal über einen
der Schächte entsorgt, welches nun auf der 2. Gezeugstrecke vor sich hin wabbelt :shock: ...
Für eine Unschlittfroschbefahrung ist das natürlich der Idealfall.
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Re: Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von Uran »

In Muldenhütten gab es ein Reinstsiliziumwerk. Die Abwässer wurden über das Muldenhüttener Revier entsorgt. Hab mich Ender der 80ziger mal damit befaßt. Weiß aber nicht ob ich da noch irgendwo Unterlagen habe.
ich bi noch aaner ven altn Schlog, on bleib aa, wi ich bi.
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Geophon
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Re: Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von Geophon »

Das Abwasser dürfte dann wahrscheinlich auch über die Hüttenrösche abgeflossen sein...
Ansonsten soll es auf dem Gelände der Hütte noch das "Blaue Gewölbe" gegeben haben,
das wegen seiner Färbung durch Kupfersalze so genannt wurde. Aber ich glaube, das
dürfte nicht an die Rösche angebunden gewesen sein.
Es wäre auch von nöthen, eine Strafe auf diejenigen zu legen, die nur auf den
Raub bauen, die Ertze auslochen, die Sümpffe und Schächte loshauen, die tiefsten mit
Bergen ausstürtzen und die Oerter, Strecken und Stölln versetzen...

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Re: Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von Uran »

Soweit ich weiß, verschwand das UT.
ich bi noch aaner ven altn Schlog, on bleib aa, wi ich bi.
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Re: Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von Geophon »

Soweit ich weiß, verschwand das UT.
Weißt Du da vielleicht noch Näheres drüber? Ich habe im Netz eine Arbeit von einem Herrn
Kunau gefunden, in der es heißt:
Das Industriegelände Muldenhütten verfügte über ein Kanalsystem, das die anfallenden
Produktions- und Sozialabwässer der betrieblichen Abwasserbehandlung zugeführt hat.
Die behandelten Abwässer wurden in den Betriebsgraben eingeleitet. Da ... kein
Übertageaustritt der Wässer bekannt war, ging man davon aus, dass sie im Bereich der
ehemaligen Münze auf das Niveau des Rothschönberger Stollns absinken und in die Triebisch
entwässern.
Tatsächlich war der Betriebsgraben der alte Aufschlaggraben, der mehrere Wasserräder im
Bereich der alten Silberhütte angetrieben hat. Der Graben wurde später überwölbt.
Unter der Münze begann die "Hüttenrösche" oder Tiefe Rösche, über die das verbrauchte
Wasser an den Abrahamschächten vorbei wieder in die Mulde abgeleitet wurde.
Ab 1861 wurde das Wasser aus der Hüttenrösche mithilfe einer Dampfmaschine bis auf das
Niveau der Wernerrösche überhoben, um die Kunsträder der Grube Morgenstern mit
zusätzlichem Aufschlagwasser zu versorgen.

Die Hüttenrösche ging irgendwann nach Einstellung des Bergbaus 1913 zu Bruch, sodass
das später von der Hütte abgeleitete Wasser sich staute und schließlich über die Abrahamschächte
auf die 2. Gezeugstrecke verfiel. Von dort floss es dann über einen Stollnflügel auf den
Rothschönberger Stolln ab.
Es wäre auch von nöthen, eine Strafe auf diejenigen zu legen, die nur auf den
Raub bauen, die Ertze auslochen, die Sümpffe und Schächte loshauen, die tiefsten mit
Bergen ausstürtzen und die Oerter, Strecken und Stölln versetzen...

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Re: Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von Geophon »

Hier eine kleine Abbildung, die die Situation mit den Abwässern verdeutlichen soll.
Quelle für die Zeichnung ist auch hier der Riss von Steeger und Weinhold
(BA Signatur: 40040 MF 16647-16650).
Die in der Abbildung eingezeichneten Grabenabschnitte im Bereich der Hütte
sind alle irgendwann abgedeckt und mit Masse überschüttet worden.

Und ich habe nochmal nachgesehen, es waren die 60er und 70er des 19. Jhds
gemeint... Schande über mich :oops: .
Dateianhänge
huettenroesche.jpg
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Bastl
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Re: Morgenstern Erbstolln bei Freiberg

Beitrag von Bastl »

Das mit den Tierfetten kann ich bestätigen, hier als heller, weiße Bereich zu sehen. Die Aufnahme zeigt einen Trum vom Abraham Scht. (von der 1. Gezeugsstrecke mit Blick auf die 1/2 2. Gezeugsstrecke.
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04.jpg
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