Potosi mit heute wieder mehr als 160.000 Einwohnern ist mit 4065 m die höchstgelegene Großstadt der Welt. Der die Silber- und Zinnlagerstätte enthaltende Cerro Rico ist 4829 m hoch. Die Spanier haben dort u.a. mehr als 46.000.000 kg Silber abgebaut. Die Zahl der dort durch Arbeit umgebrachten Indios wird auf bis zu 8 Millionen geschätzt. Auch heute ist der Berg für die Bergleute noch der "Berg, der die Männer frißt".
Die Indiosiedlung am Fuß des Berges ist vielleicht der einzige Ort auf der Welt, wo man in den Lebensmittelläden neben neueren Grubenlampen auch Dynamitpatronen, Zündschnüre, Zünder, Coca-Blätter und Ammongelit kaufen kann. Die Dynamitpatronen liegen bündelweise in den Regalen, die Säcke mit den Coca-Blättern stehen wie Kartoffelsäcke auf dem Fußboden, und die Säcke mit dem Ammongelit liegen gestapelt wie die Zementsäcke im Baumarkt an der Wand. Für 1 Dynamitpatrone samt Zündschnur und Zünder haben wir 2009 ungefähr 1 € bezahlt: Kleine Gastgeschenke für die Bergleute der Grube, die wir befuhren. Coca-Blätter, Alkohol und Zigaretten sind auch das Opfer, das die Indios dem Tiu (oder Tio) bringen, dessen Statue bald hinter dem Mundloch steht. Für die Indios hört die Macht Gottes am Mundloch auf. Untertage ist der Dämon Tiu mächtig.

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Bild 1: Ein Sack mit Cocablättern, Zündschnur, Zünder, Dynamitpatrone und Ammongelit.

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Bild 2: Wohn"häuser" von Indios neben dem Mundloch. Es gibt in dieser Höhe von mehr als 4.200 m keine Heizung oder fließendes Wasser. Die dunkle Stelle über dem Mundloch stammt von dem Blut von Lamas, die dem Tiu-Teufel geopfert werden.

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Bild 3: In den besten Hotels in Potosi wurden vor wenigen Jahren warmes Wasser und im Bad eine Heizung eingeführt. Wir waren glücklicherweise im September (Frühling) dort. Mein kleiner Tagesrucksack zeigt die Größe des Heizungskörpers. Die Kinder haben Frostbeulen im Gesicht.

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Bild 4: Es ist kalt in Bolivien, selbst die Hausschweine tragen einen Pelz. Wen wundert's?

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Bild 5: 2009 waren erst circa 5.000 km der insgesamt circa 41.000 km Straßen asphaltiert. Unsere Geländefahrzeuge hatten fast täglich einen zerfetzten Reifen. An vielen Stellen am Straßenrad befinden sich wie in Griechenland kleine Gedenk"kapellchen", manchmal mehrere Dutzend. Bei dem Zustand der Reifen ist dies kein Wunder.
Glück auf
Konrad Wiedemann