Das Forum der GAG

Glückauf zusammen,

gestern bekam ich ein altes Foto zu sehen.
Auf dem Foto abgebildet sind hohe Bergbeamt und Markscheider bei einer übertägigen Messung mit einem "Messgerät??"

Das Bild ist betitelt mit "Kreiselmessung".

Kann mir jemand vielleicht erklären, was eine Kreiselmessung ist? Denn diese Frage konnte ich gestern nicht beantworten.

Glückauf,
Arne

Ein Kreisel ist ein "Meridianweiser". Er funktioniert nach dem Prinzip des Kreiselkompasses und damit kann man überall und völlig unabhängig von allen anderen Meßverfahren oder dem Erdmagnetfeld die exakte Nordrichtung feststellen. In der Regel wird der Kreisel mit einem Theodolitaufsatz kombiniert, damit man den Winkel zwischen Meßpunkten in der Grube und dem astronomischen Nord, daß der Kreisel anzeigt, messen kann.
Zu den verschiedenen Richtungen siehe auch http://forum.untertage.com/viewtopic.php?f=2&t=5467

Die modernste Ausführung des Kreisels ist der Gyromat 2000 der DMT.

Einspruch - Euer Ehren...

Ein Kreiselkompaß weist nicht nach "astronomisch Nord"....sondern nach "geographisch Nord". Um den Bezug zu Karten, Gitter oder geodätisch Nord herzustellen, bedarf es der Bestimmung einer Eichkonstante (vergleichbar mit der Nadelabweichung beim Hängezeug) und der Berechnung der Meridiankonvergenz.

Da auf dem eben genannten Bild ein Einsatz des Kreisels - übertage - dargestellt wird, handelt es sich hier mit Sicherheit um die "Eichmessung"....

So....ich hoffe ich habe genug Verwirrung gestiftet....

Für alle, die sich schonmal gefragt haben, was denn das für eine sinnfreie Betonsäule im KG-Mantel vorm Karl-Kegel-Bau in Freiberg ist....die braucht man für die Kreiseleichung...

Astronomisch und Geographisch Nord sind dasselbe.

Wenn wir uns dann schon über Begriffe unterhalten:

Eichung ist nicht, das ist eine amtliche Sache.

Entweder Kalibrierung bei der Bestimmung eines 'Korrekturwertes' für ein Instrument oder Justierung bei einem aktiven Eingriff zur 'Korrektur' in ein Instrument. Auch das erfährt man in Freiberg.

Doppelter Einspruch.....

Astronomisch und Geographisch Nord sind dasselbe.

Landläufig hast du natürlich Recht. Geographisch Nord ist die Nordrichtung die sich aus der reinen physikalischen Erdrotation ergibt. Astronomisch Nord ist diese Rotationsachse ins All verlängert. Dieser Punkt liegt am Nordpol zur Zeit irgendwo knapp neben dem Polarstern. Da man diesen Punkt aber nicht beobachten, also anzielen kann, hat man den Polarstern als Bezugspunkt und in Jahrbüchern Korrekturwerte für die Abweichungen durch Präzession und Nutation der Erdachse erfasst. Da der Kreisel aber physikalisch an die Erdrotation gebunden ist, werden die Kreiselazimute erst über die astronomischen Korrekturen zu astronomischen Azimuten....Daher die Trennung zwischen Geographisch und Astronomisch Nord, denn was nützt einem eine Nordrichtung die man nicht Messen kann...

Wenn man es 100% korrekt machen will muß man statt Geographisch Nord - Kreiselnord sagen... ...denn bei den astronomischen Koordinatensystemen unterscheidet man ja auch noch zwischen konventionellen, mittlerem und momentanen Koordinatensystem...soviele Rotationsachsen hat keine Endkugel auf der ganzen Welt....

Eichung ist nicht, das ist eine amtliche Sache.
Entweder Kalibrierung bei der Bestimmung eines 'Korrekturwertes' für ein Instrument oder Justierung bei einem aktiven Eingriff zur 'Korrektur' in ein Instrument. Auch das erfährt man in Freiberg.

Das war nicht immer so....Die Behörden haben schlicht und ergreifend geklaut. Die Eichung als amtliches Verfahren gibt es erst seit Inkrafttreten des deutschen Eichgesetzes irgendwann Ende der 60er. Vermessungskreisel gibt es schon seit Ende der 20er. Vermutlich daher wird in der einschlägigen Fachliteratur (z.B. Kahmen Vermessungskunde II von 1986) von Eichkonstante E und Eichkorrektur gesprochen, ich selbst hab das zur Jahrtausendwende noch so gehört. Kann aber auch daran liegen das der Herr Kahmen, Österreicher war und ihn daher das deutsche Eichgesetz wenig gestört hat....

Außerdem zeigt das Bild "hohe Bergbeamte und Markscheider"...kann eine derartige Messung noch amtlicher sein?....

Wenn der Arne vieleicht noch rausbekommen könnte wann das Foto gemacht wurde, können wir ja einen Sieger des Begriffsdiskurses küren....

Willy hat geschrieben:Doppelter Einspruch.....

Astronomisch und Geographisch Nord sind dasselbe.

Landläufig hast du natürlich Recht.

Für alle praktischen Belange auch.
Ich konnte ja nicht ahnen, daß Du hier einen hochwissenschaftlichen Diskurs beginnst. Dafür sind dann AdM_Michael und Jörn die kompetenteren Ansprechpartner.

Wenn der Arne vieleicht noch rausbekommen könnte wann das Foto gemacht wurde, können wir ja einen Sieger des Begriffsdiskurses küren....

Ich würde das Foto ja gerne mal sehen.

Für alle praktischen Belange auch.

.......

ja.....ok..................ich geb auf.............


aber das bild hätt ich auch gern gesehen......

Kleiner Nachschlag:

es kommt nicht nur darauf an wer, sondern auch womit der Prozeß durchgeführt wird.

Nur weil eine Amtsperson eine Kalibrierung oder Justierung durchführt wird daraus noch keine Eichung.

Dafür sind spezielle Amtspersonen mit einem entsprechenden Vergleichsmittel gefragt. Hohe Bergbeamten und Markscheider alleine sind dafür leider noch nicht ausreichend.

Beenden wir die Diskussion, da es sonst für alle anderen schnell so langweilig wird, wie in den Univeranstaltungen zu diesen Themen.


Jetzt würde mich aber auch das Bild interessieren. Vielleich können wir ja zumindest den Hersteller und den Typ des Kreisels mit weniger Diskussion bestimmen.

Hallo zusammen,

das Bild muss ich mir leider erst einmal leihen, da es einem Bekannten gehört. Aber ich reiche es nach.

Soweit ich das Bild noch vor Augen habe, ist auf dem Kreiselmesser auch ein Theodolit vorhanden.
Und älter als 1960 ist es auch.

Glückauf,
Arne