Brigadebücher der Wismut
Verfasst: Mi. 21. Sep 11 20:42
Ungeschönte Zeugnisse geben Einblicke ins Leben der Kumpel
Forschungsarbeit zeigt: Wismut-Brigadebücher widerspiegeln authentischer, als man denkt
Bad Schlema. Es ist ein Wettrennen mit der maroden Technik etwa 1800 Meter unter der Erde. Wieder hat ein Wetterkühler schlappgemacht. Das fürchterliche Geheul der Ventilatoren, die das Klima in der Grube bei erträglichen 25 Grad halten sollen, ist verstummt. Die Kumpel der Kühlmaschinenbrigade, die angerückt sind, versuchen zu retten, was oft nur schwer zu retten ist.
So hat sich häufig der Alltag in den Gruben der Wismut abgespielt¨ - in der Öffentlichkeit war damals kaum etwas davon zu hören. Alte Brigadebücher, die jetzt im Museum Uranerzbergbau in Bad Schlema ausgewertet werden, haben allerdings häufig ein authentisches Bild von der Arbeit und dem Leben der Kumpel gemalt.
Aus dem Brigadebuch der Kühlwasserabteilung geht hervor, dass kaum ein Monat verging, in dem nicht irgendwelche Kühler oder Kaltwasserstationen ausfielen. So ereignete sich im Juni 1976 eine Großhavarie, bei der "durch den Bruch eines Siebes Filterkies in den Kreislauf gespült" wurde, "sodass wegen Wassermangel die Grubenwetterkühler ausfielen". So etwas hätte schnell zu einem noch größeren Problem führen können. Ohne Kühlung klettern die Temperaturen in dieser Tiefe schnell auf 60 Grad. Aber in dem Fall ging es glimpflich aus. Durch einen Wochenendeinsatz konnte die Havarie in kurzer Zeit bei geringem Produktionsausfall verhindert werden, berichtet das Brigadebuch. Aber auch später fielen die überalterten Grubenwetterkühler immer wieder aus - die Situation wurde so akut, "dass durch die hohe Ausfallquote nicht mehr genügend zur Verfügung standen". Erst der Bau eines Großtrockners löste Monate später das Problem. Dafür versagten Turbinen an den Kaltwasserstationen - wieder gerieten Klimatisierung und damit Produktion in Gefahr.
Häufig Unfälle
Der Bergmann war nicht immer der strahlende, makellose sozialistische Held, zu dem ihn die Propaganda so gern machte. Auch darüber geben die Brigadebücher Auskunft. 1980 wird im Brigadebuch der Kühlmaschinenabteilung über Disziplinlosigkeiten ihrer Mitglieder berichtet: "So waren es Verstöße gegen die Arbeitsdisziplin, wie Nichteinhaltung der Arbeitszeit, Fehlschichten, vorzeitiges Ausfahren, die unser Kollektiv in Verruf brachten." Häufig gab es Unfälle, weil Kumpel unter Tage unberechtigt mit den E-Loks herumkurvten. Einer kippte mit der Lokomotive um, ein anderer fuhr auf dem Puffer mit und hätte sich beinahe verletzt.
Die mehr als 30 Brigadebücher, die frühere Wismut-Kumpel abgegeben haben, werden jetzt in die Bibliothek des Museums Uranerzbergbau eingeordnet, die im Moment im Aufbau begriffen ist. Die meisten sind ungeschönte Zeit-Zeugnisse.
Glück Auf
Horst
Forschungsarbeit zeigt: Wismut-Brigadebücher widerspiegeln authentischer, als man denkt
Bad Schlema. Es ist ein Wettrennen mit der maroden Technik etwa 1800 Meter unter der Erde. Wieder hat ein Wetterkühler schlappgemacht. Das fürchterliche Geheul der Ventilatoren, die das Klima in der Grube bei erträglichen 25 Grad halten sollen, ist verstummt. Die Kumpel der Kühlmaschinenbrigade, die angerückt sind, versuchen zu retten, was oft nur schwer zu retten ist.
So hat sich häufig der Alltag in den Gruben der Wismut abgespielt¨ - in der Öffentlichkeit war damals kaum etwas davon zu hören. Alte Brigadebücher, die jetzt im Museum Uranerzbergbau in Bad Schlema ausgewertet werden, haben allerdings häufig ein authentisches Bild von der Arbeit und dem Leben der Kumpel gemalt.
Aus dem Brigadebuch der Kühlwasserabteilung geht hervor, dass kaum ein Monat verging, in dem nicht irgendwelche Kühler oder Kaltwasserstationen ausfielen. So ereignete sich im Juni 1976 eine Großhavarie, bei der "durch den Bruch eines Siebes Filterkies in den Kreislauf gespült" wurde, "sodass wegen Wassermangel die Grubenwetterkühler ausfielen". So etwas hätte schnell zu einem noch größeren Problem führen können. Ohne Kühlung klettern die Temperaturen in dieser Tiefe schnell auf 60 Grad. Aber in dem Fall ging es glimpflich aus. Durch einen Wochenendeinsatz konnte die Havarie in kurzer Zeit bei geringem Produktionsausfall verhindert werden, berichtet das Brigadebuch. Aber auch später fielen die überalterten Grubenwetterkühler immer wieder aus - die Situation wurde so akut, "dass durch die hohe Ausfallquote nicht mehr genügend zur Verfügung standen". Erst der Bau eines Großtrockners löste Monate später das Problem. Dafür versagten Turbinen an den Kaltwasserstationen - wieder gerieten Klimatisierung und damit Produktion in Gefahr.
Häufig Unfälle
Der Bergmann war nicht immer der strahlende, makellose sozialistische Held, zu dem ihn die Propaganda so gern machte. Auch darüber geben die Brigadebücher Auskunft. 1980 wird im Brigadebuch der Kühlmaschinenabteilung über Disziplinlosigkeiten ihrer Mitglieder berichtet: "So waren es Verstöße gegen die Arbeitsdisziplin, wie Nichteinhaltung der Arbeitszeit, Fehlschichten, vorzeitiges Ausfahren, die unser Kollektiv in Verruf brachten." Häufig gab es Unfälle, weil Kumpel unter Tage unberechtigt mit den E-Loks herumkurvten. Einer kippte mit der Lokomotive um, ein anderer fuhr auf dem Puffer mit und hätte sich beinahe verletzt.
Die mehr als 30 Brigadebücher, die frühere Wismut-Kumpel abgegeben haben, werden jetzt in die Bibliothek des Museums Uranerzbergbau eingeordnet, die im Moment im Aufbau begriffen ist. Die meisten sind ungeschönte Zeit-Zeugnisse.
Glück Auf
Horst