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seltsames Holzteil

Verfasst: Mi. 22. Jun 11 13:05
von Bastl
Neulich befuhren wir eine altbergbaulische Anlage im Erzgebirge und fanden die hier abgebildeten Holzreste.Der im Bild durch den Maßstab markierte warf Fragen auf, wir konnten diesem keinen Verwendungszweck zuordnen. Hat jemand von Euch Hinweise, Ideen...? :?

Gruß, Bastl

Re: seltsames Holzteil

Verfasst: Mi. 22. Jun 11 14:04
von Michael Kitzig (†)
Erzkiste...

Re: seltsames Holzteil

Verfasst: Mi. 22. Jun 11 15:35
von Claudia
Holzwettertür mit Griff... :?

Re: seltsames Holzteil

Verfasst: Mi. 22. Jun 11 18:39
von Falafel
Wettertür passt vom Kontext her nicht. Erzkiste würde gehen, aber der Griff ist doch schon eher was für zierliche Händchen (meine Pfoten würden zumindest nicht rein passen).

Glück Auf!
Stephan

PS.: Zum besseren Verständnis, es handelt sich um 16. Jh. oder älter (kann durchaus auch bis in´s 13. / 14. Jh. zurückgehen)

Re: seltsames Holzteil

Verfasst: Mi. 22. Jun 11 18:39
von Nobi
Noch zur Erklärung:
Der Bereich stammt aus dem 16. Jhd. (+/-). Im weiteren Umfeld, nicht aber in diesem Bereich, wurden später Versatzarbeiten durchgeführt, für die meist Körbe verwendet wurden. Es liegen auch eine Menge Bergeisenstiele dort rum. Deswegen ist die zeitliche Einordnung auch etwas schwierig, da das Teil auch später dorthin gekommen sein kann. An der Lage der Fundstücke erkennt man, dass man es scheinbar schon vorher kaputt war und man es zur Seite gelegt hat. Zum Tragen taugt es nach meiner Meinung jedenfalls nicht, weil das gesamte Holz, auch am potentiellen "Griffstück", zu dünn wäre. Außerdem war kein zweites "Griffstück" erkennbar (kann aber durchaus vorhanden gewesen sein). Ich glaube, man sollte trotzdem von zwei solchen "Griffstücken" ausgehen und die Holzdauben sich an die Rundung und/oder an die flache Seite denken.

Re: seltsames Holzteil

Verfasst: Mi. 22. Jun 11 20:27
von Uran
Badewanne :D

Re: seltsames Holzteil

Verfasst: Fr. 24. Jun 11 20:59
von [BGVR]Oliver
war der ausschnitt noch auffindbar?

Re: seltsames Holzteil

Verfasst: Fr. 24. Jun 11 21:39
von Nobi
[BGVR]Oliver hat geschrieben:war der ausschnitt noch auffindbar?
Alles was an Einzelteilen da ist, sieht man auf dem Bild.

Re: seltsames Holzteil

Verfasst: Di. 05. Jul 11 8:23
von Langer
Hallo Bastl,

Bei Sanierungsarbeiten in der Weißbachstraße 14 u. 16 in Freiberg auf dem Abraham Stehenden haben wir auch ein solches Teil gefunden. Es lag in Einzelteilen zusammen mit einem Erzkorb (bzw. Resten davon) in einer Teufe von ca. 20 m im Füllortbereich eines Blindschachtes. Das Holz war unter Schlamm und Wasser Super konserviert und wir konnten eine Bergung vornehmen. Die Eisenbänder waren jedoch atomisiert. Nach Gefriertrocknung der Teile neben den eingefrorenen Karnickeln und Erdbeeren in Mamas Tiefkühltruhe in Mecklenburg konnten die Einzelteile nach einem halben Jahr in aufwändiger Pusselarbeit wieder (vorest interimsmäßig) zusammengesetzt werden. Der Ausbau in diesem Bereich wurde mit Dendros auf 1771 datiert. Weiter Unterlagen Verwahrungsdokumentation, Risswerke etc. zu der Grube können bei Interesse bei mir eingesehen werden.

Ich Denke es ist irgendein Pott zum schöpfen von Wasser oder vielleicht hat ja jemand andere Ideen !?!

Nu die Bilders

Glück Auf! aus Halsbrücke,

Langer

Re: seltsames Holzteil

Verfasst: Di. 05. Jul 11 13:59
von Bastl
Ahhh...nicht schlecht. So ergibt die Sache schon eher einen Sinn. :idea:
Das einzige was mich nur stutzig macht: Für einen Henkel war das Holz einfach zu dünn. Aber vielleicht war dieses Teil ja auch mal doppelt beplankt...? :?

Re: seltsames Holzteil

Verfasst: Di. 05. Jul 11 14:14
von Marcel Normann
Sind da nicht arg wenig zusammenhängende Jahrringe für eine dendrochronologische Untersuchung dran?

Re: seltsames Holzteil

Verfasst: Di. 05. Jul 11 15:39
von Langer
Hallo,

Der Henkel bzw. das Henkelbrett ist nur 1,6 cm dick.

Zu der Dendro. Wir haben lediglich Ausbauhölzer einer Schachtbühne in unmittelbarer Nähe (10 m weiter wech) datiert. Ich werde aber den Pott selbst noch mal einer Dendro unterziehen, das runde Bodenteil hat mehr als genug Ringe, nur leider keine Baumkante, mal sehen was bei rauskommt. Die bis dahin datierten Hölzer stammen aus der Wiederaufnahme des Bergbaus auf dem Abraham Stehenden, das Grubengebäude müsste älter Sein, wir haben auch noch Reste von einem Haspel gefunden, (siehe Hapelthema beim Falafel)

Glück Auf, Langer

Re: seltsames Holzteil

Verfasst: Di. 05. Jul 11 18:14
von Nobi
So ein Pott wäre eine mögliche Erklärung. Dann dürfte aber das große Holzbrett im Hintergrund nicht mit zum Gefäß gehören und die Dauben sollten etwas gleichmäßiger sein. Aus der Hand eines Böttchers wird es aber sicher stammen und es lassen sich ja auch noch schemenhaft die Reste des Ringes erkennen, der das mal zusammengehalten hat. Da der Stefan da sowiso nochmal hin möchte um sich die Prunen in einer Seitenstrecke anzuschauen, kann er ja nochmal einen Blick draufwerfen :P

@Andreas:
Wieviel Liter passen denn in den Krug und denkst Du, dass der zum Wasserschöpfen verwendet wurde? Wenn geschöpft wurde, dann sollten sich sicherlich Abnutzungsspuren gegenüber des Henkels im Außenbereich finden.

Re: seltsames Holzteil

Verfasst: Mi. 06. Jul 11 7:25
von Langer
Moin Nobi,

Der Pott hat ein Fassungsvermögen von ca. 5,5 Litern. Der (Außen-) Durchmesser oben beträgt ca. 17 cm, unten ca. 25 cm. Der Pott lag ca. 1,0 m von den Erzkorb entfernt. Das mit den fehlenden Abnutzungsspuren habe ich mir auch schon durch den Kopf gehen lassen. Aber wozu braucht man ein solches Gefäß, die Bergleute hatten (haben) zwar Durst, aber gleich über 5 Liter Bier ?!?

Wer weiß mehr ?

Glück Auf!

Langer

Re: seltsames Holzteil

Verfasst: Mi. 06. Jul 11 7:38
von Nobi
Langer hat geschrieben: Aber wozu braucht man ein solches Gefäß, die Bergleute hatten (haben) zwar Durst, aber gleich über 5 Liter Bier ?!?
Ich weiß nicht, ob man während des Betriebes die Haspeln bzw. die zugehörigen Seile irgendwie "gepflegt" hat (z. B. mit einer Art Öl, Fett, Alaun etc.). Der Humpen lag ja nach Deiner Aussage im Füllortbereich und ggf. würde ein ehemals öliger/fettiger/sonstiger Inhalt auch den doch ganz guten Erhaltungszustand erklären.
Wir haben letztens auch einen kleinen Metalleimer gesehen, in dem Fett war und auch noch der Holzspatel drinnen steckte. Der stand dort mindestens seit 1880 und der wird auch sicherlich in 100 Jahren dort stehen.

Re: seltsames Holzteil

Verfasst: Fr. 08. Jul 11 12:29
von Ludewig
Langer hat geschrieben: Aber wozu braucht man ein solches Gefäß, die Bergleute hatten (haben) zwar Durst, aber gleich über 5 Liter Bier ?!?
Auch wenn das Gefäß gut 5 Liter Fassungsvermögen hat diente es der Versorgung der gesamten anfahrenden Mannschaft und nicht nur für einen Bergmann. Jeder der Durst hatte schöpfte sich einen Becher zum Trinken. Man sollte auch Bedenken das die Bergleute schon 1 - 2 Wegstunden zu ihrem Arbeitsplatz mitunter in Kauf nehmen mussten und das bei jedem Wetter! Zusätzlich noch weite Wege zu ihren Arbeitsstellen innerhalb der Grube.

Damit sollte sicher auch das Trinken von Grubenwasser vermieden werden. Dies könnte durch Keime verschmutzt sein. Die Grube lag ja auch im Stadtgebiet von Freiberg und die Fäkalien der Stadt versickerten in irgendeinem Loch neben den Häusern und machte genügend Brunnenwasser ungenießbar!

Eins der gängigsten Getränke in dieser Zeit (auch für Kinder) war auch das Bier, allerdings als so genanntes Dünnbier mit einer Haltbarkeit von 3-5 Tagen und sehr geringem Alkoholgehalt. Ein vergleichbares Getränk wäre heute das Malz- oder Karamellbier, nur mit wesentlich mehr Inhaltsstoffen und viel "dicker".

Glück auf! Lutz Mitka

Re: seltsames Holzteil

Verfasst: Fr. 08. Jul 11 13:06
von Langer
Vielen Dank für die wertvollen Anregungen.

Es ist doch immer wieder erstaunlich wie gut der Lutz das Thema "Bier" beherrscht !?!

:bier:

Glück Auf und ein hopfenreiches Wochende!

Langer

Re: seltsames Holzteil

Verfasst: Di. 20. Sep 11 13:03
von Nobi
Wenn man sich auf http://www.montanhistorik.de/ das rechte Drittel der Titelgrafik genauer anschaut, findet man in Höhe des "O" bei "...HISTORIK" auch so eine Art Holzkrug abgebildet. Da dort Erz geschieden wurde, könnte dieses Gefäß auch im direkten Zusammenhang damit gestanden haben (z. B. Staubbindung). Aber es könnte natürlich auch der Staub "runtergespült" worden sein, womit wir wieder beim Bier wären :D

Re: seltsames Holzteil

Verfasst: Di. 20. Sep 11 13:21
von Langer
Moin,

hat jemand zufällig diese Grafik im Original und vollständig als Bild und ohne das häßliche "O" dadrüber, wäre für mich sehr interessant, diese zu bekommen.

Langer

Re: seltsames Holzteil

Verfasst: Di. 20. Sep 11 13:27
von Nobi
Schaust Du hier: http://cantica.kh.cz/grad/zlomky/viden_zlomek_v.jpg

Da schaut es aber eher so aus, als wenn es sich um ein Fördergefäß handelt. Am rechten Bildrand ist nochmal so was ähnliches zu sehen.

Re: seltsames Holzteil

Verfasst: Di. 20. Sep 11 14:01
von Uran
Und was ist mit dem Faß daneben :gruebel:

Re: seltsames Holzteil

Verfasst: Di. 20. Sep 11 15:53
von Langer
Eindeutig Bier !!

Re: seltsames Holzteil

Verfasst: Mo. 06. Okt 14 22:20
von Nobi
Um die Sache nochmal abzuschließen:

Gesehen im Museum "Huthaus Einigkeit" in Brand-Erbisdorf auf einer der Exkursionen zum IMW 2014.
16. Jhd. würde auch zeitlich mit unserem Fund passen.