Elisabeth Flacher in Marienberg
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Elisabeth Flacher in Marienberg
Ich habe mal eine Frag zum Elisabeth Flachen in Lauta/Marienberg: warum ist das ein flacher Gang? Auf der Gangkarte habe ich das Generalstreichen mit höchstens 131° abgegriffen, danach wär's ein Spat. Wagenbreth schreibt, daß der Elisabeth Flache vom Bauer Morgengang aus gefunden wurde; wäre es möglich, daß er im Bereich des Gangkreuzes steiler streicht und deshalb so benannt wurde?
Falk?
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- sehmataler
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Re: Elisabeth Flacher in Marienberg
Unter vergleichenden, geologischen Aspekten (Tektonik, Mineralisation) würde ich den Elisabeth Flachen zum Typ der Flachengänge zählen, da der lokale Häufigkeitspeak von Gängen dieses Typs im Bereich der Flachengänge liegt.
Das ist aber mit Sicherheit nicht die Erklärung für die abweichende historische Benennung.
Die Richtungsbezeichnung im historischen Gangnamen /Spat- Morgen- Stehend- Flach-/ passt in vielen Fällen nicht mit der aktuellen Streichrichtung zusammen. In Annaberg gibt es einige Spatgänge unter 90°, bis zu 75° Streichen, die müssten demnach alle "Morgengänge" heißen.
Schaut man sich jedoch die Werte der Magnetabweichung der letzten 4 Jahrhunderte an, dürfte das einiges erklären.
Das ist aber mit Sicherheit nicht die Erklärung für die abweichende historische Benennung.
Die Richtungsbezeichnung im historischen Gangnamen /Spat- Morgen- Stehend- Flach-/ passt in vielen Fällen nicht mit der aktuellen Streichrichtung zusammen. In Annaberg gibt es einige Spatgänge unter 90°, bis zu 75° Streichen, die müssten demnach alle "Morgengänge" heißen.
Schaut man sich jedoch die Werte der Magnetabweichung der letzten 4 Jahrhunderte an, dürfte das einiges erklären.
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Re: Elisabeth Flacher in Marienberg
Gute Frage. Am Gangkreuz mit dem Bauer Mg. streicht er sogar noch flacher, so um die 125°. Es gibt aber hier noch mehr Beispiele für "falsche" Gangbezeichnung. Der Palmbaum Fl. der Eingkeiter Fl. der Bald Glück Fl. der Eleonore Sth. Heute würde man das als Meßfehler abtun.
Die Magnetabweichung ist ein guter Hinweis. Verfolge die mal in den Bergmännischen Jahrbüchern. Die Ergebnisse sind schon interessant.
Allerdings muß man hier auch entgegenhalten, das zum Einmessen eines Ganges ein Stock in die Erde geschlagen wurde und mit einem gespannten Strick der Winkel zur Sonne festgestellt wurde. Deshalb auch die Bezeichnung in Stunde und nicht in °. Diese Umrechnung erfolgte später.
Die Magnetabweichung ist ein guter Hinweis. Verfolge die mal in den Bergmännischen Jahrbüchern. Die Ergebnisse sind schon interessant.
Allerdings muß man hier auch entgegenhalten, das zum Einmessen eines Ganges ein Stock in die Erde geschlagen wurde und mit einem gespannten Strick der Winkel zur Sonne festgestellt wurde. Deshalb auch die Bezeichnung in Stunde und nicht in °. Diese Umrechnung erfolgte später.
ich bi noch aaner ven altn Schlog, on bleib aa, wi ich bi.
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Re: Elisabeth Flacher in Marienberg
Gut; die Magnetabweichung ist natürlich ein weiterer Kandidat. Wenn man mal die ältesten ohne weiteres zugänglichen Werte aus dem Jahrbuch für 1827 nimmt, dann lag sie für Freiberg bei ~18° West, und würde manches erklären. Die Frage ist natürlich, wie hoch die MA 300 Jahre zuvor in Marienberg war, was ich so ohne weiteres nicht herausfinden kann. Als erstes vermute ich daher immer Fehler in der Kartendarstellung, oder anderes. Bei der Gangkarte ist auch nicht unbedingt klar, ob sie nach AN orientiert ist und auf welche Weise die Gänge bzw. Stölln dargestellt wurden.
Re: Elisabeth Flacher in Marienberg
Die Gangkarte von Müller ist korrekt. Vergleicht man sie mit späteren Darstellungen, ist sie sehr genau. Leider bin ich noch nict dahinter gekommen, auf welcher Ebene die Gänge projiziert sind.
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Re: Elisabeth Flacher in Marienberg
Flache und Spatgänge unterscheiden sich in Marienberg und Umgebung deutlich im Ganginhalt. Vielleicht liegt es daran, daß man die Gänge nicht unbedingt nach ihrere genauen Streichrichtung bezeichnet hat.
Re: Elisabeth Flacher in Marienberg
Magnetverschiebung
Bildquelle: http://geomag.usgs.gov/movies/movies/in ... format=gif
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Bergkompass
Quelle:
Deutsche Fotothek (file:df_tg_0000270 )
Urheber: Georg Caspar Kirchmaier
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Re: Elisabeth Flacher in Marienberg
Nach der Darstellung hätte die Deklination 1590 10° Ost betragen - mit 10° West würde es noch passen, 10°E geht gar nicht.
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Re: Elisabeth Flacher in Marienberg
Warum 1590? Gibt es die Gangbezeichnung "Elisabeth Flacher" irgendwo in einem Text aus dem 16. Jh.? Mir fällt kein Beispiel ein, wo in archivalischen Texten aus dem 16. Jh. die eher ab dem 18. Jh. gebräuchliche Gangbezeichnung als Kompositum Name+Streichrichtung auftaucht.
Einige Beispiele für Vertauschungen der Richtungsbezeichnung scheinen systematische Fehler zu sein: /z.B. Spat mit 75°-90° oder Stehender 345°-360°/. Es gibt hingegen keine Gänge, die als Stehender bezeichnet werden und ein Streichen >45° besitzen.
Also dürfte hier eine systematische Abweichung um ca. 15°W vorliegen, das weist eher auf das 18. Jh. hin.
Einige Beispiele für Vertauschungen der Richtungsbezeichnung scheinen systematische Fehler zu sein: /z.B. Spat mit 75°-90° oder Stehender 345°-360°/. Es gibt hingegen keine Gänge, die als Stehender bezeichnet werden und ein Streichen >45° besitzen.
Also dürfte hier eine systematische Abweichung um ca. 15°W vorliegen, das weist eher auf das 18. Jh. hin.
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Re: Elisabeth Flacher in Marienberg
Wagenbreth, S. 268: "Fündig wurde dieser Gang vermutlich um 1548, als man den Bauer Morgengang nach WSW verfolgte und so sein Kreuz mit dem Elisabeth Flachen fand."
1590 deshalb, weil da die Aufzeichnung in dem animierten gif beginnt.
1590 deshalb, weil da die Aufzeichnung in dem animierten gif beginnt.
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Re: Elisabeth Flacher in Marienberg
Das ließ mir natürlich keine Ruhe und ich habe jetzt nochmal bei Wagenbreth nachgelesen (diesmal "Der Freiberger Bergbau", S. 14). Er schreibt, daß die Bezeichnung der Gänge nach dem Streichen schon 1500 bei Rülein v. Calw nachgewiesen ist. Und weiterhin: "Da sich die Deklination [...] langfristig ändert, können alte Richtungsangaben zeitweise unrichtig werden".
Ich gehe mal davon aus, daß dies ebenso für den Marienberger Bergbau zutrifft.
Was jetzt noch offen ist, ist die Frage, ob die Gangkarte nach magnetisch oder astronomisch Nord orientiert ist.
Der Streichwinkel war ja früher als Winkel zwischen MN und dem Gang definiert; nun wird ja heutzutage kaum noch mit dem Kompaß gemessen, deshalb gehe ich mal davon aus, daß modernere Angaben der Streichrichtung sich auf AN beziehen, besonders dann, wenn ein Grubenbild im Gauß-Krüger-System vorliegt. Andererseits spielt die Angabe des Streichens auch keine so große Rolle mehr wie früher.
Ich gehe mal davon aus, daß dies ebenso für den Marienberger Bergbau zutrifft.
Was jetzt noch offen ist, ist die Frage, ob die Gangkarte nach magnetisch oder astronomisch Nord orientiert ist.
Der Streichwinkel war ja früher als Winkel zwischen MN und dem Gang definiert; nun wird ja heutzutage kaum noch mit dem Kompaß gemessen, deshalb gehe ich mal davon aus, daß modernere Angaben der Streichrichtung sich auf AN beziehen, besonders dann, wenn ein Grubenbild im Gauß-Krüger-System vorliegt. Andererseits spielt die Angabe des Streichens auch keine so große Rolle mehr wie früher.
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Re: Elisabeth Flacher in Marienberg
Das ist aber kein Textnachweis mit einer expliziten Nennung des "Elisabeth Flachen" aus dem 16. Jh., sondern nur eine im 20. Jh. geäußerte Vermutung.markscheider hat geschrieben:Wagenbreth, S. 268: "Fündig wurde dieser Gang vermutlich um 1548, als man den Bauer Morgengang nach WSW verfolgte und so sein Kreuz mit dem Elisabeth Flachen fand."
Interessant wäre es herauszufinden, wann die erste archivalische Nennung des Gangnamens in der heutigen Form zu datieren ist.
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Re: Elisabeth Flacher in Marienberg
Das ist doch klar, oder? Ich meine, Du hast mich gefragt "warum 1590".
Es ist jedenfalls logisch, daß ein neu entdeckter Gang benannt wird. Und wenn man den Elisabeth Fl. im 16.Jh. gefunden hat, dann wird er auch in dieser Zeit einen (nicht notwendigerweise diesen) Namen erhalten haben.
Aber selbst wenn die Benennung als "Flacher" erst im 18.Jh. erfolgt ist, so löst das noch nicht das grundsätzliche Problem, sondern verschärft es eigentlich noch. Denn zu dieser Zeit wurde mMn die Deklination durch die Reviermarkscheider beobachtet und verbessert.
Sicherlich kann man der Sache ganz genau auf den Grund gehen, möglicherweise enthält das Bergarchiv ein passendes Dokument "Achte Woche Qu.L. 1556 uff den Bawr Morgengange eyn neuen Gang angehauen, so streicht h. O. 9.0.13." aber das ist eine ganze Menge Aufwand. Ich hatte mir erhofft, das einer der Spezialisten hier näheres weiß...
Mit genügend Archivarbeit bekommt man bestimmt heraus, wie die Gruben auf dem Bauer Mgg. und dem Elisabeth Fl. hießen und mit etwas Glück ermittelt man so auch den Namen des Gangs.
Es ist jedenfalls logisch, daß ein neu entdeckter Gang benannt wird. Und wenn man den Elisabeth Fl. im 16.Jh. gefunden hat, dann wird er auch in dieser Zeit einen (nicht notwendigerweise diesen) Namen erhalten haben.
Aber selbst wenn die Benennung als "Flacher" erst im 18.Jh. erfolgt ist, so löst das noch nicht das grundsätzliche Problem, sondern verschärft es eigentlich noch. Denn zu dieser Zeit wurde mMn die Deklination durch die Reviermarkscheider beobachtet und verbessert.
Sicherlich kann man der Sache ganz genau auf den Grund gehen, möglicherweise enthält das Bergarchiv ein passendes Dokument "Achte Woche Qu.L. 1556 uff den Bawr Morgengange eyn neuen Gang angehauen, so streicht h. O. 9.0.13." aber das ist eine ganze Menge Aufwand. Ich hatte mir erhofft, das einer der Spezialisten hier näheres weiß...
Mit genügend Archivarbeit bekommt man bestimmt heraus, wie die Gruben auf dem Bauer Mgg. und dem Elisabeth Fl. hießen und mit etwas Glück ermittelt man so auch den Namen des Gangs.
- sehmataler
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Re: Elisabeth Flacher in Marienberg
Na mal anders erklärt, in Neuaufschlüssen während des 17/18. Jh. (Bärenstein/Stahlberg/Niederschlag) hat man die Gangstreichenbenennung nach magnetisch Nord ohne Korrektur ausgeführt. Die Beispiele /Sth.:355°/ und /Spat: 80°/ ähneln den Verhältnissen in Annaberg.markscheider hat geschrieben:Aber selbst wenn die Benennung als "Flacher" erst im 18.Jh. erfolgt ist, so löst das noch nicht das grundsätzliche Problem, sondern verschärft es eigentlich noch. Denn zu dieser Zeit wurde mMn die Deklination durch die Reviermarkscheider beobachtet und verbessert.
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