Euch allen aus Ost und West, Nord und Süd ein paar ruhige und besinnliche Tage und einen guten Start ins neue Jahr. Als Weihnachtsgruß habe ich zum einen ein Bild vom Weihnachtsbaum im Clausthaler Oberbergamt:
sowie die
Kalendarische Litanei von
Willy Bartock:
Im Januar ist weiß und weit
Die Welt und voller Einsamkeit.
Der Bauer repariert das Haus;
die Knechte fahr’n zum Wald hinaus
das gute Holz zu schlagen.
Der Bergmann aber geht zum Schacht
und holt die Kohlen aus der Nacht
just wie an allen Tagen.
Im Februar wird schon der Wind
zu manchen Stunden plötzlich lind;
die Herzen tuen schneller’n Schlag:
Bald wird der holde Frühling wach
und kommt mit frohen Tagen!
Der Bergmann aber geht zum Schacht
und holt die Kohlen aus der Nacht
wohl unter Müh’n und Plagen.
Im Märzsturm schmelzen Schnee und Eis;
zu Ostern sprießt das Hoffnungsreis.
Der Bauer sät den Hafer aus;
die Frau putzt nun das ganze Haus –
Bett, Bank und Tisch und Schragen.
Der Bergmann aber geht zum Schacht
und holt die Kohle aus der Nacht
und tut es ohne Zagen.
April, der launische Gesell,
zeigt sich mal dunkel und mal hell.
Die Mädchen seufzen: Gottseidank! –
das bunte Frühlingskleid im Schrank.
kann ich es denn noch tragen?
Der Bergmann aber geht zum Schacht
und holt die Kohlen aus der Nacht
und hat nicht viel zu fragen.
Was auch den Erdenball bedrückt –
der Mai hat immer noch beglückt
die ganze Menschheit – groß und klein;
wer wollte da nicht fröhlich sein,
wenn hell die Vögel schlagen?
Der Bergmann aber geht zum Schacht
und holt die Kohlen aus der Nacht
und tut es sonder Klagen.
Im Juni ist Erdbeerenzeit,
die Kinderschar ist hoch erfreut.
Die ersten Kirschen werden reif –
greif zu, mein Mädchen – Bube, greif!
laßt’s Euch nicht zweimal sagen!
Der Bergmann aber geht zum Schacht
und holt die Kohlen aus der Nacht
mit Bohren und mit Schlagen.
Der Juli bringt die Gerste ein,
die Rosen blüh’n und duften fein.
Die Jugend lockt aus Stadt und Land
der frische Wakd, der Badestrand,
der Gipfel und der Hagen.
Der Bergmann aber geht zum Schacht
und holt die Kohlen aus der Nacht
hoch in das helle Tagen.
August ist hohe Sommerzeit;
die Ähren neigen sicht, bereit,
ihr Haupt zu geben an den Tod –
für unser Lebens täglich Brot
das Sterben zu ertragen.
Der Bergmann aber geht zum Schacht
und holt die Kohlen aus der Nacht
auf schwarzen Erntewagen.
September singt dem Herrgott Dank:
er füllet Scheuer, Keller, Schrank.
Die Trauben werden schwer vom Wein,
und die Kartoffeln rumpeln ein
auf schweren Bauernwagen.
Der Bergmann aber geht zum Schacht
und holt die Kohlen aus der Nacht
und weiß auch Dank zu sagen.
Oktober: von der Tenne klingt
das Lied der Drescher, die beschwingt
von harter, froher Bauernkraft
das Korn erlösen aus der Haft.
Das Horn erschallt zum Jagen.
Der Bergmann aber geht zum Schacht
und holt die Kohlen aus der Nacht –
der Berg muß Früchte tragen.
November weiht den Toten still.
Der stummen Lichter flackernd’ Spiel
soll euch erinnern, dass der Tod
an jeden tritt nach Gotts Gebot –
des sollt ihr nicht verzagen!
Der Bergmann aber geht zum Schacht
und holt die Kohlen aus der Nacht
muß oft sein Leben wagen.
Seht: Dezember steigt der Stern
am Himmel hoch und erdenfern
und ist uns allen doch so nah,
weil aller Welt das Heil geschah –
das lässt der HERR uns sagen!
Der Bergmann aber geht zum Schacht
und holt die Kohlen aus der Nacht
Licht in die Welt zu tragen.
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Glückauf!
Jörn