Hallo Uwe,
von der Thematik Erzaufbereitung und "Trennen verschiedener Metalle" habe ich leider noch nicht viel Ahnung (ich arbeite daran). Dafür kann ich Dir aber ein bißchen was aus dem Bereich Temperaturführung, Schmelz- und Gußtechnik im kleinen Maßstab erzählen. Damit habe ich mich lange auseinandergesetzt und zahlreiche Vorrichtungen selbst gebastelt.
Gehen wir also mal von möglichst reinem Kupfer aus (wie man da erstmal hinkommt, können Dir sicherlich viele hier besser erklären als ich).
Das Wichtigste ist ein gescheiter Tiegel. Meinen ersten bekam ich damals von der RWTH Aachen geschenkt (liegt ja vor der Tür und ich hatte dort nett gefragt), die anderen sind vom Gießereibedarf Hohnen in Bielefeld (
http://www.hohnen.de). Für einen 4-5 kg Tiegel ist man dort incl. Mindermengenzuschlag und Versandkosten für etwa 25-30 Euro dabei. Die Tiegelzange kann man mit einem Kohlenfeuer und einem 1,5 kg-Hammer auf einem Gullideckel selbst schmieden aus z.B. 12er-Vierkantstahl. Lang muß sie sein, etwa einen halben Meter - und stabil.
(Bildmitte - mein allererstes Werk, tuts heute noch, würde ich aber heute wohl besser machen):

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Das Blechstück weiter links soll auf die Zange gesetzt werden, wenn der Tiegel heiß ist. Es schirmt die intensive Infrarotstrahlung ab, die der Tiegel abgibt, sobald er heiß genug ist. Blechstück vom Dachdecker, und zuschneiden.
Nun stellt sich die Frage nach der Befeuerung. Wenn Ihr mehr als ein halbes Kilo gleichzeitig heiß kriegen wollt, solltet Ihr einen richtigen geschlossenen Ofen bauen. Kleinere Mengen kriegt man auch auf einem oben und ggf. auch seitlich offenen "Herd" heiß, ist natürlich nicht sehr energieeffizient. Als Brennstoff eignet sich meiner Erfahrung nach gut Schmiedekohle Fettnuss III bis IV, gibts bei uns für 10,- pro 50 kg-Sack bei Raiffeisen. Die Glut muß kontinuierlich von einem Gebläse angeblasen werden. Mit Holzkohle habe ich persönlich schlechte Erfahrung gesammelt: deutlich geringerer Heizwert und viel (ggf. verletzungsträchtiger) Funkenflug.
Dies hier ist die einfachste Variante:

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Ein kleines Häuschen aus Schamottsteinen, das in einem Erdloch gebaut wird. Als "Dach" nehme man ebenfalls einen Schamottstein.
Die Luftzufuhr erfolgt von schräg seitlich über ein Vierkantrohr, in das ein Staubsauger reinpustet (rechts im Bild). Wenn man zwischen Kohle und Rohrende ein paar Kieselsteine legt und das Rohr ab und an vorsichtig aus einer Gießkanne mit Wasser begießt, zischt es, aber das Rohr schmilzt nicht weg.
Etwas "professioneller" ist eine Stahlkonstruktion, die die Schamottsteine zusammenhält und somit einen transportablen Ofen ergibt. Als Gebläse dient auch hier Opis alter Autostaubsauger:
Diese Konstruktion verflüssigt etwa 1 kg in 20 Minuten. Durch Einbau einer richtigen "Feuerungstür" sowie einer festen Dachplatte läßt sich die Effizienz weiter steigern. Bei meiner letzten "Kohlenversion" des Ofens mußte ich einen von innen wassergekühlten Brennrost bauen, damit dieser nicht in der Glut wegschmilzt = erhöhter Aufwand, lohnt sich aber. Der hohle Rost wird fortdauernd von Wasser durchströmt (Heizleistung reicht locker für einen Durchlauferhitzer zum Duschen):

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Hier kommt nun auch ein richtiges Gebläse zum Einsatz, das für diesen Zweck allerdings über eine Klappe im Luftstrom einstellbar gedrosselt werden muß (Kohle fliegt sonst aus dem Ofen heraus = wenig effizient und Verletzungsgefahr).
Da die Kohle regelmäßig eine Riesensauerei verursacht und es einigermaßen anstrengend ist, das Kohlenfeuer über lange Zeit zu unterhalten (man muß trotz Gebläse viel herumstochern und natürlich ständig nachschaufeln), habe ich zusammen mit einem Heizungsbauer-Kumpel einen Ölofen gebastelt. Dieser besteht aus einer runden zusammengeschweißten Tonne, die mit Feuerfestbeton ausgegossen wurde:

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Das Ganze wird von einem Ölbrenner befeuert, der etwa 70 kW leistet (Sechsfamilienhaus

). Null Dreck, keine herumfliegende Kohle, nicht anstrengend: einschalten und warten, bis alles flüssig ist. Sieben Liter pro Stunde.

Langes Ofenrohr obendrauf ist wichtig, damit die Abgase korrekt abgeführt werden und die Gießer sie nicht einatmen (vier Stück Ofenrohr blau einfach à 50 cm reichen, und die Abgase ziehen über die Köpfe hinweg).

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Die Konstruktion schafft an einem warmen Sommertag etwa 8 kg Kupfer pro Stunde (mehr konnte ich bisher nicht probieren):

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Nun muß man ein bißchen Erfahrung sammeln, wie heiß man das Ganze erhitzen muß, bis man ordentlich gießen kann. Stichwort: die Farbe beobachten. Der "Meister des siebten Siegels" schreibt von "zeisiggrün", das habe ich mittlerweile auch schon gesehen, und der Tiegel muß hellorange leuchten. Dann schöpft man die Schlacke ab. Hierzu bastelt man sich vorher einen "Sieblöffel", siehe auf dem Werkzeugbild links neben der Tiegelzange. Den Löffel vor seiner Benutzung im Ofen rotglühend erhitzen (den Handgriff natürlich nicht

), dann die Schlacke abschöpfen (sie schwimmt nach dem Schmelzen obenauf) - feuerfeste Unterlage, Sicherheitsschuhe, Lederhandschuhe. Danach Tiegel noch einmal in den Ofen stellen und nochmal ein bißchen weiterheizen. Nun muß die Schmelze entgast werden. Die alten Glockengießer haben dazu Fichtenholzstämme benutzt, manche tun es auch heute noch. Das kann auch der Hobbygießer, und es funktioniert - am besten das trockene (!!!) Fichtenholz in einer geeigneten Metallklemme einspannen, da es kurz über dem Tiegel SEHR heiß ist und man die Hand dort nicht lange halten kann. Auf keinen Fall harziges oder feuchtes Fichtenholz verwenden, es wird sonst fürchterlich spritzen!!!
Moderne Glockengießereien verwenden zum Entgasen auch Kupfer-Phosphor (ein paar Gramm pro kg Schmelze). Dieses kann man sich in einer Gießerei erquengeln, oder Silfos-Hartlötstäbe verwenden. Die tun's auch, und am besten ist sowieso die gemeinsame Anwendung des altbewährten Fichtenholzes zuzüglich der modernen Möglichkeiten.
Dann kommt der große Moment:

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Man beachte hier das Hitze-/Strahlungsschutzblech, ohne dieses wird man die Hand nicht lange genug in der Nähe des Tiegels halten können, wenn man die richtige Temperatur hat. Natürlich braucht man auch eine ordentliche und vor allem auch wasserfreie (!!!) Form. Vorsicht vor allem, was auch nur kleine Mengen Restwasser enthält. Dies kann zu äußerst gefährlichem Spucken / Spritzen der Form führen, und flüssiges Metall auf der Haut oder auch Kleidung ist nicht lustig. Zudem wird die Gußqualität schlecht. Normaler Zement ist völlig ungeeignet, um Kupferlegierungen hineinzu gießen. Gips ebenso. Braucht Ihr noch ein paar Ideen zum Formenbau? Zumindest ein paar Tips hätte ich noch.
Danach ist es wichtig, jedes Gußstück lange und ausgiebig auskühlen zu lassen. Lieber ein paar Bier mehr trinken danach, als die Form zu früh zu öffnen. Es gibt sonst Spannungen, die zu Instabilität und schlechter Qualität des Gußstückes führen. Zinnhaltige Legierungen sind viel einfacher zu gießen als reines Kupfer, falls Ihr damit leben könntet. Zink ist wiederum eher schlecht, läßt sich schwerer gießen. Reines Kupfer ist so in der Mitte, nach meiner Bastler-Erfahrung...
Bei weiteren Fragen -> nur zu. Liebend gerne hätte ich das alles mit Euch damals in der Vereinskaue diskutiert, leider war die Zeit ja doch eher knapp. Vielleicht klappt es ja in diesem Jahr doch noch einmal, daß ich vorbeikommen kann, dann können wir ja nochmal darüber sprechen.

Würde mich freuen, war echt toll bei Euch.
Glück auf und viele Grüße vom Hobbygießer
Thomas

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P.S. was mir immer noch fehlt, ist genug Kupfererz aus einer heimischen Grube. Die wenigen bisher ÜT und UT gefundenen Stücke sind einfach zu schade zum Einschmelzen - bekanntes Problem...
und noch was: bevor Ihr an kostbare einheimische Erzstücke geht, übt die ganze Handhabung von flüssigem Metall mal in der angestrebten Menge(!) mit etwas, wo es nicht so sehr drauf ankommt. Alte Heizungsrohre zum Beispiel. Die sind gut dafür und man kriegt sie ja immer mal wieder.
