Buchpraesentation und Ausstellungseroeffnung Radbod-Katas...
Verfasst: Di. 11. Nov 08 18:42
Sonntag, 16. November 2008, 11.00 Uhr
Vor 100 Jahren ereignete sich eines der schwersten Grubenunglücke in der Geschichte des Ruhrbergbaus. Bei einer Schlagwetterexplosion auf der Zeche Radbod in Hamm am 12. November 1908 kamen 350 Bergleute ums Leben. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe erinnert mit einer Publikation an das Unglück und seine Opfer. Am kommenden Sonntag wird im LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall das Buch mit den Aufzeichnungen des Wittener Bergmanns Moritz Wilhelm der Öffentlichkeit präsentiert.
Die Ereignisse des 12. November 1908 waren dramatisch: Nachdem verschiedene Versuche, in das brennende Grubengebäude vorzudringen, gescheitert waren, wurde am Nachmittag desselben Tages der Entschluss gefasst, die Grube zu fluten. Zu diesem Zeitpunkt noch Überlebende bergen zu können, schien hoffnungslos. Alle drei Sohlen der Zeche Radbod wurden unter Wasser gesetzt, um die Brände zu löschen. Die Leichen der verunglückten Bergleute blieben unter Tage.
Nachdem das Bergwerk ausgepumpt war, begannen im Februar 1909 die Bergungs- und Aufräumarbeiten. Um die Ursache des Unglücks aufzuklären, wurden dem Bergrevier Hamm drei "Königliche Einfahrer" zugeordnet. Sie beaufsichtigten und dokumentierten die Arbeiten bis zum Ende im Dezember 1910. Ihre Berichte waren Grundlage der Ermittlungen der Bergbehörde zu Ursache und Verlauf der Katastrophe und dienten der Identifizierung der Toten.
Zwei der Berichtshefte, die den Zeitraum von September 1909 bis Dezember 1910 umfassen, blieben in Privatbesitz erhalten. "Die Aufzeichnungen des Einfahrers Moritz Wilhelm gestatten heutigen Lesern einen unverklärten Blick in ein durch Schlagwetterexplosion verwüstetes Grubengebäude", so Ingrid Telsemeyer. Detailgenau, mit fachlich geschultem Blick beschreibt er Explosions- und Brandspuren und dokumentiert mit Worten und Skizzen, in welcher Arbeitssituation die Bergleute vom Tod heimgesucht und in welchem Zustand sie aufgefunden wurden. Wichtige Hinweise für die Identifizierung der Leichen lieferten dabei ihre Kleidung und weitere Gegenstände wie Lampen und Werkzeuge.
Ebenso bedeutsam ist die zweite von der Familie Wilhelm zur Verfügung gestellte Quelle: Die persönlichen Erinnerungen von Moritz Wilhelm an seinen Radbod-Einsatz, die er um 1930 für seine Familie niederschrieb. Bemerkenswert darin: Moritz Wilhelm hielt in seiner Ursachenanalyse Sprengarbeiten für den Auslöser der Explosion, während im offiziellen Bericht der Bergbehörde die Entzündung von Grubengasen durch eine defekte Wetterlampe für wahrscheinlich gehalten wird.
"Beide Quellen sind nicht nur für die Fachwelt eine außergewöhnliche Entdeckung. Die Texte und Zeichnungen zeigen die Arbeitswelt Untertage nach einer großen Katastrophe und damit einen bisher auf diese Weise nicht dargestellten Aspekt der Bergbau- und Sozialgeschichte des Ruhrgebiets", erklärt Mitherausgeber Dr. Olaf Schmidt-Rutsch vom LWL-Industriemuseum.
Das Buch beinhaltet beide Quellen und liefert die Hintergrundinformationen. Zahlreiche zeitgenössische Abbildungen ergänzen diese Darstellungen. Die beiliegende CD erschließt das vollständig wiedergegebene Dokument interaktiv und macht es für weitere Forschungen verfügbar. Durch das digitale Glossar wird die Quelle auch für Bergbau-Laien gut lesbar, Übersichtskarten des Bergwerks und eine neu recherchierte Opferliste aller 350 Opfer sind außerdem enthalten.
Olaf Schmidt-Rutsch / Ingrid Telsemeyer (Hg.):
Die Radbod-Katastrophe. Berichte und Zeichnungen des Einfahrers Moritz Wilhelm, LWL-Industriemuseum, Quellen und Studien 17, Essen: Klartext-Verlag 2008, 13,90 Euro
Ausstellung:
Grubenunglück Radbod 1908
Die Aufzeichnungen des Einfahrers Moritz Wilhelm
16.11.2008 bis 30.6.2009
Eröffung, 16.11.:
Musikalische Gestaltung: Ensemble "Grubenlicht & Wetter" DuoSago & Liedermacher Frank Baier mit historischem Liedgut aus dem Ruhrgebiet
Veranstaltungsort:
LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall
Nachtigallstraße 35, 58452 Witten
Vor 100 Jahren ereignete sich eines der schwersten Grubenunglücke in der Geschichte des Ruhrbergbaus. Bei einer Schlagwetterexplosion auf der Zeche Radbod in Hamm am 12. November 1908 kamen 350 Bergleute ums Leben. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe erinnert mit einer Publikation an das Unglück und seine Opfer. Am kommenden Sonntag wird im LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall das Buch mit den Aufzeichnungen des Wittener Bergmanns Moritz Wilhelm der Öffentlichkeit präsentiert.
Die Ereignisse des 12. November 1908 waren dramatisch: Nachdem verschiedene Versuche, in das brennende Grubengebäude vorzudringen, gescheitert waren, wurde am Nachmittag desselben Tages der Entschluss gefasst, die Grube zu fluten. Zu diesem Zeitpunkt noch Überlebende bergen zu können, schien hoffnungslos. Alle drei Sohlen der Zeche Radbod wurden unter Wasser gesetzt, um die Brände zu löschen. Die Leichen der verunglückten Bergleute blieben unter Tage.
Nachdem das Bergwerk ausgepumpt war, begannen im Februar 1909 die Bergungs- und Aufräumarbeiten. Um die Ursache des Unglücks aufzuklären, wurden dem Bergrevier Hamm drei "Königliche Einfahrer" zugeordnet. Sie beaufsichtigten und dokumentierten die Arbeiten bis zum Ende im Dezember 1910. Ihre Berichte waren Grundlage der Ermittlungen der Bergbehörde zu Ursache und Verlauf der Katastrophe und dienten der Identifizierung der Toten.
Zwei der Berichtshefte, die den Zeitraum von September 1909 bis Dezember 1910 umfassen, blieben in Privatbesitz erhalten. "Die Aufzeichnungen des Einfahrers Moritz Wilhelm gestatten heutigen Lesern einen unverklärten Blick in ein durch Schlagwetterexplosion verwüstetes Grubengebäude", so Ingrid Telsemeyer. Detailgenau, mit fachlich geschultem Blick beschreibt er Explosions- und Brandspuren und dokumentiert mit Worten und Skizzen, in welcher Arbeitssituation die Bergleute vom Tod heimgesucht und in welchem Zustand sie aufgefunden wurden. Wichtige Hinweise für die Identifizierung der Leichen lieferten dabei ihre Kleidung und weitere Gegenstände wie Lampen und Werkzeuge.
Ebenso bedeutsam ist die zweite von der Familie Wilhelm zur Verfügung gestellte Quelle: Die persönlichen Erinnerungen von Moritz Wilhelm an seinen Radbod-Einsatz, die er um 1930 für seine Familie niederschrieb. Bemerkenswert darin: Moritz Wilhelm hielt in seiner Ursachenanalyse Sprengarbeiten für den Auslöser der Explosion, während im offiziellen Bericht der Bergbehörde die Entzündung von Grubengasen durch eine defekte Wetterlampe für wahrscheinlich gehalten wird.
"Beide Quellen sind nicht nur für die Fachwelt eine außergewöhnliche Entdeckung. Die Texte und Zeichnungen zeigen die Arbeitswelt Untertage nach einer großen Katastrophe und damit einen bisher auf diese Weise nicht dargestellten Aspekt der Bergbau- und Sozialgeschichte des Ruhrgebiets", erklärt Mitherausgeber Dr. Olaf Schmidt-Rutsch vom LWL-Industriemuseum.
Das Buch beinhaltet beide Quellen und liefert die Hintergrundinformationen. Zahlreiche zeitgenössische Abbildungen ergänzen diese Darstellungen. Die beiliegende CD erschließt das vollständig wiedergegebene Dokument interaktiv und macht es für weitere Forschungen verfügbar. Durch das digitale Glossar wird die Quelle auch für Bergbau-Laien gut lesbar, Übersichtskarten des Bergwerks und eine neu recherchierte Opferliste aller 350 Opfer sind außerdem enthalten.
Olaf Schmidt-Rutsch / Ingrid Telsemeyer (Hg.):
Die Radbod-Katastrophe. Berichte und Zeichnungen des Einfahrers Moritz Wilhelm, LWL-Industriemuseum, Quellen und Studien 17, Essen: Klartext-Verlag 2008, 13,90 Euro
Ausstellung:
Grubenunglück Radbod 1908
Die Aufzeichnungen des Einfahrers Moritz Wilhelm
16.11.2008 bis 30.6.2009
Eröffung, 16.11.:
Musikalische Gestaltung: Ensemble "Grubenlicht & Wetter" DuoSago & Liedermacher Frank Baier mit historischem Liedgut aus dem Ruhrgebiet
Veranstaltungsort:
LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall
Nachtigallstraße 35, 58452 Witten