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Verwendung und Handel bestimmter Flußmittel im Mittelalter?

Verfasst: Do. 10. Jul 08 10:55
von Kartan
Hallo allerseits,

Ich hätte da mal ein paar Fragen, die sich allesamt auf Flußmittel beziehen. Vorher möchte ich noch sagen, daß mir sowohl Agricola als auch Ercker bekannt sind, und es um die Zeit davor geht, so sagen wir um 1100 oder 1200 oder so.

1. Die Art der Flußmittel
Kennt jemand eine Quelle, in der Flußmittel bzw. sonstige Zuschläge zur Erzschmelze direkt oder indirekt erwähnt sind, wie kryptisch auch immer? Hat jemand etwa einen Hinweis auf um Bergwerke existierende Pottascheproduktion oder Handel? Verfügt jemand über Analysedaten von Schlacke dieses Zeitraums (nicht Eisen), die über einen relativ hohen Fluoranteil verfügen oder sonstige Rückschlüsse auf bestimmte Flußmittel oder Zuschläge liefern könnten? Schlacke mit hohem Bariumanteil vielleicht?

2. Speziell zum Flußspat:
Weiß jemand, ob damals Flußspat mehr oder weniger gezielt zu Flußmittelzwecken (mit-)abgebaut wurde, oder ob sagenwir wenigstens reinere Flußspartpartien mitunter abgeschieden wurden? Wurde so Flußspat zumindest lokal gehandelt - taucht das in irgendeiner Handelsliste auf?

Bin für alle Informationen dankbar...

Glückauf!

Re: Verwendung und Handel bestimmter Flußmittel im Mittelalter?

Verfasst: Do. 10. Jul 08 21:29
von digger_Martin
Vielleicht finden sich in diesem Werk einige Informationen:

G. Goldenberg/J. Otto/H. Steuer, Archäometallurgische Untersuchungen zum Metallhüttenwesen im Schwarzwald, Sigmaringen 1996 (= Archäologie und Geschichte, Bd. 8).

Aber vermutlich hast Du es bereits durchgearbeitet.

Glückauf,
Martin

Re: Verwendung und Handel bestimmter Flußmittel im Mittelalter?

Verfasst: Fr. 11. Jul 08 10:38
von Schlacke
Hier noch ein Hinweis:

Bachmann, H.: Vom Erz zum Metall (Kupfer, Silber, Eisen) - Die chemischen Prozesse im Schaubild. in: Archäologie in Deutschland - Sonderheft: Alter Bergbau in Deutschland, Stuttgart: 1993, S. 35-40

Einen weiteren Einblick gibt die Archäometallurgie, die die Frage nach Zuschlägen bei der Metallgewinnung in einzelnen Fällen doch gut gelöst hat. -> Ottaway, B.: Prähistorische Archäometallurgie, Espelkamp: 1994, ISBN 3-924734-04-6

Jüngeren Datums sind Forschungsergebnisse aus dem Harz, z. B. Mittelalterliche Blei/Silberverhüttung beim Johanneser Kurhaus - Clausthal-Zellerfeld. in: Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte, Jg. 67, Hameln: 1998, S. 87-134

Schlacken-Analysen können den Nachweis von Zuschlägen bei der Verhüttung erbringen, aber Vorsicht, z. B. der Bariumgehalt der Schlacken aus dem Bereich des Rammelsberges stammt aus den Erzen, deren Aufbereitung damals bei diesen fein verwachsenen Erzen eine Trenung nicht leisten konnte.

Glückauf!

Elmar Nieding

Re: Verwendung und Handel bestimmter Flußmittel im Mittelalter?

Verfasst: Do. 24. Jul 08 12:45
von Kartan
Schlacke hat geschrieben:Hier noch ein Hinweis:
Schlacken-Analysen können den Nachweis von Zuschlägen bei der Verhüttung erbringen, aber Vorsicht, z. B. der Bariumgehalt der Schlacken aus dem Bereich des Rammelsberges stammt aus den Erzen, deren Aufbereitung damals bei diesen fein verwachsenen Erzen eine Trenung nicht leisten konnte.
Vielen Dank euch beiden für die Hinweise: Die Birchiburgdaten (Goldenberg) kennen wir natürlich schon; leider sind diese nicht besonders aufschlußreich. Die anderen Hinweise sind uns nur teilweise bekannt; sie werden gerade organisiert und werden dann durchgearbeitet.

Nun ja, das mit dem Barium ist uns (als zwei Komi^WChemikern) natürlich bekannt, und insbesondere deshalb natürlich, weil wir einerseits hier selbst sehr schwerspatreiche Erze vorliegen haben und andererseits uns des langen und des breiten mit Erzaufarbeitung befaßt haben (siehe auch den anderen Faden hier im gleichen Unterforum).

Bedauerlicherweise scheint es keinerlei Informationen über Flußmittelhandel gegeben zu haben; weder im Feld der Pottascheproduktion noch im Bereich eventuellen Flußspathandels bzw. Flußspateinsatzes jenseits dessen, daß wohl Flußspart als Gangart nicht ungern zur Mit-Verhüttung eingesetzt wurde. Ich denke, daß hier noch reichlich Forschungsbedarf besteht; nach wie vor wären wir natürlich über Hinweise sehr glücklich.

Wie gesagt: Mille grazie, und wenn jemand mehr weiß: Bitte Bescheid geben!

Glückauf!