Vor 50 Jahren
Verfasst: Mi. 28. Nov 07 21:42
Die Rettung mit der Bombe
Feiern: Nach der glücklichen Rettung nach 120 Stunden im Stollen war die ganze Belegschaft nach Lauterberg im Harz eingeladen. Auch die Geretteten Anton Plihal (rechts) und Richard Kayl (links neben ihm) feierten mit. Foto:
Von Thomas Kopietz
Abterode. Eine Methangasexplosion in 1000 Meter Tiefe erschüttert am 18. November 2007 die Sasjadka-Mine im Donezk-Becken (Ukraine), 80 Bergleute sterben. Auf den Tag genau 50 Jahre zuvor haben zwei Bergleute in der Grube Gustav bei Abterode mehr Glück: Richard Kayl (49) und Anton Plihal (23) werden nach sechs Tagen mit Hilfe einer gebauten Rettungsröhre lebend aus 80 Meter Tiefe geholt.
Die Angehörigen, die Helfer, aber auch die Menschen in ganz Deutschland, die von den Medien laufend informiert werden, atmen auf. Sie alle haben um das Leben von Kayl und Plihal gezittert, gehofft, dass die 30 Helfer die schwierige Aufgabe lösen können.
Das gelingt nach sechs Tagen und fünf Nächten: Zunächst lässt sich der Betriebsführer Steiger Meier mit der Rettungsbombe, die als Vorstufe gilt für später wie in Lengede eingesetzte ähnliche Geräte, zu den Hauern hinab, deren Gesundheitszustand verhältnismäßig gut ist. Der Hauer Kayl und der Lehrling Plyhal werden um 6.45 Uhr nach oben geholt. Es ist geschafft! Die "Kasseler Post" findet die treffende Überschrift: "30 Männer besiegen den Berg".
In der Tat: Es ist ein Kampf gegen den Berg, der zwei Arbeiter 121 Stunden in seinem stickigen, feuchten Bauch in der Umklammerung hält. Am 13. November 1957 kommen der Hauer Richard Kayl und der Lehrhauer Anton Plihal, nicht zum Frühstück. Heinz Neuenfeldt, damals 26, erinnerte sich: "Wir waren im Frühstücksraum, und die beiden kamen nicht." Die Suche beginnt und ist kurz: Auf der zweiten Sohle des Baryt-Bergwerks wird ein "Bruch" bemerkt, wie es in der Bergwerk-Sprache heißt. Große Gesteinsstücke sind herunter gefallen, haben die beiden Bergleute eingeschlossen.
Die Brocken erlauben eine Rufverbindung und Luftzirkulation, aber das Gestein kann nicht abtransportiert werden, das wäre zu gefährlich.
Also muss ein Rettungsloch mit entsprechendem Durchmesser gebohrt werden. Aus dem Ruhrgebiet wird eine Großlochbohrmaschine angefordert. Noch bevor sie eintrifft, kommt von der Bubiag-Braunkohle-Zeche am Meißner kleineres Bohrgerät. In der ersten Nacht beginnt die Bohrung des nur 76 Millimeter messenden Loches.
Schnell können so die Männer in ihrem drei Meter hohen, zwei Meter breiten und fünf Meter langen Schacht mittels Eisenröhre und Drahtseil durch das Loch mit Lebensmitteln, Getränke, Medikamenten und Kleidung versorgt werden. Am nächsten Tag ist die Großlochbohrmaschine da. Der Bohrkopf frisst sich durch 28 Meter Gestein. Das geht nicht reibungslos, es gibt Pannen, aber der 16-Zentimeter- Meißel erreicht sein Ziel nach 29,5 Meter. Es folgt eine zweite Bohrung: Durchmesser 27,3 Zentimeter. Sie ist am 16. November am Ziel. Kayl und Pluhal erhalten Nahrung und Medikamente - Beruhigungsmittel. Schließlich frisst sich der 40-Zentimeter-Meißel durch den Berg: am 18. November um 1.15 Uhr. Über Tage wird fieberhaft gearbeitet: Arbeiter bauen in der Werkstatt ein eisernes Luftrohr in einen Rettungsschlitten um. Der ist 1,5 Meter lang. Stahlseile werden in die Ösen geklinkt, dann geht die segensreiche Bombe auf die Reise in die Tiefe, zunächst ohne Helfer, dann mit dem Steiger Meier, der den Männern hilft. Sie werden nach oben gezogen. Aufatmen und Jubel um eine große Rettungsleistung.
Richard Kayl und Anton Plihal dürfen danach 14 Tage Urlaub im Harz machen - einem Bergbaurevier. Nach den zwei Wochen fahren sie wieder ein, in ihre Grube Gustav im Höllental, die ihnen sechs Tage im Leben zur Hölle machte.
Glück Auf
Horst
Feiern: Nach der glücklichen Rettung nach 120 Stunden im Stollen war die ganze Belegschaft nach Lauterberg im Harz eingeladen. Auch die Geretteten Anton Plihal (rechts) und Richard Kayl (links neben ihm) feierten mit. Foto:
Von Thomas Kopietz
Abterode. Eine Methangasexplosion in 1000 Meter Tiefe erschüttert am 18. November 2007 die Sasjadka-Mine im Donezk-Becken (Ukraine), 80 Bergleute sterben. Auf den Tag genau 50 Jahre zuvor haben zwei Bergleute in der Grube Gustav bei Abterode mehr Glück: Richard Kayl (49) und Anton Plihal (23) werden nach sechs Tagen mit Hilfe einer gebauten Rettungsröhre lebend aus 80 Meter Tiefe geholt.
Die Angehörigen, die Helfer, aber auch die Menschen in ganz Deutschland, die von den Medien laufend informiert werden, atmen auf. Sie alle haben um das Leben von Kayl und Plihal gezittert, gehofft, dass die 30 Helfer die schwierige Aufgabe lösen können.
Das gelingt nach sechs Tagen und fünf Nächten: Zunächst lässt sich der Betriebsführer Steiger Meier mit der Rettungsbombe, die als Vorstufe gilt für später wie in Lengede eingesetzte ähnliche Geräte, zu den Hauern hinab, deren Gesundheitszustand verhältnismäßig gut ist. Der Hauer Kayl und der Lehrling Plyhal werden um 6.45 Uhr nach oben geholt. Es ist geschafft! Die "Kasseler Post" findet die treffende Überschrift: "30 Männer besiegen den Berg".
In der Tat: Es ist ein Kampf gegen den Berg, der zwei Arbeiter 121 Stunden in seinem stickigen, feuchten Bauch in der Umklammerung hält. Am 13. November 1957 kommen der Hauer Richard Kayl und der Lehrhauer Anton Plihal, nicht zum Frühstück. Heinz Neuenfeldt, damals 26, erinnerte sich: "Wir waren im Frühstücksraum, und die beiden kamen nicht." Die Suche beginnt und ist kurz: Auf der zweiten Sohle des Baryt-Bergwerks wird ein "Bruch" bemerkt, wie es in der Bergwerk-Sprache heißt. Große Gesteinsstücke sind herunter gefallen, haben die beiden Bergleute eingeschlossen.
Die Brocken erlauben eine Rufverbindung und Luftzirkulation, aber das Gestein kann nicht abtransportiert werden, das wäre zu gefährlich.
Also muss ein Rettungsloch mit entsprechendem Durchmesser gebohrt werden. Aus dem Ruhrgebiet wird eine Großlochbohrmaschine angefordert. Noch bevor sie eintrifft, kommt von der Bubiag-Braunkohle-Zeche am Meißner kleineres Bohrgerät. In der ersten Nacht beginnt die Bohrung des nur 76 Millimeter messenden Loches.
Schnell können so die Männer in ihrem drei Meter hohen, zwei Meter breiten und fünf Meter langen Schacht mittels Eisenröhre und Drahtseil durch das Loch mit Lebensmitteln, Getränke, Medikamenten und Kleidung versorgt werden. Am nächsten Tag ist die Großlochbohrmaschine da. Der Bohrkopf frisst sich durch 28 Meter Gestein. Das geht nicht reibungslos, es gibt Pannen, aber der 16-Zentimeter- Meißel erreicht sein Ziel nach 29,5 Meter. Es folgt eine zweite Bohrung: Durchmesser 27,3 Zentimeter. Sie ist am 16. November am Ziel. Kayl und Pluhal erhalten Nahrung und Medikamente - Beruhigungsmittel. Schließlich frisst sich der 40-Zentimeter-Meißel durch den Berg: am 18. November um 1.15 Uhr. Über Tage wird fieberhaft gearbeitet: Arbeiter bauen in der Werkstatt ein eisernes Luftrohr in einen Rettungsschlitten um. Der ist 1,5 Meter lang. Stahlseile werden in die Ösen geklinkt, dann geht die segensreiche Bombe auf die Reise in die Tiefe, zunächst ohne Helfer, dann mit dem Steiger Meier, der den Männern hilft. Sie werden nach oben gezogen. Aufatmen und Jubel um eine große Rettungsleistung.
Richard Kayl und Anton Plihal dürfen danach 14 Tage Urlaub im Harz machen - einem Bergbaurevier. Nach den zwei Wochen fahren sie wieder ein, in ihre Grube Gustav im Höllental, die ihnen sechs Tage im Leben zur Hölle machte.
Glück Auf
Horst