Bereißen der Sohle
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Bereißen der Sohle
Hallo, bin neu hier im Forum (siehe Vorstellung meinerseits im Füllort) und hab auch schon `ne Frage: Neulich machte ich eine Führung in dem Schacht Reiche Zeche in Freiberg mit. Dabei führte die Tour durch eine mit Schlägel und Eisen ausgeschlagene Strecke. Dort wurde erzählt das hier die "Sohle nachgerissen" wurde. Das habe ich nicht ganz verstanden. Kann mir jemand erklären was das genau bedeutet bzw. wozu das gemacht wurde...
Viele grüße, Jürgen
Viele grüße, Jürgen
Re: Bereißen der Sohle
a) Beim Stollenvortrieb wurde erst nur der nötigste Raum vorgetrieben, also das jemand drin kriechen oder knien kann.
So kam man schneller zum Ziel. Wenn der Durchschlag dann erfolgreich war, hat man den Stollen auf normalgröße ausgehauen, in deinem Fall also den Boden des Stollens tiefer ausgestemmt.
b) Es gibt natürlich auch Fälle, wo der Stollen in der Sohle tiefer ausgestemmt wurde, da beim Vortrieb ein nachteiliges Gefälle für die Wasserabführung entstanden war, und man mit dem nachstemmen der Sohle des Stollens vom Stollenmundloch aus, nochmal im Bergwerk ein paar stgm(Steigende Meter) trockene Lagerstätte gewonnen hat.
ps: Malen kan man hier ja leider nicht
So kam man schneller zum Ziel. Wenn der Durchschlag dann erfolgreich war, hat man den Stollen auf normalgröße ausgehauen, in deinem Fall also den Boden des Stollens tiefer ausgestemmt.
b) Es gibt natürlich auch Fälle, wo der Stollen in der Sohle tiefer ausgestemmt wurde, da beim Vortrieb ein nachteiliges Gefälle für die Wasserabführung entstanden war, und man mit dem nachstemmen der Sohle des Stollens vom Stollenmundloch aus, nochmal im Bergwerk ein paar stgm(Steigende Meter) trockene Lagerstätte gewonnen hat.
ps: Malen kan man hier ja leider nicht
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Re: Bereißen der Sohle
Vielen Dank für die schnelle Antwort !
Hmmm... das erst der notwendige Raum vorgetrieben wurde leuchtet mir ein. Ist mit Durchschlag eine Verbindung mit einem anderem Holraum gemeint ? Wenn ja, warum hat man dann den Stolln auf "Normalgröße" ausgebaut ? Das war doch mit Sicherheit eine extreme Schinderei !
Vom Bereißen der Firste wurde nichts erzählt. Kannst du mir ein paar Beispiele für so eine Tätigkeit nennen ?
Hmmm... das erst der notwendige Raum vorgetrieben wurde leuchtet mir ein. Ist mit Durchschlag eine Verbindung mit einem anderem Holraum gemeint ? Wenn ja, warum hat man dann den Stolln auf "Normalgröße" ausgebaut ? Das war doch mit Sicherheit eine extreme Schinderei !
Vom Bereißen der Firste wurde nichts erzählt. Kannst du mir ein paar Beispiele für so eine Tätigkeit nennen ?
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Re: Bereißen der Sohle
Nachreißen der Sohle, wart ihr am Schlegelort, hinter dem Auferstehung Christi stehenden?
Der dortige Querschlag wurde mit doppelter Höhe aufgefahren, da man den St. Elisabeth Stehenden gesucht hat, von dem man enormes ausbringen erwartet hatte. Das heißt zwei Mann gleichzeitig im Vortrieb um ein paar zehner meter versetzt.der erste baut im oberen teil der Strecke, ca. 1m hoch, der zweite reißt die Sohle nach.
Bereißen der Firste hat eine vollkommen andere Bedeutung. Da werden lose Platten oder Brocken, die sich lösen und runterfallen könnten abgerissen. --> Sicherungsarbeit
Steineklopfer
Der dortige Querschlag wurde mit doppelter Höhe aufgefahren, da man den St. Elisabeth Stehenden gesucht hat, von dem man enormes ausbringen erwartet hatte. Das heißt zwei Mann gleichzeitig im Vortrieb um ein paar zehner meter versetzt.der erste baut im oberen teil der Strecke, ca. 1m hoch, der zweite reißt die Sohle nach.
Bereißen der Firste hat eine vollkommen andere Bedeutung. Da werden lose Platten oder Brocken, die sich lösen und runterfallen könnten abgerissen. --> Sicherungsarbeit
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Re: Bereißen der Sohle
Aha...! Genau, es handelt sich um den "Auerstehung Christi Stehender" (ich kam nicht mehr auf den Namen...) Deine Erklärung leuchtet mir ein ! Diese Strecke sollte also für einen größeren Zeitraum "bequem" zugänglich gemacht werden, da man in der Nähe größere Erzvorkommen vermutete.
Ich habe mir mal das "Befahrerhandbuch" runtergeladen, da steht auch einiges darüber. Dabei bin ich auch auf verschiedene Streckenprofile gestoßen: Die von uns besichtigte Strecke hatte ein gewölbtes Profil. Der Broschüre konnte ich entnehmen, das früher die Strecken ein viereckiges profil hatten, wieso wurde das nicht beibehalten ?
Ich habe mir mal das "Befahrerhandbuch" runtergeladen, da steht auch einiges darüber. Dabei bin ich auch auf verschiedene Streckenprofile gestoßen: Die von uns besichtigte Strecke hatte ein gewölbtes Profil. Der Broschüre konnte ich entnehmen, das früher die Strecken ein viereckiges profil hatten, wieso wurde das nicht beibehalten ?
- MichaP
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Re: Bereißen der Sohle
Hallo Jürgen schau mal hier:
http://forum.untertage.com/viewtopic.php?f=19&t=2576
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Glück auf!
Michael
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Re: Bereißen der Sohle
Zum Wechsel des Profils habe ich hier schon öfters was geschrieben. Um 1720 wurde vom eckigen zum ovalen Profil gewechselt, da letzteres einfacher aufzufahren war und statisch günstiger ist (Annäherung an Gewölbeform!).
Das sollte der Führer eigentlich mit sagen (hoffentlich war ich´s nicht , wenn doch, hast Du nicht richtig zugehört ).
Glück Auf!
Stephan
Das sollte der Führer eigentlich mit sagen (hoffentlich war ich´s nicht , wenn doch, hast Du nicht richtig zugehört ).
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- micha2
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Re: Bereißen der Sohle
So wie Du immer durch Die Bude rennst, kann man dir eh kaum folgen, geschweige denn zuhören.Falafel hat geschrieben:(hoffentlich war ich´s nicht , wenn doch, hast Du nicht richtig zugehört ).
Glück Auf!
Stephan
Da kann man schon froh sein, wenn man den Anschluß nicht völlig verliert
GA Krumi
Ein totalitäres System erkennt man daran, daß es die Kriminellen verschont und den politischen Gegner kriminalisiert
(Alexander Issajewitsch Solschenyzin)
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Re: Bereißen der Sohle
@Micha2: Wenn man, so wie Du drei Zigaretten gleichzeitig raucht (eine im Mund und dann noch in jedem Ohr eine), kann man mir natürlich weder folgen noch zuhören
Glück Auf!
Stephan
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- Claudia
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Re: Bereißen der Sohle
hihi, hihihiiii...prust... *räusper*
ähm...
Hallo Jürgen, willkommen im Forum.
an diesem Wunderschönen Beispiel merkt man, dass man in diesem Forum nur
hoffen kann, dass die gestellte Frage schnell beantwortet ist, bevor die Experten
wieder abschweifen...
Aber keine Angst, die hauen sich nicht.
ähm...
Hallo Jürgen, willkommen im Forum.
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Glück auf!
Claudia
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Rettet den Wald - esst mehr Spechte!
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Re: Bereißen der Sohle
Zurück zum Thema (aber über Krumi lästern konnte ich mir einfach nicht verkneifen):
@Steineklopfer: Der Querschlag auf dem "Auferstehung Christi Sth." ist keineswegs in doppelter Höhe aufgefahren. Die Höhe der Auffahrung beträgt ziemlich genau 235 cm. In einer Höhe von 55 cm befindet sich die Oberkante von den Löchern für die Einzüge des Tragwerkes. Nun denke Dir darauf noch die Laufbretter von - sagen wir mal 3 cm - dann bleiben von dem Querschlag noch effektive 177 cm zum Laufen übrig; darunter war die Wassersaige. Das war für das 18. Jh. durchaus üblich.
Glück Auf!
Stephan
@Steineklopfer: Der Querschlag auf dem "Auferstehung Christi Sth." ist keineswegs in doppelter Höhe aufgefahren. Die Höhe der Auffahrung beträgt ziemlich genau 235 cm. In einer Höhe von 55 cm befindet sich die Oberkante von den Löchern für die Einzüge des Tragwerkes. Nun denke Dir darauf noch die Laufbretter von - sagen wir mal 3 cm - dann bleiben von dem Querschlag noch effektive 177 cm zum Laufen übrig; darunter war die Wassersaige. Das war für das 18. Jh. durchaus üblich.
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- Bastl
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Re: Bereißen der Sohle
Aber das Tragwerk wurde doch bestimmt erst nachträglich eingezogen, oder ?
- Nobi
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Re: Bereißen der Sohle
kann es sein, dass man sich hier missversteht?
auffahrungen, bei denen mehrere hauer hintereinander gearbeitet haben, waren doch recht verbreitet. beim fürstenstolln in schneeberg waren es, wenn ich mich richtig erinner, drei (oder sogar vier) hauer, die dort das profil herausgeschlägelt haben. die arbeiten erfolgten ebenfalls versetzt. es war eine art "schnellvortrieb".
unter nachreißen der sohle verstehe ich die nachträgliche erweiterung des stollenprofiles nach unten. das kann jahre oder jahrzehnte später erfolgen.
auffahrungen, bei denen mehrere hauer hintereinander gearbeitet haben, waren doch recht verbreitet. beim fürstenstolln in schneeberg waren es, wenn ich mich richtig erinner, drei (oder sogar vier) hauer, die dort das profil herausgeschlägelt haben. die arbeiten erfolgten ebenfalls versetzt. es war eine art "schnellvortrieb".
unter nachreißen der sohle verstehe ich die nachträgliche erweiterung des stollenprofiles nach unten. das kann jahre oder jahrzehnte später erfolgen.
GLÜCK AUF | NOBI
Der Berg ist frei.
Wo eyn man eynfahrn will
mag her es thun mit rechte.
w w w . b e r g b a u s h i r t . d e
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- MichaP
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Re: Bereißen der Sohle
nobi hat absolut recht.
Glück auf!
Michael
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Re: Bereißen der Sohle
Wenn die Sohle im Zuge der Neuauffahrung ausgehauen wurde, spricht man auch vom Nachbringen der Sohle. Rein technisch besteht natürlich kein großer Unterschied zum Nachreißen der Sohle.
Glück Auf!
Stephan
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Stephan
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Re: Bereißen der Sohle
Von meinem Freund der Vater hat den sächsischen Bergbaukalender in der Wohnung hängen. Für diejenigen welche den Kalender kennen: Im Monat Dezember ist doch das Bild von der Aufschlagrösche der Grube Christbescherung. Neben der auf dem Bild befindlichen Person kann man ja ein Schlägelort erkennen. Ist das die ursprüngliche Höhe des Stollns und die Sohle wurde Nachgerissen oder wurde der Stolln auch im 2-Mann Vortrieb vorangetrieben ? Wurde hier eigentlich im "Gegenortvortrieb" gearbeitet ? Sieht halt aus, als ob man in eine andere Strecke "reingekommen" wäre (seitlich). Ist das Stollnprofil deshalb so hoch, weil so viel Aufschlagwasser durchlaufen muß ?
Re: Bereißen der Sohle
Nachtrag. Im Schriftwerk von Tilo Cramm, betreffend den Bergbau auf der Syburg S.19
(zu beziehen hier :http://www.rvr-online.de/geopark/geoshop.php?p=7)
wird folgender Befahrungsbericht wiedergegeben (1774):
Es wurde eine Stollenstrecke im Acord vergeben, und zwar so, dass erst ein Ort mit 1,1 m Höhe und 0,9 m Breite getrieben werden sollte und die "Wahser Sohle" dann "söhlig nachzuführen".
Achja, für diese Arbeit waren natürlich Spezialisten aus Sachsen oder Thüringen angeheuert
(zu beziehen hier :http://www.rvr-online.de/geopark/geoshop.php?p=7)
wird folgender Befahrungsbericht wiedergegeben (1774):
Es wurde eine Stollenstrecke im Acord vergeben, und zwar so, dass erst ein Ort mit 1,1 m Höhe und 0,9 m Breite getrieben werden sollte und die "Wahser Sohle" dann "söhlig nachzuführen".
Achja, für diese Arbeit waren natürlich Spezialisten aus Sachsen oder Thüringen angeheuert
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Re: Bereißen der Sohle
@jürgen: Das Bild im Kalender könnte durchaus den Durchschlag eines Gegenortbetriebes darstellen (ich kann mich im Moment nicht so genau erinnern ). Das Schlägelort, das zu sehen ist, stellt die Arbeitshöhe des ersten Mannes dar. Der Rest zur Sohle wurde von den / dem weiteren Häuer(n) aufgefahren - eben durch Nachbringen der Stroße. Was die Höhe der Rösche betrifft, so ist diese gar nicht so groß: Denk dir unten noch das Tragwerk in 50 cm Höhe, unter dem das Wasser geflossen ist. Wenn der Onkel Pfiff dann auf selbigem Tragwerk stehen würde, müßte er sich schon bücken - und Pfiff ist nicht gerade ein Riese.
Glück Auf!
Stephan
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Re: Bereißen der Sohle
Vielen Dank für die Antwort. Ich glaube ich habs jetzt kapiert !