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Matte Wetter

Verfasst: Sa. 02. Dez 06 15:31
von Pierre
gestern wollte ich eine befahrung in einen kohlestollen machen der seit ca. 40 jahren stillgelegt ist.
schon nach 100 metern habe ich nicht mehr so gut luft bekommen und weitere 50 meter weiter wo man wieder stehen kann wollte ich eine kleine pause um auch meine karbidlampe anzumachen dabei ist mir aufgefallen das ich dort unten noch nichteinmal ein feuerzeug zünden konnte welches technisch einwandfrei war und sich drausen sofort wieder zünden lies.
wir sind natürlich sofort umgedreht um kein unnötiges risiko einzugehen.
da ich ja gerade mal meine ersten befahrungen hatte war ich mir nicht sicher ob es sich dort um matte wetter gehandelt haben könnte und ob wir uns richtig verhalten haben ???

Verfasst: Sa. 02. Dez 06 15:43
von kapl
::handbuch::

Verfasst: Sa. 02. Dez 06 16:47
von Hauer
Kohle----Karbidlampe------Feuerzeug------Lebensmüde???? :shock:

In deinem Falle hattest du vielleicht Glück wenn es sich "nur" um matte Wetter gehandelt hat.Wenns schlagende Wetter gewesen wären....nun ja..dann hätte es diesen Thread evtl.nicht gegeben.

Gasschnüffler und Wetterlampe habe ich in der Kohle immer dabei.
(Ja,wir haben in Tirol auch Kohlebergbau)

G.A.H

Verfasst: Sa. 02. Dez 06 18:05
von alterbergbau.de
nimm halt das nächste mal den Siggi mit :)

Verfasst: Sa. 02. Dez 06 18:45
von Friedolin
Mein lieber mann, da hat die Barbara aber ganze Arbeit geleistet !!
So viel Glück hat man nur einmal im Leben.

Kohlegrube, Karbitlampe :x - frag demnächst lieber kundige Leute! Wie ich lese kennst Du ja den Siggi, da hast Du doch den Fachmann in der Nähe.
In die Kohle geht man nur mit zugelassenem el. Geleucht und einer Wetterlampe (wer hat sollte den Multiwarn nehmen) zumal wenn die Zeche aufgelassen ist und man keine Ahnung über die Wetterverhältnisse hat. Solltest Dir das Datum als zweiten Geburtstag in den PA eintragen lassen :)

Glück Auf !
Friedhelm

Verfasst: Sa. 02. Dez 06 19:52
von Jörn
Wenn die Geschichte wahr ist, dann ist sie ein heißer Kandidat für den Darwin-Award 2006.
Ansonsten kann ich mich mal wieder nur Kapl's Meinung anschließen...

Jörn

Verfasst: Mo. 04. Dez 06 8:00
von Schlepper
Kohle: Niemals ohne Wetterlampe, wenn die aus geht gehst du auch aus :wink: :wink: :wink:
Und dann nimm eine die du zum Zünden nicht öffenen musst, am besten mit Elektrozünder. Kann ja mal sein das du mit der Lampe anstößt und sie deshalb aus gegangen ist :D

Verfasst: Mo. 04. Dez 06 21:06
von Hauer
Aureole bei schlagenden Wettern:

Verfasst: Di. 05. Dez 06 0:38
von Pierre
ja ich danke euch erst mal !!!
da hatte ich wohl gleich zwei mal geburtstag in dieser woche (weil ich sonntag echt geburtstag hatte) :o
werde mich auf jeden fall daran halten nur noch mit wetterlampe in kohle zu gehen und kein karbid mehr zu benutzen :idea:
die flammenerklärung ist auch sehr hilfreich (nach sowas habe ich die letzten tage schon gesucht) !!!

Verfasst: Di. 05. Dez 06 2:32
von MatthiasM
Wer öfters in die Kohle geht, auf Nummer Sicher gehen will und auch die Kosten für gelegentliche Ersatzsensoren nicht scheut, sollte im eBay durchaus nach Gaswarnern Ausschau halten, als da wären Auer, Dräger, Oldham/Winter, GfG. Sensorbestückung beachten - Explosion (Methan), ggf. CO separat wegen Giftigkleit, Sauerstoff, eventuell CO2 (IR statt elektrochemischer Sensor wegen Lebensdauer vorzuziehen) wäre die Idealbestückung für Kohle. Ausgemusterte Kanalergeräte haben meistens keinen CO, sondern H2S, das ist aber nicht so nötig (stinkt reichlich, lang bevor es ungesund wird); Höhlenforscher und wer abseits von Kohle unterwegs ist, braucht CO und EX nicht unbedingt, aber CO2 ist nie verkehrt, je enger es zugeht (Höhlenforscher beim graben...)

Glück auf
Matthias

Verfasst: Di. 05. Dez 06 6:58
von Sven G.
Zweckmäßig ist ein CO² Messgerät , welches permanent die Konzentration von CO² im Wetter feststellt und bei einer Überschreitung des MAK - Wertes einen Piepston von sich gibt.
Sollte das Gerät zu teuer sein , in der Zoohandlung ein Kanarienvogel für knapp 5 € geht auch . Der gibt auch ein Signal von sich :twisted:

Bei schlagendem Wetter hilft nur eine ordentliche Zwangsbewetterung . Hierzu sollte man versuchen einige Lichtlöcher zu finden und zu öffnen.
Ansonsten sollte man auf eine Befahrung verzichten .

Glück Auf

Verfasst: Di. 05. Dez 06 9:59
von MatthiasM
CO2 ist blöderweise immer ein wenig ein Spezialfall und des Höhlenforschers Liebling in engen Fränkischen Kleinhöhlen und gern in südfranzösischen Endlos-Schächten.

In einem auch nur leicht bewetterten Objekt ist CO2 normalerweise kein Problem. Typisch ist eine ungesund ansteigende Konzentration bei körperlichen Arbeiten mit vielen Helfern an schlecht bewetterten engstellen (Höhle/Versturz aufgraben!), >> CO2-Vergiftung trotz reichlich Sauerstoff, hier ist der MAK-Wert interessant, und das andere Extrem, das normal nur bei aboluter Windstille auftritt ist ein richtiger CO2-Sumpf an tiefen Stellen wie im Silo vom Bauern >> Sauerstoffverdrängung, klassischer, schneller und schmerzloser Erstickungstod.

Nebenbei, dem Höhlenforscher ist seine Karbidflamme nur ein trügerisches Zeichen, das Zeug brennt nämlich aufgrund seines hohen eigenen Energiegehalts auch noch bei für uns ungesund wenig Sauerstoff (<15%) und sagt überhaupt nix aus, wieviel CO2 herumschwirrt.

Bei Sauerstoffmangelgefahr statt auf Karbid besser auf Benzinwetterlampen verlassen, die gehen früher aus (aber auch schon fast zu spät).....

Verfasst: Di. 05. Dez 06 10:09
von Schlepper
CO2 ist im Steinkohlen Altbergbau allgegenwärtig, dass entsteht ja bei der Zersetzung der Kohle durch Luftsauerstoff. Wenn noch ordentlich Pyrit in der Kohle ist kommt Schwefelwasserstoff noch dazu.
Mir hat eine Wetterlampe immer gute Dienste geleistet.

Verfasst: Di. 05. Dez 06 14:08
von Michael Kitzig (†)
irgendwann hatten wir das thema schon...
also:

im bergbau (alt oder aktiv) kann es so einige beimengungen zur atemluft geben, die *etwas* ungesund sein können..

CO2: macht probleme eben nicht nur durch verdrängung des sauerstoffs (sonst wäre es erst in relativ hoher konzentration gefährlich) sondern dadurch, dass wir es aus unserem körper durch ausatmen ständig loswerden müssen. weil die ausgeatmete luft ca. 4% CO2 enthält, sind 5% in der umgebungsluft toxisch..
zudem sammelt sich das gas, gerade wenn es keinen wetterzug gibt, gerne in "seen" am grund von schächten, mulden oder dgl. an.
gelangt man dort hinein, kann es sogar wellen schlagen..
so ein see lässt natürlich die wetterlampe verlöschen; toxische konzentrationen >5% zeigt sie aber nicht an.

O2 mangel: das wahrscheinlich häufigste phänomen. bildet sich durch verbrauch des sauerstoffs im rahmen von oxydation von erz, hloz, kohle...
und dürfte im o.g. fall vorgelegen haben.
für den körper massgeblich ist jedoch nicht der % gehalt der luft, sondern der sog. sauerstoffpartialdruck, ein produkt aus % gehalt und luftdruck.
deshalb gibt es auf etwas meeresniveau in einer grube mit nur 16% O2 (da beginnt eine benzinwetterlampe etwa zu verlöschen) bei LUNGENGESUNDEN menschen noch nicht wirklich probleme ausser einer eingeschränkten leistungsfähigkeit, im hochgebirge kann dieser % gehalt aber schon tödlich sein.

CO: durch brände verschiedener art. kann auch ganz unspektakulär in -namentlich pyrithaltiger- kohle durch selbstentzündung gebildet werden.
CO blockiert irreversibel das hämoglobin (roter blutfarbstoff) den wir zum sauerstofftransport brauchen und es folgt eine innere erstickung, die durchaus auch lansam vor sich gehen kann. probleme gibt es bereits ab 0,5%.
CO ist brennbar!! und kann schlagwetter auslösen..

H2S: entsteht bei fäulnisprozessen und ist nerventoxisch. verweilt man einige zeit darin, werden deshalb auch die geruchsnerven gelähmt und man kann den charakteristischen geruch "faule eier" nicht mehr wahrnehmen.
H2S ist tückisch, weil es gerne erst beim betreten von unter wasser liegendem holz frei wird und dann ggf. auf dem rückweg ein problem macht.
H2S ist auch brennbar!

CH4: die schlagwettergefahr von grubengas dürfte hinlänglich bekannt sein. darüber hinaus kann es in hoher konzentration (in sehr hoher konzentration brennt es NICHT mehr!) durch verdrängung des sauerstoffes
gefährlich sein; es gelten die bedingungen wie unter O2 mangel.
da es sich unter der firste ansammeln kann und der normale befahrer sich dort mit seinem kopf aufhält, kann das durchaus ein problem geben.

Verfasst: Do. 07. Dez 06 0:41
von sepp
Auffi Pierre!
Da ich weiß,welche Grube ihr befahren habt,nimm dir die Schelte nicht ganz so zu Herzen.Wir haben uns ja über das Thema unterhalten.Mich wundert nur,daß deine Mitbefahrer nicht gemeckert und bei dieser Wetterlage keine Wetterlampe mitgenommen haben.Die waren schon oft genug drinn.
Schade eigentlich,der Herr ?! hat gerade angefangen,bei mir wieder Boden gut zu machen.
An die Anderen:Euer Einwand mit offenem Geleucht ist durchaus berechtigt,es gibt aber auch Steinkohlegruben,wo das offizielle Geleucht eine
Karbidlampe war.

Verfasst: Do. 07. Dez 06 0:54
von Michael Kitzig (†)
es gibt aber auch Steinkohlegruben,wo das offizielle Geleucht eine
Karbidlampe war.
.. war in der braunkohle grundsätzlich üblich..

Verfasst: Do. 07. Dez 06 6:14
von Schlepper
Im Deister, Osterwald und im Schaumburger Bergbau waren Karbidlampen in den Stollenbetrieben bis zur Stillegung im Einsatz.
Zur morgendlichen Kontrolle ob es brennt (Matte Wetter) wurde eine Wetterlampe benutzt.

Verfasst: Do. 07. Dez 06 9:53
von Friedolin
Zitat:

es gibt aber auch Steinkohlegruben,wo das offizielle Geleucht eine
Karbidlampe war.


ja genau, aber die hatten auch einen Wettersteiger, der seinen Kopf dafür hinhalten musste!

als schelte würde ich die freundlichen hinweise nicht betrachten wollen!
mit freundlichem "Glück Auf!"
Friedhelm

Verfasst: Do. 07. Dez 06 14:42
von markscheider
Schlepper hat geschrieben:Im Deister, Osterwald und im Schaumburger Bergbau waren Karbidlampen in den Stollenbetrieben bis zur Stillegung im Einsatz.
Zur morgendlichen Kontrolle ob es brennt (Matte Wetter) wurde eine Wetterlampe benutzt.
"Ob es brennt"? Mit diesem Begriff wurde im Zwickauer Revier ausggedrückt, daß genügend Frischwetter vorhanden waren, daß die Blende brannte. Im Sommer kam es schonmal vor, daß der Abbau ruhte, weil durch die Luftdruckverhältnisse nicht genügend Frischwetter in die Grube kamen. Daß der Mann kaum Luft zum Atmen hatte, war nicht das Problem, aber wenn er nichts sah, konnte nicht gefördert werden. Mitte 19. Jh. - die Arbeitsbedingungen müssen unter aller Sau gewesen sein.

Verfasst: Do. 07. Dez 06 18:39
von Michael Kitzig (†)
deshalb ja auch der begriff "lichtloch" für wetterschächte auf stolln.
das LICHT war wichtig, wenn auch dem bergmann meist noch etwas später als dem licht dasselbe ausging...

wie erwähnt, gilt das nur für gesunde!
lungenkranke oder leute mit anämie und dgl. können schon tot neben dem NOCH brennenden licht liegen...

Verfasst: Fr. 08. Dez 06 5:58
von Schlepper
Ob es brennt"? Mit diesem Begriff wurde im Zwickauer Revier ausggedrückt, daß genügend Frischwetter vorhanden waren, daß die Blende brannte. Im Sommer kam es schonmal vor, daß der Abbau ruhte, weil durch die Luftdruckverhältnisse nicht genügend Frischwetter in die Grube kamen. Daß der Mann kaum Luft zum Atmen hatte, war nicht das Problem, aber wenn er nichts sah, konnte nicht gefördert werden. Mitte 19. Jh. - die Arbeitsbedingungen müssen unter aller Sau gewesen sein

Genau so war es bei uns, wenn es nicht "brannte" hat man sich dann auch gern mal mit einem Kasten Bier und einer Flasche "Schluck" im Wald verdrückt :D
Das nannte man dann Buschschicht :D

Verfasst: Fr. 08. Dez 06 6:44
von AdM_Michael
Etwas weiter suedlich im westfaelischen Raum war die Buschschicht auch als Huftschicht (Huft in der Bedeutung von Busch) bekannt...


(auch noch Ende des letzten Jahrhunderts) :D

Verfasst: Sa. 09. Dez 06 0:34
von sepp
@Friedolin:
Die hatten noch keine Wettersteiger,weil es nicht notwendig war,