Feuersalamanderlarven in einem Bergwerk auf 22m Wassertiefe
Verfasst: Di. 17. Okt 06 22:01
Glück auf,
vor 3 Jahren bin ich in einen neuen Freundeskreis von Bergwerksenthusiasten hineingeraten und daraufhin als Taucher in diversen Harzer Bergwerken getaucht.
In einem dieser Bergwerke im Landkreis Quedlinburg entdeckten wir im August 2005 erstmals Feursalamanderlarven, die wir in den vorangegangenen TGs nie bemerkt haben. Das Bergwerk wurde bereits regelmäßig in größeren Abständen seit einem Jahr betaucht.
Nach diesem Erstfund fand eine regelmäßige Zählung der Larven und Fotografie/ Videoaufnahmen meist im 14tägigen Rhythmus statt.
Inzwischen läuft das Projekt über 1 Jahr und es waren ständig bis zu 80 Larven in völliger Dunkelheit bei einem Wasserdruck von 3bar dort unten, die sich auch in Einzelexemplaren bis zum fertigen Feuersalamander entwickelt haben.
Im Folgenden möchte ich einen Zustandsbericht und einige Fotos beifügen, die kürzlich an die Zeitschrift "Aquarium heute" zu Herrn Dr. Herrmann gegangen sind, der eine Veröffentlichtung dieses Phänomens zugesagt hat.
Sehr ausführliche Berichte dazu kann man auf der Seite http://www.feuersalamander.com im Gästeforum finden.
Ich würde mich freuen, wenn hier jemand zur Klärung der im Abschluß aufgezeigten Fragen beitragen könnte.
Der Quertaucher
Feuersalamanderlarven Beobachtungen in einem Bergwerk (Altbergbau von ca. 1740) auf 22m Wassertiefe seit August 2005 im Ostharz
Ein kleines, verschlafenes Dorf im Oberharz. Früher lebte man hier vom Bergbau und die Gegend rundherum ist durchlöchert von Bergwerken wie der berühmte Schweizer Käse. Heute schlägt man sich mit ein wenig Fremdenverkehr und naturnahem Tourismus durch. Vom Bergbau der Alten wissen nur noch Wenige.
Alles begann im Jahr 2004, als Höhlentaucher von Fledermausschützern gebeten wurden, Bergwerke zu erkunden. Eine dieser alten Gruben wurde dann über einen längeren Zeitraum betaucht und im August 2005 stellte der eine der beiden Taucher fest: „da unten scheinen so kleine Viecher rumzukrabbeln. Guck mal genauer nach…“. Diese erste Begegnung war der Beginn eines kleinen Wunders.
Auf 22m Wassertiefe, die über einen wassergefüllten Schacht (Gesenk) erreicht werden, gelangt man in einen ca. 60m langen Stollen. Hier befanden sich mehrere Larven vom Feuersalamander (Salamandra salamandra terrestris).
Einzelne Tiere waren bis zu 40m in dem Stollen in völliger Dunkelheit vorgedrungen und verhielten sich sehr ruhig am Boden liegend.
Es ist unklar, wovon sich die Tiere in diesem völlig abgeschlossenen Wasser (ohne Zulauf) ernähren. Möglicherweise lebt hier der blinde Höhlenkrebs Niphargus, der als Futter dienen könnte, aber bisher nicht gesichtet wurde.
Von Welsen weiß man, dass sie gern Zellulose von Holz aufnehmen und dies für ihre Verdauung und das Wachstum von Wichtigkeit ist. Trotzdem kam es nicht zu besonderen Ansammlungen von Larven wo Holz vorhanden war.
Vielleicht sind die Jungtiere auch nur von dem ca. 15m langen Eingangsbereich, der ungefähr 40cm unter Wasser steht in das Gesenk hinein abgedriftet und auf diese Tiefe abgesunken. Hier scheinen sie zu „überwintern“. Interessant ist, dass die Häufigkeit der Larven proportional zur Entfernung vom Gesenk zunimmt. (Also je weiter vom Eingangsschacht, desto mehr Larven wurden beobachtet).
Im Flachwasserbereich und an den Wänden des Bergwerks hatten die Taucher schon häufig Feuersalamander beobachtet.
Schnell war der Entschluß gefasst, die weitere Entwicklung der Tiere in regelmäßigen Abständen zu beobachten. Erste Fotos entstanden und später wurde alles per Video dokumentiert. Alle 14 Tage fand eine Zählung der Larven statt. Die Zahl pendelte zwischen 41 Larven zu Anfang der Beobachtungen im August 2005, über 21 im Oktober des gleichen Jahres bis hin zum Rekord am 30. August 2006 mit 81 Larven.
Normalerweise entwickeln sich aus dem abgesetzten Nachwuchs binnen einem Vierteljahr Jungsalamander, doch hier in diesem Bergwerk bei Mangelernährung und in völliger Dunkelheit ist alles anders.
Augenscheinlich liegen die Larven nur "dösend" herum. Es ist keine Futteraufnahme beobachtet worden, auch kein Kannibalismus, was aber nicht heißt, dass beides nicht auch vorkommt. Ihr Phänotyp ist überwiegend einheitlich abgemagert und wenn sie angeleuchtet werden, reagieren sie träge. Bei Fotos mit Vermessungslineal kommt es zu Fluchtbewegungen.
Nur wenige Tiere metamorphosieren nach einer extrem verlängerten larvalen Phase zum Jungsalamander (ca. 5 Monaten und später). Eigentümlicherweise schaffen es fast alle dieser Tiere das Bergwerk ohne Fremdeingriff wieder zu verlassen.
Über den gesamten Beobachtungszeitraum werden nur vereinzelte verendete Larven und ein umgewandeltes Tier gefunden, die mit diesen besonderen Bedingungen nicht zurande kamen.
Auch über den Winter hin versuchte man den Turnus der Beobachtungen einzuhalten, soweit es das Wetter zuließ. Ende März begann die Zahl der Larven erneut zu steigen, was auf ein Absetzen neuer Tiere durch Weibchen zurückgeführt wird.
Die Grundbedingungen: Wasser 8°C konstant, völlige Dunkelheit, etwas Holz liegt aus dem Albergbau von 1740 mit Balken, Leitern (Fahrten) und Brettern im Querstollen herum. Mehr nicht. Futtertiere konnten bei keinem der Tauchgänge nachgewiesen werden. Nur ein Wurm betätigte sich einmal als Aasfresser und ein Fremdling hatte sich zwischen dem 10.Mai und 7. Juni 2006 ca. 35m weit in den Stollen unter Wasser verirrt: ein Grasfrosch.
Von diesem Überraschungsgast gelangen auch einige Videoaufnahmen.
Die Beobachtungsreihe ist nun bereits über ein Jahr alt und wird im 14tägigen Rhythmus fortgeführt.
Es bleiben weiterhin folgende Fragen zu klären:
1. wie ist die Nahrungsgrundlage
2. wie überleben die Tiere bei der Dunkelheit
3. wie lange dauert in dieser Sondersituation die Metamorphose
4. wie gelangt genügend 0² ins Wasser da unten, damit die Atmung sichergestellt wird.
5. wie konnte das augenscheinlich vollständig umgewandelte Tier, das bereits am 6.7. hier abgebildet wurde noch überleben und selbständig den tiefen, dunklen Stollen verlassen.
6. gibt es Kannibalismus
7. haben wir mit unserer Taucherei und der ausgeatmeten Luft, die sich an der Firste in „Pfützen“ sammelt und dem regelmäßigen Durchrühren des Wassers beim Schwimmen erst Bedingungen geschaffen, die ein Überleben für die Larven ermöglichen?
Anbei noch eine grobe Lageskizze zum besseren Verständnis.
vor 3 Jahren bin ich in einen neuen Freundeskreis von Bergwerksenthusiasten hineingeraten und daraufhin als Taucher in diversen Harzer Bergwerken getaucht.
In einem dieser Bergwerke im Landkreis Quedlinburg entdeckten wir im August 2005 erstmals Feursalamanderlarven, die wir in den vorangegangenen TGs nie bemerkt haben. Das Bergwerk wurde bereits regelmäßig in größeren Abständen seit einem Jahr betaucht.
Nach diesem Erstfund fand eine regelmäßige Zählung der Larven und Fotografie/ Videoaufnahmen meist im 14tägigen Rhythmus statt.
Inzwischen läuft das Projekt über 1 Jahr und es waren ständig bis zu 80 Larven in völliger Dunkelheit bei einem Wasserdruck von 3bar dort unten, die sich auch in Einzelexemplaren bis zum fertigen Feuersalamander entwickelt haben.
Im Folgenden möchte ich einen Zustandsbericht und einige Fotos beifügen, die kürzlich an die Zeitschrift "Aquarium heute" zu Herrn Dr. Herrmann gegangen sind, der eine Veröffentlichtung dieses Phänomens zugesagt hat.
Sehr ausführliche Berichte dazu kann man auf der Seite http://www.feuersalamander.com im Gästeforum finden.
Ich würde mich freuen, wenn hier jemand zur Klärung der im Abschluß aufgezeigten Fragen beitragen könnte.
Der Quertaucher
Feuersalamanderlarven Beobachtungen in einem Bergwerk (Altbergbau von ca. 1740) auf 22m Wassertiefe seit August 2005 im Ostharz
Ein kleines, verschlafenes Dorf im Oberharz. Früher lebte man hier vom Bergbau und die Gegend rundherum ist durchlöchert von Bergwerken wie der berühmte Schweizer Käse. Heute schlägt man sich mit ein wenig Fremdenverkehr und naturnahem Tourismus durch. Vom Bergbau der Alten wissen nur noch Wenige.
Alles begann im Jahr 2004, als Höhlentaucher von Fledermausschützern gebeten wurden, Bergwerke zu erkunden. Eine dieser alten Gruben wurde dann über einen längeren Zeitraum betaucht und im August 2005 stellte der eine der beiden Taucher fest: „da unten scheinen so kleine Viecher rumzukrabbeln. Guck mal genauer nach…“. Diese erste Begegnung war der Beginn eines kleinen Wunders.
Auf 22m Wassertiefe, die über einen wassergefüllten Schacht (Gesenk) erreicht werden, gelangt man in einen ca. 60m langen Stollen. Hier befanden sich mehrere Larven vom Feuersalamander (Salamandra salamandra terrestris).
Einzelne Tiere waren bis zu 40m in dem Stollen in völliger Dunkelheit vorgedrungen und verhielten sich sehr ruhig am Boden liegend.
Es ist unklar, wovon sich die Tiere in diesem völlig abgeschlossenen Wasser (ohne Zulauf) ernähren. Möglicherweise lebt hier der blinde Höhlenkrebs Niphargus, der als Futter dienen könnte, aber bisher nicht gesichtet wurde.
Von Welsen weiß man, dass sie gern Zellulose von Holz aufnehmen und dies für ihre Verdauung und das Wachstum von Wichtigkeit ist. Trotzdem kam es nicht zu besonderen Ansammlungen von Larven wo Holz vorhanden war.
Vielleicht sind die Jungtiere auch nur von dem ca. 15m langen Eingangsbereich, der ungefähr 40cm unter Wasser steht in das Gesenk hinein abgedriftet und auf diese Tiefe abgesunken. Hier scheinen sie zu „überwintern“. Interessant ist, dass die Häufigkeit der Larven proportional zur Entfernung vom Gesenk zunimmt. (Also je weiter vom Eingangsschacht, desto mehr Larven wurden beobachtet).
Im Flachwasserbereich und an den Wänden des Bergwerks hatten die Taucher schon häufig Feuersalamander beobachtet.
Schnell war der Entschluß gefasst, die weitere Entwicklung der Tiere in regelmäßigen Abständen zu beobachten. Erste Fotos entstanden und später wurde alles per Video dokumentiert. Alle 14 Tage fand eine Zählung der Larven statt. Die Zahl pendelte zwischen 41 Larven zu Anfang der Beobachtungen im August 2005, über 21 im Oktober des gleichen Jahres bis hin zum Rekord am 30. August 2006 mit 81 Larven.
Normalerweise entwickeln sich aus dem abgesetzten Nachwuchs binnen einem Vierteljahr Jungsalamander, doch hier in diesem Bergwerk bei Mangelernährung und in völliger Dunkelheit ist alles anders.
Augenscheinlich liegen die Larven nur "dösend" herum. Es ist keine Futteraufnahme beobachtet worden, auch kein Kannibalismus, was aber nicht heißt, dass beides nicht auch vorkommt. Ihr Phänotyp ist überwiegend einheitlich abgemagert und wenn sie angeleuchtet werden, reagieren sie träge. Bei Fotos mit Vermessungslineal kommt es zu Fluchtbewegungen.
Nur wenige Tiere metamorphosieren nach einer extrem verlängerten larvalen Phase zum Jungsalamander (ca. 5 Monaten und später). Eigentümlicherweise schaffen es fast alle dieser Tiere das Bergwerk ohne Fremdeingriff wieder zu verlassen.
Über den gesamten Beobachtungszeitraum werden nur vereinzelte verendete Larven und ein umgewandeltes Tier gefunden, die mit diesen besonderen Bedingungen nicht zurande kamen.
Auch über den Winter hin versuchte man den Turnus der Beobachtungen einzuhalten, soweit es das Wetter zuließ. Ende März begann die Zahl der Larven erneut zu steigen, was auf ein Absetzen neuer Tiere durch Weibchen zurückgeführt wird.
Die Grundbedingungen: Wasser 8°C konstant, völlige Dunkelheit, etwas Holz liegt aus dem Albergbau von 1740 mit Balken, Leitern (Fahrten) und Brettern im Querstollen herum. Mehr nicht. Futtertiere konnten bei keinem der Tauchgänge nachgewiesen werden. Nur ein Wurm betätigte sich einmal als Aasfresser und ein Fremdling hatte sich zwischen dem 10.Mai und 7. Juni 2006 ca. 35m weit in den Stollen unter Wasser verirrt: ein Grasfrosch.
Von diesem Überraschungsgast gelangen auch einige Videoaufnahmen.
Die Beobachtungsreihe ist nun bereits über ein Jahr alt und wird im 14tägigen Rhythmus fortgeführt.
Es bleiben weiterhin folgende Fragen zu klären:
1. wie ist die Nahrungsgrundlage
2. wie überleben die Tiere bei der Dunkelheit
3. wie lange dauert in dieser Sondersituation die Metamorphose
4. wie gelangt genügend 0² ins Wasser da unten, damit die Atmung sichergestellt wird.
5. wie konnte das augenscheinlich vollständig umgewandelte Tier, das bereits am 6.7. hier abgebildet wurde noch überleben und selbständig den tiefen, dunklen Stollen verlassen.
6. gibt es Kannibalismus
7. haben wir mit unserer Taucherei und der ausgeatmeten Luft, die sich an der Firste in „Pfützen“ sammelt und dem regelmäßigen Durchrühren des Wassers beim Schwimmen erst Bedingungen geschaffen, die ein Überleben für die Larven ermöglichen?
Anbei noch eine grobe Lageskizze zum besseren Verständnis.