Gertrudenberger Höhle oder das Gertrudenberger Loch

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daniela Althaus
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Gertrudenberger Höhle oder das Gertrudenberger Loch

Beitrag von daniela Althaus »

Nach der Chronik des Gertrudenberger Klosters betreibt die Stadt Osnabrück mindestens seit 1333 auf der Höhe des Gertrudenberges einen Steinbruch. Hier werden an der Oberfläche anstehende muschelschalenreiche Trochitenkalke (Oberer Muschelkalk) entnommen. Die Hauptschicht des Trochitenkalkes ist hier etwa 6 bis 7 m mächtig. Sie fällt in den Berg ein und wird mehr und mehr von unbrauchbaren Gesteinen überlagert. Der Abbau folgt der nutzbaren Schicht. Dabei werden zunächst die unbrauchbaren Materialien mit abgebaut und als Abraum an den Rändern der so entstehenden Steingrube abgelagert. Später läßt man diese Schichten stehen und geht so zu unterirdischer Gesteinsgewinnung über. Es entsteht über die Jahrhunderte ein umfangreiches, sagenumwobenes und in seiner ganzen Dimension unerforschtes Höhlensystem, das sogenannte Gertrudenberger Loch . Der Höhlenzugang befand sich damals in einem Eingangsgebäude in der östichen Steingrubenböschung auf der Höhe des heutigen Rosengartens.

Das Gestein wird nicht direkt für die Errichtung von Bauwerken benutzt, vielmehr wird es in Kalköfen gebrannt und bildet damit die Grundlage für die Mörtelherstellung., (Eine Ausnahme bildet die Anstaltsmauer, die die 1868 eröffnete „Irrenanstalt“ vom heutigen Bürgerpark trennt.) Die Brennöfen stehen - gut im Wind -am Nordwestabhang des Berges, oberhalb der heutigen Tennisplätze. Einige Fundamentreste sind heute noch zu sehen. Dort wo einst die Meesenburg stand.



Die max. Längenausdehnung in Nord-Südrichtung beträgt ca. 135 m, die größte Breite rund 70 m. Nach Regeln der Ermittlung der Gesamtlänge von Höhlen (Trimmel, 1968, S.239) beträgt die Länge der Gertrudenberger Höhle o h n e Berücksichtigung der Treppenaufgänge und Luftschächte etwa 900 m. Die Höhlensohle liegt zwischen etwa 79 und 85 m, der Einstiegsschacht ca. 97,5 m ü. NN. Die geografischen Koordinaten dieses Schachts lauten: 34.35060 Rechts und 57.95040 Hoch.

Die Höhle ist unter Nr. 3714/01 bzw. 001 im niedersächsischen und nordrhein-westfälischen Höhlenkataster eingetragen und in der niedersächsischen Denkmalliste !!!! Desweiteren bei der Stadt Osnabrück Abt. Archäologische Denkmalpflege eingetragen als archäologisches Denkmal !!!!

Kulturdenkmal Kalksteinbergwerk nach § 3 NDSchG !!!

Luftschutzinfo: mehrere z.T. aus alter Zeit stammende Höhlenräume, von großer Ausdehnung und Höhe. 3 Eingänge, über sehr hohe Treppen.

Grund und Boden über der Gertrudenberger Höhle gehört dem Land Niedersachsen und der Stadt Osnabrück zum einen Teil, zum anderen Teil ebenso dem Klinikum Osnabrück. Die Verwaltung der Höhle obliegt der Liegenschaftsabteilung Osnabrück bzw. der Landesfinanzverwaltung Hannover. man beachte aber, daß sich die Zuständigkeiten stetig ändern.
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digger_Martin
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Beitrag von digger_Martin »

Hallo Daniela,
das hört sich sehr spannend an. Die Befunde der mittelalterlichen Baustoffgewinnung sind bisher kaum untersucht worden. Wie steht es mit den Höhlen? Hoffentlich nicht so wie mit den mittelalterlichen Steinrbüchen am Lorettoberg bei Freiburg bzw. beim ehemligen Kloster Tennenbach. Dort wurden zwar die Steine für das vielgerühmte Freiburger Münster gebrochen, aber über die Brüche selbst ist außer ihrer Existenz nichts bekannt.

Glückauf,
Martin
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daniela Althaus
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Beitrag von daniela Althaus »

Ich habe mit dem damals zuständigen Kreisarchäologen gesprochen, der 1 Woche in der Höhle Grabungen gemacht hat, er hat mir auch die Funde gezeigt es aber bedauert, daß die Gelder nicht ausreichten, um viel Schutt entfernen zu können, damit man in andere Räume gelangen kann. Mittelerweile wurde ja auch sandzementschlemme eingepumpt um das Erdreich über der Höhle zu stabilisieren für Neubauten. (Es ist ein Klinikgelände) Wenn eine Höhle oder ein Steinbruch in der Kulturdenkmalliste steht, sollte dies umgehend gestoppt werden
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digger_Martin
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Beitrag von digger_Martin »

Theoretisch sollte dies wohl der Fall sein. Die Denkmalpflege wird sicherlich auch bei einem entsprechenden Abwägungsverfahren beteiligt gewesen sein, wo sie sich zu den Planungen entsprechend äußern konnte. Was schließlich bei der Abwägung herauskommt, ist dann eine andere Sache. Das ist auch davon abhängig, wie gut sich die/der Vertreterin der Denkmalpflege auf den Termin vorbereitet hat und wie gut die Sache im Rahmen der Anhörung vertreten wird. Kein Denkmal, vor allem ein Bodendenkmal, kann wirklich auf Dauer geschützt werden. Leider ist das so. Um das zu ändern, müßten sich einige Dinge in unserer Gesellschaft grundlegend ändern.

Glückauf,
Martin
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Horst_Grebing
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Künstliche Höhlensysteme im Gertrudenberg

Beitrag von Horst_Grebing »

Eine neue informative und umfassende Seite zu den Gertrudenberger Höhlen (Gertrudenberger Loch / Meesenburghöhlen) ist nunmehr online unter http://www.geo-iburg.de.vu oder direkt unter http://www.geo-iburg.de.vu/Gertrudenberg.html abrufbar - zudem kann die Seite auch im pdf-Format ausgedruckt werden!
Horst_Grebing
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Gertrudenberger Höhlen Osnabrück e.V.

Beitrag von Horst_Grebing »

Durch die Gründungsversammlung am 15. Februar 2011 und die Eintragung in das Vereinsregister beim Amtsgericht Osnabrück am 24. März 2011 wurde der gemeinnützige Verein "Gertrudenberger Höhlen Osnabrück e.V." gegründet.

Zweck des Vereins ist es, Aktivitäten zu entfalten, die den Einheimischen und Auswärtigen den Zugang zur kulturellen Geschichte der Stadt Osnabrück, dem Gertrudenberg und den Gertrudenberger Höhlen ermöglichen.

Der Verein unterstützt insbesondere:
- Öffentlichkeitsarbeit für den Gertrudenberg und das Kulturdenkmal Gertrudenberger Höhlen,
- den Gertrudenberg und das Kulturdenkmal Gertrudenberger Höhlen zu schützen, zu pflegen und wissenschaftlich (z.B. archäologisch, geologisch, geschichtlich etc.) zu erforschen und zu dokumentieren,
- die Öffnung der Gertrudenberger Höhlen für die Allgemeinheit.

Der Mitgliedsbeitrag beträgt 20,- Euro im Jahr.
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