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Schacht Grube Apfel bei Bergisch Gladbach

Verfasst: Do. 16. Feb 06 18:06
von Th.Hardebeck
Ein Bergwerk „erwacht“
VON GISBERT FRANKEN

Aus Bergische Landeszeitung vom 16.02.06


BERGISCH GLADBACH. Wie ein frischer Bombentrichter wirkt der zehn, zwölf Meter durchmessende Krater im Waldesdickicht: Auf dem Grund erblickt man Mauertrümmer, Erdreich rutscht immer wieder von der Böschung nach, der Stumpf einer abgestorbenen riesigen Fichte ragt windschief aus der Grube.
Vorgestern wurde das Loch im mit Hochwald bestockten Hang des Volbachtals auf Weisung des Bergamtes Düren mit Flatterband abgesperrt. Betreten verboten! Denn: „Der Berg lebt“, wie Rolf Petri betont, Leitender Bergdirektor und Chef der Behörde, die 6000 der 20 000 Bergwerks-Schächte in Nordrhein-Westfalen kontrolliert. „Wenn er sich bewegt, wird es gefährlich.“

In diesem Fall handelt es sich um den Maschinenschacht der Grube Apfel, der nach 125 Jahren wieder erwacht ist. Laut Kartei des Bergamtes wurde dieser Schacht 1881 verlassen. Einige Jahre später wurde das Maschinenhaus abgebrochen und der bis auf eine Tiefe von 173 Meter abgeteufte, mit Holz verbaute Schacht mit Abraum verfüllt - so gründlich, dass bis vor kurzem im Gelände noch nicht einmal eine Pinge, eine Bodenmulde, den genauen Standort preisgab. Im maßgeblichen Führer „Das Erbe des Erzes“ (Band 2) von Gerhard Geurts, Herbert Ommer und Herbert Stahl wird der Schacht tatsächlich auch an einer anderen Stelle lokalisiert, etwa 30 bis 50 Meter entfernt.

Herbert Ommer war es auch, der anläßlich einer Führung am vergangenen Wochenende den Einbruch entdeckte. Über das, was sich da unterirdisch abgespielt hat, kann Petri nur spekulieren. „Irgendwann macht sich jeder Schacht wieder bemerkbar.“ Beim Zeitpunkt spielen Faktoren wie Gebirgsdruck und Feuchtigkeit eine Rolle. „Einbauten aus Stahl korrodieren, Holz verfault.“ Bei einem wirtschaftlich nicht so bedeutenden Berkwerk seien wahrscheinlich eher billige Fichtenbalken verbaut worden, die dem Zahn der Zeit nicht so lange standhalten wie Eiche.

Im Prinzip seien drei Methoden zur langfristigen Sicherung denkbar: „Das Einfachste ist, das Loch mit Kies zu verfüllen und anschließend beobachten, ob sich noch was tut.“ Bei sensibleren Standorten, etwa in der Nähe von Straßen oder genutzten Gebäuden, käme auch wechselnde Schichtung von Füllmaterial und Betonplomben in Betracht. Und wenn das Grundgebirge stabil genug sei, könne man den Schacht mit einer stabilen Platte abdecken. Die Entscheidung habe aber der Bergwerkseigentümer zu treffen, in diesem Fall die Essener Firma Unicore als Rechtsnachfolger der AG des Altenbergs. Die Firma habe bereits zugesagt, dass Problem anzugehen.

„Bei dem abgelegenen Schacht mitten im Wald würde ich zunächst an die erste Möglichkeit denken“, meint Petri. Auch das werde allerdings einige Wochen dauern. „Hier spielen Wetterlage und Zugänglichkeit eine große Rolle. Wir bleiben aber am Ball.“