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Verfasst: Mi. 21. Jan 04 13:13
von Waldschrat
Zum schonenden Entrosten habe ich folgendes Verfahren ausprobiert:
Der Gegenstand wird in einen passenden Eimer mit Wasser und reichlich Soda (Natriumbikarbonat/Backpulver) gestellt und mit dem Minuspol einer Spannungsquelle verbunden (Batterieladegerät/Labornetzteil). Ein Blech möglichst aus Edelstahl wird in einigem Abstand ebenfalls eingehängt und mit dem Pluspol verbunden. Bei stark verschmutzen Gegenständen kann es sinnvoll sein, die Sodalösung erst mal einen Tag einwirken zu lassen.
Ich erkläre mir das so: Das Soda wird elektrolytisch zu Natronlauge und Sauerstoff zerlegt (den man als Gasblasen aufsteigen sieht). Der Sauerstoff reinigt dann die Eisenteile. Alternativ wäre möglich, dass die Eisen-Ionen zu metallischem Eisen reduziert werden. Im Prinzip ist es egal. Die Lösung ist hinterher jedenfalls stark alkalisch, also mit viel Wasser ohne groß zu spritzen im Ausguss wegspülen, am besten Schutzbrille und Handschuhe tragen.
Die entrosteten Teile können eingeölt werden (Balistol oder Leinölfirnis). Man kann auch Autowachs nehmen, das schmiert nicht. Oder, wenn man drankommt, mit Phosphorsäure behandeln in der etwas Zink aufgelöst ist. Überschüssige Säure abwischen. Der Rost wird zu beständigem Eisenphosphat umgewandelt. Diese Variante eignet sich auch zum Eintauchen kompliziert geformter, zerbrechlicher Objekte. Eine Anleitung zum Entrosten ist unter anderem hier zu finden:
http://www.antik-radio.de/radio/tipps/infotipp_rost.htm
Verfasst: Mi. 21. Jan 04 18:24
von Falafel
Gibt´s auch Erfahrungen mit Sachen, die praktisch nur noch aus Rostkrusten bestehen???
Glück Auf!
Stephan
Verfasst: Mi. 21. Jan 04 22:16
von Michael Kitzig (†)
die würden sich vielleicht dabei völlig auflösen??
im ernst:
so was hab ich vorsichtig mit dem kärcher gereinigt, an der heizung getrocknet und dann farblos lackiert.
besonders gut ging das mit einem wasserflüssigen sog "Rostumwandler" namens RX5.
ich weiss aber nicht, ob es das zeug noch gibt.
hat jedenfalls den rost nicht aufgelöst, sondern recht zuverlässig stabilisiert und sogar eine gewisse mechanische festigkeit gegeben.
auch nach jahren ist da nichts mehr zerfallen.
ga
michael
Verfasst: Do. 22. Jan 04 9:06
von Thomas_Witzke
Bei der Verwendung von Natriumbicarbonat (= Natriumhydrogencarbonat, NaHCO3) bildet sich kein Sauerstoff, sondern Kohlendioxid:
Na+ + HCO3- ---> Na+ + OH- + CO2.
Glück Auf
Thomas
Verfasst: Do. 22. Jan 04 12:13
von Michael Kitzig (†)
.. ausserdem würde sauerstoff die EISENteile garantiert nicht säubern!
frage mich dabei, was der sog. "rostumwandler" eigentlich macht, thomas?
vieleicht eisenIII in eisenII oxid verwandeln??
Verfasst: Do. 22. Jan 04 12:33
von Claudia
ich kenne als rostumwandler nur "fertan". ich erinner mich nur dunkel dran, aber ich glaube, der wandelt eisenoxid in tannin um - daher der name. googeln führt weiter.
homepage des herstellers
Verfasst: Do. 22. Jan 04 15:53
von Schwarzer
Den Rostlöser auf Posphorsäurebasis gibts auch heute noch, ich weiss jetzt aber im Moment nicht wie das Zeugs heisst, kann ich aber nachsehn. Früher zu DDR-Zeiten hiess das glaub ich Ferrodit E
Verfasst: Do. 22. Jan 04 20:12
von Waldschrat
Bei der Verwendung von Natriumbicarbonat (= Natriumhydrogencarbonat, NaHCO3) bildet sich kein Sauerstoff, sondern Kohlendioxid:
Na+ + HCO3- ---> Na+ + OH- + CO2.
Das ist die thermische Zersetzung, z.B. beim Backen, und hat mit dem hier beschriebenen Prozess nichts zu zun.
Fakt ist: Die Eisenelektrode (Pluspol) löst sich dabei auf, gemäß Fe --> Fe(2+) bzw Fe(3+). Dem zu entrostenden Gegenstand am Minuspol geschieht NICHTS. Außer dass sich die Rost- und Schmutzschichten ablösen, ohne Materialzerstörung. Probiert es aus. Möglich wäre hier eine Reaktion wie z.B. Na+ + e- --> Na und 2Na + 2H2O --> 2NaOH + H2. Es entsteht nämlich tatsächlich am Minuspol Wasserstoff und nicht Sauerstoff wie ich irrtümlich schrieb. Ein kleiner, aber gemeiner Unterschied, also dabei nicht rauchen und für gute Belüftung sorgen
Und wenn wir schon beim Schlaumeiern sind: Die Phosphorsäuremethode ist ein RostUMWANDLER, kein RostLÖSER. Es wandelt Eisenhydroxid in beständiges Eisenphosphat um, wie schon gesagt.
Der Gedanke der Säuberung mit Sauerstoff ist übrigens nicht ganz so abwegig, seit langem gibt es Wasch- und Reinigungsmittel die mit naszierendem Sauerstoff (d.h. im Moment des Entstehens aus einer Verbindung) organische Verschutzungen gut beseitigen. Dem Eisen würde nichts passieren da es im alkalischen pH-Bereich nicht rostet.
Ich denke die endgültige Klärung, was da im einzelnen passiert, ist nicht so wichtig wie die Feststellung, dass es eine praktikable Methode ist, die ich empfehlen kann. Insbesondere bei Gegenständen, die nur noch aus Krusten bestehen und dem Kärcher oder der Drahtbürste nicht standhalten.
Verfasst: Do. 22. Jan 04 21:25
von Michael Kitzig (†)
"Insbesondere bei Gegenständen, die nur noch aus Krusten bestehen und dem Kärcher oder der Drahtbürste nicht standhalten."
jetzt frag ich mich aber, wie du DA eine galvanisch leitfähige verbindung herstellen willst...
Verfasst: Mi. 23. Jun 04 5:49
von Nobi
ich habe eine schöne alte froschlampe, an der sich jetzt aber leider etwas flogrost bildet. wie entfernt man diesen am schonendsten und wie kann man die lampe so konservieren, damit ich die prozedur nicht dauernd wiederholen muss

Verfasst: Mi. 23. Jun 04 6:05
von Pochknabe
Hallo,
ich würde die Lampe mit WD 40 einreiben. Das sollte den Flugrost lösen. Wenn nicht eventl. eine feine Drahtbürste benutzen. Meine Grubenlampen reibe ich einmal im Jahr mit Ballistol ein; Rostbildung hat es bisher (obwohl das Lampenregal in der Nähe eines Fensters steht) noch nicht gegeben.
Achim
Verfasst: Mi. 23. Jun 04 10:24
von Claudia
kann ich mich nur wiederholen:
ich kenne als rostumwandler nur "fertan". ich erinner mich nur dunkel dran, aber ich glaube, der wandelt eisenoxid in tannin um - daher der name. googeln führt weiter.
homepage des herstellers
Verfasst: Mi. 23. Jun 04 10:47
von Nobi
danke für die tipps. ich werde mal sehen, was die örtlichen baumärkte so hergeben bzw. wo ich fertan, WD40 und ballistol beziehen kann.
Verfasst: Mi. 23. Jun 04 10:47
von André_Hellmann
Das (Bio-) Polymer Tannin dient dabei zur Komplexierung von Fe3+ und verhindert eine sofortige Wiederausfällung auf dem Objekt. Es findet also keine Umwandlung statt.
Verfasst: Mi. 23. Jun 04 10:56
von André_Hellmann
Ich denke wir sollten mal generell die Methoden diskutieren, die zur Rostlösung eingesetzt werden. Nicht alle Methoden sind sinnvoll, insbesoders nicht wenn es gleichzeitig um eine dauerhafte Konservierung der Gegenstände geht. Deine Froschlampe mit Flugrost erscheint mir relativ unproblematisch.
In vielen Fällen würde ich aber zunächst von einer Oberflächenbehandlung absehen, da in der Patina oder "Rostschicht" weitere Informationen stecken.
Weiteres zu diesem Thema demnächst.
Verfasst: Mi. 23. Jun 04 11:36
von Friedolin
Ich habe gute Erfahrungen mit "Rostapur", einem Rostumwandler, welcher eine Polymerschicht auf dem guten Stück bildet. Nachteil -alles was rostig ist, färbt sich schwarz.
Als Schutz benutze ich "Korrofern", ein völlig farbneutraler, unsichtbarer Schutzüberzug den man nur mit Spezialreinigern wieder entfernen kann. Korrofern wird in der Schiffahrt als Korrosionsschutz für Armaturen und alle sonstigen Teile verwendet, die man nicht Lackieren kann, u.A. auch für Werkzeuge.
Glück auf!
Friedhelm
Verfasst: Mi. 23. Jun 04 13:38
von Pochknabe
Zu dem Thema gibt es zwei sehr gute Bücher aus der Schriftenreihe „Restaurierung und Museumstechnik“ des Museums für Ur- und Frühgeschichte Thüringens:
Band I „Korrosion und Konservierung von Kunst- und Kulturgut aus Metall“ (Weimar 1987, 91 Seiten)
ISSN 0232-2609
Band II (Weimar 1988, 52 Seiten)
ISSN 0322-2609
Ich weiß nicht ob man die Bücher heute noch bekommen kann (habe mir die früher mal in der Unibibliothek Bremen kopiert)
Achim
Verfasst: Mi. 23. Jun 04 14:26
von Oberhutmann
Hallo, eine schöne alte Froschlampe bitte nur schonendst säubern! In den meisten Fällen geht das Flair des Stücks weg wenn man alle anhaftenden Erde, Grünspan oder gar schwarze Ölrückstände entfernt. Man kann so leicht den Wert des Stücks stark reduzieren weil es dann oft nicht mehr möglich ist nachgebaute Teile von originalen zu unterscheiden. Schau mal bei meiner Homepage
http://www.minerlamps.com nach. Ich benutze -wenn überhaupt- eine dünne Messingbürste und Waffenöl. Man muß selbst bei Messingbürsten aufpassen weil es verdammt schnell geht und irreversibel ist. Am besten mal auf der Unterseite ausprobieren.
Verfasst: Mi. 23. Jun 04 14:48
von micha2
Ein sehr umfassendes Werk bezüglich Restauration (auf CD) gibts von Olaf G. (Alias C4)
Hier der Index
Die CD ist zwischenzeitlich fertig und zu beziehen über:
RDX@gmx.info
GA Micha2
Verfasst: Fr. 02. Jul 04 20:21
von Wilm
Na,
dann kommt mal meine Lösung des Entrostungsproblems:
Man nehme eine Kunststoffwanne und fülle in diese einen guten Schwung Ätznatron. Diesen überfülle man mit Wasser, nicht anders herum. Die Wanne sollte natürlich hitzefest sein, denn diese Reaktion ist exotherm, sprich wird warm.
Danach reibe ich den Gegenstand mit Alkohol oder Spiritus ab um Fette zu entfernen.
Danach kommt das Ding in die Lauge und wird mit dem Minuspol verbunden. An den Pluspol bringe ich eine Edelstahlplatte in gleicher Größe des Gegenstands.
Als Strom wähle ich in etwa 10 Ampere. Die Spannung stellt sich aufgrund der Leitfähigkeit der Lauge und natürlich des Gegenstands ein.
Wenn sich der komplette Rost gelöst hat ( ca. nach 1 - 3 Stunden ) wasche ich den Gegenstand unter fließenden Wasser mit einem weichem Schwamm ab.
Danach kommt das ganze entweder mehrere Stunden in die pralle Sonne, oder bei diesem Sommer eher auf die Heizung.
Zur Konservierung verwende ich Bootswachs, wie es auch zum Schutz von Kunststoffteilen bei Yachten verwendet wird. Dieses Wachs ist farbneutral und matt, trägt daher optisch nicht weiter auf.
So habe ich zumindest eine Zwickauer Bombe gerettet, die 1970 in der Garage verschwand und mehr als 30 Jahre später den Besitzer gewechselt hat.
Glück Auf
Wilm