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Lampenwirtschaft K+S Salzdetfurth
Verfasst: Mi. 02. Nov 05 17:36
von markscheider
Hallo,
ich bin noch relativ neu hier - gibt es jemanden hier im Forum, der sich mit der Lampenwirtschaft in Bad Salzdetfurth auskennt? Ich habe eine ganz nette Wetterlampe erworben, die angeblich von dort stammt. Bin immer daran interessiert, zu meinen Stücken auch ein wenig Geschichte zu wissen.
Als von der Kaliindustrie weitgehend Unbeleckter wäre schon mal die erste Frage: wurden im Kali überhaupt Wetterlampen verwendet?
Verfasst: Mi. 02. Nov 05 19:38
von Haverlahwiese
Hallo Uwe,
ich bin absolut kein Lampenexperte und sammle auch nicht. Aber Wetterlampe im Kali, vor allem in der steilen Lagerung ist mir völlig neu.
Wenn dem so ist und die Lampe wirklich daher ist, würde mich der Grund auch wirklich interessieren.
Üblicherweise wurden im Kalibergbau bis zu Anfang der Sechziger Jahre Karbidlampen gefahren, danach Akkulampen.
In der flachen Lagerung (Werra) kommt es vereinzelt zu Gasausbrüchen (Kohlendioxid). Aber dieses könnte man genauso mit einer Karbidlampe detektieren.
Verfasst: Mi. 02. Nov 05 20:28
von Michael Kitzig (†)
...Gasausbrüchen (Kohlendioxid). Aber dieses könnte man genauso mit einer Karbidlampe detektieren.
kann man NICHT.
jedenfalls nicht ohne gefahr.
hab einen bericht (wenns interessiert such ich ihn raus) wo anlässlich eines co2 ausbruches bergleute mit karbidlampe im korb eingefahren sind und als die kein signal gegeben haben, hat man den korb mit toten bergleuten, aber brennenden karbidlampen (!) wieder aufgeholt..
Verfasst: Mi. 02. Nov 05 20:34
von Falk Meyer
Hallo Micha,
hoffe, dass es dir und deinem Hund gut geht.
Mich interessiert dieser Bericht sehr. Kannst du ihn ins Forum stellen oder in mir per Mail schicken?
Danke
Verfasst: Mi. 02. Nov 05 22:43
von markscheider
Ich dachte, diesen Bericht hier auf der GAG-Seite gelesen zu haben?
Kurzes Gugeln, ah - hier:
http://www.untertage.com/cms/content/view/10/2/
Verfasst: Do. 03. Nov 05 5:06
von Friedolin
Die Lampe kann durchaus von einem Kalischacht stammen. In jedem Grubenbetrieb gibt bzw. gab muss man ja heute sagen, es einige Wetterlampen. Zu mindestens der Wettersteiger hatte eine und bei der Grubenwehr gab's natürlich welche. Üblich waren noch einige mehr, auch wenn die Wetterlampe kein Mannschaftsgeleucht war.
Glück Auf !
Friedhelm
Verfasst: Fr. 04. Nov 05 22:38
von StefanD
Zumindest für die Grubenwehr Waldhausen/Lahn und für das Bergwerk Meggen kann ich die Existenz von Wetterlampen bestätigen. Wetterlampen detektieren nicht nur Methangas, sondern auch Sauerstoffmangel. Karbidlampen können dagegen auch bei geringem Sauerstoffgehalt weiterbrennen und sind deshalb für Wettermessungen nicht erlaubt. Quelle müßte ich jetzt erst suchen, aber Michael hat ja ähnliches geschrieben.
Zu Salzdetfurth: Im Nachbarwerk Hildesia hat man während des Abbaubetriebs des öfteren mit Methangasausbrüchen zu kämpfen gehabt. Da machen Wetterlampen schon Sinn. (Methan im Salz war um den Harz herum gar nicht so selten. Auch Sollstedt hatte eine aktive Methanquelle).
Glückauf
Stefan
Verfasst: Sa. 05. Nov 05 0:34
von Jörn
StefanD hat geschrieben:
Zu Salzdetfurth: Im Nachbarwerk Hildesia hat man während des Abbaubetriebs des öfteren mit Methangasausbrüchen zu kämpfen gehabt. Da machen Wetterlampen schon Sinn. (Methan im Salz war um den Harz herum gar nicht so selten. Auch Sollstedt hatte eine aktive Methanquelle).
Mal ganz davon abgesehen, dass einige Kaliwerke früher die an den Flanken ihrer Salzstöcke lagernden Erdölvorkommen angezapft und gefördert haben. Von wegen Salonbergbau!
Verfasst: Sa. 05. Nov 05 17:10
von AdM_Michael
StefanD hat geschrieben:Zumindest für die Grubenwehr Waldhausen/Lahn und für das Bergwerk Meggen kann ich die Existenz von Wetterlampen bestätigen.
Die Lampen in Meggen wurden allerdings erst nach der Produktionseinstellung angeschaft. zuvor gab es keine. Es handelte sich dabei um drei Protector Type 6 in Vollmessingausführung wegen der sauren Grubenwässer. Die Lampen wurden ausschließlich zu Kontrolle auf matte Wetter verwendet. Sie waren von 1992 - 1996 im Einsatz. Der Verbleib ist zur Zeit unbekannt.
Fridolin hat geschrieben:Die Lampe kann durchaus von einem Kalischacht stammen. In jedem Grubenbetrieb gibt bzw. gab muss man ja heute sagen, es einige Wetterlampen. Zu mindestens der Wettersteiger hatte eine und bei der Grubenwehr gab's natürlich welche. Üblich waren noch einige mehr, auch wenn die Wetterlampe kein Mannschaftsgeleucht war.
Glück Auf !
Friedhelm
Nicht auf jedem Bergtwerk. Üblich waren sie in der Regel nur, wenn schlagende Wetter vorhanden sein konnten. Das war aber durchaus nicht auf allen Schachtanlagen der Fall. Die zuvor erwähnten Lampen in Meggen wurden angeschaft, weil ein zuverlässiges "Meßgerät" für eine Überprüfung auf matte Wetter für Befahrungen außerhalb des regulär bewetterten Teiles des Grubengebäudes benötigt wurde, da die älteren elektronischen Geräte mit Feuchtigkeit und Säure so ihre Probleme hatten. Ähnlich wird es bei anderen Bergwerken ausgesehen haben. Generell waren Wetterlampen zur Überprüfung auf matte Wetter im Erz aber eher selten.
Verfasst: So. 06. Nov 05 18:32
von Haverlahwiese
StefanD hat geschrieben:Zumindest für die Grubenwehr Waldhausen/Lahn und für das Bergwerk Meggen kann ich die Existenz von Wetterlampen bestätigen. Wetterlampen detektieren nicht nur Methangas, sondern auch Sauerstoffmangel. Karbidlampen können dagegen auch bei geringem Sauerstoffgehalt weiterbrennen und sind deshalb für Wettermessungen nicht erlaubt. Quelle müßte ich jetzt erst suchen, aber Michael hat ja ähnliches geschrieben.
Zu Salzdetfurth: Im Nachbarwerk Hildesia hat man während des Abbaubetriebs des öfteren mit Methangasausbrüchen zu kämpfen gehabt. Da machen Wetterlampen schon Sinn. (Methan im Salz war um den Harz herum gar nicht so selten. Auch Sollstedt hatte eine aktive Methanquelle).
Glückauf
Stefan
Das wäre doch schon eine Erklärung, da das Werk Hildesia von Salzdetfurth in seinem langjährigen Dornröschenschlaf als Reservewerk aus betreut wurde.
Hast Du eine Literaturquelle für die Methanvorkommen in Salzlagerstätten?
Verfasst: So. 06. Nov 05 21:09
von markscheider
Schon seltsam, daß ausgerechnet englische Lampen beschafft wurden.
Die von mir erworbene Lampe ist eine F&W 400 mit Stiftverschluß, Vollmessing (Sic!), mit einem Reibstreifenzünder Modell 1907. Da vermutlich niemand einen alten Zünder in eine neuere Lampe steckt (jedenfalls nicht im Betrieb; wenn, dann Metallfunkenzünder), dürfte die Lampe auch aus dieser Zeit stammen. Sie ist zwar gefahren, aber sehr gut erhalten.
Verfasst: Mo. 07. Nov 05 7:38
von AdM_Michael
Die Wahl fiel auf die englischen Lampen, weil :
- Sie mit 160,- DM pro Lampe günstig waren (Vergleich: Polnischer FW400 Nachbau 110,- DM)
Mehr als eine baugleiche Lampe zur Verfügung stand.
Kein Magnetverschluß, sondern ein Plombenverschluß eingebaut ist, der für ein kleines Vorhängeschloß geeignet.
Die Lampen aus Messing waren, wegen SO2 und saurer Grubenwässer.
Durch die aktuelle Produktion in England die Ersatzteilversorgung gesichert war.
Als Zünder ein Reibradzünder zur Anwendung kommt.
Zumindest für GB noch eine Zulassung der Bergbehörde vorlag und vorliegt. In Deutschland wäre das für den Steinkohlenbergbau wegen des Reibradzünders nicht möglich gewesen, aber es ging ja nur um matte Wetter, bei denen allerdings dann die minimal zulässigen Werte für O2 bei einer Wetterlampe problematisch sind.
Die Verarbeitungqualität gegenüber den alternativen Nachbauten aus Messing oder Stahl deutlich besser war.
Der Sicherheitsstandard der Lampe ebenfalls besser ist als der der Nachbauten.
Verfasst: Mo. 07. Nov 05 10:19
von StefanD
Hast Du eine Literaturquelle für die Methanvorkommen in Salzlagerstätten?
G. Spackeler: Lehrbuch des Kali- und Steinsalzbergbaues. VEB Wilhelm Knapp Verlag Halle, (Saale), 2. Auflage 1957.
Zum Auftreten von Schlagwetterexplosionen um den Harz und in Niedersachsen S. 431. und im Speziellen ab S. 440.
Bei einem solchen Ausbruch auf Adolfsglück hat man auch gleich 150 t Erdöl hereinbekommen. Das Bohrgestänge fand man etwas verdichtet 80 m weiter hinten wieder. Sehr lesenwerter Bericht, wie auch das Buch insgesamt meine ausgesprochene Empfehlung findet. Darin findet sich auf S. 435 auch Michaels Geschichte mit der Karbidlampe unter dem Korb, die trotz Co2 brannte, allerdings nicht für Kaiseroda 1937 sondern für Menzengraben 1943.
Glückauf
Stefan
Verfasst: Mo. 07. Nov 05 14:42
von markscheider
AdM_Michael hat geschrieben:Die Wahl fiel auf die englischen Lampen, weil :
- Sie mit 160,- DM pro Lampe günstig waren (Vergleich: Polnischer FW400 Nachbau 110,- DM)
Mehr als eine baugleiche Lampe zur Verfügung stand.
Kein Magnetverschluß, sondern ein Plombenverschluß eingebaut ist, der für ein kleines Vorhängeschloß geeignet.
Die Lampen aus Messing waren, wegen SO2 und saurer Grubenwässer.
Durch die aktuelle Produktion in England die Ersatzteilversorgung gesichert war.
Als Zünder ein Reibradzünder zur Anwendung kommt.
Zumindest für GB noch eine Zulassung der Bergbehörde vorlag und vorliegt. In Deutschland wäre das für den Steinkohlenbergbau wegen des Reibradzünders nicht möglich gewesen, aber es ging ja nur um matte Wetter, bei denen allerdings dann die minimal zulässigen Werte für O2 bei einer Wetterlampe problematisch sind.
Die Verarbeitungqualität gegenüber den alternativen Nachbauten aus Messing oder Stahl deutlich besser war.
Der Sicherheitsstandard der Lampe ebenfalls besser ist als der der Nachbauten.
Ich ahnte den Hauptgrund in der Zulassung. Es wundert mich aber, daß Reibradzünder in den 90ern noch in Deutschland zugelassen wurden. Sogar die Polen haben von der LB-1 noch eine Variante mit elektrischer Zündung auf den Markt gebracht, weil Metallfunkenzünder nicht mehr zulassungsfähig waren. Kann aber möglich sein, daß das später war, für die neueren Lampen bin ich nicht so aussagefähig.
Mein Kommentar bezog sich mehr auf die Ironie der Geschichte, daß ein Land, welches mehrere Lampenfirmen mit Weltruf hervorgebracht hat, Lampen importieren muß.
Verfasst: Mo. 07. Nov 05 17:30
von AdM_Michael
Eine Zulassung mit Reibradzünder wäre bei Ex-Gefahr auch mit dieser Lampe in Deutschland nicht möglich gewesen. Zumindest in den westlichen Bundesländern waren diese Zünder seit Mitte/Ende der 50ger Jahre des 20. Jahrhunderts nicht mehr erlaubt. Daher die CEAG-, Friwo- und Dominit-Lampen mit Glühdraht.
In Meggen ging es nur um Sauerstoffmangel. Hier wird zwar durch die Lampe die Grenze von 18% beim Verlöschen der Flamme deutlich unterschritten, aber die Lösung ist immer noch besser als gar kein Meßgerät. Wegen dieses Problems sind Wetterlampen inzwischen auch beim britischen Militär, dem Postoffice/British Telecom oder Zoll und Küstenwache in den USA abgeschafft worden.
Verfasst: Di. 08. Nov 05 21:24
von Haverlahwiese
StefanD hat geschrieben:
Hast Du eine Literaturquelle für die Methanvorkommen in Salzlagerstätten?
G. Spackeler: Lehrbuch des Kali- und Steinsalzbergbaues. VEB Wilhelm Knapp Verlag Halle, (Saale), 2. Auflage 1957.
Zum Auftreten von Schlagwetterexplosionen um den Harz und in Niedersachsen S. 431. und im Speziellen ab S. 440.
Bei einem solchen Ausbruch auf Adolfsglück hat man auch gleich 150 t Erdöl hereinbekommen. Das Bohrgestänge fand man etwas verdichtet 80 m weiter hinten wieder. Sehr lesenwerter Bericht, wie auch das Buch insgesamt meine ausgesprochene Empfehlung findet. Darin findet sich auf S. 435 auch Michaels Geschichte mit der Karbidlampe unter dem Korb, die trotz Co2 brannte, allerdings nicht für Kaiseroda 1937 sondern für Menzengraben 1943.
Glückauf
Stefan
Danke, hört sich interessant an. Ich fürchte nur, das Buch ist schwierig zu bekommen. Oder kennst Du eine Quelle?
Verfasst: Mi. 09. Nov 05 9:33
von StefanD
Oder kennst Du eine Quelle?
Versuch es mal hier:
http://cgi.zvab.com/SESSz15224881041113 ... p=0&noimg=
Das Buch war in Antiquariaten eigentlich weit verbreitet, aber ich war schon seit Jahren nicht mehr stöbern. Das Internet und so manche übertriebene Preisvorstellung haben mich davon abgehalten.
Glückauf
Stefan
Verfasst: Mi. 09. Nov 05 20:40
von Haverlahwiese
Danke, klasse, müsste nur mal mein Finanzministerium überzeugen...
Verfasst: Mi. 09. Nov 05 21:26
von markscheider
Verfasst: Do. 10. Nov 05 17:38
von Haverlahwiese
Ebenfalls Danke, da könnt ich auch mal hindüsen, hab es ja nit weit...
Re: Lampenwirtschaft K+S Salzdetfurth
Verfasst: Di. 15. Jan 08 19:51
von kalikumpel
Hallo und ein freundliches "Glück Auf",
zum Thema Wetterlampen kann ich euch ein wenig helfen:
Meine Untertagestunden verlebte ich im Werrarevier.
Zu meiner Zeit hatte dort jeder Bohrhauer seine Benzin-Wetterlampe am Bohrwagen, egal ob Großloch oder Sprengloch.
Weiterhin wurden nach dem Schießen die Bereiche mit Motorrädern abgefahren, auch hier hing an jeder Maschine eine Wetterlampe.
So viel erst einmal.
Für weitere Fragen stehe ich gerne bereit.
Jürgen