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Antimon
Verfasst: Fr. 04. Mär 05 21:27
von JCF
Hallo,
Ein Kollege von mir arbeitet mit einer Gruppe von Leuten daran, ein Antimonbergwerk wieder aufzumachen. Er möchte Näheres über die Verhüttung erfahren um es im Sommer selbst mal auszuprobieren.
Weiss da jemand besser bescheid als ich?
Gück auf
Jean-Claude
Verfasst: Sa. 05. Mär 05 12:42
von sun-remo
Es kommt hier vor allem auf die Art des Antimonerzes an - am ehesten wirds wohl Antimonit, also Antimonsulfid sein.
Der kann wie die meisten Sulfide durch "Rösten" zum Oxid umgewandelt werden (dabei wird Schwefeldioxid frei - ist giftig, umweltschädlich und stinkt dazu noch). Das erhaltene Oxid kann durch Glühen mit Koks oder Holzkohle dann zum reinen Metall reduziert werden.
Verfasst: Sa. 05. Mär 05 20:02
von JCF
Ja, so in etwa hatte ich mir das auch vorgestellt.
Das Erz ist tatsächlich Antimonit in derber Form, von etwas Pyrit begleitet.
JC
Rösten
Verfasst: Sa. 05. Mär 05 22:39
von Oberhutmann
Ich las mal irgendwo daß das mit Röhren geht, die mit Antimonit befüllt werden. Leider weiß ich nicht mehr genau wo das stand, möglicherweise irgendwo in einem Buch über die Kärnten Antimonvorkommen. Ich glaube übrigens nicht, daß durch Rösten das Oxid entsteht. Ich vermute eher flüssiges Sb, ähnlich Galenit und Pb. Das würde auch die Röhren erklären.
Verfasst: So. 06. Mär 05 11:00
von Thomas_Witzke
Antimonit schmilzt. In der Antimon-Grube "Jost Christian" in Wolfsberg, Harz, wurde Antimonit (+ ein paar Spießglanze) im 19. Jahrhundert einfach ausgeschmolzen. Man erhielt dann das sogenannte "antimonium crudum", das verkauft wurde.
Glück Auf
Thomas
Verfasst: So. 06. Mär 05 14:48
von JCF
Wo du das jetzt sagst, Thomas, fällt mir ein, dass ich mal vor Jahren Proben davon im Reagenzglas erhitzt hab. Das Sb2S3 sublimiert und setzt sich als orangefarbener Belag ab. Es scheint also nicht zu oxydieren.
Verfasst: Mo. 07. Mär 05 20:11
von sun-remo
na, jetzt wirds aber chemisch !
@Oberhutmann
Durch einfaches Schmelzen entsteht (ausser bei einigen wenigen Verbindungen wie z.B. Quecksilberoxid) nie ein Element, sondern zumeist Oxide des Metalls.
@Thomas & JCF
tatsächlich schmilzt der Antimonit, es entsteht dabei sehr reines Antimonit ohne die immer vorhandenen Beierze (Pyrit in diesem Falle), welches verkauft wurde.
In der Literatur wird zur Antimongewinnung aber tatsächlich auf das Rösten des Erzes verwiesen, allerdings fand ich noch eine weitere Dartsellungsmethode, die wohl in den oben angesprochenen Röhren durchgeführt werden kann, nämlich die Reduktion des Antimonits mit Eisen(pulver):
Sb2S3 + 3 Fe => 2 Sb + 3 FeS
Grüsse
Marc
Verfasst: Di. 08. Mär 05 11:18
von Thomas_Witzke
@ sun-remo
Pyrit war in Wolfsberg tatsächlich kein Problem, sondern die Blei-Antimon-Sulfide, die mit Antimonit zusammen vorkamen: Boulangerit, Dadsonit, Semseyit, Plagionit .....
Hier wurde beim Ausschmelzen kein sehr reiner Antimonit erhalten.
Glück Auf
Thomas
Verfasst: Di. 08. Mär 05 17:58
von OHo
In SK haben sie es so gehandhabt.
Oben Erz mit Holzkohle. Unten Antimon auf Holzkohle.
Das Ganze in einem Herd.
GA OHo.
Antimonit
Verfasst: Mi. 09. Mär 05 18:12
von Oberhutmann
Beim Googeln fand ich diese interessante Website wo die Verhüttung genau beschrieben wird:
http://www.archaeologie-online.de/magaz ... 07/f_4.php
Unbedingt auch am unteren Ende der Seite auf die weiteren Seiten klicken!
Verfasst: Mi. 09. Mär 05 20:31
von sun-remo
na, dann haben wir doch wohl jetzt genug Ideen und Hinweise für "experimentelle Verhüttung" gesammelt !
Der Link zur Archäologie-Seite ist übrigens super !
Bin mal gespannt, was Jean-Claude uns zu berichten hat (welche Methode die größte Ausbeute ergab...)
Viel Glück
Marc
Verfasst: Mi. 18. Mai 05 17:47
von Haverlahwiese
sun-remo hat geschrieben:...dabei wird Schwefeldioxid frei - ist giftig, umweltschädlich...
Öhm, ich glaube Antimon bzw. -oxid ist noch weniger gesund.
Wenn ich es nicht vergesse, lese ich mich mal schlau. Antimon ist als Gebrauchsmetall äußerst selten.
Verfasst: Mi. 18. Mai 05 18:27
von Waldschrat
Guckst du noch mal hier:
http://www.seilnacht.com/Lexikon/51Antim.htm. Giftig sind viele Sb-Verbindungen, nicht das Metall selbst.
Das steht im Greenwood/Earnshaw, Chemie der Elemente:
Handelsübliche Erze enthalten 5-60 Sb, und die Darstellungsmethoden richten sich nach dem Reinheitsgrad. Sulfiderze mit geringem Gehalt (5-25 % Sb) werden in Form des Oxids verflüchtigt (wobei As203 wegen seiner größeren Flüchtigkeit zuerst abgetrennt wird). Die Reduktion des Oxids zum Metall geschieht dann durch Erhitzen in einem Flammofen mit Aktivkohle in Gegenwart eines Alkalimetallcarbonats oder -sulfats als Flussmittel. Erze mittlerer Qualität (25-40 %) werden in einem Gebläseofen geschmolzen, und die Oxide aus dem Rauchgas abgetrennt. Erze mit 40-60 % Sb-Gehalt werden bei 550-600 °C unter reduzierenden Bedingungen verflüssigt, wobei Sb2S3 gebildet wird, und danach zur Entfernung des Schwefels mit Alteisen versetzt.
Verfasst: Mi. 18. Mai 05 18:45
von Haverlahwiese
Waldschrat hat geschrieben:...Giftig sind viele Sb-Verbindungen, nicht das Metall selbst.
Gut, das gilt ja für die meisten Schwermetalle.
Wenn diese Infos erstmal reichen, brauche ich nicht aus "Franz Pawlek, Metallhüttenkunde" zu zitieren. Ist da nur noch etwas ausführlicher.