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Verfasst: So. 22. Dez 02 13:21
von Michael Kitzig (†)
Derzeit wird der letzte in Deutschland noch betriebene Barunkohlebergbau auf der Zeche Hirschberg bei Kassel stillgelegt.
Die letzte Förderschicht war offiziell am vergangenen Freitag.
Presse und TV waren da, so dass es demnächst wohl auch etwas zum lesen gibt.
Grund der Schließung war u.a., dass ein Großabnehmer im nahen Kassel in Zukunft seine Kohlen aus China bezieht...

Verfasst: Mo. 23. Dez 02 10:57
von Andreas
Wird der Tagebaubetrieb weitergeführt oder machen die wegen den Chinesen ganz zu?

Frohe Weihnachten
Andreas

Verfasst: Mo. 23. Dez 02 12:51
von Michael Kitzig (†)
... soweit ich weiß, soll der Tagebau wohl noch eine Zeit lang weiterlaufen.
Desgleichen gibt es noch, wenn auch sehr eingeschränkt, Betrieb auf der nahegelegenen Tongrube.
Diese wurde bereits seit einiger Zeit vom Betriebsführer des Hirscberg mit betreut.
Die Betreiberfa. VGT (der Tongrube) ist inzwischen von der Fa. Fastner gekauft worden.
Was auf Dauer mit der "Zeche Hirschberg GmbH" werden wird, kann ich auch nicht sagen. Wird wohl noch eine Weile als solche Bestand haben.

Verfasst: Mo. 23. Dez 02 14:43
von Gast
Glück Auf,
ich war vor einigen Jahren mal kurz in diser Gegend. Aber mehr als Kohlezüge konnte ich in meiner knappen Zeit nicht sehen. Dazu mal einige Fragen. Wie förderte man die Kohle? Im Schachtbetrieb oder Stollenbetrieb? Gibt es noch architektonisch interessante Bergbauanlagen? Gibt es noch was zu dokumentieren oder kann ich mir den Weg dahin sparen?
Mit freundlichem Glück Auf
André

Verfasst: Mo. 23. Dez 02 16:56
von Michael Kitzig (†)
Die Förderung erfolgte im Stollenbetrieb mit Gummigurtband.
Es wurden immer zwei im Abstand von ca. 30 m parallele Strecken vorgetrieben; eine einziehende Fahr - und eine ausziehende Förderstrecke.
Dann wurde die Kohle im Rückbau örter - oder Weitungsweise gewonnen, wobei die Fahr - und Förderstrecke zu Bruch gingen.
Versatz hat man nicht verwendet.
Man ist auch immer wieder in alte Baue geschlagen; früher hat man nämlich nur die sog. "Steinkohle" gewonnen; das ist die oberste ca. 30 cm mächtige Lage des Flözes, welche durch
den Kontakt mit dem auflagernden heißen Basalt einen höheren Inkohlungsgrad und damit eine wesentlich bessere Qualität hatte.

Architektonisch fällt der große Kohlehochbunker besonders auf, aus welchem die Züge beladen wurden und den du bestimmt an der Straße gesehen hast. Das Ding wird womöglich sogar unter Denkmalschutz gestellt.
Aber auch das Verwaltungsgebäude aus den 20ern ist ganz
nett.
Alte Stollenmundlöcher gibt es; die sind aber nicht besonders ansehnlich.
Ich denke, die Tagesanlagen wird man auch noch im Sommer bei schönem Wetter fotografieren können.
Der rezente Tiefbau (s. Bild) liegt etwas abseits und dürfte in den nächsten Monaten planiert werden.
In den letzten Monaten waren wir noch ein paar mal zwecks Fotos eingefahren; durch den Rückbau gibt es aber nur noch ca. 400 m Strecke.
Letzets Jahr hatte ich noch eine Befahrung organisiert, an der sich einige hier im Forum beteiligt hatten.
Die Zechenleitung war immer sehr aufgeschlossen und hilfsbereit gewesen.
Man hat auch unser Besucherbergwerk immer tatkräftig unterstützt und einiges in der Traditionspflege geleistet.
Schade nur, daß nun das Ende so schnell gekommen ist...
Von 65 Bergleuten bleiben noch 22 für den Rückbau und Tagebaubetrieb.
Bilder: 10/2002
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Verfasst: Mo. 23. Dez 02 21:31
von Andreas
Hallo,
wer oder was ist eigentlich die Fa. Fastner?
Haben die mehr mit Keramik zu tun?

GA
Andreas

Verfasst: Mo. 23. Dez 02 23:31
von Michael Kitzig (†)
ach ja, die Fa. Fastner:

http://www.fahaf.de/

die machen das, was man aus dem Großalmerder Ton besonders gerne macht, nämlich "Glashäfen" , d.i. Tiegel zur Benutzung bei der Glasproduktion.
Es soll weltweit nur noch eine ähnlich gute wirtschaftlich genutzte Lagerstätte in Brasilien geben.
Ein absolutes Nischenprodukt also; und nur das erklärt, warum die heute noch mit der Technik von 1920 fördern:
da gibt es tatsächlich noch einen echten Bremsberg uT!!!

Verfasst: Sa. 28. Dez 02 13:32
von Thomas_Imgrund
Hat jemand bereits eine Meldung aus der Presse zur Stillegung der Grube gefunden ?

Übrigens läuft z.Z. auch die Kleinzeche Hirtel im Saarland aus.

Gruß
Thomas Imgrund

Verfasst: Sa. 28. Dez 02 20:32
von Michael Kitzig (†)
Pressemeldungen gab es, aber nur hier in der Lokalzeitung; im Netz hab ich nix gefunden.
Notfalls müsste ich den Artikel scannen, wenn gewünscht!

Verfasst: So. 29. Dez 02 9:50
von sepp
ich habe nur einen bericht auf HR 3 gesehen,lief aber schon,so daß ich ihn nicht mehr aufnehmen konnte! :(

Verfasst: So. 29. Dez 02 19:45
von Andreas
Übrigens läuft z.Z. auch die Kleinzeche Hirtel im Saarland aus.
Stellt die Fa. Schäfer damit alle ihre Kohle-Aktivitäten ein?

Glück auf!
Andreas

Verfasst: So. 29. Dez 02 21:54
von Rudolf
Gibts auch Bilder von der Gewinnung, aus dem Abbau oder sonnst von Untertage, die Du hier mal zeigen kannst?

Verfasst: So. 29. Dez 02 22:07
von Michael Kitzig (†)
@ Andreas: was für ne Fa. SCHÄFER????

@ Rudolf: Bilder hab ich, sogar reichlich.
Aber als Dia; muß die erst scannen, und da ich z.Zt. statt Urlaub jede Menge Behördenkram erledigen darf, wird das noch etwas dauern.

Der Beitrag im HR 3 ist mir deshalb auch leider durch die Lappen gegangen. Hat ihn vielleicht jemand aufgenommen?

Verfasst: Mo. 30. Dez 02 12:34
von Andreas
@Michael:
Fa. Dr. Arnold Schäfer
Betreibt meines Wissens die Kleinzeche Hirtel zur Produktion von Kraftwerkskohle. Zur Firmengruppe gehört auch das Kalkwerk Auersmacher bei Kleinblittersdorf im Saarland, ein untertägiger Kalksteinabbau. Ausserdem wird natürlich Versatzbergbau betrieben.


Glück auf
Andreas

...und einen guten Rutsch ins neue Jahr

Verfasst: Fr. 03. Jan 03 0:13
von MichaP

Verfasst: So. 05. Jan 03 18:36
von Thomas_Imgrund
Die Dr Arnold Schäfer GmbH betreibt meines Wissens noch die Kalksteingrube Gersheim im Saarland, die Schachtanlage Teutschenthal (Versatz)und ist an Alberti (Schwerspatgrube Wolkenhügel, Lauterberg) beteiligt. Die Firma hat sich aus dem Steinkohlenbergbau komplett zurückgezogen.
Thomas http://www.mining-europe.de

Verfasst: So. 05. Jan 03 20:51
von Rudolf
@Micha-P.
Danke für die Bilder.Kannst Du noch das eine oder andere Bild beschriften? z.B. Abbaukammer, Braunkohleflöz, Hauptstrecke o.ä. damit man sich den Grubenbetrieb vorstellen kann?

Gibts ein Buch über den Hessischen Braunkohlebergbau?

Verfasst: So. 05. Jan 03 22:27
von Michael Kitzig (†)
Ein Buch über den hess. Braunkohlebergbau?
Gibt es: den "Steckhahn".
Aus den 60ern, wo hier noch jede Menge los war.
Neuere Literatur, die über Kleinauflagen hinaus ging, ist mir unbekannt.

Verfasst: Mo. 06. Jan 03 9:24
von MichaP
@Micha-P.
Danke für die Bilder.Kannst Du noch das eine oder andere Bild beschriften? z.B. Abbaukammer, Braunkohleflöz, Hauptstrecke o.ä. damit man sich den Grubenbetrieb vorstellen kann?

Gibts ein Buch über den Hessischen Braunkohlebergbau?
bitte sehr. wollte es aus zeitmangel mir eigentlich sparen, nun habe ich es doch noch schnell gemacht.

Verfasst: Mo. 06. Jan 03 13:11
von Michael Kitzig (†)
nochmal zur Literatur über den hess. Braunkohlebergbau:

Es gibt doch noch ein Büchlein, welches vermutlich noch nicht vergriffen ist und sich ganz nett liest, allerdings nicht umfassend ist (dafür gibt es den "Steckhahn", aber nur antiquarisch):

Der hessische Braunkohlenbergbau und seine Bahnen
Andreas Christopher
Verlag im Biebertal
ISBN 3-9801447-2-0