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Verfasst: Di. 07. Jan 03 22:30
von alexyz
Hallo !

Ich bin seit ziemlich langer Zeit auf der Suche nach präzisen Informationen über Altbergbau in Kassel. Speziell im Habichtswald (Zeche Herkules, Marie...) und in Fuldatal Ihringshausen..

Würde mich freuen wenn sich jemand meldet der eine Idee hat wo und wie ich an Informationen wie zum Beispiel eine Zeichnung über den Verlauf Untertage komme. :rolleyes:
Da müsste ja eigentlich das Bergamt zuständig sein, doch wie kommt man an sowas dran ??? :(

Vielen Dank schon mal im voraus,

der Alex ! :)

Verfasst: Mi. 08. Jan 03 0:36
von Andreas
Hallo!

Jaja, das Bergamt.
Nun gibt es in Hessen gar keine Bergämter mehr. Die Zuständigkeit der Bergbehörden sind komplett dem Hessischen Umweltministerium zugeschlagen worden. Die Reste der drei letzen hessischen Bergämter sind dabei den Staatlichen Umweltämtern der jeweiligen Regierungspräsidien einverleibt worden. Das ehemalige Oberbergamt in Wiesbaden ist heute direkt im Umweltministerium.
Deshalb ist die zuständige Behörde beim RP Kassel zu suchen.
Da der Bergamtsbezirk Kassel einer der ältesten in Hessen war und sehr lange Bestand hatte, dürften die noch vorhandenen Unterlagen auch in Kassel liegen (frag' mich bitte nicht wo genau!).
Ansonsten versuche dein Glück doch mal in den muffigen Arealen der Archive, z.B. beim Hessischen Staatsarchiv in Marburg oder beim Bergbauarchiv in Bochum (gehört zum Deutschen Bergbaumuseum).
Wenn all das nicht zum Erfolg führt: good luck!


Glück auf!
Andreas

Verfasst: Mi. 08. Jan 03 0:39
von Andreas
Ach ja: wie man drankommt?
Ich würde ganz unverbindlich anrufen. Entgegen anderslautender Meinung hier im Forum beissen Bergbeamten nicht. Zumindestens die hessischen Exemplare, mit denen ich schon zu tun hatte, waren sehr aufgeschlossen.

Glück auf!
Andreas

Verfasst: Mi. 08. Jan 03 10:35
von Kaj_Todt
Also Andreas, nicht jedes Bergamt ist gleich den anderen Bergämtern. Das muss man hier ja auch mal so klarstellen. Es kommt imer auf die regionale Situation an, und meist sind auch etwas getrübte Beziehungen zu bestimmten Bergämtern nur eine temporäre Erscheinung.

Denn letztendlich ist uns ja auch an einer vernünftigen Zusammenarbeit gelegen.

Glück auf!

Verfasst: Mi. 08. Jan 03 11:34
von Michael Kitzig (†)
Also, das Bergamt Kassel ist schon vor einigen Jahren aufgelöst worden.
Die Bestände und ein Teil des Personals(!) liegen jetzt beim
Bergamt in Bad Hersfeld, welches in der Form nun auch nicht mehr existiert, sondern in ein "Umweltamt" integiert worden ist.
Dort nach Rissen und dergleichen nachzufragen hat mir bislang noch nie Erfolg beschieden.
Man beschränkte sich stereotyp auf die Antwort: wir haben da nichts mehr..
Es gibt aber andere Quellen; ggf. mailst du mich mal an, ich bin ganz in der Nähe...

Altbergbau um Kassel...
an Tiefbau gibt bzw. gab es da nur Braunkohlebergbau.
Da kommst du mit der Standardliteratur schon ein ganzes Stück weiter:

1) der Braunkohlebergbau in Nordhessen von Wilhelm Steckhahn
(eine hervorragende Übersicht, aber auf dem Stand von 1952)

2)Chronik des hessischen Bergbaus von Karl Wiegand

3)Geschichte des Bergbaulichen Vereins Kassel im Sebstverlag

Mit Sicherheit gibt es das umfangreichste Archivmaterial im Archiv des Braunkohlemuseums in Borken, da ich im Frühjahr mal aufsuchen wollte.

Sag mir doch mal genau, was du brauchst und wofür...

Verfasst: Mi. 08. Jan 03 16:33
von Thomas_Krassmann
Ergänzend wäre noch der Manganbergbau von Holzhausen (?) zu nennen - eine recht interessante und wenig bekannte Lagerstätte, die bereits im Cancrinus erwähnt wird, wenn ich mich nicht irre.

Vor nicht allzulanger Zeit gab es da auch einmal einen Artikel in der Mineralienzeitschrift Lapis dazu.

Schließlich gibt es auch noch den etwa 800 m langen Wasserstollen oben am Herkules, der zur Wasserversorgung der herrschaftlichen Wasserkünste im Bergpark Wilhelmshöhe aufgefahren wurde.

Glück Auf

Thomas

Verfasst: Mi. 08. Jan 03 17:18
von Andreas
@Thomas:

Wer ist denn der Cancrinus und
Wo ist Holzhausen?

GA
Andreas

Verfasst: Mi. 08. Jan 03 20:30
von alexyz
Also erstmal ein Dank für die vielen Antworten von euch,
die Resonanz freut mich sehr ! :)

Das Bergämter nicht "beißen" hab ich schon vorher geahnt. ;) Hatte auch vor mal dort vorbeizugehen, doch da merkte ich auch das es wohl keines mehr in Kassel gibt.

Wozu ich diese Informationen benötigte ? Nun, hab mich schon immer für dieses Thema interessiert! Es geht hier nicht unbedingt um die Technik, vielmehr um das "Geheimnisvolle".
Besonders interessiert bin ich an der ehemaligen Zeche "Möcheberg" in Fuldatal Ihringshausen, da dort mein Uropa und der - wie sagt man - Ur Uropa (Wart der Kraftzentrale) gearbeitet haben. Kann mir aber kein Bild machen wo und wie das Kohleareal damals verlaufen ist und wo genau die Stollen verlaufen sind...

Ich hab zwar schon ein Heft des dortigen Heimatvereines, welches äüßerst interessant ist, doch damit kann man sich
keinen richten Überblick über das damalige Revier verschaffen...

Trotzdem erst vielen Dank für die vielen Zuschriften, wenn jemand noch eine Idee hat, so wäre ich über diese sehr erfreut !!

Ciao, der Alex

Verfasst: Do. 09. Jan 03 11:27
von psb
Hallo

Was ist denn mit den Unterlagen aus dem Staatsarchiv
in Marburg geworden.
Ich bin da mal vor etlichen Jahren gewesen, die hatten einiges
an Rissen.
Hat man das auch aufgelöst?

GA
PSB

Verfasst: Do. 09. Jan 03 11:47
von alexyz
Hallo!

Hmm, das Archiv kannte ich vorher nicht! Wie kann ich mit denen denn Kontakt aufnehmen? Befürchte halt nur das man da am Telefon nach "Amtsart" abgefertigt wird!?

Solche Nachfragen kommen bei denen ja sicher auch nicht
allzu häufig vor ;)
Wie sieht es denn mit dem Bauamt aus, die müssen doch auch über Risse verfügen...Ich weiß das in Fuldatal Ihringshausen für bestimmte Grundstücke besondere Fundamente und Tragematten vorgeschrieben sind, wegen den damaligen Bergbau. Es kam halt schon zu Einbrücken von Stollen und damit zum Absenken von Häusern. Das Bauamt ist doch für Bauvorhaben zuständig!??

LG, Alex ! :)

Verfasst: Do. 09. Jan 03 12:18
von MichaP
vom bauamt bekommst du kaum unterlagen.
staatsarchive sind hingegen für jeden frei zugänglich. laut archivgesetzt sollte man dir dort einsicht in alle unterlagen gewähren müssen.

Verfasst: Do. 09. Jan 03 12:50
von Michael Kitzig (†)
natürlich gibt es das Staatsarchiv in Marburg noch.
Und hat zwei Nachteile (meine Erfahrungen mit dem Richelsdorf- Bestand):
1) der Bergbau der Betriebsperioden ab 1900 ist nur sehr spärlich repräsentiert
2) obiger Bestand ist weitgehend unsortiert und sehr unübersichtlich; man sollte VOR einem Archivbesuch sich die entsprchenden Archivregister raussuchen, welche einem dann vorgelegt werden.
Und das geht gar nicht ohne eine gewisse Vorkenntnis.

Fotos dürfen - mit Blitzlicht - nicht gemacht werden und Kopien nur beschränkt und sehr teuer.
Das übt die Zeichenkünste...

Wie das dort mit den Unterlagen über den Braunkohlebergbau ist, weiss ich nicht.
Alles wesentliche der letzten 50 Jahre ist jedenfalls nach Borken gegangen.

Verfasst: Do. 09. Jan 03 13:36
von Gast
Hallo!

Hmm, das Archiv kannte ich vorher nicht! Wie kann ich mit denen denn Kontakt aufnehmen? Befürchte halt nur das man da am Telefon nach "Amtsart" abgefertigt wird!?

Solche Nachfragen kommen bei denen ja sicher auch nicht
allzu häufig vor ;)
Wie sieht es denn mit dem Bauamt aus, die müssen doch auch über Risse verfügen...Ich weiß das in Fuldatal Ihringshausen für bestimmte Grundstücke besondere Fundamente und Tragematten vorgeschrieben sind, wegen den damaligen Bergbau. Es kam halt schon zu Einbrücken von Stollen und damit zum Absenken von Häusern. Das Bauamt ist doch für Bauvorhaben zuständig!??

LG, Alex ! :)
Hallo,

versuch es doch einmal bei div. Versicherungen (Gebäude, Haftpflicht).
Die haben teilweise auch Info's über Altbergbaugebiete wegen ihrer Verträge.

Verfasst: Do. 09. Jan 03 15:18
von Andreas
Hi Alex,
das Staatsarchiv in MR gibt es noch, ich war vorletztes Jahr mal wegen einer Recherche da. Da kommt jeder rein. Mann soll sich aber vorher anmelden. I.d.R. wollen die was schriftlich haben (Fax reicht) mit Angabe der gesuchten Objekte.
Meine Erfahrung ist die, dass man dann entsprechend etwas aus dem Bestand zugewiesen bekommt, was man dann in einem uralten Lesesaal inspizieren darf.
Schon das antiquierte Interieur ist ganz witzig. Das ist geradezu anachronistisch!
Eigentlich könnte ich das auch wieder mal hinfahren.

Du findes es im internet. Frag mich nicht wo genau. Nimm eine Suchmaschine oder fang bei http://www.archive.de an.

Glück auf!
Andreas

Verfasst: Do. 09. Jan 03 15:21
von Andreas
Mann soll sich aber
Äh. Pardon. Frau natürlich auch.

GA
Andreas

Verfasst: Do. 09. Jan 03 15:38
von Andreas

Re: Hat jemand Informationen über Altbergbau in Kassel

Verfasst: Do. 08. Aug 13 23:31
von MAB
Hallo Alex,

melde Dich doch mal bei mir, ich bin im Moment auch am recherchieren über die
alten Braunkohlebergwerge im Habichtswald.
Vielleicht kann man sich da etwas austauschen.

Glück auf...
MAB :)

Re: Hat jemand Informationen über Altbergbau in Kassel

Verfasst: Fr. 09. Aug 13 19:38
von fipsel
Ich habe zwei Bücher von Steckhahn rumliegen.

Ich suche mal wo die sind mach ein Angebot bei bei Interesse.

Schon gefunden

Wilhelm Steckhahn

"Der Braunkohlenbergbau und seine geschichtliche Entwicklung aus fünf Jahrhunderten im Habichtswald bei Kassel" ISBN 3-87816-068-2

"Das Braunkohlevorkommen im Stellberg" ISBN 3-87816-067-4


Glück Auf
Fipsel

Re: Hat jemand Informationen über Altbergbau in Kassel

Verfasst: Mo. 12. Aug 13 11:15
von georgagricola
Über die Kunden"freundlichkeit" bestimmter Mitarbeiter des Bergamtes in Hersfeld möchte ich mich lieber nicht äußern.

Zum historischen Bergbau um Kassel / Nordhessen schlage ich folgende Recherchemöglichkeiten vor:

- eine erste Einführung in den Braunkohlenbergbau der letzten Jahrzehnte:
Zeitschrift: Bergbau im Hessenland. Kassel 1959-1968.
1. Unterreihe: Ausgabe Erzbergbau
2. Unterreihe: Ausgabe Braunkohlenbergbau
Signatur: 38 4° H. pol. 284 und 284 a
Teilweise Fotokopie (das Original liegt dann im Bergbauarchiv von Singlis).
Standort: Murhardsche Bibliothek, Brüder-Grimm-Platz 4 A, 34117 Kassel. Bitte einen Tag vorher bestellen: T. 0561-804-7318

Literatursuche zur hessischen Bergbaugeschichte in:
Demandt, Karl E.: Schrifttum zur Geschichte und geschichtlichen Landeskunde von Hessen. Bd 1-3. Wiesbaden 1965-1968.
Standort: Murhardsche Bibliothek, Hessischer Lesesaal
Für die auf 1965 folgenden Jahre gibt es Supplementbände bis mit dem Jahr 1979 (Berichtsjahr 1977) Bd 1 der "Hessischen Bibliographie" München [u.a.] 1979 erscheint. Die gedruckte Version endet mit Bd 24 (Berichtsjahr 2000) im Jahr 2002.
Standort: Murhardsche Bibliothek, Hessischer Lesesaal
Seitdem existiert eine Online-Ausgabe, die die gedruckten Bände (ab 1977) mit umfaßt: http://www.hebis.de/de/1ueber_uns/hessb ... _index.php

Die Bestände zum Bergbau des für Nordhessen zuständigen Staatsarchivs in Marburg sind verzeichnet in:
Engel, W.: Bestände 55a und 55b (Berg-, Hütten-, Salzwerks- und Münzsachen; 1491-1867). Marburg 1983.
Standort: Murhardsche Bibliothek, Hessischer Lesesaal
Die umfangreichen Akten zum alten Bergbau in Waldeck (was früher kein Hessen war) liegen auch im StA Marburg, sind aber leider immer noch nicht durch einen gedruckten Katalog erschlossen.

Eine gute Übersicht der Braunkohlenbergwerke im Habichtswald mit Stand von 1838 enthält die Karte mit der Signatur: H[essische] P[läne] 80
GeneralGrund- und Profil-Risse vom Habichtswalder Braunkohlenwerke
Standort: Murhardsche Bibliothek. Bitte einen Tag vorher bestellen.

Das frühere Bergamt in Wiesbaden versucht seit vielen Jahren sehr erfolgreich alle erreichbaren Markscheiderkarten zum hessischen Bergbau zusammenzutragen. Kontaktadresse:
Jobst Knevels
Regierungspräsidium Darmstadt
Abt. Arbeitsschutz und Umwelt
Lessingstr. 16-18
65189 Wiesbaden

Glück auf
Konrad Wiedemann

Re: Hat jemand Informationen über Altbergbau in Kassel

Verfasst: Mi. 09. Okt 13 0:52
von MAB
So, ich habe mich der ganzen Sache jetzt mal real gestellt und war auf Spurensuche.
Einige alte Berichte scheinen nicht so ganz der Wahrheit zu entsprechen.
Zum Beispiel die Behauptungen über dieses Foto...

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In deckungsgleichen Berichten wird geschrieben das jeweils ein Mundloch zur Befahrung, zur Entwässerung und für den Kohleabtransport benutzt wurden.
Diese drei Mundlöcher waren ursprünglich im Fundament eines alten Steigerhauses untergebracht,
das etwa um den Zeitraum 2002 abgerissen wurde. Nur das Fundament blieb erhalten.

Bild

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Diese Fotos stammen aus Berichten im Internet.
Ich habe mit die Sache mal persönlich angeschaut und komme nicht auf die gleiche Meinung wie
in den Berichten erwähnt.

Das mittlere Mundloch ist wirklich ein Schlüsselstollen und somit zur Entwässerung verwendet worden. Das rechte sowie das linke Mundloch sind meiner Meinung nach einfache Keller des Hauses
gewesen. Die haben ein Ausmaß von etwa je 3x5 Metern und sind aus gehauenen Quadern gemauert. An der Stirnseite sind keine Spuren zu sehen das es dort mal einen weiteren Durchgang gab. Die Quader sind sauber mit den Seitenwänden verbunden. Also wurde dort auch nichts nachträglich zugemauert. Desweiteren befindet sich in einem der Keller an der Stirnseite zwei gemauerte Umrandungen wo in der einen noch ein alter Heizöltank liegt. Vermutlich also der Heizöltankraum. Da man ja davon ausgehen kann das damit früher das Haus geheizt wurde, schieße ich somit aus, das bei der betrieblichen Nutzung des Hauses man über den Tank klettern mußte um weiter zu kommen.
Anbei noch die Fotos die ich gemacht habe...

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Aufgrund der doch etwas unterschätzen Schlammtiefe in dem Schlüsselstollen, konnten wir nur die ersten ca. 50 Meter begutachten.
Beim der nächsten Befahrung "mit" Gummistiefeln werden wir auch genauere Vermessungen über die Befahrungstiefe sowie die Außmaße des Stollens machen.

Glück Auf...
MAB :)

Re: Hat jemand Informationen über Altbergbau in Kassel

Verfasst: Mi. 23. Okt 13 16:46
von MAB
Heute Abend beginnt der nächste Erforschungsgang.
Gute Gummistiefel sind im Gepäck und wir sind gespannt darauf was uns erwartet.
Bilder und Erfahrungfsberichte folgen...

Glück Auf...
MAB :)