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Verfasst: Fr. 16. Aug 02 13:57
von Kaj_Todt
Ich hab mal was aus meiner Heimat ausgegraben. Es zeigt mal wieder, das manchen Leuten im Erzgebirge die Luft zum Atmen zu dünn wird, und sich deshalb der Denkprozess arg verlangsamt:
Mai/Juni:
wer in den Ferientagen durch die herausgeputzte Gemeinde Sosa bei Aue streift, wird auch ein Hinweisschild zum Frölich-Stolln entdecken. Zwar ist dieser nicht, wie sonst die Schaubergwerke der region, zu festen zeiten einer breiten Öffentlichkeit zugängig, doch die Mitgleider der örtlichen Bergbrüderschaft machen offensichtlich manches möglich. Seit 1996 arbeiten sie daran, das alte Bergwerk wieder aufzufahren. Es liegt auf privatem Grund, doch der Besitzer hat es an die bergbrüderschaft verpachtet, in der er selbst Mitglied ist. Im Hausprospekt seiner Pension "Am Frölichgut" wirbt er bereits mit diesem Stollen.
Vergangenen Dez. veranstaltete die BB darin mit einer Sondergenehmigung des BA Chemnitz unter grossem Zuspruch darin eine öffentliche Mettenschicht.
Für eine eingehede Besichtigung hatten sich 25 Fleurop-Angestellte interessiert, die sich jedes Jahr einmal an einem Wochenende an einem schönen Fleck in Deutschland treffen. Die Kollegen aus Sosa wollten ihre Kollegen aus dem westen Deutschlands in diesem Jahr nach Sosa einladen. Eine Voranfrage ihrerseits beim Pensionsbesitzer wurde bestätigt, eine bergwerksbesichtigung sei durchaus möglich.
Die 25 Schaulustigen sollten in Gruppen zu je 5 Leuten durch Mitgleider der BB unter Tage geführt werden. Beim Einstieg in einen unbeleuchteten wetterschacht stürzte eine Frau von einer der feuchten Holzfahrten und verletzte sich beim Sturz in die Tiefe (5 bis 8m)so schwer, das sie per Hubschrauber in die Uni-Klinik nach Leipzig geflogen wurde, wo die Ärzte mit Mühe und Not das Leben retten konnten. Beim Sturz erlitt sie eine Schädelfraktur, einen Schulterbruch, mehrere Rippenbrüche, eine Quetschung des Brustkorbes und eine nicht näher angesprochene Wirbelsäulenverletzung. Lebensbedrohlich war die Verletzung des Brustkorbes, der die Atmungsfunktion stark einschränkte. Die Kriminalpolizei Aue ermittelt nun wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen die BB Sosa.
Wie vom BA Chemnitz zu erfahren war, habe die Bergbrüderschaft zwar vorgehabt, ein Schaubergwerk zu eröffnen, doch lag bisher weder der Betriebsplan vor, noch die Anzeige zur Nutzung unterirdischer Hohlräume. Die neue Hohlraumverordnung sichert zwar dem Eigentümer das betretungsrecht zu, aber nicht fie Möglichkeit, 25 Leute gegen Eintritt umherzuführen. Für die Tour am Unglückstag lag keine Sondergenehmigung vor.
Ausserdem ist die BB für den Fall eines Haftpflichtschadens noch nicht einmal versichert.
Den Bergbrüdern wurden vorerst alle Arbeiten im Stollen untersagt.
Das Oberbergamt Freiberg wurde eingeschalten, gab aber alle damit verbundenen Aufgaben an das BA Chemnitz weiter.
(Artikel in der Freien Presse am 10. Juni, verändert und nachbearbeitet von mir)
Kommentare sind sehr willkommen!
Verfasst: Mi. 06. Aug 03 13:44
von Gast
Da hatte doch auch mal Hans Meiser mit seinem "Notruf" Interesse gehabt. Hamse das "Action-Filmchen" schon abgedreht? Oder hat sich das im Sande verlaufen?
GA t_S.
Verfasst: Mi. 06. Aug 03 15:40
von alterbergbau.de
wie kann man so leichtsinnig sein und unerfahrere leute über 8 m tiefe Holzfahrten einfahren lassen. Die Anklage erfolgt zurecht.
Verfasst: Mi. 06. Aug 03 16:27
von Claudia
wieviel erfahrung gehört eigentlich zum LEITERN steigen?
was anderes isses doch nich.
soll aber vollkommen wertungsfrei verstanden werden bitte.
gilt hauptsächlich als antwort auf alterbergbau.des antwort.
aber die anklage steht - keine genehmigung - keine besucher gegen geld. ferdsch. was wäre eigentlich gewesen, wenn man behautet hätte, die floristinnen wären hobby-bergbau-archäologinnen. nix... oder doch...wer weiss...
Verfasst: Mi. 06. Aug 03 21:09
von alterbergbau.de
Also ich denk dabei schon an eine alte mehrere hundert jahre alte holzfahrte und nicht an eine Zarges-Steigleiter mit Rückenkorb.
Verfasst: Do. 07. Aug 03 7:07
von JWE
Man muss sich nur mal überlegen wieviele Menschen Angst auf Leitern haben. 5 Meter sind nicht wenig. Etwas Aufregung dazu, der nächste will auch schon runter...
Ich glaube das Begehungen solcher Art nicht geeignet sind um "nur mal schnell ein Bergwerk zu besichtigen".
Schaubergwerke mit Treppen und Geländer etc. wären da wohl besser geeignet.
"Wer hoch steigt fällt tief"
Jörg
Verfasst: Do. 07. Aug 03 7:38
von Claudia
sehe ich auch so. aber dann war wohl eher die selbstüberschätzung der dame schuld und sicher auch die gruppendynamik á la "nu mach schon - is ja nix dabei, wir gehen da alle runter"... sicherlich muss mehr verantwortung seitens der "untertage-führer" solcher gruppen übernommen werden und die "besucher" VORHER richtig aufgeklärt werden.
Verfasst: Do. 07. Aug 03 7:50
von JWE
Ja, so meinte ich das schon.
Glück auf!
Jörg
Verfasst: Do. 07. Aug 03 15:41
von Karsten_Malcher
sehe ich auch so. aber dann war wohl eher die selbstüberschätzung der dame schuld und sicher auch die gruppendynamik á la "nu mach schon - is ja nix dabei, wir gehen da alle runter"... sicherlich muss mehr verantwortung seitens der "untertage-führer" solcher gruppen übernommen werden und die "besucher" VORHER richtig aufgeklärt werden.
Ich denke
"Verantwortung" ist hier wirklich das zentrale Stichwort.
Aber wo fängt diese an und wo hört sie auf ?
Vor allem zählt in Deutschland doch erst einmal das
JEMAND verantwortlich gemacht werden kann.
Die Frage warum ist es passiert, wie waren die Begleitumstände, und wie kann man in Zukunft solche Ereignisse vermeiden treten erst einmal in den Hintergrund.
Es kommen immer die gleichen typischen Fragen:
* War es genehmigt / zulässig (Dann machen wir ein Amt fertig)
* War es versichert - Nein, wem können wir es dann anhängen. Hauptsache derjenige ist Schuld und darf zahlen.
Die einzige Lösung die in Frage kommt um ein ähnliches Ereignis zu verhindern lautet:
Verbieten und möglichst endgültig verhindern, z.B. alles zubetonieren.
Ich sehe die Verantwortung darin die Menschen zur Selbstverantwortung zu erziehen, dann ist der ganze Unsinn gar nicht notwendig.
Die Mentalität das für alles eine Regelung und ein Verantwortlicher vorhanden sein muß hat doch schon mehr als genug dafür gesorgt das alles erstickt.
Ich sehe hierin nur eine Entmündigung des Einzelnen.
Ein "Untertage-Führer" hat also die Verantwortung darüber aufzuklären was gefährlich ist und worauf man zu achten hat.
Wenn sich dann jemand selbst überschätzt und zu ungeschickt ist eine Fahrte/Leiter zu besteigen, dann ist er selber Schuld.
Der gesunde Menschenverstand sagt einem doch das es nicht ohne Risiko ist eine 5-8m lange "Leiter" hinabzusteigen.
Wer das nicht kann, muß halt in ein Hochhaus gehen und Aufzug fahren, oder noch besser einfach zu Hause bleiben, am besten im Erdgeschoss.
Verfasst: Do. 07. Aug 03 16:32
von Michael Kitzig (†)
das ist wohl so.
und letztendlich geht es doch immer nur ums "liebe" geld.
haftbar machen heisst doch letztlich auch nur kosten umverteilen und auch, im einzelfall nicht für seine eigene schussligkeit gerade stehen zu wollen.
gleichwohl besteht eine verpflichtung, ggf. auf spezifische gefahren hinzuweisen.
irgendwann wird das enden wie bei den produkthaftungsfällen überm teich.
da sind die juristen die eigentlichen gewinner.
Verfasst: Do. 07. Aug 03 17:34
von micha2
Ich gebe dem Kollegen Malcher ja prinzipiell ungern recht
(man hat ja so seine Lieblingsfeinde
) aber diesmal kann ich nur sagen: Besser hätte man die Situation nicht darstellen können!!!
Auch in unserem modernen Leben existieren noch gewisse Restrisiken für die man einfach selbst verantwortlich ist.
Dazu gehört eben auch das Leitersteigen. Ein erheblicher Anteil aller Unfälle im Haushalt ereignen sich übrigens durch eben diese "Teufelsinstrumente"
Also: Nieder mit den Leitern/Fahrten und freie Fahrt für den (5-beinigen!!!) Bürodrehstuhl den man dann ersatzweise als Steighilfe benutzt... TÜF-geprüft und von der Stiftung Warentest als gut befunden... und natürlich mit CE-Zertifikat...
Freier Fall wünscht
Micha2
Verfasst: Fr. 08. Aug 03 9:48
von Claudia
fein, dann sind wir uns ja so einig wie noch nie!
Verfasst: Fr. 08. Aug 03 23:48
von sepp
der hans hat wirklich einen bericht in "notdurft"gesendet!
lief vor c.a. 3 monaten.
dort klang die geschichte aber ganz anders!
Verfasst: Sa. 30. Aug 03 10:23
von Nightmare
Es scheint wirklich mal einer Vernunft angenommen zu haben von den Herren Amtsschimmeln:
Artikel Freie Presse vom 30.08.03
Solche Richter könnte es hierzulande viel mehr geben, die nichts für Prasselköppe und Bewegungsidioten übrig haben. Das Bergamt scheint sich auch ein wenig in seinen eigenen Fallstricken verheddert zu haben
- grins!
GA
Nightmare
Verfasst: Sa. 30. Aug 03 19:39
von OHo
Hi ,
so so Schächte zum Befahren nutzen. Geile Sache diese Wortklauber.
Mal sehen ob die Tante in Berufung geht.
GA OHo.
Verfasst: So. 31. Aug 03 21:09
von Kaj_Todt
Hallo Nightmare,
dein link führt leider ins Nirvana des Freie-Presse-Servers
Kannst du noch mal bitte schauen, wohin der Artikel entschwunden ist? Die Suchfunktion is nämlich auch nicht wirklich prächtig :rolleyes:
Danke und Ga, Kaj
Verfasst: So. 31. Aug 03 21:23
von Privatbefahrer (†)
Glück Auf!
Ich weiss zwar nicht, was die sich damals in Sosa bei der ganzen Besucherbefahrung gedacht haben, wahrscheinlich so in der Art, es wird schon gut gehen. Aber... Sicherheit zuerst. Wir praktizieren das seit geraumer Zeit bei uns in Wokenburg/Sa, ohne Betriebserlaubnis vom BA geht nichts. Auf unsicheren Fahrten gehen selbst wir nicht in den Schacht, geschweige denn Besucher. Man will sich doch nicht selbst in den Knast befördern oder anderen duch Leichtsinnigkeit Schaden hinzufügen. Und was unsern weiteren Ausbau der Gruben betrifft, Sicherheit für die Besucher steht an erster Stelle.
GA
Verfasst: Mo. 01. Sep 03 15:17
von Nightmare
Hallo Kaj,
hier der neue Link:
Text Freie Presse
Die verschieben das nach einem Tag in einen anderen Ordner.
GA
Nightmare
Verfasst: Mo. 01. Sep 03 17:28
von Kaj_Todt
Danke für den link
Ist natürlich auch ein Aushängeschild für deutsche Rechtssprechung, das man, wenn halt weder Schuldigkeit noch Unschuldigkeit nachweisen kann, die Sache einfach auf sich beruhen lässt. So weise da der Richterspruch einerseits sein mag, so doof mutet der Freispruch der Deppen an. Klar, Mk2 hat da schon recht, wenn er die Schuld bei der befahrungsuntauglich Floristin sieht, aber trotz allem soll das nicht von der Unzulänglichkeit/Unfähigkeit Einzelner in Bergbauvereinen ablenken, die widerum solche Sachen erst möglich machen.
Ga, Kaj
Verfasst: Mo. 01. Sep 03 18:25
von MichaP
Mk2 hat da schon recht, wenn er die Schuld bei der befahrungsuntauglich Floristin sieht, aber trotz allem soll das nicht von der Unzulänglichkeit/Unfähigkeit Einzelner in Bergbauvereinen ablenken, die widerum solche Sachen erst möglich machen.
jedes bergwerk, welches befahren werden kann, ist erstmal als grundsätzlich positiv zu betrachten. sicherlich gibt es nicht überall NUR fähige leute, doch darum geht es auch gar nicht. man kann und darf die schuld auf keinen fall bei den vereinen suchen. es ist eine illusion zu glauben, dass vereine/betreiber jeden besucher einzeln so begutachten und einschätzen können, dass sie in der lage sind immer die richtigen entscheidungen zu treffen. vielmehr ist es wichtig, den einzelnen mündigen bürger soweit in die eigenverantwortung zu nehmen, dass er selber weiß was er sich zumuten kann und was nicht.
wenn wir anderen (und damit auch uns selber) das recht absprechen, für uns selber verantwortlich zu sein, dann sind wir an einem wirklich traurigen punkt angekommen, der als endkonsequenz nur das zu betonieren sämtlicher gruben und der eigenen wohnungstür übrig lässt.
ich denke es ist wichtig, dass die verantwortung in diesem lande (und nicht im bezug auf bergbau) wieder vielmehr bei dem einzeln für sich selber liegen muss und nicht immer alle davon ausgehen, dass irgendwer für einen sorgt, denkt und handelt.
ich hüte mich davor, den leuten in sosa irgendetwas zu werfen, der befahrerin sehr wohl, siw kannte offensichtlich ihre eigene grenze nicht und sucht für ihre unzulänglichkeit andere bluten zu lassen.
Verfasst: Di. 02. Sep 03 0:46
von Joe
der befahrerin sehr wohl, siw kannte offensichtlich ihre eigene grenze nicht und sucht für ihre unzulänglichkeit andere bluten zu lassen.
Moin,
das war ein Strafverfahren. Die Frage ist die nach der Anklage. Die kann ich aus dem Artikel nicht ersehen. Körperverletzung wäre ein Antragsdelikt. Aber das kann u.U. auch von der Staatsanwaltschaft beantragt werden. Ob nun jemand bluten muss, ist vielleicht noch Gegenstand einer Zivilklage.
Darüber zu spekulieren, ob die Floristin untauglich, die Leute vom Bergverein in Sosa unfähig oder das Material falsch war, halte ich von hier aus und mit den wenigen Informationen für sehr gewagt.
Gruß
Joe
Verfasst: Di. 02. Sep 03 7:22
von MichaP
habe mir den ganzen sachverhalt nochmal reingeleiert und bitte den absatz mit dem "bluten" zu ignorieren. der autor hatte tatsächlich nicht darauf geachtet zw. zivilklage und strafverfahren zu differenzieren.
IMHO spielt aber für den gesamt text auch keine wichtige rolle. es spielt auch keine rolle eine feststellungsdiskusion zu führen, wer den nun schuld sei. mühselig, unerheblich und typisch deutsch wäre das. "bevor wir nicht geklärt haben, wer schuldt ist, machen wir gar nichts. Es sei denn jemand übernimmt die verantwortung das wir uns doch bewegen"
die aussage sollte kurz und knapp sein:
übernehmt verantwortung! jeder in erster linie für sich selbst und wenn er sich in der lage dazu sieht auch für andere. wer sich nicht in der lage sieht veranwortung für sich selbst zu übernehmen, sollte dies auch erkennen und übertage bleiben.
eine hammelherde die wie schlachtvieh jemanden hinterher läuft, gehört auf die weide getrieben, aber nicht in den berg.
noch eine letzte kleine anmerkung, dann doch zum thema "schuld oder nicht schuld":
Die 25 Schaulustigen sollten in Gruppen zu je 5 Leuten durch Mitgleider der BB unter Tage geführt werden - das klingt doch sehr vernünftig und verantwortungsbewusst!