Verfasst: Do. 18. Sep 03 16:11
Die theoretische und praktische Erforschung von Gruben des Spätmittelalters und der frühesten Neuzeit, also vor dem 30ig jährigen Krieg gilt als außerordentlich schwierig, wenn nicht unmöglich. Im Freiberger Zentralrevier wird seit einigen Jahren der Versuch dazu von mir unternommen. Bisher ist es zu verblüffenden Ergebnissen gekommen, die aber trotzdem noch in den Kinderschuhen stecken:
1.) Es wurden ca. 5 km rißunkundige Trakte des "Alten Fürstenstollns" entdeckt, aufgewältigt, befahren und grob vermessen. Damit können erstmals Aussagen über den allgemeinen Verlauf und die Geschichte des Stollns gemacht werden. Diese Trakte sind größtenteils nachweislich in das 15. Jh. zu datieren.
2.) Einige weitere alte Stolln konnten nachgewiesen und sachlich vom "Alten Fürstenstolln" getrennt werden, mit dem sie bisher unter dem (falschen) Begriff "Hermser Stolln" zusammengefasst wurden.
3.) Die Geschichte einiger Stolln (-Flügel) des 15. und 16. Jh. ist inzwischen weitestgehend lückenlos zu schreiben.
4.) Bei Archivarbeit konnten etwa 2500 Daten des betreffenden Zeitraumes gesammelt und nach Gruben sowie chronologisch geordnet werden.
5.) Einige wichtige Freiberger Gruben konnten wieder entdeckt oder neu lokalisiert werden. Dabei sind so bedeutende Gruben wie "Dürre Schönberg", "Elsberg", "Abraham" oder "Kippersberg". Letztere Grube wurde nachweislich seit der Stillegung (30ig jähriger Krieg) nicht mehr befahren und war seit dem verschollen. Umfangreiche Keramik- und Gezähefunde belegen dies.
6.) Einige Maschinen und Anlagen des 16. Jh. wurden entdeckt und vermessen. Dabei zwei Haspelreste, viele Pumpenreste und eine vermutliche Tretradstube.
7.) Einige sehr alte Inschriften (1557, 1576, 1603) wurden gefunden, konnten aber noch nicht exakt interpretiert werden.
Trotz bisher mehrjähriger Arbeit ist abzusehen, daß noch Forschungspotential vorhanden ist, um ein vielköpfiges Team mehrere Jahre zu beschäftigen. Dabei wäre ein interdisziplinäres Vorgehen ausgesprochen wichtig. Neben untertägigen Arbeiten stehen einige weitere dringende Probleme an, wie z. B.:
1.) Es wurden bisher so gut wie noch keine archäologischen Grabungen an übertägigen Bergbaurelikten durch staatliche oder andere Institutionen durchgeführt. Eine Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Archäologie wäre anzustreben bzw. vom Gesetz her notwendig um hier ordentliche Arbeit (also nicht bei Nacht und Nebel) zu leisten.
2.) Der Bestand des Hauptstaatsarchivs wurde bisher noch nicht in größerem Umfang ausgewertet. Einige Dokumente wurden zwar von einigen Interessenten abgeschrieben, es fehlt aber der Überblick, welche Arbeiten bereits erledigt wurden (damit nix doppelt gemacht wird!)
3.) Eine Dokumentation von über- und untertägigen Funden fehlt, da aufgrund der Gesetzeslage das meiste wohl im stillen Kämmerlein verschwindet.
4.) Was ist mit den BerSi - Baustellen? Ich befürchte, daß hier eine (aus montanhistorischer Sicht) äußerst unzureichende Dokumentation erfolgt. Das wenige, was dokumentiert wird, ist auch noch nicht ausgewertet. Das betrifft auch die Kleinfunde, die sicherlich bei den BerSi - Mitarbeitern in der Vitrine schlummern (man kann mir zumindest nicht erzählen, daß da nichts gekommen ist!).
5.) Eine umfangreiche Serie von dendrochronologischen Untersuchungen an Grubenhölzern müßte durchgeführt werden. Aber wer kann das bezahlen?! Das betrifft auch die archäometrische Untersuchung von Schlacken, Aufbereitungsrückständen oder Gezähe.
6.) Mit alten Hüttenstandorten, Bergschmieden, Aufbereitunganlagen etc. hat sich noch niemand befaßt.
Soweit nur einige der wichtigsten Punkte, die neben unzähligen Befahrungen erledigt werden müßten um zu komplexen Ergebnissen zu kommen. Deshalb sind Mitarbeiter ebenso willkommen, wie auch der Erfahrungsaustausch mit Leuten die im gleichen Zeitraum in anderen Revieren forschen oder geforscht haben.
Glück Auf!
Stephan (alias Falafel)
1.) Es wurden ca. 5 km rißunkundige Trakte des "Alten Fürstenstollns" entdeckt, aufgewältigt, befahren und grob vermessen. Damit können erstmals Aussagen über den allgemeinen Verlauf und die Geschichte des Stollns gemacht werden. Diese Trakte sind größtenteils nachweislich in das 15. Jh. zu datieren.
2.) Einige weitere alte Stolln konnten nachgewiesen und sachlich vom "Alten Fürstenstolln" getrennt werden, mit dem sie bisher unter dem (falschen) Begriff "Hermser Stolln" zusammengefasst wurden.
3.) Die Geschichte einiger Stolln (-Flügel) des 15. und 16. Jh. ist inzwischen weitestgehend lückenlos zu schreiben.
4.) Bei Archivarbeit konnten etwa 2500 Daten des betreffenden Zeitraumes gesammelt und nach Gruben sowie chronologisch geordnet werden.
5.) Einige wichtige Freiberger Gruben konnten wieder entdeckt oder neu lokalisiert werden. Dabei sind so bedeutende Gruben wie "Dürre Schönberg", "Elsberg", "Abraham" oder "Kippersberg". Letztere Grube wurde nachweislich seit der Stillegung (30ig jähriger Krieg) nicht mehr befahren und war seit dem verschollen. Umfangreiche Keramik- und Gezähefunde belegen dies.
6.) Einige Maschinen und Anlagen des 16. Jh. wurden entdeckt und vermessen. Dabei zwei Haspelreste, viele Pumpenreste und eine vermutliche Tretradstube.
7.) Einige sehr alte Inschriften (1557, 1576, 1603) wurden gefunden, konnten aber noch nicht exakt interpretiert werden.
Trotz bisher mehrjähriger Arbeit ist abzusehen, daß noch Forschungspotential vorhanden ist, um ein vielköpfiges Team mehrere Jahre zu beschäftigen. Dabei wäre ein interdisziplinäres Vorgehen ausgesprochen wichtig. Neben untertägigen Arbeiten stehen einige weitere dringende Probleme an, wie z. B.:
1.) Es wurden bisher so gut wie noch keine archäologischen Grabungen an übertägigen Bergbaurelikten durch staatliche oder andere Institutionen durchgeführt. Eine Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Archäologie wäre anzustreben bzw. vom Gesetz her notwendig um hier ordentliche Arbeit (also nicht bei Nacht und Nebel) zu leisten.
2.) Der Bestand des Hauptstaatsarchivs wurde bisher noch nicht in größerem Umfang ausgewertet. Einige Dokumente wurden zwar von einigen Interessenten abgeschrieben, es fehlt aber der Überblick, welche Arbeiten bereits erledigt wurden (damit nix doppelt gemacht wird!)
3.) Eine Dokumentation von über- und untertägigen Funden fehlt, da aufgrund der Gesetzeslage das meiste wohl im stillen Kämmerlein verschwindet.
4.) Was ist mit den BerSi - Baustellen? Ich befürchte, daß hier eine (aus montanhistorischer Sicht) äußerst unzureichende Dokumentation erfolgt. Das wenige, was dokumentiert wird, ist auch noch nicht ausgewertet. Das betrifft auch die Kleinfunde, die sicherlich bei den BerSi - Mitarbeitern in der Vitrine schlummern (man kann mir zumindest nicht erzählen, daß da nichts gekommen ist!).
5.) Eine umfangreiche Serie von dendrochronologischen Untersuchungen an Grubenhölzern müßte durchgeführt werden. Aber wer kann das bezahlen?! Das betrifft auch die archäometrische Untersuchung von Schlacken, Aufbereitungsrückständen oder Gezähe.
6.) Mit alten Hüttenstandorten, Bergschmieden, Aufbereitunganlagen etc. hat sich noch niemand befaßt.
Soweit nur einige der wichtigsten Punkte, die neben unzähligen Befahrungen erledigt werden müßten um zu komplexen Ergebnissen zu kommen. Deshalb sind Mitarbeiter ebenso willkommen, wie auch der Erfahrungsaustausch mit Leuten die im gleichen Zeitraum in anderen Revieren forschen oder geforscht haben.
Glück Auf!
Stephan (alias Falafel)