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Verfasst: Fr. 08. Okt 04 9:35
von MichaP
Beim Internationalen Bergbauworkshop in Clausthal kam es natürlich auch zum unvermeitlichen Steigerlied singen.

Bis zur ersten Strophe war (wie immer) alles ok. Doch dann ging (auch wie immer) das Chaos los. Abgesehen davon, das gut ein viertel (vorsichtig geschätzt) der Anwesenden den Text eh nur bis zur ersten Strophe kennen, ging es dann sehr wild durcheinander: Jeder sang ein anderes Steigerlied.
Die einen sangen von einem schwarzbraunen Mägdelein gesungen, die anderen vom Schnaps saufen - von den feinen Facetten (z.B Hat's angezünd't / Ist's angezündet / Schon angezünd') will ich gar nicht reden.
Die Frage ist nun: Gibt es das Ur- Steigerlied? Sicherlich ja. Ist das Ur-Steigerlied, sofern gefunden, heute noch als überregionale Variante tragbar? Wie sind die Regionalen Prägungen?
Ich bitte Euch daher hier "Eure" Steigerlieder zu posten, so wie Ihr sie kennt, so wie sie bei Euch gepflegt werden.

Verfasst: Fr. 08. Okt 04 18:01
von Gesenk
Glück auf! Der Steiger kommt

Glück auf, Glück auf!
Der Steiger kommt.
Und er hat sein helles Licht bei der Nacht
Und er hat sein helles Licht bei der Nacht
Schon angezündt, schon angezündt.

Hat´s angezündt,
Das gibt einen Schein
Und damit so fahren wir bei der Nacht
Und damit so fahren wir bei der Nacht
Ins Bergwerk ein, ins Bergwerk ein.

Die Bergleut sein
So hübsch und fein,
Und sie graben das Silber und das Gold bei der Nacht
Und sie graben das Silber und das Gold bei der Nacht
Aus Felsenstein, aus Felsenstein.

Ade, Ade, Lieb Schätzelein!
Und da drunten im tiefen Schacht bei der Nacht
Und da drunten im tiefen Schacht bei der Nacht
Da denk ich dein, da denk ich dein.

Und kehr ich heim zum Schätzelein,
So erschallt des Bergmanns Ruf bei der Nacht
So erschallt des Bergmanns Ruf bei der Nacht:
Glück auf! Glück auf! Glück auf! Glück auf!

Aus: Hermann Bauer: Vom Leben und Sterben der Grube Holzappel. Burgschwalbach 1971.

Verfasst: Fr. 08. Okt 04 18:42
von Karlheinz_Rabas
Hallo Michael,
wir haben in der Bergbausammlung mindestens zwanzig verscheidene Liederbücher, die alle zwei oder mehr Strophen des Bergmannsliedes (Steigerlied) abgedruckt haben.
Im Ruhrgebiet ist die Liedquelle das "Liederbuch für Berg- und Hüttenleute", herausgegeben vom Berg- und Hüttenmännsichen Verein zu Aachen e.V., vormals Berlin. Das Liederbuch ist zur Zeit in der 13. Auflage, 2003, beim Verlag Glückauf GmbH, Essen, erschienen. Die erste Auflage stammt aus dem Jahr 1862.
Das Bergmannslied hat für die Ruhrbergleute sieben Strophen, das von den Hüttenleuten um eine achte Strophe ergänzt wird. Bei allen Anlässen werden im Ruhrgebiet auch die sieben Strophen des Bergmannsliedes gesungen.

Glückauf
Karlheinz Rabas

Verfasst: Fr. 08. Okt 04 19:56
von Frank de Wit
das steigerlied auf http://www.strahlen.org/gluckauf.mp3 ist auch total anders

...
Glück auf (4x) ; Glück auf (2x)
Der Steiger kommt
Und er hat sein helles Licht bei der Nacht (2x)
Schon angezündt (2x)

Hat´s angezündt ; das gibt einen Schein
Und damit fahren wir seit an seit bei der Nacht (2x)
Ins Bergwerk hinein (2x)

Der eine grabt das Erz ; der andere schwarzes Gold
Und dem Schatz der da walt wird bei Tag und bei Nacht (2x) ???
Dem sein sie hold (2x)

Bergbau mus sein ; für alle Zeit
Und so graben wir uns durch den Berg bei der Nacht (2x)
In Ewigkeit (2x)

Und kehr wir heim zum Schätzelein
Wann erschallt des Bergmanns Ruf bei der Nacht (2x)

Glück auf (4x) ; Glück auf (2x) ; Glück auf!
...

'tschuldige fur schreibfehler bitte'
und wenn Ihr das Deutsch versteht, bitte sag's mir, dann andere ich die tekst

Verfasst: Fr. 08. Okt 04 20:01
von Fauli
Moinsen,

hier mal die Variante die ich kenne, was jedoch nicht heißen soll das das die definitive Variante für den Harz ist.

Glück auf! Der Steiger kommt

Glück auf, Glück auf!
Der Steiger kommt.
Und er hat sein helles Licht bei der Nacht
Und er hat sein helles Licht bei der Nacht
Schon angezündt, schon angezündt.

Hat´s angezündt (hat´s angezündt),
Es wirft seinen Schein (ja Schein)
Und damit so fahren wir bei der Nacht
Und damit so fahren wir bei der Nacht
Ins Bergwerk ein, ins Bergwerk ein.

Ins Bergwerk ein (ins Bergwerk ein)
Wo die Bergleut sein (ja sein)
Die da graben ja das Silber und das Gold bei der Nacht,
die da graben ja das Silber und das Gold bei der Nacht,
Aus Felgestein, aus Felsgestein.

Der Eine gräbt das Siler (Silber, Silber, Silber)
der Andre gräbt das Gold (ja Gold)
und dem Schwarz-braunen Mägdelein bei der Nacht,
und dem Schwarz-braunen Mägdelein bei der Nacht,
dem sein sie hold, dem sein sie hold.

Ade, ade (ade, ade, ade),
herzliebste Mein ( ja Mein)
und da drunten in dem tiefen finstren Schacht bei der Nacht,
und da drunten in dem tiefen finstren Schacht bei der Nacht,
da denk ich Dein, da denk ich Dein.

Und kehr ich Heim (und kehr ich Heim),
zur Liebsten mein ( ja mein)
dann erschallet des Bermann´s Gruss bei der Nacht,
dann erschallet des Bermann´s Gruss bei der Nacht,
Glück Auf, Glück Auf, Glück Auf, Glück Auf.

Verfasst: Fr. 08. Okt 04 20:29
von Ventilatormaus
Moin!

Dem Ur-Steigerlied kommen wir mit meinem Beitrag wohl nicht näher, aber es gibt eine weitere (vielleicht nicht vollständige) regionale Variante. Mein Mann erinnert sich nach 30 Jahren an seine Wismut-Zeit (Berufsschule Ronneburg FBA74) noch an folgende Variante:

Glück auf, Glück auf,
der Steiger kommt
und er hat sein helles Licht bei der Hand,
und er hat sein helles Licht bei der Hand
schon angezündt, schon angezündt.

Hat's angezündt.
Das gibt einen Schein.
Und damit so fahren wir bei der Nacht
und damit so fahren wir bei der Nacht
ins Bergwerk ein, ins Bergwerk ein.

Ins Bergwerk ein, wo die Bergleute sein,
die da graben das Silber und das Gold bei der Nacht,
die da graben das Silber und das Gold bei der Nacht,
aus Felsgestein, aus Felsgestein.

Aus Felsgestein graben sie das Gold,
und den schwarzbraunen Mägdelein und den schwarzbraunen Mägdelein
den sein sie hold, den sein sie hold.

???

Glück Auf!
Jeanette

Verfasst: Sa. 09. Okt 04 9:42
von Karlheinz_Rabas
Bild


Dies ist das Liedblatt, das vom Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier e.V. verwendet wird.

Glückauf
Karlheinz Rabas

Verfasst: Sa. 09. Okt 04 15:43
von GeoBerg
Folgende Version wird scheinbar im Freiberger Raum gesungen:

Glück auf, Glück auf
Der Steiger kommt
Und er hat sein helles Licht bei der Nacht
Und er hat sein helles Licht bei der Nacht
schon angezünd't
schon angezünd't

Hat's angezünd't
Das gibt sein Schein
Und damit so fahren wir bei der Nacht
Und damit so fahren wir bei der Nacht
In's Bergwerk ein
In's Bergwerk ein

In's Bergwerk ein
Wo die Bergleut' sein
Die da graben das Silber und das Gold bei der Nacht
Die da graben das Silber und das Gold bei der Nacht
aus Felsgestein
aus Felsgestein

Aus Felsgestein
Graben sie das Gold
Und dem schwarzbraunen Mägdelein bei der Nacht
Und dem schwarzbraunen Mägdelein bei der Nacht
Dem sein sie hold
Dem sein sie hold

Und kehrt er heim
Zu dem Mägdelein
Dann erschallt des Bergmann's Gruß bei der Nacht
Dann erschallt des Bergmann's Gruß bei der Nacht
Glück auf, Glück auf
Glück auf, Glück auf

Verfasst: Sa. 09. Okt 04 15:47
von GeoBerg
Noch ein Nachtrag:

Mir ist schon oft aufgefallen, dass neben verschiedenen Textversionen auch die Melodie in einzelnen Tönen je nach Region variiert. Gibt es hier eine "Ur-Melodie"?

GA, Lutz.

Verfasst: So. 10. Okt 04 8:38
von MichaP
im fbg-raum habe ich aber schon andere texte gehört.

aber was mich wundert: ich kenne das lied, speziell die 2. strophe auch so, diese variante hat noch keiner gebracht:

Hat's angezünd't
Das wirft sein Schein
Und damit so fahren wir Seit an Seit
Und damit so fahren wir Seit an Seit
In's Bergwerk ein
In's Bergwerk ein

Verfasst: So. 10. Okt 04 8:40
von MichaP
karlheinz:

das bild ist etwas klein geraden, hast du das auch größer?

Verfasst: So. 10. Okt 04 8:45
von Karlheinz_Rabas
Ja, nur die Datei war dann zu groß für das System.
Das Blatt hat im Original die Größe DIN A4.

Gruß
Karlheinz

Verfasst: So. 10. Okt 04 15:04
von Karlheinz_Rabas
Wer sich noch näher mit dem Bergmannslied oder aber generell mit dem bergmännischen Liedgut beschäftigen möchte, hier zwei Literaturhinweise:
Otto Dünbier: Der Kumpel. 3. Band, Von Sitte Brauch und Sprache des deutschen Bergmanns, Düsseldorf 1936, S. 175 ff.
Walter Salmen: Bergmännsiches Chorsingen im 16. und 17. Jahrhundert, in: Der Anschnitt, 8. Jahrgang 1956, Heft 1, S. 16 f.
oder "Das Bergliederbüchlein"... ein Unikum im Besitz der Leipziger Universitätsbibliothek, erschienen etw 1700, näheres in: Der Anschnitt, 3. Jahrgang 1951, Heft 1, S. 18.
In den verschiedenen Ausgben der Zeitschrift "Der Anschnitt" findne sich noch weitere AUfsätze zum Thema bergmännisches Liedgut.

Glückauf
Karlheinz Rabas

Verfasst: Do. 21. Okt 04 12:14
von Nobi
auf dem bergstreittag in schneeberg habe ich noch eine andere version gehört, die sogar in der melodie abgewichen ist (war keine marschmelodie).
lt. den sängern, den "bergsängern geyer", handelt es sich dabei um eine alte schneeberger version des liedes.

leider habe ich keinen text und noch dazu haben sie es in mundart vorgetragen. wer aber möchte, kann text und noten bestimmt anfordern unter http://www.bergsaenger-geyer.de

Verfasst: Do. 21. Okt 04 13:07
von Lutz
Faulis Variante ist die einzig richtige und so allen Clausthaler Verbindern und Nichtverbindern bestens bekannt.

Glückauf!

Lutz

Verfasst: Do. 21. Okt 04 13:49
von MichaP
Lutz: Das ist genau falsch. Die Variante mag vielleicht in CLZ richtig sein, aber in anderen Regionen KÖNNTE sie als üble Entgleisung gelten.
Da das Leed aus dem Erzgebirge kommen soll, halte ich es asogar für bedenklich zu sagen die Clausthaler ist die einzig richtige.

Verfasst: Do. 21. Okt 04 14:07
von Nobi
also als ehemaliger freiberger student ist mir natürlich die freiberger version (siehe geoberg) "heilig".

es ist sicherlich ähnlich wie mit den gedingzeichen. prinzipiell immer das gleiche und doch lokale unterschiede.

Verfasst: Do. 21. Okt 04 18:17
von Lutz
Na, Micha, nun sei nicht gleich beleidigt! Ich gebe Dir aber recht. Die Wurzeln werden wohl in Freiberg zu suchen sein. Vergessen wir aber nicht Leoben! Wer weiß denn darüber etwas zu berichten. Für die Clausthaler Variante allerdings stimmt Faulis Variante. Da aber Freiberger Bergleute einst den Oberharz besiedelten, um Bergbau zu betreiben und auch die eigene Mundart mitbrachten, denke ich, dort liegen die Wurzeln!

Glückauf!

Lutz

Und fangt mir nicht mit Aachener oder Berliner Varianten an, die zogen als Bergbau-Uni später nach!

Verfasst: Fr. 22. Okt 04 8:50
von Nobi
Gerhard Heilfurth hat wohl über den Ursprung des Steigerliedes ausführlich geschrieben in:
Heilfurth, G. Das Bergmannslied, Kassel, 1954

Wenn das Büchlein jemand hat, dann kann er mal bitte nachschauen.

Verfasst: Fr. 22. Okt 04 16:23
von Karlheinz_Rabas
In der Zeitschrift "Der Berggeist", IV. Jahrgang, 1859, Nr. 5, Seite 54, fand ich den nachfolgenden kleinen Artikel. Demnach ist das Steigerlied über 500 Jahre alt.
Bild

Glückauf
Karlheinz Rabas