Re: Tropfstein-Höhle in Thüringen entdeckt
Verfasst: Do. 10. Dez 09 22:37
Neues von der Bleßberghöhle
"Wasser gefährdet Tunnel nicht"
Am Tunnel-Südportal erkunden Mitarbeiter einer Bohrfirma den unterirdischen See
Neundorf - Rein akustisch fallen die neuen Kollegen auf
der Baustelle kaum auf, denn bestenfalls das Dieselaggregat, dass die Bohrmaschine antreibt, gibt Laut. Die akustischen Signale einer ingenieurgeologischen Maßnahme am Südportal des Bleßbergtunnels der ICE-Neubaustrecke Ebensfeld - Erfurt bei Neundorf sind eher bescheiden. Im Baustellengeschehen machen Bohrmeister Normann Henkel und seine Mitarbeiter nicht viel Aufsehen, gehen an der Peripherie der Großbaustelle eher unter.
Allerdings, der äußere Eindruck täuscht, denn es geht um nicht weniger und mehr als um den untertägigen Wasserfluss zwischen Tunnel, Bleßberghöhle und Gebirgsrand. Im Auftrag der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie in Jena und des Thüringer Landesbergamtes Gera bohren die Spezialisten vom Merkslebener Tunnelbau Conrad die Bleßberghöhle an, damit dort ein Messstelle eingebracht werden kann, die Daten über den Wasserstand in der Höhle liefert (Freies Wort vom Samstag).
"Wir wissen nicht, wie hoch dort das Wasser steht und ob es steigt", sagt Andreas Maruschke, Pressesprecher des Thüringer Umweltministeriums, dem die beiden Behörden unterstehen. Etwas drastischer hört sich das aus dem Mund des Meschenbacher Höhlenforschers Rolf Babucke an, der bei den Befahrungen der Bleßberghöhle von Anfang an dabei war: "Wir wissen nicht, was das Wasser im Westteil der Höhle macht."
Für Babucke und seine Höhlenforscherkollegen liegt es nahe, dass der Wasserstand durch den Menschen verursacht ist. "Wir haben unter Wasser Sinterbildungen gefunden", bemerkt Babucke. Sinter könne sich aber nicht unter Wasser bilden und deshalb dürften diese Höhlenteile erst in allerallerjüngsten Zeit überschwemmt worden sein.
Der unterirdische See beschäftigt die Höhlenforscher seit April 2008, als sich bei den Vortriebsarbeiten im Bleßbergtunnel plötzlich ein Hohlraum auftat, in dem auch gewaltige Betonmengen sang- und klanglos "verschwanden". Genau jene damals in den Hohlraum gepumpten Betonmengen interessieren Babucke und Kollegen brennend. "Es weiß nämlich niemand wo der Beton geblieben ist", sagt Babucke.
Vom Beton keine Spur
Bei den vergangenen Befahrungen habe man vom Beton keine Spuren mehr gefunden, dafür jede Menge eindeutig eingespültes Material aus der Tunnelbaustelle wie Sprengschnüre und ähnliches. Aber auch die Herkunft des Wassers selbst ist für die Höhlenforscher ein Rätsel. "Wir haben bisher keine Quelle gefunden, die dafür in Frage käme", erklärt Babucke. Aber von irgendwoher müsse ja das Wasser gekommen sein, definiert der Höhlenforscher seine Frage und bringt seine Sorgen auf den Punkt. Den Weg des Wassers und seine Menge einzuschätzen ist nicht einfach. Gerade in der an Höhlen und kleineren Hohlräumen nicht gerade armen Region um Schalkau ist die Situation äußerst kompliziert. "Die Hydrologie ist extrem komplex", schätzt Höhlenforscher Babucke ein. Lediglich eine langfristige Beobachtung des Wasserstandes in der Höhle bringe da die Forscher weiter. Erst mit einem solch umfangreichen Datenmaterial könne eingeschätzt werden, ob es signifikante Beziehungen zwischen dem Niederschlag in der Region und dem Wasserstand in der Höhle gebe oder nicht, meint Babucke. Herkunft und Weg des Wassers möchten auch die staatlichen Institutionen kennenlernen. Dazu brauchen sie Daten, und diese soll später ein Messstation liefern, die dann künftig diese Werte auch ins landesweite Messnetz Thüringens einspeisen soll. Dazu muss aber erst einmal eine Bohrung bis hinunter in die Höhle abgetäuft werden. Derzeit arbeiten sich die Mitarbeiter der Bohrfirma langsam, aber stetig in die Tiefe voran. Ganz einfach sei dies nicht, räumt Sven Breitzke von Tunnelbau Conrad ein. Besonders der Kalkstein verhält sich wie ein Streuselkuchen, der immer wieder nachbricht. "Das haben wir aber erwartet", sagt Breitzke, der auf umfangreiche geologische Erkundungen im Bereich der Neubaustrecke verweist. Man liege in der Zeit.
Derzeit ist das Unternehmen zwölf Meter vorgedrungen. Stück für Stück arbeiten sich die Arbeiter mit Diamantbohrer und Seilzug voran. Aufgabe des Unternehmens, bei dem im thüringischen Merksleben 120 Mitarbeiter in Lohn und Brot stehen, ist es, eine Erkundungsbohrung bis in die Höhle einzubringen. Dann werde man dort ein Rohr von 25 bis 30 Zentimeter Durchmesser einziehen, in dem die Messstation hinabgelassen werde. Diese wird dann die erhofften Werte liefern, auf die die Spezialisten sehnsüchtig warten.
Letztere bleiben trotz des ungeklärten Wasserstandes in der Höhle gelassen. Eine Gefährdung für die Umgebung der Höhle sowie für die Ingenieurbauten der Neubaustrecke Ebensfeld - Erfurt gebe es nicht, erklärt Ministeriumssprecher Maruschke.
Glück Auf
Horst
"Wasser gefährdet Tunnel nicht"
Am Tunnel-Südportal erkunden Mitarbeiter einer Bohrfirma den unterirdischen See
Neundorf - Rein akustisch fallen die neuen Kollegen auf
der Baustelle kaum auf, denn bestenfalls das Dieselaggregat, dass die Bohrmaschine antreibt, gibt Laut. Die akustischen Signale einer ingenieurgeologischen Maßnahme am Südportal des Bleßbergtunnels der ICE-Neubaustrecke Ebensfeld - Erfurt bei Neundorf sind eher bescheiden. Im Baustellengeschehen machen Bohrmeister Normann Henkel und seine Mitarbeiter nicht viel Aufsehen, gehen an der Peripherie der Großbaustelle eher unter.
Allerdings, der äußere Eindruck täuscht, denn es geht um nicht weniger und mehr als um den untertägigen Wasserfluss zwischen Tunnel, Bleßberghöhle und Gebirgsrand. Im Auftrag der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie in Jena und des Thüringer Landesbergamtes Gera bohren die Spezialisten vom Merkslebener Tunnelbau Conrad die Bleßberghöhle an, damit dort ein Messstelle eingebracht werden kann, die Daten über den Wasserstand in der Höhle liefert (Freies Wort vom Samstag).
"Wir wissen nicht, wie hoch dort das Wasser steht und ob es steigt", sagt Andreas Maruschke, Pressesprecher des Thüringer Umweltministeriums, dem die beiden Behörden unterstehen. Etwas drastischer hört sich das aus dem Mund des Meschenbacher Höhlenforschers Rolf Babucke an, der bei den Befahrungen der Bleßberghöhle von Anfang an dabei war: "Wir wissen nicht, was das Wasser im Westteil der Höhle macht."
Für Babucke und seine Höhlenforscherkollegen liegt es nahe, dass der Wasserstand durch den Menschen verursacht ist. "Wir haben unter Wasser Sinterbildungen gefunden", bemerkt Babucke. Sinter könne sich aber nicht unter Wasser bilden und deshalb dürften diese Höhlenteile erst in allerallerjüngsten Zeit überschwemmt worden sein.
Der unterirdische See beschäftigt die Höhlenforscher seit April 2008, als sich bei den Vortriebsarbeiten im Bleßbergtunnel plötzlich ein Hohlraum auftat, in dem auch gewaltige Betonmengen sang- und klanglos "verschwanden". Genau jene damals in den Hohlraum gepumpten Betonmengen interessieren Babucke und Kollegen brennend. "Es weiß nämlich niemand wo der Beton geblieben ist", sagt Babucke.
Vom Beton keine Spur
Bei den vergangenen Befahrungen habe man vom Beton keine Spuren mehr gefunden, dafür jede Menge eindeutig eingespültes Material aus der Tunnelbaustelle wie Sprengschnüre und ähnliches. Aber auch die Herkunft des Wassers selbst ist für die Höhlenforscher ein Rätsel. "Wir haben bisher keine Quelle gefunden, die dafür in Frage käme", erklärt Babucke. Aber von irgendwoher müsse ja das Wasser gekommen sein, definiert der Höhlenforscher seine Frage und bringt seine Sorgen auf den Punkt. Den Weg des Wassers und seine Menge einzuschätzen ist nicht einfach. Gerade in der an Höhlen und kleineren Hohlräumen nicht gerade armen Region um Schalkau ist die Situation äußerst kompliziert. "Die Hydrologie ist extrem komplex", schätzt Höhlenforscher Babucke ein. Lediglich eine langfristige Beobachtung des Wasserstandes in der Höhle bringe da die Forscher weiter. Erst mit einem solch umfangreichen Datenmaterial könne eingeschätzt werden, ob es signifikante Beziehungen zwischen dem Niederschlag in der Region und dem Wasserstand in der Höhle gebe oder nicht, meint Babucke. Herkunft und Weg des Wassers möchten auch die staatlichen Institutionen kennenlernen. Dazu brauchen sie Daten, und diese soll später ein Messstation liefern, die dann künftig diese Werte auch ins landesweite Messnetz Thüringens einspeisen soll. Dazu muss aber erst einmal eine Bohrung bis hinunter in die Höhle abgetäuft werden. Derzeit arbeiten sich die Mitarbeiter der Bohrfirma langsam, aber stetig in die Tiefe voran. Ganz einfach sei dies nicht, räumt Sven Breitzke von Tunnelbau Conrad ein. Besonders der Kalkstein verhält sich wie ein Streuselkuchen, der immer wieder nachbricht. "Das haben wir aber erwartet", sagt Breitzke, der auf umfangreiche geologische Erkundungen im Bereich der Neubaustrecke verweist. Man liege in der Zeit.
Derzeit ist das Unternehmen zwölf Meter vorgedrungen. Stück für Stück arbeiten sich die Arbeiter mit Diamantbohrer und Seilzug voran. Aufgabe des Unternehmens, bei dem im thüringischen Merksleben 120 Mitarbeiter in Lohn und Brot stehen, ist es, eine Erkundungsbohrung bis in die Höhle einzubringen. Dann werde man dort ein Rohr von 25 bis 30 Zentimeter Durchmesser einziehen, in dem die Messstation hinabgelassen werde. Diese wird dann die erhofften Werte liefern, auf die die Spezialisten sehnsüchtig warten.
Letztere bleiben trotz des ungeklärten Wasserstandes in der Höhle gelassen. Eine Gefährdung für die Umgebung der Höhle sowie für die Ingenieurbauten der Neubaustrecke Ebensfeld - Erfurt gebe es nicht, erklärt Ministeriumssprecher Maruschke.
Glück Auf
Horst