Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

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Uran
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von Uran »

Danke für eure Artigkeit. :D Ich bin übrigens immer noch dabei den Sinn des Wörtchens "bis" zu klären, aber eben noch nicht wirklich weiter. Es wurde ja nicht nur im Bergbau verwendet.
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sehmataler
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von sehmataler »

Uran hat geschrieben:Ich bin übrigens immer noch dabei den Sinn des Wörtchens "bis" zu klären
Hier mal die von mir vermutete Entwicklung der Wortbedeutung:

1. Altgriechisch: "βίς" - zweimal, doppelt

2. Latein: "bis" - zweimal

3. Französisch: "bis!" - Ruf nach Zugabe (noch einmal)

4. Russisch: 4.1 "бис!" - Ruf nach Zugabe (noch einmal)

4.2 "-бис" - Nachsilbe einer Benennung (bedeutet der Zweite einer Reihe)

Wie man schön sehen kann, wurde das "bis" als Fremdwort durch einige Sprachen geschleust, wobei die Bedeutung eine gewisse Nuancierung erfahren hat.
Unser Fall (Schacht Nr.) betrifft die unter 4.2 genannte Bedeutung. Sie wird häufig im Zusammenhang mit Versions- und Typennummern gebraucht. (siehe auch sowjetisches Wikipedia :gruebel: unter "бис")
Zuletzt geändert von sehmataler am Do. 28. Apr 11 14:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Uran
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von Uran »

Da es aus dem russischen kommt, bedeutet es soviel wie noch einmal. Es ist aber eine Abkürzung man kann es nicht direkt übersetzten. Soweit bin ich auch. Ich hatte aber vor 25 Jahren in einem anderen Zusammenhang einen Artikel darüber. Den versuche ich im Moment aufzutreiben.
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geophys
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von geophys »

Ergänzung der Publikation :: Teil der Übersetzung Zeitzeugenbericht V.D. Senin

Es fehlt noch eine Übersetzung des letzten Abschnittes. Wenn sich jemand hier mal diesem annehmen könnte, wäre das toll.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von EnoM »

Nehm mich mal der Übersetzung an:

Mit der Zeit sind auf dem Schacht verschiedene Spezialisten angekommen: Bergleute, Markscheider, Mechaniker (Schlosser) und andere. Es kamen aber auch solche, die weder deutsch noch russisch verstanden (Anmerkung: Kasachen aus den Bergen?).
In der Freizeit wurden Ausflüge organisiert. Immer wieder war Tanz und es gab viele Hochzeiten. Für die Hochzeitsfeiern gab es extra Quartiere/Wohnungen. Meine Frau habe ich im Zug kennengelernt, als ich in den Urlaub fuhr. Sie fuhr ins Institut in der Stadt Alma
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von geophys »

Danke, ich hab es gleich rüber kopiert. :)
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von markscheider »

Kleinigkeit: er schreibt "i.t.d.", d.h. i tak dalsche. Das ist eine stehende Redewendung, die normalerweise immer mit und so weiter übersetzt wird. Am Sinn ändert sich gegenüber "und andere" natürlich nichts.
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geophys
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von geophys »

Aber Zeit, mal einige russische Akten zu übersetzen, hätte niemand ... oder doch :o
Ich meine Hut ab, dass Eno das geschafft hat. Ich finde das einfach toll!
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von sehmataler »

Das Bild von W.D. SENIN mit der Schnellvortriebsbrigade am Schacht Uranus habe ich der Witwe und der Tochter von Walter Mank gezeigt. Es handelt sich nicht um die Brigade Mank, da weder er noch einige gute Bekannte auszumachen waren.
Dateianhänge
Senin-01-900.jpg
Senin-01-900.jpg (96.21 KiB) 11964 mal betrachtet
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von sehmataler »

Habe im Netz unter http://www.geoberg.de/2010/06/12/erzgeb ... ment-24231
folgendes gefunden:
"Zur Richtigstellung der Abkürzung SAG soll die nachfolgende Bemerkung dienen. Die Abkürzung SAG stand für staatliche Aktiengesellschaft und erst nach der Umwandlung zur SDAG war es die sowjetisch deutsche Aktiengesellschaft."

Also unter Ausblendung aller nach Hörensagen und Sekundärliteratur geprägten Lesarten kenne ich aus entsprechenden internen Dokumenten bis 1953 nur die Sowjetische Staatliche Aktiengesellschaft WISMUT (СГАО ВИСМУТ), die aber auch da überwiegend nur als Aktiengesellschaft (AO ВИСМУТ) genannt wird.
Der Wechsel zur SDAG Wismut wird im Russischen nur durch die Ersetzung des Wortes "Staatliche" durch "Deutsche" gebildet, wobei im Russischen die Buchstabenfolge der Abkürzung nicht verändert wird (beides wird mit "Г" geschrieben).
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von geophys »

Wer es amtlicher als amtlich braucht:
Zitat:

"Die Liquidationskommission für SAG-Betriebe (Sowjetische Aktiengesellschafts-Betriebe) wurde im Oktober 1946 für die durch Befehl Nr. 124/1945 der Sowjetischen Militäradministration Deutschland sequestrierten Betriebe gebildet ..."

Quelle:
http://www.archiv.sachsen.de/archive/dr ... 333832.htm
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von sehmataler »

geophys hat geschrieben:Quelle:
http://www.archiv.sachsen.de/archive/dr ... 333832.htm
Der Text dieser Quelle stellt kein "amtliches Dokument", sondern nur die Kurzfassung eines Archivbestandes dar. Dieser Archivbestand umfasst die allgemeinen Reparationsbetriebe Sachsens, die der Hauptverwaltung des sowjet. Vermögens im Ausland unterstanden.

Die Wismut war kein reiner SAG-Betrieb (siehe Chronik der Wismut Seiten 21 und 22):
"Durch die Hauptverwaltung des sowjetischen Vermögens im Ausland des Ministerrates der UdSSR
und die Staatliche Aktiengesellschaft der Buntmetallindustrie „Medj“ war die Staatliche Aktiengesellschaft
der Buntmetallindustrie „Wismut“ in Moskau gegründet worden. ... Die Gründer, welche alle Aktien übernommen haben, sind:
1. die Hauptverwaltung des sowjet. Vermögens im Ausland des Ministerrates der UdSSR,
2. die Staatl. Aktiengesellschaft der Buntmetallindustrie ‘Medj’."


Nun kommt aber der Knackpunkt der Geschichte:
"Seit Gründung des Unternehmens waren vor allem aus Unkenntnis wegen der von sowjetischer Seite
betriebenen Abschottung unterschiedlichste Firmenbezeichnungen auch im behördlichen Schriftverkehr
im Umlauf: SSAG (Sowjetische Staatliche Aktiengesellschaft), SAG (Staatliche Aktiengesellschaft, auch Sowjetische Aktiengesellschaft) wie auch umgangssprachlich AG Wismut."
(Chronik der Wismut, Seiten 21, 22)

Diese Aussage impliziert, dass aus reiner Verschleierungstaktik beim Schriftverkehr mit deutschen Behören unterschiedliche Unternehmensbezeichnungen gewählt wurden.

Die geologischen Jahresberichte der Wismut und ihrer Objekte, welche extrem geheime Daten zur Erzgewinnung enthielten, müssten demnach vermutlich relativ homogen bezeichnet sein. Doch was liest man da? (wortgetreue Übersetzung):
1947 = Sowjetische Staatliche Aktiengesellschaft Wismut;
1949 = Truppenteil Feldpost-Nr. 27304;
Objekt 111, 1952 = Sowjetische Staatliche Aktiengesellschaft Wismut;
Objekt 111, 1953 (1954 geschrieben) = Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft Wismut

Im Text dieser internen Berichte taucht sehr oft auch die Kurzbezeichnung "AG Wismut" auf. Nicht gefunden werden konnten die Bezeichnungen "SAG Wismut" und "SABM Wismut".

Daraus kann man schlussfolgern, dass die Abkürzung SAG hauptsächlich nach der Gründung der SDAG Wismut gebraucht wurde, um eine Abgrenzung zur "Sowjetisch-Deutschen AG Wismut" zu definieren.

Die Diskussion, ob SAG Sowjetische Aktiengesellschaft oder Staatliche Aktiengesellschaft heißt, erscheint damit hinfällig. Korrekterweise wäre wohl die zeitgenössische Bezeichnung SSAG angebracht. Da sich die retrospektive Bezeichnung SAG allgemein durchgesetzt hat, ist auch diese sicherlich nicht falsch. Unnütz wäre nur, sich zu streiten, ob das S nun für "Sowjetische" oder "Staatliche" steht.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von sehmataler »

Hat sich schon mal jemand mit spezifischen Gewinnungskosten beschäftigt (z.B. gewinnungsbezogene Selbstkosten in Mark/kg Uranmetall) //bis 1948 Reichsmark, dann DM der DDR//?
Gab es im Zeitraum 1947-1950 überhaupt ein bezifferbares Verhältnis Rubel/Mark?
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von Uran »

Das Verhältnis RM : Rubel betrug 1946 1 : 0,5. Zur Währungsreform im Dezember 1947 wurde der Rubel (Bargeld) bei kleinen Guthaben im Verhältnis 1:1 umgerechnet. Mittlere Guthaben wurden um 33,5% und größere Guthaben um 50% abgewertet. Im Gegensatz dazu wurde in den Heimkehrerlagern für 1 alten Rubel 2 RM gezahlt. Nach der Währungsreform wurde für 1 Rubel 0,63 RM gezahlt. Da eine direkte Umrechnung Rubel 1948 zur Deutsche Mark der Deutschen Notenbank nicht auffindbar ist, bin ich den Umweg über den USD gegangen. 1948 wurde der Kurs Mark zu Dollar mit 3,75 : 1 festgelegt. Der Kurs Rubel zu Dollar betrug 5,3 : 1. Das bedeutet einen Kurs von Mark zu Rubel von 1 : 1,41. Dieser galt bis zum 1. März 1950. Hier wurde der Kurs Rubel zu Dollar über den Goldstandart festgelegt. Da auch die Goldwerte für die Mark vorliegen, kann man das bei Bedarf umrechnen.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von sehmataler »

Danke, das hilft mir schon mal weiter. Bei diesen Relationen scheinen einige Daten doch besser zu passen.
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geophys
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von geophys »

Wenn ich nicht irre, wurden Leistungen aus den SAGs dem Reparationskonto gutgeschrieben. Auf die Schnelle habe ich dazu allerdings nichts gefunden. Ich habe jedoch in Erinnerung, dass der Wert dieses Reparationsrubel nicht dem tatsächlichen Wert entsprach. Ich meine, Dr. Karlsch hätte sich in einem seiner Veröffentlichungen zu diesem Thema geäußert.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von sehmataler »

geophys hat geschrieben:Ich meine, Dr. Karlsch hätte sich in einem seiner Veröffentlichungen zu diesem Thema geäußert.
Hat er. Die Datenreihe der tatsächlichen Kosten /Invest, geolog. Erkundung, direkte Produktionskosten/ für die Gesamtwismut von 1946-53 stammt aus nachrichtendienstlichen amerikanischen Quellen und bezieht sich teilweise auf Realdaten (z.B. 1950) enthält aber auch reine Schätzdaten. Zum Summenwert in der Abschlussdokumentation der Wismut ergab sich zudem eine Differenz von 6 Mrd. DM.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von geophys »

@ Uran: das müsste stimmen
Quelle: Karlsch "Uran für Moskau"
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von geophys »

Thema: Außenaufnahmen DFF - 4 Teiler des "Sankt Urban" [1969]

Die Drehorte lagen im Bereich Breitenbrunn, Antonshöhe und Rittersgrün.

Ein Foto jener Tage ist unter http://www.deutschefotothek.de --> Suchbegriff "Wismut Crandorf" zu sehen,
wer genau hinsieht und Teil 3 gesehen hat, der erkennt das wieder.

Ein traumhaftes Fleckchen Erde ist das.

Die im Film zu sehenden bergbaulichen Anlagen sollen kunstvoll gefertigte Kulissen bzw. anderweitige Gebäude gewesen sein.

Ich habe diese Information von einem damals als Komparse beteiligten Wismut - Bergmann.
Man kann ihn auch im Film sehen :) ...
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von Nobi »

geophys hat geschrieben:Die im Film zu sehenden bergbaulichen Anlagen sollen kunstvoll gefertigte Kulissen bzw. anderweitige Gebäude gewesen sein.
Alle Achtung - das haben die dann aber ganz gut hinbekommen. Ich hatte, gerade wegen der übertägigen Luft- und Wasserleitungen, eher an einen alten Originalstandort gedacht. Auch die Verkippung der Hunte machte einen ziemlich realistischen Eindruck.
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mag her es thun mit rechte.


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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von Uran »

Die kunstvoll gezimmerte Rampe war einfach zu neu, als das sie hätte echt sein können. Auch dieser Holzförderturm unterhalb paßt überhaupt nicht. Erstaunlich war für mich die vielen noch vorhandenen Hunte. Das Betriebsgelände dagegen ist echt. Leider kann ich es nicht einordnen. Das Nachtsanatorium Antonshöhe war wieder zu erkennen.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von geophys »

Uran hat geschrieben: Holzförderturm unterhalb paßt überhaupt nicht ...
Stimmt :D
Uran hat geschrieben: die vielen noch vorhandenen Hunte ...
Warum das? Die standen doch zu Hauf rum! Da tobte doch noch das Leben um Aue!
Uran hat geschrieben: Das Betriebsgelände dagegen ist echt.
Alles Schwindel :D Die Kulissenbauer waren perfekt, so der befragte Laiendarsteller.

Man möge in Betracht ziehen, dass viele Investbauten jener Tage wieder in Volkseigentum übergeben und einer Weiternutzung unterzogen wurden.
Das Nasa in Antonshöhe kenne ich nicht. Aber ich bleibe am Ball und werde euch berichten.

Im Allgemeinen finde ich den Vierteiler etwas zeitgenössisch verfärbt.
Die SED - Partei führte und lenkte. Sowas ist aus den Anfangsjahren nicht bekannt.
Zeitzeugen berichten auch vom Misstrauen der Sowjets in den ersten Jahren.
In meinen Augen wurde alles etwas idealisiert dargestellt.

Also ich finde nach wie vor, dass Konrad Wolf's "Sonnensucher" einen realistischeren Eindruck der Anfangsjahre gibt.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von EnoM »

Danke Geophys fürs Foto.
Das Bild aus der Fotothek ist vom Crandorfer "Hohen Rad" aus gemacht, links vom Cafe (dessen Weihnachtsstollen ich empfehlen kann :wink: ) Blick Richtung Terrakonik Schacht 318 vom Revier 98 Tannebaum. Halde ist so nicht mehr erhalten, alles zamgeschoben.
Ein Blick von einem Revier zum Nächsten.
Stimmt ihr zu?
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von geophys »

:D Du bist der Experte da.
ich hoffte, dass du es erkennst ...
Hast du zeitgenössische Fotos?
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von Uran »

Es ist Schacht 318
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von geophys »

... übern Freiberger Markt geschlendert ... UHG getroffen :shock: :D ... Glück Auf in dr Haamit :D
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von Fahrsteiger »

BERGBAU-KONZERN
Schacht-Weltmeister
Der Wismut-Konzern war Uranlieferant der Sowjets und Säule des Sozialismus. Nun gruben sich Historiker durch seine Geschichte. Zwölf Fakten. VON Michael Sellger | 30. Juni 2011 - 08:00 Uhr
© Jan-Peter Kasper / dpa
Die Strecke auf der 180-Meter-Sohle des Schachtes 367 im Sanierungsbetrieb Ronneburg der Wismut GmbH (Archivbild)
Das Erzgebirge strebt nach Weltruhm: Bis 2014 soll die Bergbauregion Unesco-Kulturerbe
werden . Seit Jahrhunderten suchten die Menschen hier nach Schätzen ; zur DDR-Zeit prägte besonders ein Konzern das Bild der Region: Die Wismut gehörte bis 1990 zu den größten Uranförderern der Welt. Drei Jahre lang durchkämmten Historiker und Literaturwissenschaftler nun die Wismut-Archive, lasen Brigadetagebücher und befragten einstige Bergleute. Was sie zutage gefördert haben, präsentierten sie vor wenigen Tagen auf einer Konferenz in Chemnitz – zwölf Schlaglichter.
Uran für den Krieg
Um nach dem Zweiten Weltkrieg im Rüstungswettkampf gegen die USA mithalten zu können, zündeten die Sowjets im August 1949 ihre erste Atombombe. Möglich wurde dies nur durch das Uran aus dem Erzgebirge; der UdSSR mangelte es nämlich an eigenen Vorkommen. Die sozialistische Propaganda feierte das sächsische Uran als »Erz für den Frieden«.
Deckname »Pechblende«
GESCHICHTE
Um den Uranabbau zu verschleiern, benannten die Sowjets das Unternehmen nach dem unverdächtigen Metall Wismut. Im Sprachgebrauch der Kumpel waren auch Synonyme wie »Pechblende«, »Strahlungsträger« oder »Erz« verbreitet.
Huren und Schläger
»Klein Texas« nannten die Einheimischen ihr einst so beschauliches Erzgebirge. Das Uran wurde schnell gebraucht, deshalb wiesen die Arbeitsämter in der Nachkriegszeit alle, die zur Verfügung standen, in die Gruben der Wismut ein – Kriegsheimkehrer und Vertriebene, Gelernte und Ungelernte. 1950 waren es bereits 200.000 Arbeiter; es gab nicht genug Wohnraum und nicht genug zu essen, es fehlte an Toiletten und Waschgelegenheiten. In den Massenunterkünften blühten Glücksspiel und Schwarzhandel. Besonders heiß her
ging es in den Wirtshäusern, dort wurde gepöbelt und geprügelt, gezecht und gehurt. Jeder zehnte Kumpel infizierte sich in den frühen Wismut-Jahren mit Tripper.
Doppelter Lohn für Sowjets
Bessere Lebensbedingungen als die deutschen bekamen die sowjetischen Arbeiter, die in eigenen Siedlungen wohnten. Außerdem wurden sie doppelt bezahlt – in Rubel und in Ostmark.
Weniger Lohn für Frauen
Bei der Wismut gab es nicht nur Bergmänner, sondern auch Bergfrauen. Die Frauen waren dort allerdings vor allem Lückenfüller. In den ersten Nachkriegsjahren schufteten Tausende von ihnen unter und über tage, weil es überall in Deutschland an Männern fehlte. 1948 war etwa ein Fünftel aller Kumpel weiblich, später sank der Frauenanteil auf sieben Prozent. Die offizielle Devise »Gleicher Lohn für alle« galt nur für alle Männer. Frauen verdienten unter dem Vorwand geringerer Leistungsfähigkeit deutlich weniger als ihre Kumpel
und machten seltener Karriere: Weibliche Kader blieben während 45 Jahren Wismut die absolute Ausnahme.
Privilegien gegen Revolte
Kurz vor dem Mauerfall attestierte die Stasi den Kumpel, dass sie nicht am Revolutionsfieber erkrankt waren. Schon 1953, während des Arbeiteraufstandes, blieb es bei der Wismut ruhig. Davor allerdings kam es zu einer frühen Revolte. 1951 stürmten Bergarbeiter eine Polizeiwache und ein Gefängnis, befreiten zwei Insassen, verprügelten Polizisten und beleidigten Funktionäre. Walter Ulbricht untersagte der Staatsmacht, auf die Arbeiter zu schießen. Lieber stellte man die Wismut-Männer mit materiellen Privilegien ruhig.
Der begehrte »Kumpel-Tod«
GESCHICHTE
Als 1959 eine Butterkrise für lange Warteschlangen und Unmut sorgte, war im Süden der DDR buchstäblich alles in Butter: Die Versorgung der Bergarbeiter hatte Priorität. Und auch sonst genossen die Kumpel diverse Privilegien. Sie mussten nicht so lange auf bestellte Autos warten wie andere, sie bekamen Prämien und Zulagen – und den begehrten »Kumpel-Tod«, steuerfreien Schnaps. Ministerpräsident Otto Grotewohl hatte sich Anfang der fünfziger Jahre ein passendes Motto ausgedacht: »Ich bin Bergmann – Wer ist mehr?«
Badewanne Zinnowitz
Das heutige Baltic Sport- und Ferienhotel auf Usedom ist ein Relikt der Wismut. Zu DDR-Zeiten hieß der Klotz im Badeort Zinnowitz Roter Oktober. Der Großbetrieb hatte die Besitzer diverser Hotels enteignen lassen, um am Ostseestrand Platz für Tausende Kumpel zu schaffen. Wer bei der Wismut war, war sommers in Zinnowitz. Und das war nicht der einzige eigene Machtbereich der Wismut: Wer erkrankte, ging in ein Wismut- Krankenhaus; wer lesen wollte, in eine Wismut-Bibliothek; wer Lust auf Theater, Konzerte oder Lesungen hatte, in die Wismut-Kulturhäuser. Finanziert wurde der Mikrostaat durch den Steuerzahler.
Versteckte Opfer
Bei allen Privilegien: Die Kumpel lebten gefährlich. Allein von 1949 bis 1955 starben mehr als 900 Bergarbeiter bei Unfällen. In den ersten Jahren wateten sie oft mit Holzschuhen durch knietiefes Grubenwasser, es mangelte an Helmen, Schutzkleidung und Atemmasken. Am schlimmsten aber war der Staub, der sich wie Zement in den Lungen festsetzte.
Weil er mit radioaktiven Partikeln belastet war, erkrankten viele Grubenarbeiter oft noch Jahrzehnte später an Lungenkrebs. In der DDR wurden rund 5000 Fälle als Berufskrankheit anerkannt, nach der Wende kamen Tausende hinzu.
Von der Grube in die Bundesliga
Vergangene Saison sind sie aufgestiegen, die Kicker vom FC Erzgebirge Aue spielen seit letztem Jahr wieder in der Zweiten Fußballbundesliga. Früher hieß die Mannschaft BSG Wismut Aue und war, was Bayer Leverkusen heute ist: eine Werks-Elf. Sie spielte erfolgreich in der Oberliga. Dreimal war sie DDR-Meister. Nach der Wende rutschte die umbenannte Mannschaft bis in die dritte Liga. Ein Spiel von Wismut Aue ging in die Fußball-Geschichte ein: die deutsch-deutsche Begegnung mit dem 1. FC Kaiserslautern 1956 vor 125000 Zuschauern. Bei einem Sprung nach vorn schoss Weltmeister Fritz Walter den Ball mit der Hacke des nach hinten gestreckten Beins in Wismuts Tor – sein legendärer Hackentritt. Die erfolgreiche Vergangenheit schimmert zuweilen noch durch: Fans beschwören in ihren Schlachtgesängen gekreuzte Hämmer und das »große W«.
Durchsetzt von der Stasi
Ncht immer operierte die Stasi im Verborgenen: Bei der Wismut hatten mehr als 500 hauptamtliche »Offiziere im besonderen Einsatz« Schlüsselpositionen inne, der
GESCHICHTE
Geheimdienst gehörte zur offiziellen Hierarchie. Eine seiner Aufgaben war der Schutz vor Industriespionage. Mehr als tausend Spitzel erfassten zudem die Stimmung in der Belegschaft. Als in den siebziger Jahren die Uranvorkommen weniger wurden, schwand auch das Interesse der Stasi an der Wismut.
Imagekosmetik dank Zensur
Als 2007 der Roman Rummelplatz von Werner Bräunig erschien, wurde er in den Feuilletons hymnisch gefeiert. Die Geschichte gab es da schon 42 Jahre – als Fragment, weil Bräunig den Roman nach dessen Verbot nicht zu Ende schrieb. Die SED verübelte ihm seine kritische Auseinandersetzung mit der Anfangszeit der Wismut. Wer am Image des sozialistischen Schwerstarbeiters krittelte, musste mit Verboten rechnen – wie auch Konrad Wolf, dessen Defa-Film Sonnensucher von 1958 nie in die Kinos kam. Wolf stellte Bergarbeiter als Schläger, Altnazis, Kriecher und Denunzianten dar. Erst 1971 wurde der Film im Fernsehen ausgestrahlt.
COPYRIGHT: ZEIT ONLINE ADRESSE: http://www.zeit.de/2011/27/S-Wismut
Ein Artikel vom 30.06.2011 aus der ZEIT ONLINE
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Dem Bergbau verschworen. Im Bergbau geschafft. Zum Bergmann erkoren mit stählerner Kraft.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von Fahrsteiger »

Hier ein weiterer Artikel aus der Zeitung.
Historiker spricht von "stiller Übereinkunft" unter Wismut-Kumpeln
Unter Tage im Ronneburger Revier: Die Geschichte der Wismut von ihren Anfängen bis heute hat ein Team von 14 Forschern jetzt untersucht. Was immer vermutet wurde, konnten sie belegen: Das von der Wismut abgebaute Uranerz sicherte den Aufstieg der Sowjetunion zur Atommacht. Foto: Wismut Unter Tage im Ronneburger Revier: Die Geschichte der Wismut von ihren Anfängen bis heute hat ein Team von 14 Forschern jetzt untersucht. Was immer vermutet wurde, konnten sie belegen: Das von der Wismut abgebaute Uranerz sicherte den Aufstieg der Sowjetunion zur Atommacht. Foto: Wismut
Der Chemnitzer Professor Rudolf Boch, der mit deutschen und russischen Wissenschaftlern die Geschichte der Wismut erforscht hat, über den Aufstieg der Sowjetunion zur Atommacht und das Wissen der Kumpel um die Risiken.
Professor Boch, Sie haben drei Jahre mit 14 Kollegen zur Wismut geforscht: Was sind die Kernergebnisse?
Professor Dr. Rudolf Boch ist Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der TU Chemnitz und wissenschaftlicher Leiter der Forschung zur Wismut-Historie. Foto: TU Chemnitz/Christine Kornack. Professor Dr. Rudolf Boch ist Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der TU Chemnitz und wissenschaftlicher Leiter der Forschung zur Wismut-Historie.
Die Uranerzförderung im Erzgebirge war in den frühen Jahren des Kalten Krieges für das sowjetische Atomprogramm entscheidend. Außerdem wussten die sowjetischen Verantwortlichen über die Gefährdungen in groben Zügen Bescheid. Doch wurden die Bergpolizeiverordnungen für Radiumbergwerke von 1940 und 1944 nicht übernommen, die unter anderem die Einhaltung von erstmalig gesetzten Grenzwerten vorsahen. Zu einer Wiedereinführung kam es nicht, weil dies dem Ziel möglichst schnell möglichst viel Uran aus dem Gebirge zu holen entgegenstanden und die Werbung von Freiwilligen behindert hätte.
War Uran aus dem Erzgebirge in der ersten sowjetischen Atombombe?
Für die erste sowjetische wurde definitiv auch Uran aus dem Erzgebirge verwendet. Auf's Gramm genau lässt sich dies freilich nicht mehr nachweisen, da in den sowjetischen Erzmühlen Erz aus der UdSSR, Bulgarien, Sachsen und Böhmen weiterverarbeitet wurde. Fest steht, man brauchte große Mengen von deutschem Uranerz um die Grundlagen für diese Bombe zu schaffen. Weit mehr als die Hälfte kam von der Wismut AG. Sie müssen auch bedenken, es ging nicht nur um eine Atombombe, sondern um das Drohpotenzial, dass man rasch mehr bauen konnte.
Hatten die Kumpel moralische Bedenken?
Wir müssen die damals vorherrschende Mentalität begreifen, nicht nur in der Wismut-Direktion, auch bei den normalen Menschen. Sie fanden bei der Wismut Arbeit, von der sie nicht nur überleben, sondern bald gut leben konnten. Die Kumpel haben schnell bemerkt, dass sie kein Wismut-Erz aus dem Berg holten. Dass es Uran war, darüber wurde kaum gesprochen. Aber nach einer Weile ist - auch zur Steigerung der Motivation und Arbeitsproduktivität - der Slogan eingesetzt worden: "Erz für den Frieden". Nebenbei bemerkt: Im Uranbergbau in den USA versuchte man die Bergleute mit dem Verweis auf die strategische Bedeutung ihrer Arbeit zu motivieren.
Wann war den Kumpels das Gesundheitsrisiko bewusst?
Es gab wahrscheinlich eine stille Übereinkunft. Sie fußt auch auf der Mentalität dieser jungen Männer, die den Krieg überlebt hatten und aus der Gefangenschaft kamen. Sie hatten ein anderes Verhältnis zum Risiko, aber über das tatsächliche Ausmaß der Gefährdung wurden sie anfangs nicht und später lange Jahre noch unzureichend informiert.
Wie wichtig waren die höheren Löhne, die Wohnungen, die Versorgung für die Attraktivität der Wismut?
Das waren Beweggründe für die Menschen bei der Wismut zu arbeiten. Viele erlebten die Wismut als Aufstiegschance. Gerade auch Frauen, die im Schnitt 10 bis 15 Prozent der Belegschaft ausmachten: Junge Frauen aus einfachen Verhältnissen konnten sich qualifizieren und bisweilen gar Abteilungsleiterinnen werden.
Wie wirkte sich die relativ gute Versorgung auf den Aufstand vom 17. Juni 1953 aus?
Der 17. Juni findet so in den Hauptbetrieben der Wismut AG nicht statt. Freilich beteiligten sich zahlreiche Kumpel an der Peripherie der Bergbaugebiete, vor allem in Gera, an den Streiks. Insgesamt aber blieb es vergleichsweise ruhig. Zwar wurde massiv Militär aufgefahren, und natürlich darf man das für das Verhalten der Bergleute nicht unterschätzen, aber es gab auch keine revolutionäre Stimmung.
Glück Auf
Horst
Dem Bergbau verschworen. Im Bergbau geschafft. Zum Bergmann erkoren mit stählerner Kraft.
Uran
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von Uran »

Und was ist daran eigentlich neu? :gruebel: Das sind doch alles seit langem bekannte Fakten.
ich bi noch aaner ven altn Schlog, on bleib aa, wi ich bi.
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Jan
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz

Beitrag von Jan »

Zweifelhafte Behauptungen wird auch durch gebetsmühlenhafte Wiederholung nicht wahrer...
Zuletzt geändert von Jan am Fr. 01. Jul 11 17:42, insgesamt 1-mal geändert.
Der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler !!!
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