Neues aus dem Zwerg-Werk
Von Olaf Dellit
borken. Zwerge aus Plüsch bevölkern das Treppenhaus von Eckhard Sander in Borken. In der Dachkammer ziehen sich Regale die Wände entlang, darin Märchenbücher in allen Größen und Farben, außerdem viel Literatur über die Brüder Grimm.
Jetzt bekommt der Hobby-Märchenforscher eine Art Adelsschlag. Das ZDF hat eine Dokumentation gedreht, die zu einem großen Teil auf den Erkenntnissen Sanders beruht. "Schneewittchen und der Mord in Brüssel", ist der Film betitelt, der am 9. Oktober ausgestrahlt werden soll.
Für Sander begann alles mit einer Fortbildung. Um auch Deutsch unterrichten zu könne, absolvierte der Berufsschullehrer einen Kurs, für den er eine Abschlussarbeit schreiben musste. Darin wies er nach, das im Bergwerk in Bergfreiheit auch Kinder gearbeitet haben. Mit ihren typischen Mützen könnten sie Vorbilder für die sieben Zwerge gewesen sein.
Die schwere Arbeit unter Tage habe bewirkt, dass die Kinder starke Oberkörper ausgebildet hätten, was aber zu Lasten der Beine ging. Außerdem habe sich die Geschlechtsreife nach hinten verlagert, dann seien die Menschen früh vergreist, mit 20 Jahren sahen sie aus wie alte Männer. Ihre Rücken waren verkrümmt.
Sander fand weitere Parallelen zwischen Märchen und Wirklichkeit: So war es in Bergfreiheit üblich, im selben Raum zu essen und zu schlafen, ganz wie bei den Zwergen. Seine Facharbeit veröffentlichte der heute 60-Jährige in einem Buch. Was dann folgte, beschreibt er als Medienrummel. Mehr als 40 Interviews habe er innerhalb eines Jahres gegeben. Das französische Fernsehen drehte eine Dokumentation, die unter anderem in Japan und in Israel gesendet wurde.
Erfolg hatte Sander auch, als er in der Ahnentafel der von Waldecks forschte. Margarethe von Waldeck wird als äußerst schön beschrieben, sie hatte eine Stiefmutter und wurde angeblich in einer Intrige vergiftet. Sander würde nicht behaupten, dass Margarethe von Waldeck Schneewittchen war. Wohl aber, dass historische Gegebenheiten in die Märchen einflossen.
Vor drei Jahren sprach ihn dann die Produktionsfirma an, die für das ZDF drehte. Die Filme seien ungeheuer aufwändig, erzählt Sander. Märchen und historische Szenen wurden nachgestellt. Er freue sich besonders, dass viele seiner Erkenntnisse in der Dokumentation bestätigt worden seien: "Es lastet nicht mehr nur noch auf meinen Schultern." Zugleich ist der Forscher froh, dass in den Märchen der Brüder Grimm Geheimnisse und Rätsel bleiben, genug Material für weitere Forschungen: "Es bereitet mir Freude, dass noch nicht alles gelöst ist."
E Kontakt:
eckhardsander@gmx.de
E Sendung: Schneewittchen und der Mord in Brüssel. Sonntag, 9. Oktober, 19.30 Uhr, ZDF.
27.09.2005
Quelle:
http://www.hna.de/hessen_fritzlar/00Neu ... _Werk.html