Labortagebuch 6: Es geht voran...
oder besser: Jetzt beginnen erst die wirklichen Probleme!
Vorgestern kam mein Szintillatorkristall. Fast auf die Sekunde genau nach den angekündigten 10 Wochen Lieferzeit
Die Freude war natürlich riesig und ich hatte auch schon einen Testaufbau vorbereitet...
Um es vorweg zunehmen: Es endete im Fiasko

Aber der Reihe nach:
Hier mal die Bilder des Kristalls

Die physikalischen Eigenschaften des Kristalls sind völlig verblüffend.
Obwohl man natürlich sowohl den Brechungsindex als auch die Dichte des Materials (theoretisch) kannte, war ich doch zunächst mal sehr erstaunt.
Vor allem die optischen Eigenarten waren (neben dem hohem Gewicht) völlig unerwartet und sehenswert.
Aber weiter:
Ich hatte mir für die große (28*28mm) PIN-Diode eine "vermeintlich!" lichtdichte Passung gebastelt, die Diode am Kristall befestigt, (zuerst mal nur mit Panzertape und ohne Öl) anschließend die ganze Einheit mit 2 Lagen geerdeter Alufolie umwickelt und an den Verstärker angeschlossen.
Ergebniss: Der Verstärker kommt in eine fröhliche Schwingung.
Anschließend die Verstärkung bis zu einem "quasistabilem" Zustand reduziert und an der Signalformung gebastelt.
Bisheriges Ergebniss: Es ist absolut nichts vernünftiges messbar
Da ich aber mal davon ausgehe, daß der Kristall kein Fake ist, habe ich gestern mit der 10*10mm Diode einen Versuch gestartet:

Im (rechten) Abschirmgehäuse die kleine PIN eingebaut und eine Beleuchtung (1µs-Impulse über Poti) mit grüner LED dazugebastelt. Selbstvertändlich kommt da auch noch ein Deckel drauf!
Ergebniss:
Ich kann noch ganz wunderbar feststellen, ob das Küchenlicht brennt oder ein Fahrzeug auf der Straße vorbeikommt, selbst die abgedunkelte LCD-Beleuchtung des Oszis verschiebt mir den Offset des Ladungsverstärkers...
Kurz: Ich messe so ziemlich alles (incl. Rundsteueranlagen via Stromnetz), nur nichts vernünftiges
Das Hauptproblem scheint mir an der hermetischen Abschirmung gegen Fremdlicht und Streufelder zu liegen.
Bin heute also erstmal losgerast und habe mir eine passende Aludose besorgt:

Hier muss man natürlich erstmal die passenden Buchsen einbauen und für eine saubere opt. und elektr. Abschirmung sorgen. Vorher kann ich mit dem Kristall nicht weiterarbeiten.
Ich bin wirklich mal gespannt, ob das ganze Projekt überhaupt was wird. Habe bisher noch so meine Zweifel...
Für die Profis:
Auf der linken Seite des obigen Bildes habe ich mal dargestellt, wie ich mir die Detektoreinheit vorstelle:
Eine gefräste 2mm-Aluscheibe (eloxiert) wird auf das Austrittsfenster geklebt. -> Die Scheibe sorgt für eine Rückstreuung des Lichtes in den Kristall und dient zur Führung der PIN-Diode. Die Diode selbst wird an der Lötseite des Ladungsverstärker beweglich (via Schaumstoff und flexiblen Leitungen) angebracht und zusammen mit der Platine (Gamma2) über kurze Gewindestangen (mit Federn) die in die Aluscheibe eingeschraubt und geklebt sind, auf das Austrittsfenster gepresst.
Über die Elektronik wird dann ein Abschirmdeckel (leitend) mit der Kristalleinheit an der Anschlussbuchse verschraubt.
Mal schaun ob das auch so realisierbar ist...
Zur optischen Kopplung:
Die ersten Versuche werden wohl ohne Fett und Öl stattfinden.
Sollten die Versuche zeigen, daß eine saubere Abdeckung zwischen Aluplatte/Diode und Elektronik möglich ist, würde ich Silikonöl bevorzugen. Ansonsten erscheint mir (trotz aller Nachteile) das Silikonfett zwischenzeitlich als das geringere Übel
Das Hauptproblem des Fetts: Eine luftblasenfreie Montage ist kaum zu gewährleisten!!!
Wer sich für das Thema CsI(Tl)-Kristall mit PIN-Diode interessiert, sollte sich unbedingt diese Arbeit anschauen:
http://www.ikp.uni-koeln.de/groups/ex/s ... aatsex.pdf
Da stehen wirklich extrem nützliche Infos drin.
Lohnt sich!!!
Zum Schluss die Bedieneinheit:

Außer dem USB-Controller und den Akkus wird alles in Sandwich-Bauweise aufgebaut und an der Frontplatte verschraubt:
LCD-Anzeige - Aluplatte1 - Microcontroller - Aluplatte2 - Gamma1 mit Abschirmung.
Buchsen und Schalter/Taster werden direkt mit der gefrästen Frontplatte verschraubt.
@Niklas:
Bohrlochszintillator ging heute auf die Reise. Hoffe, das Ding kommt noch einigermaßen brauchbar an
Fragen:
Welche Hamamatsu-PIN hast Du eigentlich?
Hast Du schon Erfahrungen mit dem BGO?
Glück auf
Krumi
Nachtrag für Jan:
Selbst in völliger Dunkelheit sieht man im Kristall (mit meiner stärksten Torbernitprobe) nichts, aber auch gar nichts!
Visuell ist keinerlei Leuchterscheinung (selbst mit viel Bier und schönreden der Welt) erkennbar.
Dein Romanheld befand sich entweder in einer extrem verstahlten Umwelt oder mein Kristall ist ein Betrug
