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Re: Gedichte vom Bergbau
Verfasst: Mo. 25. Mär 13 0:06
von milnaaer
Glück Auf!
Ein Erbstück von meinem Ur-Ur-Ur-Großvater ist das Sammel-Büchlein "Grablieder" von Moritz Ferdinand Weidauer, Pfarrer zu Buchholz, aus dem Jahre 1849.
Darin enthalten sind auch einige Stücke "für Bergleute". Man konnte sie zu damals bekannten Kirchenmelodien singen. Die Stücke stammten u.a. aus der Feder des Freiberger Bergsängers Christian Gottlieb Lohse (1712-1754) und des Annaberger Oberlehrers, Bergpredigers und ersten Ehrenbürgers der Stadt, Dr. Christian Heinrich Schumann (1787-1858).
Das unscheinbare Schatzbüchlein halte ich sehr in Ehren.
Eine Kostprobe:
"Nun hebt ihn von der Todtenbahre, ihr Brüder, singt den Grabgesang,
daß er hinab zur Grube fahre nach manchem mühevollen Gang.
Der Hammer sank aus müden Händen, erloschen ist das Grubenlicht;
der Durchschlag sollte glücklich enden, verfahren ist die letzte Schicht.
Hinaus zu brechen in die Länge und kundig einzuschlagen dort,
wo reiches Silber seine Gänge und edles Erz hat seinen Ort.
Das war sein Tagewerk auf Erden, er folgte treulich dem Beruf.
Nun solls ihm offenbar erst werden, wozu der Bergherr ihn erschuf.
Zwar ruft auf seinen dunklen Wegen in diesem dunklen Grabesschacht
kein Bruder ihm Glück Auf! entgegen, was sonst dem Häuer Freude macht.
Doch sind auch fern der Tiefe Schrecken, kein Fall, kein böser Schwaden droht;
aus süßem Schlummer ihn erwecken kann nur das ew´ge Morgenroth.
Und ob auch Weib und Kinder klagen: der Vater fährt uns nicht mehr aus;
so lehrt der Herr die Bürde tragen und segnet das verlass´ne Haus.
Er schützte treulich seine Schritte, und führte ihn oft aus und ein,
nun tritt er in der Seinen Mitte und tröstet: Ich will mit euch sein!
Glück Auf! Das Häuerglöcklein klinget, und nicht mehr abwärts geht die Fahrt.
Es ruft der Herr, der ihn gedinget, und der den Lohn ihm aufgespart:
Nun schmücke dich mit weißer Kappe, leg an das reine Festgewand;
komm her zu mir, du treuer Knappe, dein Anschnitt ist in meiner Hand."
unbekannt
Re: Gedichte vom Bergbau
Verfasst: Do. 05. Dez 13 13:48
von Nobi
Die Zeit des Jahresendes ist auch die Zeit der Mettenschichten, Barbarfeiern oder sonstigen Zusammenkünften, wo auch gerne mal Gedichte und Lieder vorgetragen oder auf Grußkarten geschrieben werden. Eine schöne Sammlung findet man in
Sächsische Bergreyhen
Sammlung der schönsten alten und neuen Lieder
ernsten und heiteren Inhalts für
Berg- und Hüttenleute
Dr. Moritz Döring
Bei Google-Books findet man das Buch und kann es sich als PDF "saugen".
Re: Gedichte vom Bergbau
Verfasst: Mo. 14. Apr 14 11:40
von Nobi
Aber es ehrt einen ja auch ...
Original:
Nobi hat geschrieben:(weihnachtliche und andere) Gedichte aus meiner Feder:
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Mettenschicht am Davidschacht
Altes Jahr geht nun zur Neige,
doch tief im Berge brennt ein Licht
in alter Tradition verbunden
am Davidschacht zur Mettenschicht.
Wir wolln bitten unsern Bergfürst,
dass Tragwerk hält und First´nicht bricht.
Für ihn soll jetzt ein Lichtlein brennen
am Davidschacht zur Mettenschicht.
Auch dem Berggeist sei gedankt,
denn seine Gunst vergisst man nicht.
Ein Pfenniglicht soll für ihn leuchten
am Davidschacht zur Mettenschicht.
Nicht vergessen sind die Alten,
ihre Mühen und Verzicht.
Auch für sie solln Lichter brennen
am Davidschacht zur Mettenschicht.
Nun wolln wir den Krug erheben
und „Glück Auf“ ein Jeder spricht,
lasst uns nun das Jahr beschließen
am Davidschacht zur Mettenschicht.
NS 2010
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Rittersgrüner "Variante":
Bergglöckchen 01/2014, Seite 27,
http://www.bergbautradition-sachsen.de/ ... e-22-f.pdf
Rittersgrüner Mettenschicht am Rothen Adler Schacht
Bald geht das Alte Jahr zur Neige,
doch tief im Stollen - brennt ein Licht,
der Knappe - mit der alten Tradition verbunden ist-
am Rothen Adler Schacht - zur Mettenschicht.
So wolln wir bitten unsern obersten Bergfürst Jesu Christ,
dass unser Tragwerk hält - und kein First ́e bricht.
Für ihn soll jetzt und immer dar ein Lichtlein brennen
am Rothen Adler Schacht - zur Mettenschicht.
Auch dem so genannten Berggeist sei gedankt,
denn seine Gunst vergisst man nicht.
Ein Pfenniglicht soll für ihn leuchten
am Rothen Adler Schacht - zur Mettenschicht.
Nicht vergessen sind uns die Alten,
durch ihre Mühen und harten Verzicht.
Auch für sie solln Lichter brennen
am Rothen Adler Schacht - zur Mettenschicht.
Nach der Andacht wolln wir den Krug erheben
und „Glück Auf“ ein jeder im Huthaus spricht,
lasst uns mit Glockenklang das Jahr beschließen
am Rothen Adler Schacht - zur Mettenschicht.
Re: Gedichte vom Bergbau
Verfasst: Mo. 14. Apr 14 12:56
von Uran
Ist ja ein übles Plagiat.
Ahnung vom Bergbau ist offensichtlich auch nicht so ihr Ding. Was ist bitte ein Handmeisel??
Auch mit der Wahrheit ist es nicht weit her. Der Fuchslochstolln in Vergessenheit geraten? Naja, 50 Jahre sind eben eine lange Zeit.
Und das der Rothe Adler Stolln zu den bekanntesten Bergwerken im Westerzgebirge gehört, ist eine Ansichtssache.
Re: Gedichte vom Bergbau
Verfasst: Di. 15. Apr 14 9:40
von EnoM
.....die stillen Mitleser.......
Re: Gedichte vom Bergbau
Verfasst: Di. 15. Apr 14 10:11
von Uran
Krummnasen.
Entschuldigung. Im Westerzgebirge heißt das ja; Sperrguschen.
Re: Gedichte vom Bergbau
Verfasst: Mo. 16. Nov 15 17:08
von Nobi
Habe folgende Mail bekommen und will das hier mal ergänzend dazu schreiben:
Glückauf ,
bin vorige Tage beim Herumsuchen (u.a. auf dem GAG Forum) auf den Aufruf
zur Sammlung von Gedichten mit Bergbaubezug gestoßen. Das ist zwar jetzt
schon ein paar Jahre her, aber vielleicht ist das ja immer noch von
Interesse.
1. Von Walther Köpping gibt es das Buch "100 Jahre Bergarbeiter-Dichtung",
erschienen 1982 im Asso Verlag
Gibt es antiquarisch hier:
http://www.eurobuch.com/buch/isbn/39215 ... pageLen=20
Natürlich ist das von der Qualität höchst unterschiedlich. Da der
Schwerpunkt auf dem Ruhrgebiet liegt, ist eher der proletarische Charakter
im Vordergrund. Manches ist auch recht schwülstig, aber immerhin, das Buch
ist doch eine ziemliche Fleißarbeit mit z. T. entlegenen Arbeiten. Es
enthält aber nicht nur Gedichte, sondern auch Prosa und künstlerische
Darstellungen.
2. Sehr interessant ist eine neue CD-Produktion aus dem letzten oder
vorletzten Jahr des Essener "Duo Sago": Gedichte und Lieder von Heinrich
Kämpchen, unter dem Titel "Das ist Bergmannsleben". Texte teilweise
rezitiert und teilweise vertont. "Sago" tritt damit auch (vorwiegend im
Ruhrgebiet) auf. Für mich war es eigentlich der Anlaß, mich überhaupt mal
mit Kämpchen zu befassen. Er ist sehr viel besser als ich dachte.
http://www.aisthesis.de/epages/63645342 ... 3%A4mpchen
3. Und hier vielleicht noch 2 CD-Tips. Sind zwar keine Gedichte, aber
Bergmannslieder
1. Die CD "Coal" mit angloamerikanischen Bergbauliedern und einer wirklich
tollen Interpretation des Steigerliedes
http://www.anrinn.de/cds.html
2.
http://www.liedstoeckel.de/unsere-cds/kohle/
Schönen Gruß und Glückauf
Re: Gedichte vom Bergbau
Verfasst: Di. 24. Nov 15 20:49
von Schlacke
Sidonia Hedwig Zäunemann im Ilmenauer Bergwerk:
Die thüringer Dichterin Sidonia Zäunemann befuhr im Jahr 1737 den Ilmenauer Bergbau und und fasste ihre Eindrücke nachfolgend in Gedicht-Form des Barock.
http://gutenberg.spiegel.de/buch/sidoni ... g-z-2459/1
Glückauf!
Elmar Nieding
Re: Gedichte vom Bergbau
Verfasst: Sa. 02. Apr 22 12:41
von Mannl
Gefunden:
"Glück Auf ! – glückliche Ausfahrt" - benannt von mir, da ohne "Titel" verbessert von Nobi - "Bergmannsgruß"
Glückauf, du edles Sonnenlicht,
sei innig mir gegrüßt !
Der achtet Deine strahlen nicht,
der täglich sie genießt.
Ich aber steige tag für tag
Hinab zum tiefen Schacht,
wobei des Fäustels muntrem Schlag
kein Sonnenstrahl mir lacht.
Drum grüßt dich auch der Bergmann froh,
steigt er zu Licht hinauf.
Kein ander Herz begrüßt dich so,
kein ander Mund ruft so: Glückauf !
(Gedicht eines unbekannten Bergmannes im Gästebuch
der Lerchenberggaststätte aus dem Jahre 1899)
"Geschichte der Gemeinde Possendorf - 1995" Siegfried Fischer S. 89
Re: Gedichte vom Bergbau
Verfasst: Sa. 02. Apr 22 12:43
von Nobi
Das ist eigentlich ein Lied von Moritz Döring und heißt "Der Bergmannsgruß "
Re: Gedichte vom Bergbau
Verfasst: Sa. 02. Apr 22 13:52
von Mannl
Danke - hab´s verbessert !
Re: Gedichte vom Bergbau
Verfasst: Mi. 22. Feb 23 10:04
von Nobi
Claudia S. hat geschrieben: ↑Do. 04. Aug 11 12:11
Hier 2 Gedichte, die ich beim Aufräumen in der Steigerei in unserem Zechenhaus gefunden habe. Autoren sind nicht benannt, ich habe aber ganz stark unser Mitglied und Vereinspoeten Gerhard Hauenschild im Verdacht
!
Der Hüttenröder Bergeist lebt
Alles steht verlassen da,
Was einst von Erzen schwer,
Verfallene Schacht´sind ringsumher,
Vor Ort ist´s tot und leer.
Doch manchmal, wenn der Sturmwind heult,
In finstren Neumondnächten,
Der Berggeist um die Felsen streicht,
Dann rührt sich´s in den Schächten.
Dann gehen die alten Knappen um
Wie an vergangenen Tagen,
Die Eisenerz und Marmorstein
aus uneren Bergen gegraben
Und aus der Tiefe dringt ans Ohr,
Seltsam verhaltenen Weisen,
Das nun schon lang vergessenen Lied
von Schlägel und Eisen
...
Das Gedicht scheint sich der vermutete Poet "ausgeborgt" und es der Örtlichkeit angepasst zu haben.
Der Berggeist lebt
Alles steht heute verlassen da,
Was einst von Silber schwer.
Verfallene Schächt‘ sind ringsumher,
Vor Ort ist’s tot und leer.
Doch manchmal, wenn der Sturmwind heult,
In Finstren Neumondnächten,
Der Berggeist um die Felsen steicht,
Dann rührt sich’s in den Schächten.
Dann gehn die alten Knappen um
Wie in vergangenen Tagen,
Die Silberglanz und Gültigerz
Aus unseren Bergen gegraben.
Und aus der Tiefe dringen ans Ohr,
Seltsam verhaltene Weisen,
Das nun schon lang vergessene Lied
Von Schlägel und von Eisen.
Zu finden in
https://www.researchgate.net/profile/Mi ... chland.pdf mit Verweiß auf Ließmann W. (2007), Historischer Bergbau im Harz. Ein Kurzführer., 2. Aufl., Springer, Berlin., S. 151.
Re: Gedichte vom Bergbau
Verfasst: Mo. 02. Dez 24 19:12
von Fritz
Glück Auf!
Tolle Idee mit der Lieder- und Gedichtsammlung!
Hier sollte auch „Der ist der Herr der Erde “ von Novalis nicht fehlen.
Bis jetzt habe ich es in Eurem Verzeichnis nicht gefunden, deshalb hier der Text:
Novalis „Der ist der Herr der Erde “
Der ist der Herr der Erde,
Wer ihre Tiefen mißt,
Und jeglicher Beschwerde
In ihrem Schoß vergißt.
Wer ihrer Felsenglieder
Geheimen Bau versteht,
Und unverdrossen nieder
Zu ihrer Werkstatt geht.
Er ist mit ihr verbündet,
Und inniglich vertraut,
Und wird von ihr entzündet,
Als wär sie seine Braut.
Er sieht ihr alle Tage
Mit neuer Liebe zu
Und scheut nicht Fleiß und Plage,
Sie läßt ihm keine Ruh.
Die mächtigen Geschichten
Der längst verfloßnen Zeit,
Ist sie ihm zu berichten
Mit Freundlichkeit bereit.
Der Vorwelt heilge Lüfte
Umwehn sein Angesicht,
Und in die Nacht der Klüfte
Strahlt ihm ein ewges Licht.
Er trifft auf allen Wegen
Ein wohlbekanntes Land,
Und gern kommt sie entgegen
Den Werken seiner Hand.
Ihm folgen die Gewässer
Hülfreich den Berg hinauf;
Und alle Felsenschlösser,
Tun ihre Schätz ihm auf.
Er fährt des Goldes Ströme
In seines Königs Haus,
Und schmückt die Diademe
Mit edlen Steinen aus.
Zwar reicht er treu dem König
Den glückbegabten Arm,
Doch frägt er nach ihm wenig
Und bleibt mit Freuden arm.
Sie mögen sich erwürgen
Am Fuß um Gut und Geld;
Er bleibt auf den Gebirgen
Der frohe Herr der Welt.
Gedicht aus dem Romanfragment „Heinrich von Ofterdingen“ (posthum 1802) von Novalis (1772–1801), eigentlich Friedrich von Hardenberg,