Hallo,
auch auf die Gefahr hin dass der Thread bereits weit unten im Forum gelandet ist - vielleicht fällt mein Eintrag ja doch noch jemandem auf.
Bin gerade wieder über Euer Forum gestolpert und freue mich dass sich in diesem Threadtatsächlich mal jemand für Schachtfördertechnik interessiert
Ein paar Anmerkungen zur Technik allgemein und zu den Beiträgen:
Zu SouthDeep erst mal eine Übersicht vom vergangenen Sommer:
Soweit mir bekannt sind die "TwinShafts" von South Deep immer noch weltweit die tiefsten Schächte bzw. die größte Teufe die ohne Blindschächte erreicht wird. Natürlich gibt es tiefere Bergwerke, dann gehts aber nicht in einmal runter.
Der rechte Schacht ist der bisherige Förderschacht. Dazu gehört im rechten Maschinenhaus der "Rock Winder" die bekannte Doppeltrommel-Blair
http://www.siemag-tecberg.com/cms/uploa ... Deep_e.pdf für die 2x 31t Doppelskip-Förderung sowie im mittleren Maschinenhaus 90° dazu angeordnet der "Man Winder" zur Seifahrt und Güterförderung (ebenfalls eine Doppeltrommel-Blair, aber mir unbekannten Herstellers, dazu ist mir nicht bekannt ob er auch die 3000m erreicht).
Der linke Schacht ist der "Vent Shaft" der bisher überwiegend der Bewetterung und Seilfahrt diente. Dieser wurde nun wie ja schon im Thread erwähnt wurde ebenfalls auf 3000m tiefergeteuft und im laufenden Betrieb von Südafrikanischen Stahlbauern mit einem Stahl-Fördergerüst überbaut. Dieses soll mit seinen 87m angeblich das höchste Stählerne Fördergerüst der Welt sein. Der Betonturm wird künftig nur noch die Entladung usw. tragen während die Seilscheiben auf dem Stahlgerüst verlagert werden.
Der Vent Shaft erhält ebenfalls eine in diesem Jahr montierte mit der ersten weitgegend baugleiche Doppeltrommel-Blair, aber leicht verlängerte Skips und damit eine minimal höhere Nutzlast.
Zu den angemerkten "fehlenden" Strebenbeinen:
Keine Angst, der Turm ist schon schwer genug und fällt auch so nicht um
Zur Thematik Seile und tiefe Teufen:
Typische Nennfestigkeiten der Drähte sind 1770, 1860 und 1960 N/mm². Daraus und aus dem Metallischen Querschnitt errechnet sich die rechnerische Bruchkraft, die Tatsächliche liegt etwas darunter.
Dadurch liegt die Reißlänge eines Seiles natürlich nicht bei den genannten 8km sondern bei über 18 km.
Unsere deutsche TAS fordert generell für Güterförderung eine Statische Sicherheit (Rechnerische Bruchkraft / Statische Belastung) von S ≥ 7,2 - 0,0005 × L
Dabei wird eine recht hohe Sicherheit gefordert die dafür alle weiteren auf das Seil wirkenden Beanspruchungen pauschal mit berücksichtigen soll.
Damit wäre aber keine Förderung aus 3000m Teufe möglich.
In Südafrika hatte man nun einen neue Norm geschaffen nach der unter bestimmten seilschonenden Voraussetzungen (geringere dynamische Beanspruchungen, großer Wickeldurchmesser,...) genauer die tatsächlichen Beanspruchungen der Seile betrachtet und dafür geringere Sicherheiten zugelassen werden.
Zum Thema Kühlung verlinke ich einfach mal ein Beispiel aus der Praxis, die derzeit bis auf -2400m ausgebaute 60MW-Anlage auf Moab
http://www.siemag-tecberg.com/cms/uploa ... Moab_e.pdf
Zum Schluß noch ein kleiner Exkurs zum Thema warum Trommelfördermaschinen sowohl bei geringen als auch bei großen Teufen besser geeignet sind als Koepefördermaschinen:
Koepeförderungen haben den Vorteil dass man bei doppeltrümigen Anlagen nur die Nutzlast, bei Gegengewichtsanlagen nur die halbe Nutzlast antreiben muß während bei Trommelförderungen noch die sich verändernden Seilgewichte dazu kommen. Außerdem können sie in Turmanordnung angeordnet werden usw.
Der Einsatzbereich von Koepeförderungen ist aber in 2 Richtungen begrenzt:
-bei zu geringen Teufen ist das Verhältnis Trumlast zu Überlast und damit die Treibfähigkeit zu gering. Die Seile liegen also einfach nicht mehr fest genug um die Treibscheibe um die Lastdifferenz der beiden Trume über Reibung zum Futter sicher halten und bewegen zu können. Das lässt sich nur in bestimmtem Rahmen durch absichtliche Gewichtserhöhung der Seile und / oder Fördermittel ausgleichen.
-bei großen Teufen werden die Geschirre und Fördermittel deutlich schwerer als bei Trommelförderungen. Denn sie müssen nicht nur die Nutzlast sondern, wenn sie in oberer Betriebsstellung stehen, auch noch die gesamten Unterseile tragen können. Da haben Geschirre, Kopfrahmen, Hängestreben und Fußrahmen schon bei "normalen" Teufen schnell mal 70-80t zusätzlich auszuhalten. Da bleibt dann nicht mehr viel an möglicher Nutzlast übrig...
Heutige Hochleistungeförderungen fördern Nutzlasten von über 50t mit bis zu 18m/s aus meist weit über 1000m.
Auch die Fördertürme werden immer beeindruckender - in Kanada geht gerade eine Anlage in Bau bei der die Fördermaschine (6-Seil-Koepe mit 6m Durchmesser und 2 Motoren) ihren Platz in eta 95m Höhe bekommt...
Viele Grüße von jemandem der mit Begeisterung Fördermaschinen baut
