Erbstufe

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markscheider
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Re: Erbstufe

Beitrag von markscheider »

axel hat geschrieben:Folgt man dann der Anweisung im Artikel und schaut im gleichen Werk unter „Eisen“, so kann man lesen: „Eisen … das allgemein bekannte Metall, in der Bergmannssprache aber gleichbedeutend mit Bergeisen … nach den alten Bergordnungen mit Markstein, Gränzpflock in der Grube“
Könntest Du das nochmal ausführlicher, ggf. als Bild, hier posten?
Uran
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Re: Erbstufe

Beitrag von Uran »

Uran hat geschrieben:Ich hatte es nur so übernommen, wie es im Veith steht. Oder war ich nicht gründlich genug?
An Markscheider. Da steht Herttwig. Im Quellenverzeichnis ist Herttwig dann noch mal aufgeführt, mit der dazugehörigen Literartur.
ich bi noch aaner ven altn Schlog, on bleib aa, wi ich bi.
Uran
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Re: Erbstufe

Beitrag von Uran »

Sind die Grenzlinien [ des Grubenfeldes ] durch vermessen bestimmt, so wird die Bezeichnung der Grenzen vorgenommen, welches am Tage durch Setzung von Lochsteinen, in der Grube aber durch Einhauung bleibender Merkmale – Erbstufen – in dem Gesteine oder der Zimmerung eines Grubengebäudes geschieht.

Schneider, Franz X.: Lehrbuch des Bergrechts der gesamten Länder der österreichischen Monarchie. Prag 1848.
Scheuchenstuel, Carl von: Iditicon der österreichischen Berg- und Hüttensprache. Wien 1856.
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[BGVR]Oliver
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Re: Erbstufe

Beitrag von [BGVR]Oliver »

ich habe gelesen und stelle dies mal zur Prüfung, dass im Deutsches Iglauer Bergrecht unter $ 4 steht, dass die Erbstollen ein Stollenfeld verliehen bekamen. Mit dem Erreichen einer Zeche und der damaligen Erbteufe von mind. 10 Lachter bekam der Stöllner (die Stollengewerkschaft) erst die Erbstollengerechtigkeit verliehen.

Dieses Stollenfeld, war sicher mit den entsprechenden Lochsteinen "verlochtsteint". Das Setzen eines besonderen Steines am Ende dieses Feldes bzw. Erreichen der Erbteufe obertägig wäre allerdings interessant. :?:
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axel
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Re: Erbstufe

Beitrag von axel »

markscheider hat geschrieben:
axel hat geschrieben:Folgt man dann der Anweisung im Artikel und schaut im gleichen Werk unter „Eisen“, so kann man lesen: „Eisen … das allgemein bekannte Metall, in der Bergmannssprache aber gleichbedeutend mit Bergeisen … nach den alten Bergordnungen mit Markstein, Gränzpflock in der Grube“
Könntest Du das nochmal ausführlicher, ggf. als Bild, hier posten?

Da ich gerade mal wieder auswärts weile, kann ich nicht auf meinen Rechner zugreifen und den Eintrag als Bild posten, aber das Zitat findet sich unter "Eisen" in:

http://books.google.de/books?id=bCg7AAA ... he&f=false

Du kannst es als pdf runterladen und fernerhin jederzeit benutzen - praktischer gehts kaum :D
Ich hoffe die Frage ist damit beantwortet!

GA Axel
„Die Stadt Freyberg ist unter allen Meißnischen Städten wohl die größte,
und vor andern berufen, wegen der gesunden Lufft des Bergwercks…“
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Uran
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Re: Erbstufe

Beitrag von Uran »

[BGVR]Oliver hat geschrieben:ich habe gelesen und stelle dies mal zur Prüfung, dass im Deutsches Iglauer Bergrecht unter $ 4 steht, dass die Erbstollen ein Stollenfeld verliehen bekamen
Der Erbstolln diente der Wasserlösung und der Wetterführung. Der Erbstöllner ist berechtigt, im unverliehenen Feld, im Stolln selber und 3 ½ Lachter links und rechts der Stöße des Stolln, die regalen Minerale zu bauen und sich anzueignen.
[BGVR]Oliver hat geschrieben:Mit dem Erreichen einer Zeche und der damaligen Erbteufe von mind. 10 Lachter bekam der Stöllner (die Stollengewerkschaft) erst die Erbstollengerechtigkeit verliehen
Die Erbstollngerechtigkeit bedeutet das Recht auf Grund besonderer Mutung und Verleihung zum Betrieb eines Erbstollns
Die Erbteufe wurde in den einzelnen Berggesetzen geregelt und lag meist zwischen 10 und 20 Lachtern.
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OHo
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Re: Erbstufe

Beitrag von OHo »

Hallo Nobi,
mir ist noch etwas eingefallen,
im Marienberger und Pobershauer Revier sind sehr viele Wolfsangeln eingeschlagen.
Diese sind dort wo die Stollen in die Gruben einkamen und dort wo ein neuer weiterführender Stollen ansetzt.
Jetz kennst du noch eine mögliche Form.

GA OHo.
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MichaP
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Re: Erbstufe

Beitrag von MichaP »

OHo hat geschrieben:Hallo Nobi,
mir ist noch etwas eingefallen,
im Marienberger und Pobershauer Revier sind sehr viele Wolfsangeln eingeschlagen.
Diese sind dort wo die Stollen in die Gruben einkamen und dort wo ein neuer weiterführender Stollen ansetzt.
Jetz kennst du noch eine mögliche Form.

GA OHo.
die wolfsangel ist die sogenannte vierte-pfennig-stufe. mich würde interessieren ob diese der erbstufe wirklich gleich zusetzen ist. ich habe da zweifel. ich kenne ein beispiel was dann ein "x-akte" wäre.
es belibt spannend.
Glück auf!

Michael
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Nobi
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Re: Erbstufe

Beitrag von Nobi »

GLÜCK AUF | NOBI

Der Berg ist frei.
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mag her es thun mit rechte.


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MichaP
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Re: Erbstufe

Beitrag von MichaP »

nein. das ist das normale markscheidekreuz.
hier unter 2.3 sind welche:
http://untertage.com/publikationen/25-z ... enzen.html
Glück auf!

Michael
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Nobi
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Re: Erbstufe

Beitrag von Nobi »

MichaP hat geschrieben:nein. das ist das normale markscheidekreuz.
Nöö, ist es nicht. Schau mal genau hin :)
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MichaP
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Re: Erbstufe

Beitrag von MichaP »

ups... recht hat er!
Glück auf!

Michael
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axel
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Re: Erbstufe

Beitrag von axel »

Wie man es in der Mitte des 16. Jahrhunderts in Joachimsthal mit den Erbstufen (und ihrer Hereinbringung von den Lochsteinen in die Gruben) hielt, kann man zum Beispiel hier ab Seite 24r nachlesen:

http://www.manuscriptorium.com/apps/mai ... age_pag=1r

Glück Auf!
Axel
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Re: Erbstufe

Beitrag von OHo »

Hallo Miche,
ich denke, das was ihr als 4-tel Pfennigstufe bezeichnet wurde auch als Erbstufe eingeschlagen .
Z.B im Wahlfischstollen in Olbershau, dort wo ein anderer Unternehmer den Stollen fortgetrieben hat, eine Wolfsangel 30 cm groß am linken Stoß. Im 19.Jh. dann meist als Tafeln mit einfachem oder doppeltem Markscheidekreutz oder nur als senkrechte Linie.
Wirklich feste Rituale sind sicherlich ab und an, meist im Nachhinein aufgezeichnet worden.
Man muß halt immer die Situation vor Ort zu Rate ziehen. Im Normalfall reichte auch einfach nur ein Markscheidekreutz, wenn alles eindeutig war.
GA OHo.
Uran
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Re: Erbstufe

Beitrag von Uran »

Das hat aber nun mal nichts mit Erbstufe zu tun.
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Monni
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Re: Erbstufe

Beitrag von Monni »

axel hat geschrieben:Folgt man dann der Anweisung im Artikel und schaut im gleichen Werk unter „Eisen“, so kann man lesen: „Eisen … das allgemein bekannte Metall, in der Bergmannssprache aber gleichbedeutend mit Bergeisen … nach den alten Bergordnungen mit Markstein, Gränzpflock in der Grube“

Nun nochmal das wesentliche in verständlichen Worten:
1. Das Wort Eisen ist im bergmännischen Sprachgebrauch gleichbedeutend mit Bergeisen.
2. Das Wort Eisen ist in den alten Bergordnungen gleichbedeutend mit einem „Markstein“ bzw. „Grenzpflock“ in der Grube.

Das Wort Eisen im oben genannten Sinnzusammenhang bedeutet also keineswegs, dass da irgendwas eisernes in die Grube geschleppt wurde.

GA Axel
Schlägt man im hier zitierten Werk unter "Pflock" nach, erfährt man, daß Pflöcke auch aus Eisen sein konnten und daß mit solchen Grenzen auch Untertage abgepflockt wurden...

In Tiroler Bergordnungen wird übrigens von "Schideisen" und "abschneidend Eisen" gesprochen:
http://forum.untertage.com/viewtopic.php?f=11&t=980

Ich möchte dies hier nur am Rande vermerken, es beantwortet nicht die ursprüngliche Frage von Nobi.

Glück Auf
Monni
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markscheider
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Re: Erbstufe

Beitrag von markscheider »

Auf Bergmannshochzeiten ging es lustig zu. Verzecht und verspeist wurden erstaunliche Mengen. Eigene Bergknappschafts-Hochzeitbitter luden ein. Auch sonst blinkte mitten in graue Arbeitstage manchmal ein Fest, wie die Erbverleihung der Gewerkschaft. "Erbbereiten" kommt von "raiten" (rechnen). Es wurde eine "höffige" Grube auf Wunsch als erblich verliehen und eingetragen, Dazu zog die Belegschaft, festlich geputzt, mit Musik durch die Stadt zur Grube. Bei Verleihung der ergiebigen Zeche St. Johannes am Bärenstein 1740 ritt man sogar hinaus. Bei einer Grubenfeldverleihung ging würdig voran der Obersteiger, Schlegel und Eisen in der Hand. Es folgten acht Bergsänger sowie Pauken und Trompeten. Den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit bildete der Lehensträger, ein von der Gewerkschaft mit Vollmacht betrauter Kuxinhaber. Er trug ein Kränzlein auf dem Haupt. Ihm folgten die Mitglieder der Gewerkschaft, das gestrenge Bergamt in Paradeuniform, der wohlweise Rat in Kutschen, dazu Bergbeamte, Schichtmeister, geladene Gäste. An der Schachtöffnung hielt der Bergmeister eine Rede und nahm des Lehnsträgers Schwur ab, daß diese Grube ihm gehöre und fündig sei. Jetzt begann das peinlich genaue Erbvermessen. Sieben Lehen zu je 8 qm wurden den Gewerken zugestanden. Am Ende jeder ,,Maaß" setzte der Markscheider einen Lochstein. Die Grube wurde "verlochsteint". Aber vom letzten Stein durfte der Lehnsträger einen Sprung rückwärts machen, um sich nach uraltem Brauch ein Stück Grubenland hinzu zu erobern. Schon spannten vier Bergjungen ein Bergleder zipfelweise: Auf dieser Ebene zählte der neue Erbherr 96 Groschen als Gebühren auf. Der Bergmeister strich sie schmunzelnd ein und verabreichte jedem der Jungen eine Ohrfeige, auf daß sie noch im Alter von dem Rechtsvorgang zeugen könnten. Dann durften sie sich um das Leder balgen. Der Lehnträger warf Taler und kleine Münzen unter die Bergjugend und die herandrängenden Zuschauer. Das war der "Erbbereitungsauswurf". Mit einer "Vermeßmahlzeit" schloß das Fest. Die Namen der beteiligten Beamten samt Jahreszahl wurden in die Lochsteine eingemeißelt. Noch heute findet man solche Zeugen alten Bergrechts.
Aus Siegfried Sieber: Zur Geschichte des erzgebirgischen Bergbaues, Halle 1954
Uran
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Re: Erbstufe

Beitrag von Uran »

Schön geschrieben, aber leider erst 1954. Das ist das was man überall liest. Wie hoch ist aber der Wahrheitsgehalt. Schon diesen Sprung rückwärts halte ich für sehr fragwürdig. Bei einer ausbeute bringenden Grube ist die nächste Maaß mit Sicherheit vergeben, meißt ja an den Besitzer der Fundgrube selber. Also was soll es dann. In elche richtung ist er den geprungen. Obere oder untere Maaß, oder beide Maaßen. 7 Lehen ist eine Fundgrube, er schreibt aber von Maaßen. Alles sehr merkwürdig.
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