Rätselhafter "Lochstein"

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Amer
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Rätselhafter "Lochstein"

Beitrag von Amer »

Hallo,
ich habe eine Frage an die Experten in diesem Forum. Es geht um den abgebildeten Stein. Er liegt an einem Waldweg im Erzgebirge, der heute zugewuchert ist. In den Stein wurde ein Loch gebohrt. Es hat ungefähr drei Zentimeter Durchmesser und ist etwa 25 Zentimeter tief. Das Loch wurde an der Seite in den Stein gebohrt, die dem Weg zugewandt ist. Der Stein wiegt sicher mehr als eine Tonne, war also nicht einfach zu bewegen.

Nach Meinung einiger Heimatforscher handelt es sich um einen Lochstein, der auf ein hier vorhandenes Bergwerk schließen lässt. Tatsächlich soll in diesem Waldstück Bergbau umgegangen sein – um 1480, möglicherweise auch noch eher. Wirklich bewiesen ist das aber nicht. Auch weist der Stein bis auf das Loch keine weiteren Zeichen auf, die ihn zum Revier-Grenzstein machen würden. Einer Mutmaßung zufolge diente das Loch als Aufhängung für ein Lot, mit dem die Seitenabweichung der darunterliegenden Grube gemessen wurde. Dann müsste er meiner Meinung nach aber direkt an einem Schacht oder Lichtloch liegen, doch darauf deutet nichts hin (Fehlen einer Pinge).

Was ist eure Meinung? Könnte dieser Stein ein Hinweis auf ein mittelalterliches Bergwerk sein?
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markscheider
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Re: Rätselhafter "Lochstein"

Beitrag von markscheider »

Ein Lochstein ist eigentlich meistens behauen und das Loch sitzt senkrecht. Von den beschreibenen Abmessungen her tippe ich auf eine nicht ausgeführte Knäppersprengung.
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Wolfo
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Re: Rätselhafter "Lochstein"

Beitrag von Wolfo »

Vermutlich wollte man aus diesem Brocken Schotter/Rollsteine für den Wegebau gewinnen.
Um die unnötigen Transportkosten zu spaaren hat man sich zumeist direkt vor Ort bedient, was man noch heute oft an vielen kleinen Brüchen sieht.
Kleinerhungerlieb(†)
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Re: Rätselhafter "Lochstein"

Beitrag von Kleinerhungerlieb(†) »

Um die Fragen zu klären, bedarf es schon genauerer Angaben, wo dieser Stein sich befindet, zur Ortssituation, Nähe zu den nächsten Bergwerken, Gräben, Handelwegen und zu allen Auffälligkeiten.
Darf ich tippen? Geyrischer Wald, nahe der Grube Schwarzer Adler?
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Amer
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Re: Rätselhafter "Lochstein"

Beitrag von Amer »

Vielen Dank schon mal für die Antworten! Das klingt alles sehr überzeugend. (Bin natürlich auch für weitere Meinungen dankbar!)

@Kleinerhungerlieb

Nein, es ist der Poppenwald zwischen Aue und Hartenstein. Dort wird ja seit vielen Jahren ein altes Bergwerk vermutet, ohne dass jemand bisher einen Nachweis erbringen konnte. Alte Ortsansässige erinnern sich, dass sie von ihren Eltern gewarnt worden sind, am "alten Schacht im Poppenwald" zu spielen. Nur gibt es von dem eben keine Spur.

Völlig auszuschließen ist seine Existenz aber nicht. So hat Martin Römer den Wald 1478 gekauft, um dort Bergbau zu betreiben. Römer hat in der Region an mehreren Orten bereits existierende Gruben neu aufgewältigt, um nach Silber zu suchen. Im Poppenwald war er sicher nicht erfolgreich, aber er hat sich 35 Jahre lang Zeit gelassen, bis er das Areal wieder verkauft hat. In dieser Zeit könnte er durchaus ein Bergwerk angelegt oder ein von früher her existierendes wieder aufgefahren haben.

Aber wie gesagt, es gibt nur Indizien, keinerlei handfeste Beweise.
Zuletzt geändert von Amer am Di. 15. Feb 11 19:26, insgesamt 2-mal geändert.
Pöhlberger
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Re: Rätselhafter "Lochstein"

Beitrag von Pöhlberger »

Wenn es im Poppenwald ist, ist es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der Stein mit dem Schlüsselloch zum gesuchten Schatzversteck :top:
Nun fehlt nur noch der passende Schlüssel zum Loch, dann hat man Bernsteinzimmer, Nazigold und und und... was man dort schon lange sucht (und auch angeblich weiß, wo es ist :gruebel: )

Aber Spaß beiseite...
Wenn der Stein neben einem alten Weg liegt und keine Bergbauspuren in der direkten Nähe zu finden sind, vermute ich ebenfalls eher, dass man irgendwann versucht hat, ihn zu "zerlegen". Darauf deutet auch die Tiefe des Loches hin...

Glück Auf!
Uwe
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Naheländer
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Re: Rätselhafter "Lochstein"

Beitrag von Naheländer »

Ich vermute auch, dass es ein Sprengvesuch des Felsbrockens war. Löcher mit einem Durchmesser von ca. 3 cm sind typisch für (ein) handmännische Bohrlöcher aus dem 18./19. Jahrhunddert als noch mit Schwarzpulver gesprengt wurde. Findet man auch teilweise in Nähe von Bergwerken, da diese Felsbrocken am oder im Bergwerk mal im Wege waren.

Ein Lochstein beinhaltet in der Regel auch eine irgendwelche Beschriftung und muss nicht zwingend ein Loch aufweisen. Manchmal weisen diese aber auch eins auf (oder eine Kerbe), weil der Markscheider so einen Anhaltspunkt für seine Vermessungen hatte. Der Name Lochstein hat sich aus der mittelalterlichen Bezeichnung für Kerbe/Markierung entwickelt:

Während im frühen Mittelalter Besitztumsgrenzen meist durch Einkerbungen, mittelhochdeutsch „Lâche“, in Bäumen gekennzeichnet wurden (sogenannten Lachbäumen), ging man ab dem 13. Jahrhundert dazu über, gesonderte Steine aufzustellen oder markante Felsen und Steine (über die meist die Grenze verlief) mit Einkerbungen und Zeichen zu kennzeichnen. Verständlicherweise, schließlich wurden Markierungen auf Bäumen schnell unleserlich oder die Bäume gingen auf natürliche oder unnatürliche Weise verloren.

Während vor dem 14. Jahrhundert die Bezeichnung „Markstein“ für Grenzsteine gebräuchlich war, entwickelte sich im 15./16. Jahrhundert die Bezeichnung über den Namen „Lachstein“ hin zum Begriff „Lochstein“ (diese Bezeichnung wird heute noch im Bergwesen gebraucht), der sich aber hier in der Pfalz im 18. Jahrhundert noch weiter zur Bezeichnung „Geloog-„ oder „Loogstein“ (bzw. die entsprechende Synonyme für Fels und Baum) fortentwickelte.
Glück Auf!

Daniel
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"Und summa ist der Wein
in diesem Land zu gut
und sind gar vile
holdselig Leut allda"

Bergmeister Thein über die Pfälzer

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