Das Wunder von Lengede - kurze Filmkritik

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Thomas_Krassmann
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Beitrag von Thomas_Krassmann »

Wie vermutlich allseits bekannt, lief an den vergangenen zwei Abenden in SAT 1 anlässlich des 40. Jahrestages der dokumentarische Spielfilm "Das Wunder von Lengede" Hierzu eine kurze Filmkritik

Zunächst einmal : Ein toller Film !! Spannung, Dramatik, bewegende und zu Tränen rührende Momente, davon gab es reichlich, auch wenn die Leidensmomente und das Sterben von Bergleuten für meinen Geschmack etwas zu stark in den Vordergrund gerückt wurden. Aber trotzdem : Toll gemacht und in jedem Fall sehenswert.

Guckt man ein wenig ins Fachliche, so stellt man eine große Detailtreue fest und es gibt eigentlich aus meiner Sicht kaum Kritikpunkte. Nun gut, das das Geleucht der eingeschlossenen Bergleute nach 14 Tagen immer noch hell strahlte, ist ein wenig erstaunlich, aber das darf man wohl als Zugeständnis an die Ausleuchtung deuten. Aber auch hier muß den Filmmachern ein dickes Lob gezollt werden, gibt es doch reichlich filmische Darstellungen ohne diese Detailtreue.

Da die Grube Matthilde in Lengede seit vielen Jahren nicht mehr existiert - am Ort des Geschehens steht heute eine kleine Gedenkstätte - mußte ein anderes Bergwerk her. Gefilmt wurde auf der Kalischachtanlage Bergmannsegen - Hugo in Lehrte (Aussenaufnahmen) und die Szenen der absaufenden Stollen wurden in einem eigens konstruierten Wasserstudio in der ehemalischen Erzwäsche der Grube Rammelsberg in Goslar gedreht. Auch diese Aufnahmen können durchaus überzeugen .

Einzige wesentliche Kritikpunkte sind der schnelle Einstieg in die Story und der schnelle Schluss. Hier vermisst man ein wenig die Hintergrundinformationen. So wird kein einziges Mal gesagt (? ist mir auf jedenfall nicht aufgefallen) was eigentlich in Lengede abgebaut wurde. Erst viel später wird davon gesprochen, das ein Kompass zum Einmessen des Bohrloches im Eisenerz ja nicht funktioniert. (Stimmt übrigens so nicht, trifft nur auf magnetitisches Eisenerz zu) Auch die räumliche Lage des ausgelaufenen Klärteiches und des Bergwerkes etc. wird fast nicht angesprochen. Schade, all dies hätte man anfänglich in 5 Minuten abhandeln können und schon hätten auch Laien die Ausgangssituation viel besser verstanden...

Auch am Ende fehlt ein angemessener Ausklang. Hier wäre es schön gewesen, die heutige Situation am Unglücksoprt zu sehen und ein paar Informationen über das weitere Schicksal der Grube und der beteiligten Bergleute zu erhalten. Zwar gibt es eine umfangreiche Dokumentation zu dem Film, in dem all dies wohl behandelt wird, aber die gibts leider nur auf DVD...

Fazit : Bis auf die angesprochenen Schwachpunkte am Anfang und am Ende des Filmes durchaus ein Bergbaufilm, das dem "Wunder von Lengede" im Jahr 1963 gerecht wird und das man durchaus gesehen haben sollte. Aber anscheinend haben das auch sehr viele, denn laut SAT 1 Meldung hatte allein der erste Teil eine Einschaltquote von 9,63 Millionen !

Glück Auf

Thomas
OHo
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Beitrag von OHo »

Ha, Ha, Ha...
bei diesem Machwerk (bezieht sich auf alles was den Berbau in diesem Film betrifft) haben sich sogar mir als Leihen, die Fußnägel hochgekrämpelt.
Oder war ich im falschen Film?!

GA OHo.
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Michael Kitzig (†)
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Beitrag von Michael Kitzig (†) »

... ganz nett, rührig, mdie menschliche dramatik darstellend..
von einer fernsehproduktion, erst recht von einem spielfilm sollte man aber auch nicht sehr viel mehr erwarten.

immerhin, ich hatte die ausführliche dokumentation zum unglück vor jahren mal gelesen, und der film liefert das, was das buch nicht kann:
die stimmung.

da wir gerade bei details sind (diese zu zerpflücken macht ja immer spass!):

- die kumpels laufen alle viel zu sauber rum, zumal und insbesondre für eine eisenerzgrube

- die wässer waren von anfang an blitzsauber (aus einem klärteich!!!) und die konnten sogar drin tauchen und weit sehen wie im schwimmbad.
schlamm ist dabei nie aufgewirbelt.

- man hat ein uft 721 verwendet (in /89 rezentes ddr- funkgerät)

- viele füllortleuchten waren bekannte ost fabrikate?!

- war krassi schon sagte, das geleucht, das ewige...
hat übrigends nicht geblendet, im gegensatz zur gleich hellen taschenlampe...

- das gravierenste:
die bergleute wurden damals UNTER DRUCK eingeschlossen, will heissen, dass nur die komprimierte luft ein aufgehen der wässer in den "überlebenshohlraum" verhindert hat.
ein einfaches verrohrtes bohrloch, wie im film, hätte den raum sofort entlüftet den wasserspiegel steigen und die leute ersaufen lassen.
man hatte mit sog. preventern gearbeitet, die den druck gehalten haben.
diese ingenieursleistung ist ganz unter den tisch gefallen.
ausserdem gab es MEHRERE rettungsbohrungen.

immerhin, im anschluss an den film gabs noch eine ziemlich kanppe doku mit originalaufnahmen.

am meisten hat mich doch die breite resonanz erstaunt...
Thomas_Krassmann
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Beitrag von Thomas_Krassmann »

Ah, dachte ich mir doch, das die Luftblase unter Druck stand. Hat man in der Doku ja auch gezeigt, allerdings bei einer anderen Rettungsbohrung. Daher war ich mir nicht mehr so sicher, ob das bei dem "Wunder" auch der Fall war...

Und noch ein Kritikpunkt fällt mir gerade ein :

Auch ein Bergmann muß mal müssen, insbesondere bei 14 tägigen UT - Aufenthalt. Wo haben die das wohl gemacht...?

GA

Thomas

P.S. an OHO : was ist denn ein "Leihe" ?
Gast

Beitrag von Gast »

Willst Du den wirklich Bergmänner beim Kübeln im Fernsehen beobachten? Ich meine da haben ja auch noch Kinder zugesehen... :D

Der Film wurde ja nicht Bergmännern gemacht und gedreht, sondern von Filmleuten die vermutlich noch nie unter Tagen waren. Dafür ist es auch jeden Fall sehr gut geworden.

Wer mit dem Film nicht zufrieden ist, kann ja ein Re-Make drehen. Einen Wasserstollen kann ich zur Verfügung stellen. ;)
Fauli
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Beitrag von Fauli »

Auff !!

zunächst mal muss ich sagen das mir der Film recht gut gefallen hat. Allerdings sind auch mir einige Fehler aufgefallen die man hätte vermeiden können:

- die jungs waren 14 Tage da unten, und trotzdem hatten sie keinen merklichen Bartwuchs.
- die Grubenbahn auf Matthilde war oberleitungsbetrieben.
- m.W. sind THW-Fahrzeuge erst seit den 70ern blau, vorher waren die oliv
- dieser ist DRK Krankenwagen (Hanomag AL28) der öfters durchs bild fährt ist definitiv erst nach 1964 gebaut (ecjige Bauform)
- die Zelte der Rettungskräfte waren Typ SG 30, die gabs damals wohl auch noch nicht.

Sind zwar nicht alles "bergbaurelevante Fehler" aber wenn ich schon Fehler suche, dann alle :D
"...denn er ist ein Bergmann;
und ein guter Bergmann fragt nicht danach,
ob ihm tausend Schmeicheleien gemacht werden,
er ist fröhlich, wenn seine Arbeit gut gerät."

Glück Auf !

Fauli
Frank de Wit
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Beitrag von Frank de Wit »

Meine Freundin sollte der Film auf Video vom Sat.1 stellen... Die hat Sat.1, ich nicht...
und was denkt ihr... :-(
die ruft mir gerade an das die ein kleine Fehler gemacht hat
aaaaaaaggggghhhhhh
soit, ich kaufe der DVD jetzt...

aber:
heute war im Hollandischen Fernsehen eine Docu uber die Grubenbrand im "Bois du Cazier", Marcinel, Belgien in 1956
Es sind derzeit 262 Bergleute gestorben...
sehe auch: http://www.leboisducazier.be/lg_de/esp_ ... _8aout.htm

cheers!
Frank
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sepp
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Beitrag von sepp »

auffi!
wenn ich den mist noch finde,werde ich den damaligen abschlußbericht aus der GLÜCK AUF scannen und ins netz stellen,wenn es es da keine copyright-probleme geben sollte.
der preventer war meines wissens nur bei der ersten bohrung im einsatz,an den historischen aufnahmen konnte man erkennen,daß die bomebe direkt auf die plattform gezogen wurde.
ansonsten schließe ich mich der meinung von T.K. an.
was soll es ,wenn man den ganzen film nun auseinanderklamüsert,nur um alle fehler zu finden.
es war nun mal keine dokumentation,sondern ein spielfilm.
Willkommen im Ruhrgebiet,wo man Gesichter Fressen nennt!(Frank Goosen)
Fauli
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Beitrag von Fauli »

Auff !!

natürlich will ich den Film dadurch nicht zerreißen, aber zugegebe macht es (mir zumindest) auch irgendwie Spass noch soclchen Dingen zu suchen.
Aber mal eine andere Frage : In vielen Dokumentationen über das Unglück von Lengede war die Rede vom "schwersten Nachkriegsunglück in einer deutschen Grube". Stimmt das denn so ? Ich denke da z.B. an Borken 1988.
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Thomas_Krassmann
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Beitrag von Thomas_Krassmann »

Naja Borken war 1988 und Lengede 1963. Insoweit stimmt das in den zeitgenössischen Berichten schon. Ob es allerdings nicht auch schon vorher - von 1945 bis 1963 - größere Grubenunglücke in Westdeutschland gegeben hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Gut möglich wäre es schon, zumal damals ja noch sehr viele Bergwerke in Betrieb waren

Glück Auf

Thomas
Joe
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Beitrag von Joe »

Mir hat der Film sehr gut gefallen. Ich habe nachts sogar davon geträumt (war aber kein Albtraum). Er war sehr gut besetzt (mein Liebling Armin Rode war auch dabei), hat die Situation sehr gut dargestellt und die Stimmung gut wiedergegeben. Für einen Spielfilm sehr gut. Absolute Detailgenauigkeit erwarte ich eigentlich nur bei Dokumentationen oder wissenschaftlichen Berichten. Ich kann den Film nur empfehlen.
Gruß
Joe
Glückauf
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Beitrag von Glückauf »

Glückauf zusammen,

"das Wunder von Lengede" gibt es nicht nur als DVD, sondern auch als Video bei http://www.bol.de für ca. 14,00 EUR; die DVD kostet ca. 24,00 EUR .....
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Michael Kitzig (†)
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Beitrag von Michael Kitzig (†) »

es geht wohl nicht darum, den film schlecht zu reden.
der war vergleichsweise wirklich sehr gut und ich hab auch über details gestaunt.
z.b. die rekonstruktion der üt anlage.

nur, macken suchen macht halt spass!
bei der detailtreue, um welche man sich ganz offensichtlich bemüht hat, sind fahler wie
"glasklares klärteichschlammwasser" natürlich besonders auffallend.
und - richtig! auch bergmännisch völlig unbeleckten steht nach 14 tagen ein ordentlicher bart.
hätte eigentlich auffallen müssen...

na ja, ich hab aber auch mist geschrieben:
hab noch mal das buch her geholt und nachgeschlagen:
da hat man insgesamt 15 (!) bohrungen niedergebracht.
die verfilmte stand NICHT unter überdruck.

hier mal aufgelistet:

#1: hat 7 bergleute angetroffen, die dann aber (illegal!!)
mit einem floß gerettet wurden.

#2: abgebrochen wegen techn. schwierigkeiten
#3: dito
#4: hohlraum angetroffen, keiner da
#5: dito (erfolglos)

#6: bei 79 m 3 personen angetroffen, unter druck
(versorgungsbohrung)
#7+8: rettungsbohrungen dazu, rettung von 3 bergleuten
unter überdruck mit preventer

#9: erfolglos (62 m teufe)

#10: die verfilmte bohrung. 58 m tief.
stand NICHT unter überdruck.
#11: rettungsborung dazu; rettung von 11 bergleuten

#12+13: erfolglos

# 14:war eine zweite versorgungsbohrung zu #10, diente u.a.
dazu, das "ausbaumaterial" einzuhängen

#15: letzte, erfolglose bohrung


man sieht, es war doch noch ein bisschen mehr los als im film gezeigt.
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sepp
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Beitrag von sepp »

auffi!
ich fand es sehr witzig,daß ein großer teil der darsteller außem pott gekommen sind.man könnte ja zum spaß mal alle fehler auflisten,aber bitte unter einer anderen überschrift.
das größte deutsche grubenunglück nach dem krieg und überhaupt war auf grimberg mit 409 toten bergleuten.
anno 1946!!
ich fand den film gut!!!
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Gast

Beitrag von Gast »

Moin moin und Glück auf !
Ich bin durch Zufall (google-Suche nach „Wunder von Lengede“) auf dieses Forum gestoßen. Zunächst zu meiner Person: Ich bin in Lengede aufgewachsen, war 1963 vierzehn Jahre alt, ging mit vielen Kindern der Kumpel zur Schule und kannte etliche Familien, die vom Unglück unmittelbar betroffen waren. Mein Vater war derzeit Steiger und somit an den Rettungsaktionen beteiligt. Meine Eltern, Freunde und deren Familien ... und somit auch ich waren also „life“ dabei. Dies macht mich nicht zum Besserwisser, aber ich glaube, dass ich – v.a. durch Berichte meines Vaters, mit dem ich heute wegen des Films nochmals telefoniert habe, - an dieser Stelle einige Informationen zum „Wunder“ liefern kann.
Im Forum scheint es ja viele (selbsternannte?) Fachleute zugeben. Vielleicht hätten die sich erst mal unter http://www.das-wunder-von-lengede.de informieren sollen.
So z.B. M. Kitzig, GAG_Mitglied: „Unter Druck“ waren die drei Kumpel im Feld Barbecke, Bohrloch 6,7,8 ,die nach der Rettung in die Überdruckkammer mussten, nicht die elf Kumpel im „Alten Mann“!
Natürlich ist es legitim nach „dinglichen“ Fehlern ( „falsche“ Fahrzeuge, Funkgeräte etc.) zu suchen. (Ich kann noch ein „draufsetzen: der Krankenwagen, von dem „fauli“ spricht, hatte ein HOL- Kennzeichen, heute OH_ wie Ostholstein!) Aber was soll das!?? Die Verwendung der Dinge der 60er Jahre war - mit kleinen Abstrichen - sehr gut gelungen! Auch die Dorfatmosphäre war fast immer super dargestellt.
Inhaltlich gibt es jedoch einige „Merkwürdigkeiten“:
Das Tauchen im klaren „Badewasser“ war natürlich Blödsinn. Es hat übrigens kein Kumpel ernsthaft versucht, so dem „Alten Mann“ zu entkommen.
Größtes Problem der Filmemacher war wohl die Tatsache darzustellen, dass die Kumpel nach ca. 2 Tagen vollkommen ohne Licht waren. Ein schwarzer Bildschirm für ein paar Minuten mit entsprechenden Gesprächen wäre dramaturgisch durchaus sinnvoller gewesen.
Zudem: Nach erfolgreicher Suchbohrung waren 11 Kumpel am Leben, und 11 Kumpel sind auch gerettet worden, keiner ist – wie im Film dargestellt - nach Kontakt mit der Außenwelt verstorben.
Nach Aussagen meines Vaters war der Bergwerksdirektor, der die entsprechende Suchbohrung verhindern wollte, mehr als wohlwollend dargestellt: Erst nachdem ein Hauer seinen Helm auf dem Schreibtisch zertrümmerte und mit Anzeige bei der Staatsanwaltschaft wegen unterlassener Hilfeleistung drohte, wurde die Suchbohrung zum „Alten Mann“ angesetzt.
Nach Erfolgter Rettungsbohrung sind ZWEI Steiger (weißer Helm) und nicht EIN Mitglied der Bohrmannschaft(?) (dunkelroter Helm / gab es in Lengede nicht – nur knallroter für Grubenwehr) in den „Alten Mann“ mit der Dahlbuschbombe hinuntergelassen worden. Todesmutig – im wahrsten Sinne des Wortes – packten sie die Kumpel, die sich kaum bewegen konnten, in die Dahlbuschbombe. Das waren wohl Untertage die mit dramatischsten Minuten, die im Film vollkommen untergingen. Schade! Dass dann die Geretteten aufgereiht, stehend auf der Bohrplattform zu sehen waren, ist ein Witz: Sie wurden von Helfern gestützt sofort mit Krankenwagen abtransportiert.
Dennoch: Es ist ein Spielfilm, kein Dokumentarfilm, und als Spielfilm ist das durchaus o.k.; dass sagt auch mein betroffener Vater, ehemaliger Steiger des Schachtes Matilde, der mehrere Kumpel seines Reviers damals verloren hat. Und nach Aussagen meiner Mutter ist auch die Stimmung im Dorf sehr gut herübergekommen.

Es war mir ein Anliegen, diese Zeilen zu schreiben, weil ich befürchte, das in einem Forum viele selbsternannte „Fachleute“ ein ernsthaftes Thema in eine Richtung lenken können, die nur noch zwischen unwissend und peinlich zu bezeichnen ist.

Glück auf !
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sepp
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Beitrag von sepp »

auffi!
osten92,nun machst du aber doch genau jenes ,was ich vermeiden bzw unterdrücken wollte.mit beleidigungen kommt man auch nicht weiter,vor allen dingen,wenn sie die falschen treffen.du solltest zumindest die beiträge im forum mal genau durchlesen.
ich persönlich bin für jede neue information dankbar,habe mich aber nie als fachmann bezeichnet.
du hast auch nur mittelbar von den ereignissen gehört,bist du ein fachmann?ich bin zumindest bergmann.
ich möchte dir nun nicht zu nahe treten,aber kein bergmann auf diesem planeten schafft es,seinen helm auf einem schreibtisch zu zertrümmern außer er wäre aus duroplast oder glas.
ich war nicht dabei,aber ich kenne die groben fakten,weil es mich als alten bergmann halt interessiert.
ich möchte aber dennoch sehr gerne wissen,was nicht in den berichten steht.daher bitte ich dich,details offenzulegen,wenn du magst.
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Rudolf
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Beitrag von Rudolf »

Als Melodrama zum Thema fand ich o.K, wobei ich nie mag,wenn in Filmen das Leiden von Menschen so dagestellt und beleuchtet wird. Ansprüche an den genauen Ablauf der Katastrope und Hintergrundinformationen habe ich vermiss, was ich bei diesem Tema mehr erwartet hätte.
Aber so sind die "Dokumentationen" im Privatfernsehn. Die Filme und Berichte der letzten Monaten bei den " öffendlich-Rechtlichen" fand ich alle informativer.
Spart Rohstoffe, Bergbau ist - leider immer noch - Blut und Schweiß !
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Michael Kitzig (†)
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Beitrag von Michael Kitzig (†) »

@osten 92:
"So z.B. M. Kitzig, GAG_Mitglied: „Unter Druck“ waren die drei Kumpel im Feld Barbecke, Bohrloch 6,7,8 ,die nach der Rettung in die Überdruckkammer mussten, nicht die elf Kumpel im „Alten Mann“! "

vor einem posting ist es immer ratsam, die vorangegangenen beiträge auch durch zu lesen.
wenn, dann- hätttest du bemerkt, dass ich menen fehler festgestellt hatte. nach literaturstudium.
man merkt sich halt nicht immer alle details.

und ich bin sicher auch kein experte in sachen lengede und will auch keiner werden.

dazu berechitgt sind eigentlich nur die beteiligten.

macht nichts, dies ist ein offenes diskussionsforum, und mal sehen, was wir hier noch so erfahren...

glück auf
michael
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Sepp, liebes Forum,
tut mir wirklich leid, wenn ich jemanden beleidigt habe, das mit dem „Fachmann“ meinte ich auch mehr ironisch. Ich möchte mich aber besonders bei dir, Michael K., für die harten Worte entschuldigen. Zudem habe ich leider nicht bemerkt, dass du deinen Fehler korrigiert hattest
(hatte offline geschrieben und dann die neuen Beiträge schlicht übersehen). Also bitte nicht böse sein!
Natürlich bin ich kein Fachmann, wollte das doch mit dem „Besserwisser“ ausdrücken!
Zum Helm (1963 !!): wurde mir so von einem Anwesenden berichtet. Aber das war doch eigentlich klar, dass ich nicht dabei war.
Ich kenne vom „Hörensagen“ mehrere Details, möchte aber nicht darüber berichten, da z.T. zu spekulativ.
Nochmals: Entschuldigung und Glück auf

PS Finde das Forum interessant und sehr gut, habe schon viel gelesen und gelernt
AlexanderP
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Beitrag von AlexanderP »

Hallo,
ebenfalls meiner Meinung nach war der Film qualitativ sehr gut gemacht aber ich finde, dass es viel zu wenig Hintergrundinformationen gab und vor allem vermisse ich dass nicht gesagt wurde was mit der Grube nach dem Unglück passiert ist und ob die Bergmänner die nicht überlebt haben jemals gefunden wurden.

Glück Auf!

Alexander P.
Höhlenmaier
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Beitrag von Höhlenmaier »

Hallo,

jetzt hab ich aber doch noch mal `ne Frage an den "osten92":

In einer Doku über Lengede wird beschrieben, man habe bei Aufräumarbeiten noch weitere Kumpel gefunden, tot, aber dem Bartwuchs nach zu urteilen, haben die noch mal einige Tage länger überlebt.

Wer weiß da was drüber. Wenn`s war ist, wär`s ganz schön gruslig....

Alex
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo,
zu oben gestellten Fragen kann ich auf die prima gestalteten Seiten (auch gute Karten und Photos!)
http://www.das-wunder-von-lengede.de/
verweisen, speziell auf
http://www.das-wunder-von-lengede.de/ht ... _11_3.html
Der Schacht Matilde wurde wieder instandgesetzt und modernisiert ( Continuous Miner), warum, weiß noch nicht einmal mein Vater (damals Steiger). Die Belegschaft war von einer Schließung ausgegangen. 1977 wurde die Grube dann geschlossen.
Besonders belastend für die Kumpel war die Tatsache, dass die 10 Leichen im „Alten Mann“ verbleiben mussten, nur ca. 30 m vom Abbauberg „Osten 92“ entfernt. Bei einer Einfahrt hatte ich erstmals Bekanntschaft mit einem intensiven Leichengeruch gemacht – Kommentar überflüssig.
(zum Beitrag von „Höhlenmaier“: ja, es entspricht leider den Tatsachen; s. auch obige Internetseite ...07_11_3.html )
Glück auf
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Nobi
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Beitrag von Nobi »

ich habe mir den film gestern erst auf video ansehen können. bis auf einige details, die hier schon angesprochen worden sind, hat er mir ganz gut gefallen.
ein fehler ist mir allerdings aufgefallen. es sind doch elf überlebende gewesen (zehn bergleute und ein elektriker), die real und im film gerettet wurden. die im film gezeigte orginal bild-zeitung hatte auch dick und fett auf dem titelblatt stehen, dass man elf bergleute gefunden hat. im film stirbt aber noch einer. das wären dann nur zehn ...
ist nach der suchbohrung und vor der rettungsbohrung tatsächlich noch ein kumpel verstorben?
GLÜCK AUF | NOBI

Der Berg ist frei.
Wo eyn man eynfahrn will
mag her es thun mit rechte.


w w w . b e r g b a u s h i r t . d e
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Rudolf
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Beitrag von Rudolf »

Nein, dach dem Auffinden ist keiner mehr gestorben, aber in einem Melodrama hat man andere Schwerpunkte als in einem wirklichen Drama.
Spart Rohstoffe, Bergbau ist - leider immer noch - Blut und Schweiß !
Gast

Beitrag von Gast »

nein, hier "lügt" der filmemacher: 11 sind gefunden und gerettet worden
glück auf
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sepp
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Beitrag von sepp »

Auffi!
wie in dem film gut rübergekommen ist,stand die grube unter einem großen kostendruck.es wurde also später versucht,die kosten zu drücken.es wurden versuche mit dem conti-miner und anderen tsms gemacht.ein großer vorteil war,daß das brüchige hangende dadurch nicht mehr den sprengerschütterungen ausgesetzt wird.der bericht in der glück auf folgt!
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Björn
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Beitrag von Björn »

Tach

Das habe ich zum Thema gerade bei der Goslarschen Zeitung gefunden:
GZ 15.11.2003 - Spielfilm „Das Wunder von Lengede“ besteht bei Fachleuten

Björn
Hauer
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Beitrag von Hauer »

@sepp

Nach dieser Helmdiskussion bin ich doch neugierig geworden und hab es doch geschafft einen Helm auf einem Schreibttisch zu zertrümmern!(Marke Schuberth/Plastik)
Jedoch rate ich jedem davon ab,der seinen Schreibtisch noch länger benutzten will! :D :D


Zum Thema Detailsuche will ich auch noch meinen Senf dazugeben:

Laut einem damal. Zeitungsausschnitt wurde dort Geleucht von Friewo und nicht von CEAG benutzt.
;) :)

Trotz alledem fand ich den Film excellent,besonders die Scene mit den beiden eingequetschten Bergleuten im alten
Mann die nach und nach ersoffen,drückte mir orddentlich auf die TränendrüseBild

G.A.
frei....
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Sepp, finde deinen Beitrag interessant, doch wenn in Lengede nicht mehr mit Sprengstoff gearbeitet worden ist, solltest du auch erklären, wie es am 30.01.1968 in der Grube Mathilde zu einem Sprengstoffunglück kam, bei dem 12 Kumpel starben – was kaum jemanden bekannt ist – war ja auch kein „Wunder“ !!! – im wahrsten Sinne des Wortes!

(Hab dir `ne mail unter osten92 geschickt, kannste ruhig öffnen, kein Virus versteckt)
BastlWastl
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Beitrag von BastlWastl »

AUF

@ Hauer:
wenn ich mich an den Originalbericht richtig errinnere sind die auf Mathilde mit DOMINIT Lampen eingefahren, im Film (original "Reportage" ) sind jedenfalls nur DOMINIT zu erkennen und keine FRIWOs

ansonsten, respekt und Hut ab vor den Spezial-Effekt Leuten, hab das making off gesehen (und auf Video) die haben ganz gut was auf die Beine gestellt

noch was zum Film selbst:
seit wann werden im Bergbau Helme getragen, die nur für die Lebensmittelindustrie zugelassen sind (der Markscheider/Geologe trägt nämilch eine solchen)
und die Grubenwehr hat meines Wissens schon immer die komisch orangen/orangeroten GFK-Helme (der eventuellen Hitze wegen, und diese Helme sind wesentlich robuster)
ich bin mir zwar nicht sicher, aber die CEAGs die eingesetzt wurden sind teilweise auch nicht aus dieser Zeit, oder hatten die da schon die Lampenköpfe mit den Knickgelenken

Glück Auf

Wastl
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