Frage zu Abseilübung Steinbruch

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thomas44
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Frage zu Abseilübung Steinbruch

Beitrag von thomas44 »

Hallo zusammen,

zum Erlernen und Üben der Einseiltechnik habe ich im heimischen Wald einen alten Steinbruch ausgesucht. Es gibt dort neben steilen Hängen auch zwei Stellen mit jeweils zwei und ca. vier Meter senkrechtem Abgrund. Darunter liegen große Mengen Gestrüpp, so daß es (zumindest bei den 2 Metern) bei blauen Flecken bleiben sollte, wenn doch einer der ersten Griffe daneben geht. Das Seil soll an starken Bäumen befestigt werden, die allerdings mindestens fünf Meter vom Abgrund entfernt sind, und vor dem eigentlichen Abgrund verläuft der Waldboden natürlich erstmal schräg.

Verwendet zum Abseilen wird der Petzl Stop. Frage: wie komme ich jetzt aus dem schrägen in den eigentlichen senkrechten Teil? Sobald der Boden unter den Füßen schwindet, steht das Seil ja unter Last, damit liegt es auf dem schrägen Waldboden auf. Wenn die Füße frei hängen, ist der Stop natürlich an der Knickstelle noch nicht vorbei, so daß das sich Passieren der Knickstelle schräg->senkrecht sehr schwierig gestaltet (von möglichem Scheuern des Seiles mal ganz zu schweigen). Beim Wiederaufstieg besteht das Problem natürlich grundsätzlich ebenso, die senkrechte Strecke geht, aber sobald die Handsteigklemme auf den auf dem schrägen Boden liegenden Teil des Seiles gelangt, wirds schwierig.

Wie kann ich diese Situation möglichst elegant bewältigen? Ein zweiter Befestigungs-/Umlenkungspunkt für das Seil scheidet aufgrund der örtlichen Gegebenheiten mehr oder weniger aus, da gegenüber des Seilbefestigungspunktes (Baum) in Abgrundnähe eben nichts weiter ist. Ansonsten finde ich die Stelle zum Üben eigentlich optimal. Im Befahrerhandbuch habe ich zu diesem "Problem" leider auch nichts gefunden, wobei die sonstige Beschreibung der Seiltechnik dort sehr lehrreich ist. :top:

Danke für hilfreiche Tips und GA
Thomas

PS. für alle Fälle, damit's nicht falsch verstanden wird: ich weiß, daß man bei so etwas vorsichtig sein muß und werde den Schwierigkeitsgrad nicht erhöhen, bevor alle Handgriffe "im Kleinen" sicher sitzen. Das Risiko an dieser Stelle halte ich aber für überschaubar, in Kindheitstagen sind wir da runtergeklettert und teilweise sogar gesprungen, ganz ohne Seil. Zumindest an der niedrigeren der beiden Steilkanten. :wink:
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Friedolin
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Re: Frage zu Abseilübung Steinbruch

Beitrag von Friedolin »

Hallo Thomas,

ich warne ausdrücklich davor die SRT nur aus den Büchern erlernen zu wollen!
Bitte such dir jemanden der das aus dem ff beherrscht, dir zeigen kann und bei den ersten
Versuchen auf dich achtet.
Das SAR-Team wird auch in diesem Jahr wieder einen SRT-Grundkurs anbieten.

Genau für deine Anwendung ist SRT eben nicht die einfache Methode. Besser zum Üben ist,
wenn das Seil frei hängen kann. In einer Scheune z.B..

Zu deinem Beispiel
Abstieg: rücklings über die Kannte, Füße gegen den Stoß, Technik wie beim bergsteigerischem Abseilen so lange bis du frei hängst

Aufstieg:rechtzeitig vor der Schrägstelle, Füße in die Wand und sich rausdrücken, so den Rest bis zur Kannte "hochlaufen" :D

Anschlagspunkt möglichst hoch wählen, damit das Seil frei ist, wenn man in Kanntennähe ist.
Seilschoner verwenden!
Glück Auf !
Friedhelm
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Jedweder Anbruch erhebt das Herz
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thomas44
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Re: Frage zu Abseilübung Steinbruch

Beitrag von thomas44 »

Moin,

danke für die Antwort. Leuchtet so weit ein und versuche ich dann.

Wann und wo wird der Grundkurs voraussichtlich sein? Hätte da grundsätzlich Interesse.
Auch der Ansatz, das besser mit jemandem zu machen, der es kann, ist so weit völlig richtig und strebe ich auch an. Trotzdem denke ich, daß ich es verantworten kann, zumindest ein paar erste Erfahrungen selbst zu sammeln an dieser Stelle, wo eigentlich nichts weiter passieren kann. Daher dieser Ort.
Wobei, da fällt mir ein: im Lagerschuppen sind schöne stabile Dachbalken in etwa drei Metern Höhe. Ist vielleicht tatsächlich einfacher...

Viele Grüße
Thomas
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Björn
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Re: Frage zu Abseilübung Steinbruch

Beitrag von Björn »

thomas44 hat geschrieben:Trotzdem denke ich, daß ich es verantworten kann, zumindest ein paar erste Erfahrungen selbst zu sammeln an dieser Stelle, wo eigentlich nichts weiter passieren kann. Daher dieser Ort.
Die Idee ist nicht schlecht, ABER...

Wie kommst auf die Idee das da nichts weiter Passieren kann?
Ich hoffe das du nicht alleine los gehst.

Rammelt man sich da beim Üben fest, "kann" es sehr schnell Lebensbedrohlich werden, auch wenn man nur 2 Meter Abseilt.
Darum mal zwei Links zum Hängetrauma:
http://www.m-morscheck.de/haengetrauma/index.html
http://www.bg-qseh.de/Bibliothek/H%e4ngetrauma.pdf

Hängen im Seil kann je nach Umständen innerhalb von kurzer Zeit zu großen Problemen führen und Tödlich enden


Daher sollte man beim Üben, gerade wenn man noch nicht alles 100% beherrscht zusehen das Gefahren ausgeschlossen werden.
Bei den SRT Übungswochenenden bauen wir die Abseilstrecken zum Üben so auf das man das Seil von oben ablassen kann.

Also am Anschlagpunkt genug seil zum Abseilen überstehen lassen und mit einen Stop oder HMS den man mit Schleifknoten festlegt befestigen.
So kann die zweite Person jederzeit eingreifen und das ganze System mit Klettere nach unten ablassen.

So kann man z.B. auch auf dem Dachboden 100m am Seil aufsteigen üben ;-)
Anschlagpunkt mit Rolle darüber das seil zur Seite weg auf einen Stop.
Einer steigt am Seil auf und eine zweite Person lässt kontinuierlich Seil ab, da kann man dann "auf der stelle" Üben bis das seil alle ist oder man die Nase voll hat.


Glück auf
Björn
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Stefan_O
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Re: Frage zu Abseilübung Steinbruch

Beitrag von Stefan_O »

Hi Thomas,

bitte auch bedenken, dass aufliegende Seile anfangen durchzuscheuern, da ja seitliche Bewegungen nicht ausbleiben. Eventuell solltest Du dir einen passenden Seilschutz besorgen. Hast Du ein Statikseil oder eines vom Bergsteigen?

Das sich bewegende Seil sorgt an der Kante auch ab und zu für herabfallendes Material, also Helm tragen.

Zum ersten Üben ist eigentlich eine abgelegene Brücke mit stabilen (!!) Geländer besser, auch dort das Seil an mehreren Punkten anbringen. An einer Brücke kannst Du von unten starten, für die ersten Versuche reichen 2m auf und ab. Ich teste neues Material in meiner Garage, die ist 3 m hoch, als Sicherheit habe ich ein Crash-Pad vom Bouldern drunter.

Cheers,
Stefan


PS Auf dem Weg zum Klo kann man auch auf den Fliesen ausrutschen und sich das Genick brechen, trotzdem geht ihr allein aufs Klo, oder? Solange man die Erfahrungen langsam und mit Verstand aufbaut ist gegen "Allein" nichts einzuwenden. Gegen helfende Freunde natürlich auch nichts, gegen die Folgen der Gruppendynamik schon....
thomas44
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Re: Frage zu Abseilübung Steinbruch

Beitrag von thomas44 »

Hallo zusammen,

vielen Dank für die weiteren Tips. Mit dem Seilschutz ist klar (bzw. ist mir bei der "Übung" schnell klar geworden), deswegen habe ich auch vorerst nicht weiter gemacht. Das Seil ist ein neues Statikseil. Helm ist klar soweit - vorhanden und wird auch benutzt. Die Birne brauche ich schließlich noch, sowohl für die weitere Steuerung der Abseilaktion, als auch später generell. :P
Mindestens zu zweit ist auch klar. Eine banale Komplikation wie ein verstauchter Fuß kann im Wald ja schon reichen, wenn der Empfang schlecht ist. Da brauchts gar kein Hängetrauma. Trotz recht guter medizinischer Grundkenntnisse hatte ich da zugegeben tatsächlich nicht dran gedacht, wobei das absolut einleuchtend ist - wieder was gelernt. Ganz unabhängig vom Sicherheitsgedanken ists ja auch wenig spaßig allein...

Abseilen ist in der Praxis wohl tatsächlich etwas riskanter als der Weg zum WC :P, trotzdem sehe ich es genau so, daß es auch zahlreiche andere nicht ungefährliche Tätigkeiten gibt. Ich halte es aber für vertretbar, vorsichtig mehr und mehr eigene Erfahrungen zu sammeln, solange man aufpaßt, umsichtig handelt und sich nicht überschätzt.
Ihr habt mich aber überzeugt, die nächste Übung findet erstmal im Schuppen statt, stabile Holzbalken in drei Metern Höhe, eine bessere Voraussetzung. Auf die Idee war ich bisher nicht gekommen, ich hatte zwar über den Dachboden nachgedacht, der ist aber bei uns nicht hoch genug (auch mit der beschriebenen Methode nicht). Für den Anfang ists sicher einfacher im Schuppen als draußen, steigern kann man später immer.

Einem ordentlichen Kurs gegenüber bin ich aber absolut offen eingestellt. Wenn irgendwo es einen guten gibt, der nicht gerade am anderen Ende der Republik stattfindet (komme aus der Region Bonn/Voreifel). Mobil bin ich aber schon - wenn einer einen guten Tip hat...

Danke & Grüße
Thomas
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Re: Frage zu Abseilübung Steinbruch

Beitrag von TRE »

Hallo,

Um ein Gefühl zum Klettern/Abseilen zu bekommen ist eine Kletterhalle der richtige Ort. Dort werden oft Basiskurse angeboten. In deiner Nähe ist diese Halle: http://www.bronxrock.de/homepage z.B..
Um die Techniken zu erlernen, die Untertage notwendig sind (insbesondere Kameradenrettung!), schließt du dich am besten einigen erfahrenen Befahrern an. Oder nimmst das Angebot eines entsprechenden Kurses war.
Steinbruch würde ich mir aufgrund von Steinschlag usw. nicht als Trainingsgelände aussuchen. Dann lieber den heimischen Kirschbaum. Aber eine gute Alternative ist der Stenzelberg (fester Fels, sehr geringe Steinschlaggefahr) im Siebengebirge (auch zum Abseilen üben), wenn das Klettern dort wieder erlaubt ist!(2005 wurde das KLettern am Stenzelberg verboten, wie es heute aussieht weiss ich nicht).
Glück auf!
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Re: Frage zu Abseilübung Steinbruch

Beitrag von Friedolin »

Das entsprechende Ausbildungsangebot findest du hier:
http://forum.untertage.com/viewtopic.php?f=46&t=4676
Glück Auf !
Friedhelm
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Re: Frage zu Abseilübung Steinbruch

Beitrag von Wolfo »

Bei allen Sicherheitsbedenken - ich habe mir anfangs meine SRT-Grundlagen auch ohne Kurse durch erlesenes Fachwissen und vorsichtiges Training angeeignet. Hat mir persönlich auch nicht geschadet.
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Friedolin
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Re: Frage zu Abseilübung Steinbruch

Beitrag von Friedolin »

Sicher hat es den meisten nicht geschadet alleine als 13-järiger, ohne Helm, mit eienr Taschenlampe oder Kerze, ohne dass Irgendjemand bescheidwusste ein zu fahren. Und sicher kann man sich alles als Autodidakt beibringen, auch SRT, deshalb bleibt es aber trotzdem unvernünftig.
Damit bin ich nun mit dem Thema durch. :D
Glück Auf !
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MatthiasM
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Re: Frage zu Abseilübung Steinbruch

Beitrag von MatthiasM »

Wenn Dir die angebotenen Übungsmöglichkeiten zu weit weg sind, eventuell gibt es in Deiner Nähe auch einen Höhlenverein. SRT ist SRT, ziemlich egal ob im (Alt)Bergbau oder in Höhlen. Richtig ernste Unterschiede kommen erst beim Einbauen - wir HöFos sind meistens mit vertrauenswürdigem Kalkstein verwöhnt.

GA/Glück tief
Matthias

PS.: Die höhlenspezifischen SRT-"Basics" hab auch ich mir zum guten Teil autodidaktisch beigebracht. Allerdings mit solider alpiner Seiltechnik incl. Abseilen in jeder Lebenslage. Hängt also auch alles von den vorhandenen Grundlagen ab.
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