abgewölbte Schächte

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EnoM
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abgewölbte Schächte

Beitrag von EnoM »

Hallo,

Sachlage ist die, das ich Strecken habe, die aufgrund der geologischen Verhältnisse eine Vielzahl an Firstgewölben aufweisen. ZUsätzlich ist es auch mittels Rissunterlagen schwierig, Schächte treffsicher zu benennen. Es handelt sich um einen stark bebauten Bereich.
Klare Wasserabläufe (z.B. Gequelle) sind nicht vorhanden.

Meine Frage wäre, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, das sich über einem Firstgewölbe ein Schacht verbirgt, wenn Wasser aus diesen Bereich läuft? Welche Erfahrungen habt ihr da gemacht?

Glück Auf
Nur wer die Sehnsucht kennt, weiß was ich leide.
(CvD)
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Wolfo
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Re: abgewölbte Schächte

Beitrag von Wolfo »

Frage ist in diesem Fall, ob Schacht oder durchgebauter Gang.
Allerdings scheint es sich ja auch um stark klüftiges Gestein zu handeln.

Gruß,
wolfo
Pöhlberger
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Re: abgewölbte Schächte

Beitrag von Pöhlberger »

Anzeichen für einen Schacht können meist nur sein:
- Gequelle oder starke Wasseraustritte aus dem Gewölbe
- Wetterzug über Fugen/Öffnungen im Gewölbe
- Veränderungen in der Ausführung der Mauerung im Vergleich zum sonstigen Gewölbe
- Zeichen, Tafeln, Gedinge, Inschriften...
- Fortführung in die Teufe (verfülltes Gesenk, Hornstatt)
ansonsten wird es sicher ohne Rissmaterial schwierig.
Wir haben auch schon manchmal gedacht, es ist ein Schacht, doch es waren Abbaue :(
Du kannst nur versuchen, auf das Gewölbe zu kommen, indem du die Stellen suchst, die die Maurer als letztes verschlossen haben. Denn die mussten ja irgendwie von ihrem Bauwerk wieder runter auf die Strecke kommen...
Denn ein Gewölbemaurer arbeitet meist oben, da kenne ich mich inzwischen gut aus :D
Viel Spaß!...und immer schön vorsichtig sein!
GA Uwe
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Ludewig
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Re: abgewölbte Schächte

Beitrag von Ludewig »

An dieser Stelle kann auch schon die Größe des Gewölbes ein eindeutiger Hinweis sein. Hat man Firstgewölbe über sehr große Entfernungen auf einer Strecke ausgeführt, ist meist der Anfang oder das Ende eines solchen Bauwerkes ein Schacht, Lichtloch oder Überhauen gewesen. Ein einzeln vermauerter Schacht ist an der Ausführung der Mauerung und dem Füllort zu erkennen. Dies kann man sich zu nutze machen und die einzelnen Gewölbeabschnitte auf einer Strecke genau betrachten und nach Anomalien im ausgeführten Mauerwerk achten.

An dieser Stelle gab @Pöhlberger schon einen entscheidenden Hinweis. Die Maurer haben auf der Verschalung oder dem Gewölbe selber gestanden und gearbeitet und mussten nebst Baumaterial dort auch selber hinkommen!
Also schaut euch Anfang oder Ende eines solchen Bauwerkes genau an, es könnte die gesuchte Stelle sein. Natürlich ist es möglich das bei so einer Verbauung der Firste auch den einen oder anderen abgeworfenen Schacht mit verwahrt hat. Meist sind aber in diesem Falle nicht die Gewölbe durchgehend eingebaut, sondern im Bereich des Schachtes abgesetzt und an einer durchgehenden Fuge ohne Verzahnung weitergeführt worden! Hätte die Massesäule im vermauerten Schacht Probleme bereitet und zu starken Druck auf das Gewölbe ausgeübt wäre in diesem Falle nur das Schachtgewölbe betroffen und nicht die gesamte Strecke!
Weiterhin bereiten bei solchen Bauwerken auch die Profile gewisse Probleme. Ist eine Abbaustrecke über eine gewisse Distanz in einer weites gehend gleichbleibenden Breite verwölbt, so erfordert ein vorhandener Schacht auf Grund seiner Geometrie meistens ein anderes Profil in der Verwölbung. Entweder ändert sich der Radius des Schachtgewölbes gegenüber der Strecke oder man setzt das Gewölbe in einer anderen Höhe an um im althergebrachten Radius weiter zu verfahren! Auch diese Punkte kann man auf einer Strecke erkennen. Die Änderung des Radius bei einer Gewölbemauerung kann man fast ausschließen, denn die Altvorderen haben immer einen sehr flachen Radius gewählt und dieser erforderte das geringste Baumaterial! Dieser Aspekt erscheint heute natürlich absurd ist aber bei der Vielzahl der Gewölbe in einem großen Bergwerk ein wirtschaftlicher Aspekt gewesen. Der heutige "Sicherheitsfanatismus" über flache Gewölbe war zur damaligen Zeit noch kein Thema!

Hilfreich wäre bei dieser ganzen Erkundungsaktion ein Riss und die etwaige Anzahl der Schächte, nebst den Entfernungen (in etwa) untereinander. Mehr fällt mir momentan nicht zu diesem Thema ein und hoffe @EnoM ein paar brauchbare Hinweise geliefert zu haben.

Glück auf! Lutz Mitka
Was war zuerst da, der Durst oder das Bier?

http://www.unbekannter-bergbau.de
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EnoM
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Re: abgewölbte Schächte

Beitrag von EnoM »

Danke ihr 2, schön detailiert beschrieben.
Da ihr "Praktiker" seid, das heisst Gewölbe selber schon gesetzt habt, achtet ihr doch mehr aufs Detail.
Hier in meinem Fall fehlen meist die Klassiker wie Füllort oder Gequelle.
Nur wer die Sehnsucht kennt, weiß was ich leide.
(CvD)
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