Trapeznischen
Nach einigen Befahrungen mit viel Grübelei und vielen Gesprächen mit bekannten Bergbauinteressierten über jenes Thema – ohne dass wir zu brauchbaren Ergebnissen gekommen sind - nun mal die Frage an die „Öffentlichkeit“:
Wer kennt diese markanten, trapezförmigen Nischen, welche sich im Stoß von einigen Stollen (des Gangerzbergbaus) befinden und keinen offensichtlichen Zweck erfüllen, bzw. wer kennt diesen.
Wichtig:
Dieser Leitartikel ist nach Informationsgewinn und Disskusion bereits aktualisiert, bzw. wird dies sicher auch noch mehrfach.
Die Art des Vorgehens ist zwar aus der Not heraus geboren, dass ich/Mitstreiter kaum bzw. keine Zeit haben im Archiv nach entsprechenden Informationen zu suchen. Davon Abgesehen kann sie aber auch als Versuch gewertet werden, Kenntnisse aus praktischer Befahrertätigkeit überregional zusammen zu fassen, weiterhin als Vorarbeit für theoretische Forschung und einer Zusammenfassung der Problematik.
Es kann sich jeder in diesem Forum unter Beachtung der Regeln, die für dieses Fachdiskusionsforum gelten, beteiligen. Wir freuen uns über jede konstruktive Mitarbeit, auch von Altbergbaufreunden, die mit dieser Problematik keinen direkten Kontakt haben.
Geplante Vorgehensweise:
Nach vortgeschrittenem Informationsgewinn und Diskussion über die verschiedenen Therorien habe ich mich in Absprache mit Helfern entschlossen Merkmale der Vorkommen zu erfassen und hier zu sammeln, um einen besseren Überblick über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu bekommen. So können verschiedene Vorkommen/Theorien ausgrenzt werden und zum anderen fehlende Informationen/Schlüsselinformationen besser erkannt werden.
Jeder kann Informationen beitragen, bzw. andere Vorgehensweisen vorschlagen, gern auch per PN.
Ziel:
- - Prinzipiell soll eine Sammlung von praktisch und theoretisch gewonnen Lokalinformationen der einzelnen Vorkommen entstehen.
- Natürlich sollte der Zweck der Nieschen geklärt werden.
- Evtl. kann daraus später eine Zusammenstellung entstehen, welche als Publikation auf dieser Seite bereitgestellt werden kann.
- Bergbauforscher aus anderen Revieren sollen animiert werden auf diese oder derartige Sonderheiten zu achten.
- Die Nutzung dieser Plattform für derartig überregionale, spezielle, aber auch komplexe Thematiken zu testen und eine geeignete Vorgehensweise zu erkunden.
Mir sicher bekannte Merkmale der Nischen:
- - im Seitenstoß des Stollens
- markante Form eines gelegten Keilstumpfes – nur mit parallelen Seitenflächen. Deshalb als Trapeznische bezeichnet.
- keine kontinuierliche Position: in Bezug auf die Höhe zur Sohle, Entfernung zueinander, Entfernung zu anderen Fixpunkten usw.
- ähnliche aber leicht variierende Abmaße (b x h x t -ca. 50cm x 35cm x 25cm) und Winkel
- bedingt angenehme Arbeitshöhe
- nur in Gruben des Gangerzbergbaus - (??)
- Wahrscheinlich im Auffahrungszeitraum um 1730 - 1820 entstanden.
Nr. 1 – „Wappler Stolln“
Fotos: J. Kugler
siehe auch Bildergalerie: http://www.untertage.com/cms/component/ ... y,0/hit,1/
Lage: Schmiedefeld/Thüringen
Auffahrungszeit: vermutlich um 1740, siehe unten
Lagerstätte: Gangerz
Abbauziel: Suchstolln auf Gold
zuständiges Bergamt: ??
Anzahl der Nischen: 6
Geometrie der Nischen: rel. gleichmäßig Breite: ca. 50cm, Höhe: ca: 30-40cm, Tiefe: bis 25cm, die Sohle der hinteren beiden ist steiler als die der vorderen 4. Die Seitenflächen sind alle paralell, senkrecht und 90° zum Stoß.
Kurzbeschreibung:
Zitat Claudia:
Es handelt sich um einen Goldstollen des 18. jahrhunderts, was mindestens eine Jahreszahl belegt: eine 1774. Die Jahreszahl befindet sich wenige (vielleicht 5) Meter nach dem Mundloch auf der linken Seite. Links sind auch etliche gedingezeichen in relativ kurzen abständen bis zur Ortsbrust.
Die Stollenlänge bewegt sich zwischen 100 und 200 metern.
Der Stollen wurde - was für die Goldstollen auf der Saalfelder Höhe typisch ist - mehrfach abgeworfen und später wieder weiter betrieben worden. Es liegen also mehrere
Betriebsperioden vor. Ca. 5m vor der Ortsbrust ist ein Absatz in der Sohle und die Stollnhöhe halbiert sich, wobei dies ein Nachreißen belegen kann.
Es sind mindestens 6 Stück, davon 2 kurz vor der Ortsbrust, alle im rechten Stoß. Die vier anderen Nischen befinden sich nicht kurz vor ort sondern eher nach 2 drittel des Stollens,
dort geht links ein Querschlag ab, der vielleicht 10 Meter Länge hat, nach vielleicht 5 meter hat der Querschlag ein wassergefülltes Gesenk, mir unbekannter Teufe.
Das heißt: links der Querschlag und rechts die Nischen.
Die erste Nische davon (vom mundloch aus gesehen) hat eine Inschrift auf der Nischensohle, die wir bisher aber noch nicht sicher deuten konnten - wahrscheinlich eine jahreszahl.
Sie befinden sich alle auf leicht differierender, aber angenehmer Arbeitshöhe von ca. 1,3m über Sohle.
Nr. 2 –„Gottes Geschick“
Fotos: privat
Lage: Raschau/Schwarzenberg/Sachsen
Auffahrungszeit: um 1800
Lagerstätte: Skarn/Gneis/Lagerbau/größtenteils Gangerzbergbau
Abbauziel: Kobalterze, Silbererze, Nickel, Wismuterz, Eisenstein, Brauneisenstein, Eisenmulm, Manganmulm, Ocker
zuständiges Bergamt: Schwarzenberg, ab 1772 - Bergamt Jorhanngeorgenstadt
Anzahl der Nischen: >4
Geometrie der Nischen: fast identisch Breite: ca. 55cm Höhe: ca. 35cm Tiefe: bis 40cm, die Sohle der vorderen 3 haben den gleichen schrägen Winkel wie die obere Flächen. Die Seitenflächen sind alle paralell und 90° zum Stoß.
Kurzbeschreibung:
Hier sind die Nischen nur im linken Stoß zu finden, aber auf gleicher Höhe wie im Wapplerstolln. Sie befinden sich in einem Seitenstolln des Tiefen Alt Gottes Geschicker Stolln. Es sind kaum Gangstrukturen zu sehen, man kann daher von einen Suchstollen ausgehen. Da der hintere Stollnteil versetzt ist gehen wir von weiteren Nischen aus. Es sind mindestens 5 Stück vorhanden. Stollnquerschnitt durchschnittlich ca. 1,9m x 0,8m. Es befinden sich keinerlei Zeichen oder Zahlen in der Nähe.
Nr. 3 – Wille Gottes Stolln –
Foto: siehe weiter unten
Lage: Hohenstein E./Sachsen
Auffahrungszeit: vermutlich um 1740, siehe Jahresangaben unten
Lagerstätte: Muskovit-Glimmerschiefer/Gangerzbergbau
Abbauziel: Arsenkies, Silber, Gold
zuständiges Bergamt: Bergamt Scheibenberg (schönburgisch), ab 1767 Bergamt Marienberg (kursächsisch)
Anzahl der Nischen: 2
Geometrie der Nischen: 1 x analog Bild siehe unten, 1 x Breite: ca. 20 - 25cm, Höhe: ca. 8 - 10cm, Tiefe: 6cm
Kurzbeschreibung:
Zitat Oldstone:
Gegenüber der ersten Nische steht die Jahreszahl 1772, die 2. Niesche links hat oben erwähnte Größe und gegenüber steht die Jahreszahl 1773 J C W. Nach Aktendurchsicht scheint es ein damaliger Beamter gewesen zu sein. Außerdem ist ca. 80-100 m weiter die Jahreszahl 1774 auf der Seite der Nieschen, allerdings hier keine Niesche.
Arbeitshöhe?
Nr. 4 – Niveau Eleonore Stolln
Bilder: siehe weiter unten
Lage: Johanngeorgenstadt/Sachsen
Auffahrungszeit: 1809 - 1818 - siehe Text
Lagerstätte: Gangerzbergbau / matamorphe Phyllite
Abbauziel: Silbererz
zuständiges Bergamt: Bergamt Johanngeorgenstadt
Anzahl der Nischen: 3 (?)
Geometrie der Nischen:
Nische 1:
Beim direkten Draufblick muss man sie sich als Rechteck vorstellen.
obere Länge: 54cm
untere Länge: 55cm
beidseitige Höhe: 23cm
obere Tiefe: 21cm
untere Tiefe: 20cm
Breite des hinteren schmalen Abschlusses: 9cm
Hier kann man also nicht von einem hochgenauen Kunstwerk ausgehen, die Werte schwanken doch.
Zur Firste beträgt der Abstand 25cm.
Zur Sohle beträgt der Abstand 1,18m.
Die Nische befindet sich in Auffahrungsrichtung am linken Stoß, bis vor Ort sind's noch 3m.
Direkt vor der Nische befindet sich noch ein Freiberger Gedingezeichen. Weitere Anzeichen für Gesenke oder andere Merkmale sind im unmittelbaren Umfeld nicht vorhanden.
Die Strecke ist standfest, ohne weiteren Ausbau!
Die Maße der Nische 2 im Abbau Nähe alter Tagesschacht, tagesnaher Bereich:
obere Breite: 53cm
untere Breite: 53cm
beidseitige Höhe: 24cm
Tiefe: 27cm
Diese Nische ist schon etwas genauer gehauen, ist aber auch optisch anders, sie läuft hinten spitz zusammen - quasi wie ein Dreieck.
Die Höhe bis zur Firste beträgt 27cm.
Zur Sohle beträgt der Abstand 1,74m.
Rein visuell ist uns aber auch der ältere Sohlenabstand aufgefallen - der wäre nur 1,14m.
Es ist hier gut möglich, das die Wismut nachgerissen hat, denn nach 2m schlägt auf der selben Seite ein mittlerweile ausgelaufener Abbau in die Strecke durch. Diese Strecke wiederum diente als Kopfstrecke der ganzen Abbaufront.
Die Entfernung zum Schacht beträgt 12m, vom Schacht aus befindet sich diese Nische auf der rechten Seite im Hangenden.
Die Breite der Strecke beträgt 64cm.
Kurzbeschreibung der allgemeinen Situation:
Zitat Robi:
Sie befindet sich ein einem etwa 25m langen Querschlag. Der Stollen (standfestes Gebirge) hat einen Querschnitt von etwa 1m Breite und 1,3m Höhe. Die Nische befindet sich am linken Stoß - ca. 6m von vor Ort.
Zitat EnoM:
Vorgefunden wurden einige auf dem Niveau des alten Eleonore Stollns. Ich kann nur vom Niveau sprechen, da die Strecken, in denen die Nischen vorkommen, nur an den Eleonore Stolln angeschlossen sind. Bei der Vielzahl an Gruben im dortigen Revier braucht es noch eine Sisiphusarbeit, um eine klare UND zeitliche Abgrenzung erstellen zu können.
Konkret kann ich von einer Strecke mit Nische berichten, in der Jahrtafeln mit Lachterangaben vorhanden sind. Es handelt sich um den Zeitraum von 1809 bis 1818. ( Leider sind einige Tafeln nach 1818 nur schwerlich entzifferbar!)
Mir liegt ein Riss von März 1792 vor, in dem die Strecken dort noch nicht verzeichnet sind.
Dennoch erkennt man schon den weiteren Verlauf der Vortriebsarbeiten in diese Richtung.
Im Abgleich kann man sagen das dort etwa pro Jahr 2 Lachter aufgefahren wurden.
Ich spekuliere aufgrund der vielen Tafeln einfach mal, das dort straff hintereinander gearbeitet wurde, so das mit den damaligen Methoden jährlich die rund 2 Lachter erreicht wurden.
Eine weitere Nische ist in einiger Entfernung nahe eines Gesenkes in einem kurzen Suchstolln, fast am Stollnort, und zwar auf der rechten Seite. Es ist dort wahrlich eng, sozusagen Entengang.
Leider fehlts dort an Jahreszahlen, es häufen sich nur die Vortriebswinkel.
Das "Beste" zum Schluss: In einem Schacht, welcher im Erzgang aufgefahren wurde, fand ich in der "Kopfstrecke" genau so eine Niesche - aber nur quasi querschlägig in den Stoß hinein. Es ist also nur am Stoß als Dreieck zu sehn, geht aber dennoch locker 40cm in den Fels. Es handelt sich auch noch um das Hangende, was die Sache noch verzwickter macht - bekanntlicherweise neigt das Hangende ja zum Bröseln!!
Nun Vorkommen die sich vor allen in geometrischen Merkmalen abheben:
Nr. 10 - Eichbergstolln
Bilder: siehe weiter unten
Lage: Wickersdorf/Saalfeld/Thüringen
Auffahrungszeit: ??
Lagerstätte: Schiefrige Grauwacke/Quarzgänge
Abbauziel: wahrscheinlich Suchstolln auf Gold
zuständiges Bergamt: ??
Anzahl der Nischen: 2
Geometrie der Nischen: Sie sind bei weitem ungenauer und kleiner als die oben Beschriebenen. 1 x mit schräger Sohle, 1 x ohne.
Kurzbeschreibung:
Die Nischen befinden sich auf der unteren Sohle des Eichbergstolln nahe dem Schacht. Auf der Oberen Sohle sind einige Freiberger Gedinge zu finden. Bedingt angenehme Arbeitshöhe.
Nr. 11 Kamsdorfer Revier
Bilder: siehe weiter unten
Lage: Kamsdorf/Thüringen
Auffahrungszeit: zwischen 1750 und 1790
Lagerstätte: ??/Gangerzbergbau
Abbauziel: Suchstolln, geringe Mengen Kupfererz u.a.
zuständiges Bergamt: ??
Anzahl der Nischen: 5
Geometrie der Nischen:
Auch hier handelt es sich um kleinere Nischen. Alles BxHxT:
- 3 x 20cm x 6cm x 6cm - mit paralellen Flächen
1 x 20cm x 10cm x 10cm (sehr undeutlich) und
1 x 18cm x 17cm x 20cm - alle Flächen spitz zulaufend, also Pyramidenform.
Die Nischen befinden sich in einem Querschlag und einem Suchort mit (unbedeutenden) Gangstrukturen. Es befinden sich einige Gedinge une Markscheiderkreuze in der Nähe. Angenehme Arbeitshöhe.
Nr. 12 Wasserlauf in Zellerfeld
Bild: siehe weiter unten
Lage: Clausthal-Zellerfeld/Niedersachsen
Auffahrungszeit: ??
Lagerstätte: ??
Abbauziel: Wasserlauf
zuständiges Bergamt: ??
Anzahl der Nischen: ??
Geometrie der Nischen: Abmaße ?? die Form erinnert an ein Auflager, welches in das Liegende geschlagen ist, allerdings mit einer rel. großen "Auflagefläche"
Kurzbeschreibung: ??
Nr. 13 Stolln bei Bad Ems
Lage: Bad Ems/untere Lahn/Rheinland-Pfalz.
Auffahrungszeit: 17. bis 18.Jahrhundert, Mitte bis Ende des 19.Jahrhunderts nochmals erfolglose Untersuchungen
Lagerstätte: ??/Gangerzbergbau
Abbauziel: Versuchsstollen, in dem nach 50 Metern ein kleiner Erzgang angefahren wurde, der aber nur kurz verfolgt und abgebaut wurde.
Damals zuständiges Bergamt: Bergamt Diez/Bergamt Koblenz
Anzahl der Nischen: 1
Geometrie der Nischen: Die Nische hat eine ähnliche Form, wie jene aus Zellerfeld. Abmaße ??
Kurzbeschreibung: Der etwa 50 Meter lange Stollen ist komplett in Schlägel und Eisen aufgefahren und mündet in einem kleinen Erzgang, der über 5 m Länge ziemlich großräumig verfolgt wurde. Am Ende dieses Raumes befindet sich vermutlich ein kleiner versetzter Schacht, dahinter ist nochmal eine kurze geschossene Strecke, die wohl von den späteren Versuchsarbeiten stammt. Der Abbau ist etwa 3-4 Meter hoch und war im oberen Bereich über eine Bühne erschlossen, die Bühnenlöcher sind noch vorhanden. Darunter befindet sich die Nische, die man von der Form, dem Aussehen und der Sauberkeit, mit der sie geschlagen ist, deutlich von den gewöhnlichen Bühnenlöchern unterscheiden kann.
Die Nische befindet sich etwa 150 cm über der Sohle (auf der allerdings noch Abraum liegt) und 50 cm unter den normalen Bühnenlöchern.
Deutungsversuche:
A- Sie sind eine Abwandlung von Bühnlöcher für Ausbau.
Dafür: Hölzer hätten mit entsprechender Bearbeitung form- und kraftschlüssig eingebracht werden können.
Dagegen: Die Form und Größe ist sehr untypisch für Bühnlöcher. Bei den den Fundorten Nr.1,2,3,4,6 ist es absolut unwahrscheinlich das eine Art von Holz-, Stahl- oder Natursteinausbau geplant war, da dies bedingt durch die geologische Situation nicht nötig ist und es gibt keine weiteren Hinweise darauf (Holzreste, Gegenloch usw.) Siehe Bild Bühnlöcher für ausreichend von der typischen Form, wie sie die meisten von uns kennen. Siehe Bild: Bühnlöcher
B- Die Nischen waren Ablagen für Lampen, Werkzeug, Material usw.
Dafür spricht: Mit einem Eingekeilten Holzbrett hätte man etwas trocken lagern können.
Dagegen spricht: Es wurde kein Holz gefunden, die schräge Unterfläche macht es aber ohne dies unmöglich. Die Lage und Erscheinung - mal einzeln Nr. 3, 4, mal mehrere Nr. 1,2, sowie die enorme Größe sprechen auch dagegen. Siehe Bild: Lampennische/Ablagenische
C- Es handelt sich um eine Art Gesellenstücke.
Dafür spricht: Die Form deutet auf einen genormten Hohlraum hin.
Dagegen spricht: Es hätte Kosten verursacht, ohne Nutzen zu bringen, denn Erz wurde dadurch keins gewonnen. In Nr. (3?), 4. treten sie an Stellen auf, die rel. weit vom Zugang entfernt sind, während in Nr. 1,2 rel. viele, konzentriert vorhanden sind. Theoretisch müsste man auch in anderen Gruben jener Zeit solche Gesellenstücke finden.
D – Man versuchte mit verschiedenen Werkzeugen und/oder Schlägeltechniken herauszufinden, wie man am effektivsten arbeitet.
Dafür spricht: Im Gegensatz zum eigentlichen Vortrieb, wo die Gesteinshärte schlagartig schwanken kann, kann man bei einem definierten Hohlraum im bekannten Gestein besser abschätzen welche Technologie/Werkzeug am besten Funktioniert.
Dagegen spricht: Es ist trotzdem als Verschwendung von Zeit, Arbeitskraft anzusehen. Die Erfahrung der Arbeiter sollte solche Unternehmungen auch überflüssig machen.
E- Es handelt sich um eine Probenahme.
Dafür spricht: ??
Dagegen spricht: Bei keinem der mir persönlich bekannten Nischen (Nr. 1,2,3 usw.) wird eine Gangstruktur verfolgt.
F- Es wurde ein Einbruch geschaffen.
Dafür spricht: Ein Einbruch kann ähnlich aussehen.
Dagegen spricht: Bei keinem der mir persönlich bekannten Nischen (Nr. 1,2,3) wird eine Gangstruktur verfolgt. Mehrere Einbrüche direkt nebeneinander würden für eine Stollnauffahrung keinen Sinn ergeben. Einbrüche für die Vorrichtung von Schächten, Stolln oder eben Firstbaue, Stroßenbaue usw. haben im betroffenen Gangerzbergbau andere ganz typische Formen. Was Strebabbau, Scheibenabbau/Scheibenbruchbau betrifft kenne ich mich nicht aus, kommt aber eigentlich scheinbar sowieso nicht in Frage.
G- Man wollte eine Anlage (Radkammer, Schacht, Abbau) errichten.
Dafür spricht: Für größere Hohlräume wurde sicher an mehreren Orten zugleich begonnen und Einbrüche könnten es von der Form her theoretisch sein.
Dagegen spricht: Bei keinem Fall deuten äußere Umstande (Erzgang, geplante Kunstanlage usw. darauf hin)
H- Man brachte Hölzer für einen Wetterkanal in der Firste ein.
Dafür spricht:???
Dagegen spricht: Die betroffenen Stollen mussten wahrscheinlich nicht bewettert werden. Einzelne Nischen, bzw. 4 nacheinander folgende auf hundert Metern Stolln und stellen somit nicht das typische Muster von kontinuierlich eingebrachten Hölzern dar. Dünne Rundhölzer, sogar Halbschalen hätten dafür ausgereicht und hätten bei der sauber geschlägelten Oberfläche sogar ohne Bühnloch eingebracht werden können. Wenn man dies in der Nischenhöhe getan hätte (siehe Bilder), dann hätte man die teils herrlichen Stollnquerschnitte halbiert!
I- Man klemmte Hölzer quer in die Strecke und lagerte darauf etwas.
Dafür spricht: theoretisch möglich, theoretisch
Dagegen Spricht: Im Fall Nr. 1 ist die Stollnlänge gering und man wäre schnell übertage gewesen um etwas zu holen. Ausbauhölzer wurden auf absehbare Zeit keine benötigt und dementsprechend wären Hölzer weit vor dem möglichen, aber unwahrscheinlichen Gebrauchsdatum in die feuchte Grubenluft gekommen. Bei einzelnen Nischen wäre dies ebenfalls wieder sehr problematisch. Dünne Rundhölzer hätten dafür ausgereicht und hätten bei der sauber geschlägelten Oberfläche sogar ohne Bühnloch eingebracht werden können. Wenn man dies in der Nischenhöhe getan hätte (siehe Bilder), dann hätte man die teils herrlichen Stollnquerschnitte halbiert!
J- Es handelt sich um eine Vorbereitung für eine Förderanlage, Umlenkbäume, Gestängeaufnahme usw.
Dafür spricht: ??
Dagegen spricht: Hängebahnen und dergleichen gab es noch keine. Stahlseile eben so wenig.
Da keine Gesenke, Schächte, Kunstanlagen geplant, geschweige denn angefangen waren, besteht kein Grund etwas derartiges auf diese Art vorzubereiten.
K- Halbschräge Stempel waren darin verkeilt und hielten Tagwerk
Dafür spricht: theoretisch möglich, theoretisch
Dagegen spricht: Das Stollnprofil ist in den meisten Fällen gerade (im Gegensatz zu Kern´s Darstellung) und sehr stabil. Wasser fiel bei Nr. 1, 2 in keinen Fall so viel an, dass man Tragwerk mitten in den Stolln legte. Praktisch kommt bei Nr. 1,2 so viel Wasser das man mit Turnschuhen trockenen Fußes an den Nieschen vorbei fahren kann. Für ein durchgehendes Tragwerk hätte man auch im Mundlochbereich Nischen oder Bühnlöcher herstellen müssen. Als Beispiel 5m (Bereich der Nischen) von ~200m Stolln (Nr1.) sind 2,5% der Stollnlänge.
Siehe Bild: Tragwerk, für ein Tragwerk im Altbergbau, welches auch unverständlich hoch ist, aber eben mit normalen Kappen in normalen Bühnlöchern.
L- Es handelt sich um Probehauen zur Gedingeverhandlung.
Dafür:
- genormte Größe
- konnte vom Hauer unter (Steiger-)Aufsicht geschlagen werden, unabhängig vom Eintreffen des Geschworenen (deswegen ggf. nicht an der Ortsbrust)
- mit den Schrägen wurde das Gestein sozusagen in alle Richtungen bearbeitet
- die Nieschen treten nur?? in geschlägelten Strecken auf, weil das Anhauen zur Gedingeabnahme beim reinen Schießvortrieb ja nicht mehr nötig wären.
Dagegen:
- Zeitaufwand
- man hätte es ggf. auch an der Ortsbrust machen können/müssen
- bei Gangauffahrungen bringen die Arbeiten im Nebengestein ein verfälschtes Bild
Anmerkung: Bei den Fällen Gottes Geschik, Kamsdorf, befinden Sich Schießspuren in der Nähe - evtl. gemischter Vortrieb? Hohenstein, Johanstadt?
M- Es handelt sich um die Klärung einer Streitigkeit um das Gedinge bzw.
Über solche Sachverhalte sollte sich in den vorhandenen Akten eigentlich etwas finden lassen, ansonsten kann man diese Theorie auch verwerfen.
N - Markscheiderei
Dafür:
- Sie befinden sich meist im Umfeld von (Gedinge-) Zeichen (Nr. 1,3,4)
Dagegen:
Da in vielen Gruben aus der betroffenen Zeit vermessen wurde, wäre es wahrscheinlich woanders ebenfalls Fundorte oder zumindest Hinweise zu finden.
Keine (mir) bekannte Vermessungstechnologie braucht diese Nieschen zwingend.
Kennt jemand mehr von diesen Nischen? Wo, Ähnlichkeiten, besondere Hinweise, Namen von Grubenbesitzer, Steiger…. usw.?
Ich bedanke mich nochmal ausdrücklich für die Mitarbeit bei allen: Von Freiberg bis nach Dortmund und von Niedersachsen bis ins Rheinland!!!
Hungerlieb