Vor 50 Jahren

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Fahrsteiger
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Vor 50 Jahren

Beitrag von Fahrsteiger »

Die Rettung mit der Bombe
Feiern: Nach der glücklichen Rettung nach 120 Stunden im Stollen war die ganze Belegschaft nach Lauterberg im Harz eingeladen. Auch die Geretteten Anton Plihal (rechts) und Richard Kayl (links neben ihm) feierten mit. Foto:


Von Thomas Kopietz

Abterode. Eine Methangasexplosion in 1000 Meter Tiefe erschüttert am 18. November 2007 die Sasjadka-Mine im Donezk-Becken (Ukraine), 80 Bergleute sterben. Auf den Tag genau 50 Jahre zuvor haben zwei Bergleute in der Grube Gustav bei Abterode mehr Glück: Richard Kayl (49) und Anton Plihal (23) werden nach sechs Tagen mit Hilfe einer gebauten Rettungsröhre lebend aus 80 Meter Tiefe geholt.

Die Angehörigen, die Helfer, aber auch die Menschen in ganz Deutschland, die von den Medien laufend informiert werden, atmen auf. Sie alle haben um das Leben von Kayl und Plihal gezittert, gehofft, dass die 30 Helfer die schwierige Aufgabe lösen können.

Das gelingt nach sechs Tagen und fünf Nächten: Zunächst lässt sich der Betriebsführer Steiger Meier mit der Rettungsbombe, die als Vorstufe gilt für später wie in Lengede eingesetzte ähnliche Geräte, zu den Hauern hinab, deren Gesundheitszustand verhältnismäßig gut ist. Der Hauer Kayl und der Lehrling Plyhal werden um 6.45 Uhr nach oben geholt. Es ist geschafft! Die "Kasseler Post" findet die treffende Überschrift: "30 Männer besiegen den Berg".

In der Tat: Es ist ein Kampf gegen den Berg, der zwei Arbeiter 121 Stunden in seinem stickigen, feuchten Bauch in der Umklammerung hält. Am 13. November 1957 kommen der Hauer Richard Kayl und der Lehrhauer Anton Plihal, nicht zum Frühstück. Heinz Neuenfeldt, damals 26, erinnerte sich: "Wir waren im Frühstücksraum, und die beiden kamen nicht." Die Suche beginnt und ist kurz: Auf der zweiten Sohle des Baryt-Bergwerks wird ein "Bruch" bemerkt, wie es in der Bergwerk-Sprache heißt. Große Gesteinsstücke sind herunter gefallen, haben die beiden Bergleute eingeschlossen.

Die Brocken erlauben eine Rufverbindung und Luftzirkulation, aber das Gestein kann nicht abtransportiert werden, das wäre zu gefährlich.


Also muss ein Rettungsloch mit entsprechendem Durchmesser gebohrt werden. Aus dem Ruhrgebiet wird eine Großlochbohrmaschine angefordert. Noch bevor sie eintrifft, kommt von der Bubiag-Braunkohle-Zeche am Meißner kleineres Bohrgerät. In der ersten Nacht beginnt die Bohrung des nur 76 Millimeter messenden Loches.

Schnell können so die Männer in ihrem drei Meter hohen, zwei Meter breiten und fünf Meter langen Schacht mittels Eisenröhre und Drahtseil durch das Loch mit Lebensmitteln, Getränke, Medikamenten und Kleidung versorgt werden. Am nächsten Tag ist die Großlochbohrmaschine da. Der Bohrkopf frisst sich durch 28 Meter Gestein. Das geht nicht reibungslos, es gibt Pannen, aber der 16-Zentimeter- Meißel erreicht sein Ziel nach 29,5 Meter. Es folgt eine zweite Bohrung: Durchmesser 27,3 Zentimeter. Sie ist am 16. November am Ziel. Kayl und Pluhal erhalten Nahrung und Medikamente - Beruhigungsmittel. Schließlich frisst sich der 40-Zentimeter-Meißel durch den Berg: am 18. November um 1.15 Uhr. Über Tage wird fieberhaft gearbeitet: Arbeiter bauen in der Werkstatt ein eisernes Luftrohr in einen Rettungsschlitten um. Der ist 1,5 Meter lang. Stahlseile werden in die Ösen geklinkt, dann geht die segensreiche Bombe auf die Reise in die Tiefe, zunächst ohne Helfer, dann mit dem Steiger Meier, der den Männern hilft. Sie werden nach oben gezogen. Aufatmen und Jubel um eine große Rettungsleistung.

Richard Kayl und Anton Plihal dürfen danach 14 Tage Urlaub im Harz machen - einem Bergbaurevier. Nach den zwei Wochen fahren sie wieder ein, in ihre Grube Gustav im Höllental, die ihnen sechs Tage im Leben zur Hölle machte.
Glück Auf
Horst
Dem Bergbau verschworen. Im Bergbau geschafft. Zum Bergmann erkoren mit stählerner Kraft.
Karlheinz_Rabas
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Re: Vor 50 Jahren

Beitrag von Karlheinz_Rabas »

Die Leute von der Grube Gustav bezeichnen ihr Rettungsgerät immer als Vorläufer der Dahlbusch-Bombe. Diese Information ist falsch!
Die Dahlbuschbombe wurde im Mai 1955 auf der Zeche Dahlbusch entwickelt und mit ihr drei Bergleute gerettet.

Karlheinz Rabas
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Michael Kitzig (†)
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Re: Vor 50 Jahren

Beitrag von Michael Kitzig (†) »

der artikel stand heute hier in er zeitung...
es zeigt sich einmal mehr, dass etwas gedrucktes - in diesem fall ein alter prospekt - eifach nicht totzukriegen ist...

ICH habe niemals behauptet, dass der aus einer wetterlutte notfallmässig konstruierte apparat etwas mit dahlbusch oder lengede oder sonstwo zu tun gehabt hat.

im gegensatz zu all diesen ereignissen handelte es sich bei der gustav um eine HORIZONTALBOHRUNG und somit um völlig andere bedingungen!
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Fahrsteiger
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Re: Vor 50 Jahren

Beitrag von Fahrsteiger »

Michael, ich hoffe du bist mir nicht böse!
Glück Auf
Horst
Untertage zu Hause
Der Bergwerksforscher, Mineraloge, Fotograf Michael Kitzig
Mittwoch, 31. Januar 2007, 20:45 Uhr
Bergwerksforscher Michael Kitzig im Besucherbergwerk Grube GustavDer Schacht ist arg eng, es ist kalt, feucht, dunkel. Und Michael Kitzig ist glücklich! Tagsüber Arzt, abends und am Wochenende, nein eigentlich in jeder freien Minute schlägt sein Herz für die Welt der Bergleute.


Wenn der 47- jährige Mann aus dem Werra-Meißner-Kreis im Besucherbergwerk Grube Gustav eine Lampe anknipsen will, dann muss er sich eben in Kriechposition begeben. Das macht ihm auch noch Spaß. Denn die Bergleute, so weiß Kitzig, haben sich früher mindestens ebenso mühsam ihren Weg durch das tonnenschwere Gestein bahnen müssen.
Kitzig ist kein Abenteurer. Er kennt die Schächte des alten Erzbergwerks am Meißner haargenau, hat die Wege auf Plänen im Archiv studiert und sie dann, Meter für Meter selbst erforscht.



Das Besucherbergwerk Grube Gustav ist regulär vom 15.3.-31.10.07 geöffnet.
Immer Di-So von 13-16 Uhr
Momentan werden Führungen nach Vereinbarung angeboten
Kontakt: 05657/7500



Stößt er bei seinen Touren auf altes Gerät des Bergmanns, so freut er sich über die Spur und hält sie fest: eigens für die Welt untertage hat er sich ein ausgeklügeltes Blitzsystem ausgedacht, mit dem er wunderschöne Fotos macht. Nicht nur von der Grube Gustav- seit 25 Jahren dokumentiert der Forscher den stillgelegten Altbergbau überall unter Deutschland. In seiner Wohnung stapeln sich Diakästen, fein beschriftet, mit den beeindruckendsten Fotos unterirdischer Welten. Die Motive und seine Erläuterungen dazu belegen: Kitzig ist neben Bergwerksforscher und Fotograf auch noch Mineraloge. „Blüht“ ein Stollen Türkis, liegt das am Kupfermineral, das auskristallisiert, „blüht“ er rosa, ist Kobaltarsenit dafür verantwortlich.


Bergwerksforscher und Fotograf: Michael Kitzig im Besucherbergwerk Grube GustavEin stillgelegtes Bergwerk ist für Michael Kitzig vom selben Wert wie eine Kathedrale. Ein technisches Kulturdenkmal, das man erhalten und, da wo es vertretbar ist, für Besucher öffnen muss.
Das ist sicher der Grund, warum er sich neben seiner Forschungstätigkeit auch noch im Besucherbergwerk engagiert, Führungen leitet, sein Wissen weitergibt: damit die Geschichte der Bergleute nicht in Vergessenheit gerät.

(Autorin: Heidi Sieker)
Dateianhänge
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Fahrsteiger
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Re: Vor 50 Jahren

Beitrag von Fahrsteiger »

Schau über Unglücke im Bergbau

Hoyerswerda. In der Energiefabrik Knappenrode ist heute die Sonderausstellung „Von Feuer, Wasser & bösen Wettern“ zu sehen. Sie thematisiert „die dunkle Seite des Bergbaus“ mit tragischen Unglücken, menschlichen Schicksalen, aber auch glücklichen Rettungen.

Zusammengetragen wurde eine Vielzahl von Gerätschaften, die den Bergmann vor Gefahren warnten oder schützten. So sind „Gruben-Käfige“ zu sehen, in dem ein Kanarienvogel anzeigte, ob der Sauerstoff unter Tage knapp wurde. Gezeigt wird auch eine „Dahlbuschbombe“. Mit diesem 2,5 Meter langen Zylinder mit 40 Zentimetern Durchmesser wurden 1963 die elf verschütteten Bergleute von Lengede durch ein Bohrloch gerettet.

Ein Blick in die Akten der Bergämter zeigt, dass allein im Lausitzer Braunkohlenrevier seit 1849 fast 1000 Menschen ihr Leben verloren haben. (ddp)

saechsisches-industriemuseum.de

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