Metallgewinnung am Rammelsberg geglückt

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Bergmichel
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Metallgewinnung am Rammelsberg geglückt

Beitrag von Bergmichel »

Hallo,

letzten Freitag haben wir als Arbeitsgruppe im Rammelsberger Förderverein den Versuch gestartet, in einem altertümlichen Rennofen Blei aus Bleischlacke zu gewinnen.

DER VERSUCH IST GEGLÜCKT!!!

Zum Hintergrund: In der Ersten Sommerhälfte haben wir für den Welterbetag 2007 am Rammelsberg einen Rennofen aus Lehm gebaut. Hierzu haben wir einen professionellen Ofenbauer zu Rate gezogen. Als besonders gut hat sich die Holzkohle der Harzköhlerei Stemberghaus herausgestellt. Auch für das Schmelzen hatten wir Hilfe: Ein Mitarbeiter der ehemaligen Bleihütte Oker hat sich dazu bereit erklärt. Der Ofen kann mehrmals verwendet werden, jedoch ist er nicht unendlich lange nutzbar, da die Schlacke im Inneren festbrennt.

Der Ablauf sah wie folgt aus:
Erst wird die Holzkohle durchgeglüht und in den Ofen gefüllt. Dann startet man das Gebläse (früher wahrscheinlich Blasebalge) und wartet, bis die Kohle auf Temperatur ist. Dann wird das Abstichloch mit Lehm verschlossen. Kann man die Gase, die aus dem Ofen steigen entzünden, kann die erste Bleischlacke zugeführt werden. Dann wird der Ofen bis oben hin abwechselnd mit Kohle- und Bleischichten gefüllt. Nach einer bestimmten Zeit wird der Lehmpfropfen entfernt und das Blei tritt aus dem Ofen aus
Insgesamt hatten wir drei Abstiche (korrigiert mich, wenn es mehr waren – ich habe auf den „Grill-Abstich“ gewartet. Der Ofen kommt demnächst in den Ausstellungsbereich des Rammelsberger Berbaumuseums, jedoch ist er innen dermassen ausgebrannt worden, dass ein weiterer Einsatz wohl nicht ohne Schäden am Ofen geschehen wird.


Glückauf
Michael
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Schlacke
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Re: Metallgewinnung am Rammelsberg geglückt

Beitrag von Schlacke »

Hallo,

bereits am 5. u. 6. Nov. 1994 wurden auf dem Gelände des Rammelsbergmuseums in Goslar eine Bleiverhüttung im Experiment durchgeführt. Ausgangsmaterial waren aber keine Bleischlacken sondern abgeröstete Bleierze die mit Holzkohle aus Thüringen sowie Walzenzunder und Quarzsand als Zuschlagstoffe eingesetzt wurden.
Quelle: Eichhorn, P.: Historische Bleiverhüttung im Experiment. in: Der Anschnitt, Jg. 47, H. 1/2, S. 70-72, Bochum: 1995

In diesem Zusammenhang sei zusätzlich auf folgende Veröffentlichung aus der Reihe "Montanregion Harz" hingewiesen:
Bartels, C.; Fessner, M.; Klappauf, L.; Linke, F.: Kupfer, Blei und Silber aus dem Goslarer Rammelsberg von den Anfängen bis 1620 - Die Entwicklung des Hüttenwesens von den frühmittelalterlichen Schmelzplätzen im Wald bis zur Metallerzeugung in großem Maßstab am Beginn des 17. Jahrhunderts nach archäologischen und schriftlichen Quellen.
Deutsches Bergbau-Museum Bochum: 2007, ISBN 978-3-937203-29-4, Veröffentlichungen des DBM, Nr. 151, 488 S.
Info: http://www.vfkk.de

Glückauf!

Schlacke
...die unterirdischen Grubengebäude in ihre Schreibstube bringen...
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(H. Dettmer, 2014)
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StefanD
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Re: Metallgewinnung am Rammelsberg geglückt

Beitrag von StefanD »

Vielleicht sollte man noch erwähnen, daß wir den Schmelzversuch wieder unter Federführung der Herren Eichhorn und Kammer durchgeführt haben. Insofern ist die Literatur zu dem Thema bekannt und bei uns verfügbar. Fragen zum Thema werden gerne beantwortet.

Bei diesem Schmelzversuch ging es uns darum, die Haltbarkeit des Ofens unter reproduzierbaren Bedingungen zu erproben. Dazu hatten wir den Ofen von einem im Umgang mit Ton erfahrenen Mann aufbauen lassen und ihm eine etwas idealisierte Form gegeben. Tatsächlich hat der Ofen auch zwei Reisen ausgehalten. Jetzt ist aber die Wandung oberhalb der Rast so dünn und rissig geworden, daß wir keine weitere Befeuerung mehr unternehmen werden. Außerdem haben wir die Ofenreisen für das Museum filmisch dokumentiert.

Geröstetes Erz haben wir nicht genommen, da das Abrösten im Holzkohlebett doch mit recht heftiger Umweltsauerei verbunden gewesen wäre.

Glückauf
Stefan
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