Verhängnisvolle Illusion - der Steinbruchsee in Brilon

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alterbergbau.de

Verhängnisvolle Illusion - der Steinbruchsee in Brilon

Beitrag von alterbergbau.de »

18.09.2007 / Lokalausgabe /

Von Bernd Sangermann und Rudi Pistilli Brilon. Ob Sorpe-, Möhne-, Henne- oder Bigge-Talsperre - Sporttaucher lieben Südwestfalen. Der abwechslungsreichen Reviere wegen. Der Steinbruchsee in Brilon-Messinghausen galt gar als Geheimtipp. Nun gerät er in die Schlagzeilen, weil die Zahl der Todesfälle stetig steigt. Der türkis-blaue "See im Berg" hat viele Namen: "Lange Reihe" heißt er offiziell, die Messinghausener nennen ihren "vollgelaufenen Kalk-Steinbruch" einfach nur "den Blauen". Wie auch immer, der See ist selbst für Sauerländer nur schwer zu finden. Er ist mit mehr als 40 Metern Tiefe tiefer und kälter als die meisten Seen in der Nachbarschaft. Spektakuläre Steilwände und ein zehn Meter langes Rohr in 20 Metern Tiefe locken Taucher in den Sommermonaten in "den Kessel". Für zehn Euro können sie sogar einen versenkten Bus bestaunen. Der Bergsee - eine Idylle, durchbrochen von vier Toten in acht Jahren. An die zahlreichen glimpflich ausgegangenen Unglücksfälle an ihrem See haben sich die Messinghausener fast schon gewöhnt, aber zwei tote Hobbytaucherinnen innerhalb von nur zwei Monaten sorgen auch bei den 871 Einwohnern für Gesprächsstoff. "Jedes Jahr ein Toter", fasst Ortsvorsteherin Hildegard Hillebrand die Ereignisse der letzten drei Jahre zusammen. "Tauchen scheint ein gefährlicher Sport zu sein." Von einem Tauchverbot hält sie dennoch nicht viel. Die Polizei in Meschede teilte gestern nach der Obduktion mit, dass beide Frauen ertrunken sind. Sowohl die 41-Jährige aus Düsseldorf als auch die 40 Jahre alte Hobbytaucherin aus Algermissen (Niedersachsen), die vor zwei Monaten tödlich verunglückte, seien anscheinend zu schnell aufgetaucht. Dass der Bergsee seine Tücken hat, darauf weist sogar der Betreiber, die Bielefelder Firma Subadventures (Inhaber Oliver Hecht), im Internet hin. Vor allem die Brüchigkeit der Gesteinsformation sollte beachtet, mit Steinschlag müsse gerechnet werden. Eine Mitarbeiterin der Subadventures-"Tauchbasis" aus Darmstadt berichtet von "ausrüstungstechnischen Problemen, die es bei dem jüngsten Todesfall gegeben hat". Die Betreuer vor Ort hätten nach Vorschrift gehandelt. Nichts sei eben ohne Risiko. Harald Greven aus Holzwickede ist Tauchlehrer. Mit seinem Tauchclub Napoleon war er bereits mehrmals im Messinghausener See. Die Vermutung, dass die Unglücke mit einem Stollen zu tun haben, durch den das Regenwasser abfließen soll, katapultiert er verbal ins Reich der Spekulationen. "Die meisten Tauchunfälle", so Greven, "passieren schlicht durch Selbstüberschätzung. Jemand hat irgendwie ein Brevet (Tauchschein) gemacht und meint, er sei ein guter Taucher." Er fordert amtliche Dokumente, die belegen, wie fit man tatsächlich ist. Bisher hätten Tauchscheine eher Empfehlungscharakter. "Vor allem Ausbilder in Ägypten verschenken gegen Bares Brevets. Die geben zwei, drei Stunden Unterricht und vermitteln ihren Schülern die Illusion, sie könnten auch Tiefen wie die des Bergsees meistern . . ." Michael Wagener (49) ist ausgebildeter Tauchlehrer der Tauchsportgruppe Olsberg. Seit mehr als zehn Jahren bringt er Anfängern das Einmaleins dieser Sportart bei. Natürlich kennt er den See bei Messinghausen. Er ist dort schon oft in die Unterwasserwelt eingetaucht. "In den letzten Jahren aber immer seltener", so der 49-Jährige. Er zieht speziell bei Anfängerschulungen Gewässer vor, die nicht so tief sind, und wo im Notfall eine DLRG-Rettungsstation vor Ort ist. Der Steinbruchsee mit seinen 40 Metern Tiefe habe durchaus seine Reize, berge aber gerade für Anfänger Gefahren. "Es liegt in der Natur der Sache, dass es die Taucher bis zum Grund zieht. Doch nicht jeder bringt dafür die Voraussetzungen mit." Für Tiefen ab 20 Metern empfiehlt er eine zusätzliche Ausbildung. "Wer beim Auftauchen die verschiedenen Auftauchstufen missachtet, bekommt ein massives Problem." Wer eine Ausbildung im Urlaub am Meer gemacht hat, dem empfiehlt Michael Wagener noch eine zusätzliche Ausbildung in heimischen Gewässern. "Hier gibt es ganz andere Risiken als z.B. in Ägypten. Während man dort auch noch in größeren Tiefen beste Sichtverhältnisse hat, sieht man in unseren Seen oft schon nach einem Meter Tiefe die Hand vor Augen nicht mehr." Der Steinbruchsee in Brilon-Messinghausen.
quelle: Westfalenpost.de

Was meinen die für eine Röhre / bzw. Stollen weiss jemand mehr?
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Rudolf
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Re: Verhängnisvolle Illusion - der Steinbruchsee in Brilon

Beitrag von Rudolf »

Möglicherweise stammen die Röhren von alten Kalköfen, die es in der Gegend an verschiedenen stellen gab und für die Taucher einfach ins Wasser geworfen wurden.
Spart Rohstoffe, Bergbau ist - leider immer noch - Blut und Schweiß !
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Waldschrat
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Re: Verhängnisvolle Illusion - der Steinbruchsee in Brilon

Beitrag von Waldschrat »

Der Veranstalter hat das da reingeworfen. Schaust du hier, was noch alles drinliegt: http://www.submariner-da.de/messinghausen/see/karte.htm
Vorwärts, abwärts! (ASP)
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