Wismut fährt wieder neuen Stolln auf !

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Petra_S.
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Wismut fährt wieder neuen Stolln auf !

Beitrag von Petra_S. »

Folgendes konnte man am Montag, 02. April 2007 in der Freien Presse (Marienberger Ausgabe) auf Seite 3 lesen:


Ende einer Ära: Wismut fährt den letzten Stollen auf
Drei Jahre sind für das 15-Millionen-Projekt in 120 Meter Tiefe geplant – 2,9 Kilometer langer Gang soll die problematische Entwässerung im Freitaler Revier sichern
Von Gabi Thieme
Freital/Chemnitz. 1990 stellte die Wismut die Uranerzförderung und damit den Vortrieb von Stollen und Schächten in den Tiefen der Erde ein. Nur im Rahmen der Sanierung erschließt sie seither noch kleinere Grubenbaue. Morgen holt die bundeseigene Firma gewissermaßen zu einer Kehrtwende aus: In Freital wird in 120 Meter Tiefe mit dem Bau des wahrscheinlich letzten Stollens in der Geschichte des Bergbauunternehmens begonnen.
Name, Länge und Verlauf stehen längst fest: Der „Wismut-Stolln“ wird 2,9 Kilometer lang sein, die Stadt Freital, die Weißeritz und eine ICE-Strecke unterqueren. 20 Kumpel sollen ihn im Drei-Schicht-Betrieb in den nächsten drei Jahren auffahren – konventionell durch Bohren und Sprengen. 40.000 Kubikmeter Gestein sind aus der Tiefe zu holen, um den im Querschnitt zehn Quadratmeter großen Gang anzulegen. Er wird nach der Fertigstellung aber nicht Bergleuten, sondern dem Wasser den Weg weisen: dem Flutungswasser der Grube Gittersee. Denn das bereitet den Sanierern seit 2003 mächtig Ärger.
Förderung in der DDR eingestellt
Am 23. Juni 1989 war die letzte uranhaltige Kohle aus Gittersee zutage gefördert worden. 1995 begann man, die Grube kontrolliert zu fluten. Man pumpte das ständig einlaufende Oberflächenwasser nicht mehr ab, sondern ließ die Hohlräume voll laufen. Ein Verfahren, das überall bei der Verwahrung ausgedienter Gruben angewandt wird, auch im Erzgebirge. „Ziel war, den natürlichen Grundwasserstand von 180 Metern über NN wieder herzustellen“, sagte Steffen Kurz, Leiter der Niederlassung Königstein, zu der auch Freital-Gittersee gehört. Das Wasser sollte danach auf natürlichem Weg in die Weißeritz fließen beziehungsweise über längst verwahrte Gruben aus der Zeit des Altbergbaus in den Erbstolln und über den in die Elbe gelangen.
240 Meter unter Meeresspiegelniveau begann die Flutung. Im Juni 2003 waren die avisierten 180 Meter erreicht. Der Pegel blieb sechs Wochen stabil. Die Flutung schien abgeschlossen, glaubte man in Freital. „Doch dann sank der Pegel plötzlich und niemand wusste, wohin das Wasser entwich“, beschrieb damals Wismut-Sprecher Frank Wolf die Lage. In Grubenbaue, die im Verlauf von 450 Jahren in dieser Gegend auf 24 Quadratkilometer Fläche angelegt worden waren? In alten Risskarten waren sie zum Teil gar nicht verzeichnet.
Gärten glichen Reisfeldern
Die Unsicherheit war von kurzer Dauer. Denn als in Freital-Potschappel plötzlich Gärten unter Wasser standen, ja sogar ein Kindergarten nasse Wiesen und Sandkästen meldete, wussten die Wismut-Sanierer, dass man dem Wasser nicht immer seinen Weg vorschreiben kann.
Sie senkten den Pegel um 20 Meter und pumpen seither täglich 2400 Kubikmeter Wasser ab. Ein weiterer Flutungsversuch im Jahr 2005 scheiterte. Eine nachhaltige Lösung musste gefunden werden. Die Bergleute brauchten dazu nichts neu erfinden. Sie orientierten sich vielmehr an ihren Vorfahren. Die hatten bereits 1817 beschlossen, einen sechs Kilometer langen Stollen bis an die Elbe aufzufahren, um das Wasser aus den von ihnen bewirtschafteten Revieren fern zu halten. Ab 1836 war dieser „Tiefe Erbstolln“ fertig. Er funktioniert bis heute. An ihn wollen die Freiberger Kumpel ihren „Wismut-Stolln“ gewisssermaßen andocken. Deshalb auch die an die historische Schreibweise angelehnte Bezeichnung „Wismut-Stolln“. Aufbereitet werden müsse das vor allem mit Eisen belastete Wasser dann nicht mehr. Es reinige sich auf seinem kilometerlangen Weg durch die Stollen sozusagen selbst, beschreibt Wolf einen Vorteil. Aufwändige Wasseraufbereitungsanlagen wie an anderen Sanierungsstandorten entfallen.
Auf Hindernisse gefasst
15,2 Millionen Euro sind für das untertägige Bauwerk eingeplant. „Aber nach der Hacke ist es dunkel. Man weiß nie, auf welche Überraschungen man im Berg trifft“, macht Sprecher Wolf auf eine Unsicherheit aufmerksam. Das Geld kommt aus dem Gesamtetat des Bundes von 6,2 Milliarden für die Wismutsanierung, die seit 1991 läuft.
Andere Lösungen würden langfristig teurer, begründet das Unternehmen den Aufwand, der auch mit vielen Genehmigungsverfahren einher ging. Von einem Jahrhundertprojekt will man nicht sprechen, „aber mehr als 100 Jahre muss der schon halten“, gibt sich Niederlassungsleiter Kurz zuversichtlich. Beim Start morgen ist auch Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) dabei.

STICHWORT „Wismut in Gittersee“
1947 begannen sowjetische Geologen, zwischen Dresden und Freital nach Uran zu suchen. In den 1950er Jahren wurde uranerzhaltige Steinkohle gewonnen. In den 1960er Jahren zog sich die SDAG-Wismut vorübergehend aus Freital zurück. 1968 übernahm sie die Schachtanlagen wieder und förderte bis Sommer 1989 weiter uranhaltige Kohle. Ab Mitte der 1970er Jahre waren in Freital im Durchschnitt 1000 Menschen in Lohn und Brot. 1989 waren es exakt 968. An der Gesamtbilanz der Wismut waren die Freitaler Erträge aus heutiger Sicht unerheblich. Seit 17 Jahren wird der Standort saniert. Der „Wismut-Stolln“ ist laut Geschäftsführer Michael Lersow die letzte bergmännische Herausforderung für das Unternehmen insgesamt. (GT)
Glück Auf!
Petra

** Der Schacht im Wasser schnell ersäuft, wenn Schnaps nur durch die Kehle läuft. **
Kleinerhungerlieb(†)
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Beitrag von Kleinerhungerlieb(†) »

Glück Auf,
ich hätte mal eine Frage ob ich folgendes richtig verstanden habe:
Die Flutung begann bei 240m unter NN, als die 180m über NN erreicht waren kam es zum Wasseraustritt, jetzt soll ein Stolln in 120m Tiefe getrieben werden
Wie hoch über NN ist dort die Rasenkante? Mich würde nähmlich interesieren wie viel wieder abgepumpt werden muss und ob dies technisch ohne große Probleme möglich ist.
Schwerter zu Klappspaten!
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markscheider
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Beitrag von markscheider »

Es ist kein Stolln, sondern nur ein Flügel des Tiefen Elbstollns. Es wird zunächst eine Wendel bis aufs Niveau gefahren, danach Vortrieb nach Ost in Richtung Gittersee und West zum Elbstolln. Die Wässer fließen dann über den sog. WISMUT-Stolln dem Elbstolln in Zauckerode zu und dann im Elbstolln zur Elbe. Dessen Mundloch liegt hier:

51° 3'46.22"N
13°40'57.73"E

Es muß nichts abgepumpt werden.
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