Industrielandschaften - verschollen und wieder entdeckt

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kapl
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Industrielandschaften - verschollen und wieder entdeckt

Beitrag von kapl »

2. bis zum 30. Juli 2006

Ausstellung: Friedrich G. Einhoff
Ein Maler aus dem Ruhrgebiet. Industrielandschaften - verschollen und wieder entdeckt

Friedrich G. Einhoff wurde 1901 im Kreis Celle geboren. Durch die Versetzung seines Vaters kam er als Vierjähriger nach Gelsenkirchen. Besonders die charakteristische Industrielandschaft des Reviers prägte und beeindruckte den Heranwachsenden nachhaltig. Nachdem er seine Ausbildung zum Maler und Graphiker an der Kunstgewerbeschule in Gelsenkirchen absolviert hatte, malte und zeichnete er, was ihn täglich umgab - das Ruhrgebiet mit seinen Zechen, Fördergerüsten und Werksanlagen. So entstand ein eindrucksvolles künstlerisches Panorama dieser Region in den 1920er Jahren.
Während des 2. Weltkriegs lagerte der Maler sein gesamtes Werk zum Schutz vor den Bombenangriffen bei Freunden in Magdeburg ein. Als diese später in den Westen flüchteten, konfiszierten die DDR-Behörden deren gesamtes Eigentum darunter das Werk Einhoffs. Alle Versuche des Künstlers, dieses Frühwerk wieder zu erlangen, scheiterten. Damit waren Einhoffs Arbeiten den Blicken der Öffentlichkeit entzogen. Erst nach der Wende 1989 konnte der Sohn des Künstlers das Werk mit zahlreichen Zeichnungen sowie Aquarellen und Ölgemälden wieder erlangen. Für Einhoff selbst kam dieses Ereignis allerdings zu spät. Der Maler war bereits 1988 verstorben und hatte seine eigenen Arbeiten seit 1944 nicht mehr betrachten können.

Vom 2. bis zum 30. Juli 2006 findet nunmehr die zweite größere Ausstellung mit Einhoffs Industriemotiven im Ruhrgebiet statt. Es werden darin Gemälde gezeigt, die die Öffentlichkeit noch nie zu Gesicht bekommen hat. Mit dieser Ausstellung in der Halle 8 der Zeche Zollverein Schacht XII kehren die Werke Einhoffs sozusagen "wieder nach Hause zurück", in die Atmosphäre, die er 1920 als Praktikant in einer Zeche erlebte.
Kunsthistorisch ist das OEuvre des Malers dem Expressiven Expressionismus zuzuordnen. Die Künstler in der Nachfolge der Expressionisten haben sich nicht einem einheitlichen Stil, sondern einer Vielfalt von Stilrichtungen unter Einbeziehung des Kubismus und der Abstraktion verschrieben. Wegen der Benachteiligung in ihrer Karriere insbesondere durch das Kulturdiktat der Nationalsozialisten und den 2. Weltkrieg werden diese Künstler auch unter dem Begriff "Verschollene Generation" zusammengefasst. Einhoff erinnert "in den Mitteln an Kokoschka" und "ist in den Farben und Mitteln zu großer Selbständigkeit gelangt." (Das Junge Frankfurt, 25. Februar 1933)
"Das Erste, was einem an Einhoff auffällt, ist, dass diesem Mann eine Fülle der Gesichte bedrängt, die er, besessen und getrieben, im ungebändigten Schaffensdrang gestaltet, sich von der Seele schreibt." (Die Deutsche Tageszeitung, 16. Juni 1928)

Ort:
ehemaliges Hochdruckkompressorenhaus, Halle 8,
Weltkulturerbe Zollverein Schacht XII
Gelsenkirchener Str. 181, Essen
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