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darkjedi
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Beitrag von darkjedi »

BildBERLIN (Dow Jones-VWD)--Die 40.000 Beschäftigten des deutschen Steinkohlebergbaus in Nordrhein-Westfalen und im Saarland bleiben von den mit der Hartz IV-Reform verbundenen Einschnitten beim Arbeitslosengeld II auf lange Zeit weitgehend verschont. Das berichtet die "Berliner Zeitung" in ihrer Dinestagausgabe. Danach hat die Bundesregierung im Rahmen der Verhandlungen zur Bergbaufinanzierung verbindlich zugesagt, die bis zum Jahr 2012 geplante Halbierung der Bergbau-Arbeitsplätze mit öffentlichen Mitteln zu flankieren.

In diese Absprache eingebunden sind die Kohleländer Nordrhein-Westfalen und Saarland, wo im September jeweils Landtagswahlen anstehen. Aus Sicht der Gewerkschaft IGBCE ist mit der Zusage gewährleistet, dass bis 2012 offiziell kein Bergmann in die Arbeitslosigkeit entlassen werden muss. Der Abbau der 20.000 Stellen wird laut IGBCE stattdessen über bergbautypische Vorruhestandsregelungen gesteuert. Danach scheiden Bergleute, die mindestens 25 Jahre unter Tage gearbeitet haben, bereits mit dem 50. Lebensjahr aus dem Erwerbsleben aus. Die Altersgrenze für das über Tage eingesetzte Personal liegt bei 55 Jahren.

Der Zeitraum bis zum Erreichen des normalen Renteneintrittsalters wird fünf Jahre lang durch das so genannte Anpassungsgeld überbrückt. Dieses Anpassungsgeld wird zu zwei Dritteln vom Bund aufgebracht, den Rest tragen die Kohleländer. Für die ehemaligen Unter-Tage-Beschäftigten tritt die Bundesknappschaft über weitere fünf Jahre mit ihren Ausgleichsleistungen ein. Im vergangenen Jahr lagen die Aufwendungen der öffentlichen Haushalte für das Anpassungsgeld bei 180 Mio EUR.

Darüber hinaus gewährte die Knappschaft, die selbst auf Bundeszuschüsse in Milliardenhöhe angewiesen ist, Ausgleichsleistungen in Höhe von 136,2 Mio EUR. Damit schlug die Finanzierung der bergbautypischen Altersregelung 2003 mit einem Aufwand von insgesamt 316,2 Mio EUR zu Buche.

Von einer Bevorzugung der Bergleute bei der Alterssicherung will der Steinkohlebergbau dennoch nichts wissen: Zum einen sei die Entwicklung der Stundenlöhne im Vergleich zu anderen Branchen seit geraumer Zeit stark rückläufig, zudem hätten die Bergleute durch Freischichten über Jahre hinweg erhebliche Lohneinbußen hinnehmen müssen, heißt es im RAG-Konzern. Damit kämen die Bergarbeiter aktuell auf einen durchschnittlichen Monatslohn von nur noch 1.800 EUR brutto. Entsprechend gravierend fielen die Abstriche bei der Berechnung der jeweiligen Rentenansprüche aus.
Dow Jones Newswires/11/24.8.2004/hab

24.08.2004, 07:30


http://www.vwd.de/vwd/news.htm?id=23085 ... r=0&awert=
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Nobi
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Beitrag von Nobi »

so sehr es mich für jeden bergmann freut, der eine solche absicherung erhält, so kann ich doch über die doppelmoral nur den kopf schütteln :mad:

was war eigendlich mit den wismut-kumpeln, den kumpeln aus kupfer-, kali- und spatgruben und nicht zu vergessen den tausenden aus der braunkohle? da gab es evtl. eine kleine abfindung und eine umschulung ohne beschäftigungsgarantie. waren eben keine landtagswahlen und damals war auch eine andere farbe mächtig in diesem land ...

aber politik ist sowiso zum ... (wo ist der kotzsmilie?)
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sepp
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Beitrag von sepp »

jung,fang nicht so an! :mad:
das kannst du nicht mit dem kohlebergbau vergleichen.
die staatsführung der ddr hätte doch den wismutkumpeln weiterhelfen können,als sie dem sozialismus so stark gedient haben.haben sie aber nicht!die brd schon.aus kohle kann man aber keine atombomben bauen!!!
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Siggi
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Beitrag von Siggi »

[quote=Nobi]so sehr es mich für jeden bergmann freut, der eine solche absicherung erhält, so kann ich doch über die doppelmoral nur den kopf schütteln :mad:

was war eigendlich mit den wismut-kumpeln, den kumpeln aus kupfer-, kali- und spatgruben und nicht zu vergessen den tausenden aus der braunkohle? da gab es evtl. eine kleine abfindung und eine umschulung ohne beschäftigungsgarantie. waren eben keine landtagswahlen und damals war auch eine andere farbe mächtig in diesem land ...

aber politik ist sowiso zum ... (wo ist der kotzsmilie?)[/quote]

Jeder Wismut Kali oder sonstwas Kumpel der nach der Wende im Steinkohlenbergbau angeheuert hat und seine 25 Untertage Jahre nachweisst fällt selbstverständlich auch unter diese Regelung genau so wie Oberschlesier und Russlanddeutsche.

GA Siggi
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Nobi
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Beitrag von Nobi »

@ siggi und sepp

ich versteh euch schon und für die kumpel im pott freut es mich. als "außenstehender" betrachte ich die sache sicherlich auch etwas anders als einer, der im ruhrpott zuhause ist.

ich wurde selber bei der wismut "abgewickelt" und weiß wie das gelaufen ist. das war bei der ostdeutschen braunkohle, kali und kupfer ähnlich (und die haben kein uran für russische atombomben gefördert).

aber wie gesagt:
politik (nicht nur die derzeitige) finde ich eher zum kotzen und deshalb schluss hier :)
wer mir trotzdem noch die meinung sagen will bitte per PM
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darkjedi
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Beitrag von darkjedi »

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Hoher Kohlepreis heizt Debatte über Hilfen an
Von Michael Gassmann, Düsseldorf

Angesichts anhaltend hoher Steinkohlepreise auf dem Weltmarkt wird eine neue Diskussion über staatliche Hilfen für die Kohleförderung in Deutschland wahrscheinlich. Betroffen wäre vor allem der einzige deutsche Steinkohlenförderer DSK.





Notierung für kurzfristig lieferbare Kraftwerkskohle


Denn bleibt es bei dem am Mittwoch erreichten Preisniveau, müssten die Kohlesubventionen nach EU-Recht langfristig um rund ein Drittel sinken. Von einer anhaltenden Hausse der Kohlepreise würden damit die Haushalte des Bundes und des Kohlelandes Nordrhein-Westfalen profitieren. "Der Finanzminister hat die Chance sinkender Preisdifferenzen", bestätigte Wolfgang Reichel, geschäftsführender Vorstand des Gesamtverbands des Steinkohlebergbaus. Das Risiko eines steigenden Preisunterschieds trage dagegen der Steinkohlebergbau.

Betroffen wäre vor allem der einzige deutsche Steinkohlenförderer DSK, Tochter des Essener RAG-Konzerns. Ein vor wenigen Monaten mühsam erreichter Kompromiss über die weiteren Kohlehilfen stünde bereits wieder in Frage.

]Bild

Haushaltsentlastung könnte Milliarden Euro sparen




Geplante Kohlesubventionen in Deutschland


Die Entlastung für die öffentlichen Haushalte könnte in den kommenden Jahren mehrere Milliarden Euro betragen. Kohlehilfen sind nach EU-Recht nur zum Ausgleich der Differenz zwischen den hohen Produktionskosten in Deutschland und dem internationalen Kohlepreis zulässig. Diese Differenz ist durch eine Verdoppelung der Kohlenotierungen seit Frühjahr 2003 von etwa 90 Euro auf 50 Euro bis 60 Euro geschmolzen.


Der subventionssenkende Effekt würde sich jedoch erst mittelfristig einstellen. Denn der Steinkohlenförderer DSK profitiert wegen mehrjähriger Lieferverträge erst mit Verzögerung voll von Veränderungen des Weltmarkpreises. Ohnehin sinken die jährlichen Kohlehilfen seit Jahren planmäßig: Erhielt der Bergbau 1998 noch 4,8 Mrd. Euro, so sind es im kommenden Jahr nach bisherigem Plan 2,8 Mrd. Euro und 2012 noch 1,8 Mrd. Euro. Für die Jahre 2005 bis 2012 hatte die Bundesregierung im Mai Kohlehilfen von 15,9 Mrd. Euro beschlossen. Der zu Grunde liegende Zuschussbedarf von 90 Euro je Tonne ergibt sich aus Produktionskosten von gut 130 Euro in Deutschland bei einem unterstellten Weltmarktpreis von 40 Euro. Dieses Preisniveau war in den Vorjahren relativ konstant. Nun liegt der Weltmarktpreis für Kraftwerkskohle jedoch nahe 80 Euro.



Kohlemarkt ist völlig überhitzt


Über die Dauer der Hausse gibt es unterschiedliche Auffassungen: "Der Kohlepreis ist im historischen Vergleich der letzten 20 Jahre nun markant aus seinem Trendkanal nach oben ausgebrochen", schreiben Experten der WestLB. Dagegen erwartet Bergbau-Experte Manuel Frondel vom Wirtschaftsforschungsinstitut RWI einen Rückgang: "Der Kohlemarkt ist - ähnlich wie der Ölmarkt - derzeit völlig überhitzt." Im Bezug auf die Staatshilfen gebe es daher "im Moment keinen Handlungsbedarf".


Wenige Monate nach dem Beihilfen-Kompromiss wollten die Beteiligten eine erneute Diskussion vermeiden, sagt ein Branchenkenner: "Weder das Unternehmen noch die Politik haben Interesse daran, die Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken."


Viele Kohleexperten halten auf Dauer einen Preis von über 40 Euro je Tonne für wahrscheinlich. Hauptursache sei ein Nachfrageschub in China, so die WestLB. Ähnlich sehen es die deutschen Kohleimporteure: "Ein weiterer Anstieg bis zum Jahresende ist denkbar", sagte kürzlich Eon-Manager Erich Schmitz, Vorsitzender der Importverbands. Auch aus den USA wird nach dem Bau neuer Kohlekraftwerke mittelfristig hohe Nachfrage erwartet.



Ein klarer Arbeitsauftrag


Zwar steigt mit der Nachfrage auch die Produktion: 2003 wuchs die Förderung von weltweit 3,9 auf 4,3 Milliarden Tonnen. Davon kamen jedoch mit 670 (Vorjahr: 620) Millionen Tonnen nur Bruchteile als Exportware auf den Weltmarkt. In Deutschland deckt Importkohle 60 Prozent des Bedarfs von 70 Millionen Tonnen.


Die DSK muss die ordnungsgemäße Verwendung der Subventionen nur einmal jährlich nachweisen. Allerdings hatten die Fraktionen von SPD und Grünen mit dem Subventionsbeschluss im Frühjahr die Auflage verbunden, künftig schneller auf steigende Weltmarktpreise zu reagieren. "Das ist ein klarer Arbeitsauftrag", hieß es am Dienstag auf Arbeitsebene im Bundesfinanzministerium. Er solle bis Jahresende umgesetzt werden. Für die Prüfung ist das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) verantwortlich.
darkjedi
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Beitrag von darkjedi »

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17.08.2004
Einblick in die Bergbau-Geschichte
Freilichtmuseum »Erzpoche« wird am Wochenende in Hausach eröffnet / Zehn Kilometer langer Lehrpfad


In Hausach wird am Wochenende das Bergbau-Freilichtmuseum »Erzpoche« eingeweiht. Höhepunkt der Feierlichkeiten ist eine historische Bergparade.
Von: Redaktion

Hausach (red/gal). Bis ins 11. Jahrhundert reicht der urkundlich belegte Bergbau im Schwarzwald zurück. Im Kinzigtal wurde jedoch schon viel früher nach Erzen gesucht. Abgebaut wurden vor allem Blei-Silber-Erze, Flussspat und Eisenerz. Rund um Hausach sind über 40 Gruben und Stollen nachgewiesen, in denen Bergleute tätig waren. Belegt ist die Zahl von rund 300 Knappen, die um 1515 in den Gruben bei Hausach Arbeit fanden.

Um Einblick in die reiche Bergbau-Historie des Kinzigtals zu geben, haben die »Dorfer Erzbrüder« - eine 1957 gegründete Vereinigung zur Bewahrung bergmännischer Geschichte - nun mit Unterstützung der Kommune und privater Förderer im Stadtteil »Dorf« hinter der Dorfkirche ein kleines Freilichtmuseum errichtet. Am kommenden Wochenende wird das Museum seiner Bestimmung übergeben.

Gezeigt wird im Bergbau-Freilichtmuseum »Erzpoche«, unter welch` schwierigen Umständen früher das geförderte Erz weiterverarbeitet wurde. So können unter anderem ein Schmelzofen und eine so genannte »Erzpoche«, ein mit Wasserkraft betriebenes Gerät, das zum Zerkleinern der Erze diente, besichtigt werden.

Darüber hinaus gibt es einen knapp zehn Kilometer langen Bergbaulehrpfad. Der Rundweg durchs Hauserbachtal führt vom Rathaus über die Burg Husen, den Kreuzberg, den Reutegrund und die Talstraße zur Dorfkirche und ist mit vielen interessanten Hinweisen rund um den Bergbau beschildert.

Zur Eröffnung des Freilichtmuseums findet am Sonntag ab 14 Uhr eine Bergparade statt. Die Parade besteht aus Bergmannsvereinen und Gruppen, die mit historischen Kostümen die verschiedenen Bergbau-Epochen darstellen. Zu sehen sind beispielsweise Ritter, Gaukler und ein kompletter mittelalterlicher Hofstaat.

Führungen im Angebot

Vor und nach dem Umzug ist im Festzelt beim Museum für Unterhaltung gesorgt. Die »Erzbrüder« bieten den ganzen Tag über Führungen durch das Museum an. Eine Mineralienausstellung und eine Mineralienbörse im Zechenhaus sowie Kutschfahrten für Kinder runden das Programm ab.

Eröffnet werden die Feierlichkeiten bereits am Samstag, 21. August. Ab 20 Uhr wird im Festzelt mit Musik und Unterhaltung aufgewartet. Am Sonntag findet um 9.30 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst im Festzelt statt. Um 11 Uhr gibt es dann einen Empfang im Dorfwirtshaus, bevor sich um 14 Uhr die Parade in Bewegung setzt. Mit einem Handwerkervesper im Festzelt, bei dem »Otto und die Wolftäler« aufspielen, klingt am Montag, 23. August, der Festreigen aus. Los geht`s um 16 Uhr.
darkjedi
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Beitrag von darkjedi »

[quote=sepp]jung,fang nicht so an! :mad:
das kannst du nicht mit dem kohlebergbau vergleichen.
die staatsführung der ddr hätte doch den wismutkumpeln weiterhelfen können,als sie dem sozialismus so stark gedient haben.haben sie aber nicht!die brd schon.aus kohle kann man aber keine atombomben bauen!!![/quote]

Sepp, kannst Du mir dies freundlicherweise mal näher erklären gerne auch per BM??????
Den Unterschied zwischen C und U hab ich schon verstanden;)

Siggi, kannst Du sicherlich beweisen, so mit §§ und so:???:

dj

PS

Ich wollt hier keine Diskussion provozieren und vor allem nicht die aktuelle Karte O vs W ziehen aber wir leben ja in einer Demokratie;) und so kann und will ich niemanden das Schreiben verbieden.

dj
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sepp
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Beitrag von sepp »

auffi!
so schwer ist das eigentlich nicht.
aber vorher ein beispiel.
1974 hatte eine tonne uran einen gegenwert von ca. 18000 t steinkohle(west).damals fing man an zu träumen vom schnellen brüter.alles fand statt im schatten der ölkriese.
dadurch bekam ein schrumpfender wirtschaftszeig noch einmal aufwind.
die kohlekumpel haben für nrw und brd entscheidenes für den wiederaufbau geleistet.das ist in den menschen des ruhrgebiets immer noch verankert.kein anderer berufszweig hat so eine große lobby.bei den wismutkumpels sieht es leider anders aus,da es sie ja so richtig nie gab.
alles war geheim,die ddr hat von der förderung nicht wirklich was gehabt.also auch keinen dank der breiten öffentlichkeiten.wenn das thema mal verfilmt worden war,wurde dieser verboten("die sonnensucher").
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Siggi
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Beitrag von Siggi »

He DJ, einen Teil hast Du doch selber hier reingestellt.


Der Abbau der 20.000 Stellen wird laut IGBCE stattdessen über bergbautypische Vorruhestandsregelungen gesteuert. Danach scheiden Bergleute, die mindestens 25 Jahre unter Tage gearbeitet haben, bereits mit dem 50. Lebensjahr aus dem Erwerbsleben aus.

Hier wird nicht unterschieden ob der Kumpel 15 Jahre Wismut und 10 Jahre Steinkohle hatte. Voraussetzung ist er hat jetzt 25 UT und ist jetzt im Steinkohlenbergbau.

Oder ist das mit der UT Wismut ein Fake ? Ne, kann nicht sein, mein Kumpel Hugo Bockisch kam 1989 von der Wismut ( als ausgewählter Brigadeführer oder so) zum Steinkohlenbergbau. Im Juli mit 50 in Vorruhestand.
Den Beweis dafür kannst Du Dir beim VWD holen oder beim nächsten Knappschaftsältesten der wohl auch bei Dir in der Gegend Knappschaftlich Versicherte und Leistungsempfänger betreut.

Oberschlesier und Russlanddeutsche.
Wenn Dir, wie ich vermute, der Name Fremdrentengesetz etwas sagt, weisst Du auch, das die Bundesknappschaft per Gesetz verpflichtet wurde für diese Personengruppe zu zahlen

[quote=darkjedi]

Ich wollt hier keine Diskussion provozieren und vor allem nicht die aktuelle Karte O vs W ziehen aber wir leben ja in einer Demokratie;) und so kann und will ich niemanden das Schreiben verbieden.dj[/quote]

Ja natürlich, deshalb stell ich mal das Fundstück des Tages hier rein und werde mich hüten das zu kommentieren. Wahrscheinlich werde ich nicht mehr nach Spanien fahren. :D

Aus dem Zeitungshaus Bauer vom 27.8.04
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GA Siggi
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Beitrag von darkjedi »

Ojeoje Siggi, da hat man aber tief in der untersten Schublade gewühlt:D
Der Artikel ist ja echt gut, besonders wenn soetwas aus Spanien kommt. Wenn sie zukünftig auf EU Subventionen, geleistet von nur wenigen Nettozahlern; verzichten würden, wäre dies richtig glaubwürdig:D
Dein Kumpel Hugo gibt den Artikel auch noch recht.Er hat sicherlich auch 5000E Buschzulage und monatliches Trennungsgeld bekommen.;)

Zu Deinem ersten Posting, da hab ich versehentlich den Absatz "Steinkohlenbergbau" überlesen. So gesehen stimmt die Sache schon:) Ist allerdings auch mutig in einen seit Jahrzehnten defizitären Industriezweig anzufangen. Nun Mut wird belohnt und auf Staatskosten lebt es sich ja besonders gut.

dj
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Beitrag von darkjedi »

Nur für Siggi noch ein link. der Arme, kann sich nicht mal das Bad leisten:D

dj -der jetzt aber los muß!
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Siggi
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Beitrag von Siggi »

Hast nicht so viel Ahnung, gell ?
Wenn Du hier nen Link reinstellst ist der nicht nur für mich. Wegen dem öffentlichen Forum. :eek:

Siggi- der sich fragt wo Du hingest, wenn Du gekommen bist.
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Beitrag von darkjedi »

Wenn ein link nicht für mich bestimmt ist klick ich ihn nicht an. Ansonsten hätte ich doch den ganzen Beitrag hier reingestellt, zwecks Öffentlichkeit.;)

dj
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Siggi
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Beitrag von Siggi »

[quote=darkjedi]Wenn ein link nicht für mich bestimmt ist klick ich ihn nicht an.
dj[/quote]

lass mich Deine blauen Augen sehen :o
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Beitrag von darkjedi »

[quote=Siggi]

lass mich Deine blauen Augen sehen :o[/quote]
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dj - :eek:
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Beitrag von MichaP »

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Mahlzeit!
Glück auf!

Michael
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Beitrag von darkjedi »

Bild ruhrpott

Das geschundene Land

Ein Fluss, der in die falsche Richtung fließt. Ein Bach, der in der Mitte geteilt ist. Und 173 Pumpen, die dafür sorgen, dass das Ruhrgebiet nicht unter Wasser steht. Auch wenn es dort einmal keinen Bergbau mehr geben sollte – die Schäden bleiben

Von Christoph Hickmann

In einem grauen Betonkasten in Bottrop, Ruhrgebiet, steht ein Mann im blauen Arbeitsanzug und sagt etwas über den deutschen Steinkohlenbergbau, ohne über den deutschen Steinkohlenbergbau zu sprechen. Er hat schon viel geredet an diesem Morgen, er hat dabei auf Rohre aus Stahl gezeigt, die Kessel aus Stahl miteinander verbinden und dann unter der Decke des 15 Meter hohen Kastens verschwinden, nach draußen, wo es riecht, wie hier nur die Emscher riecht, ein bisschen faulig, schwer und süß. Er hat Zahlen genannt, sehr schnell, er hat sich verloren im Innenleben des grauen Kastens, der hinter einer hohen Baumreihe kaum auffällt und nur von der Bundesstraße 224 aus gut zu sehen ist. Zweimal schon hat man nachfragen müssen, ehe der Maschinist Joachim Marga von einem Diagramm an der Wand aufschaut und erklärt, warum der Kasten steht, wo er steht. Weil hier nämlich früher das Flüsschen Boye in die Emscher gemündet sei, bis es irgendwann absank, zu tief, um die Emscher noch zu erreichen. So tief, dass man den grauen Kasten bauen musste, der nun mit all seinem Stahl die Boye in die Emscher pumpt.


Joachim Marga sagt: »Ja, wenn hier unser Pumpwerk nicht wäre, dann hätten Sie doch gar nicht herkommen können mit dem Auto. Dann wäre hier natürlich ein großer See.«

Er sieht jetzt ein wenig erstaunt aus. Er klingt, als habe man ihm eine überflüssige Frage gestellt. Und er sagt nicht, dass die Boye nur deshalb abgesunken ist, weil man unter ihr Steinkohle abgebaut hat. Vielleicht weil man das als Besucher eines Pumpwerks eigentlich wissen sollte. Vielleicht aber auch, weil es um Bottroper Selbstverständlichkeiten geht.


In einem hellen Büro in Herne, 20 Autominuten vom Pumpwerk Boye in Bottrop entfernt, sagt ein hagerer Mann mit Krawatte: »Bergbau verursacht ja nun leider Schäden.« Emanuel Grün, leichte Bräune im kantigen Gesicht, verschränkt die Arme vor der Brust. Es sind gute Tage für ihn, in den vergangenen Wochen hat man über seinen Arbeitgeber, die Deutsche Steinkohle AG, kurz DSK, ein bisschen anders gesprochen als sonst. Es ist dabei häufiger das Wort Versorgungssicherheit gefallen und weniger häufig das Wort Subventionen, auf das Menschen aus dem deutschen Steinkohlenbergbau sonst immer mit gewundenen Sätzen reagieren. Weil auch sie wissen, dass deutsche Steinkohle nur noch verkauft werden kann, wenn der Staat mehr als 100 Euro pro Tonne dazuzahlt, zwei Milliarden Euro im Jahr. Das Wort Subventionen ist so etwas wie ein Graben, der in diesem Land die Kohlefreunde von den Kohlegegnern trennt, und über den Graben hinweg streiten sie darüber, ob man weiterzahlen soll.

Emanuel Grün, 48, als Chefmarkscheider zuständig für alle Abbauvorhaben der DSK, sagt: »Neuerdings dürfen wir ja auch wieder sagen, wir sind wieder wer.« Der Graben ist ein bisschen schmaler geworden.

Weit von Herne entfernt wächst Chinas Volkswirtschaft immer schneller und produziert dabei mehr Stahl als je zuvor. Um Stahl zu produzieren, braucht man Koks, den China nun nicht mehr in so großen Mengen exportiert wie bisher. Koks ist knapp geworden auf dem Weltmarkt, man zahlt dort bis zu 500 Dollar für die Tonne, die man vor zwei Jahren noch für 70 Dollar bekam. Besonders hart trifft das die Stahlindustrie in Deutschland, dem Land, das im vergangenen Jahr mehr Koks importiert hat als jedes andere. Gleichzeitig steigt der Ölpreis immer weiter. Das Wort Versorgungssicherheit hat jetzt wieder Konjunktur. In einer Anzeigenkampagne der DSK-Muttergesellschaft RAG etwa: »Deutschland geht die Kohle aus«. In den Worten Werner Müllers, früher Bundeswirtschaftsminister, heute Vorstandschef der RAG, der die Koksknappheit zu einem volkswirtschaftlichen Schaden von mehr als zehn Milliarden Euro hochrechnete. In einem eilig dementierten Zeitungsbericht, wonach Kohlegegner aus Hessen und Bayern gefordert hätten, weiter Subventionen zu zahlen. Und in den Worten von Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander, der seine Partei aufforderte, »neu über eine nachhaltige Energieversorgung in Deutschland nachzudenken«. Was heißen kann, neue Kokereien aufzumachen, in denen man aus Kokskohle Koks macht. Oder mehr Kokskohle selbst zu fördern. Sanders Partei ist die FDP, eine Partei, in der es eigentlich keine Kohlefreunde gibt. Die auf der anderen Seite des Grabens steht. Eigentlich.

Emanuel Grün sagt: »Man muss das ja auch mal historisch betrachten. Wir haben unter dem Ruhrgebiet in 150 Jahren 10 Milliarden Kubikmeter Material rausgeholt, ohne das Gemeinwohl zu schädigen. Das ist doch ’ne unglaubliche Leistung.«


Die andere Seite dieser Leistung steht an der Bundesstraße 224, grau und groß, ein bisschen zu groß vielleicht für ein Wort wie Gemeinwohl. Dass man das in Herne nicht so sieht, hat etwas mit der Geschichte zu tun, die Franz Schröder, 51, zu erzählen hat. Schröder, Ingenieur bei der Emschergenossenschaft, Hauptabteilung Planung und Bau, sieht ein bisschen aus wie Walter Riester, der frühere Arbeitsminister. Er sitzt in einem Büro in Essen, 20 Autominuten von Herne entfernt, und beginnt das Gespräch mit einem schwarzweißen Foto, das er auf den Tisch legt. Man sieht darauf sehr viel Wasser, zwischendrin kleine Inseln aus Gras. Über dem Bild steht »Vorflutprobleme um die Jahrhundertwende«. Franz Schröder sagt: »So hat das hier mal ausgesehen.« Dann erzählt er.

Davon, dass durch den Kohlenbergbau im Ruhrgebiet schon Ende des vergangenen Jahrhunderts ganze Landschaften um mehrere Meter abgesunken waren. Dass Flüsse nicht mehr weiterflossen, weil sie in den Senkungsmulden Seen bildeten. Dass sich wegen ständiger Überflutungen Seuchen verbreiteten und deshalb 1899 die Emschergenossenschaft gegründet wurde, ein so genannter Wasserwirtschaftsverband. Sein Auftrag: einer Landschaft ihr Gleichgewicht zurückzugeben.

Man könnte das eine kleine Geschichte des Bergbaus nennen. Franz Schröder erzählt sie in einer Stadt, in der einmal 14 Bergwerke gleichzeitig 50000 Menschen Arbeit gaben. Doch Worte wie Stolz oder Tradition kommen in der Geschichte des Franz Schröder nicht vor. Man könnte ihr, ein bisschen knallig, die Überschrift geben: Bergbau: Die andere Seite. Oder, etwas dezenter: Was die Kohle mit sich bringt.

Schröder legt das nächste Blatt auf den Tisch. Es zeigt das Gebiet von Emschergenossenschaft und Lippeverband, beide Verbände arbeiten heute unter einem Dach. Man sieht das Ruhrgebiet, unten im Südwesten, im Norden und Osten geht es tief rein nach Westfalen. Auf der Karte sind gelbe Flecken zu sehen, besonders viele sind es im Südwesten. Franz Schröder erklärt, dass die gelben Flecken für so genannte Polderflächen stehen. Für abgesenkte Gebiete, die heute unter Wasser stünden, würden nicht Emschergenossenschaft und Lippeverband ständig Grundwasser abpumpen. Die gelben Flecken nehmen etwas mehr als ein Drittel der Karte ein. 38 Prozent, genau genommen.

Um die Flecken trocken zu halten, arbeiten 173 Pumpwerke. Sie fördern 608 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr, knapp dreimal so viel, wie in die größte Talsperre Deutschlands passt. Ohne sie stünde die ganze Stadt Essen unter Wasser. Oder Dortmunds Stadtteil Deusen, abgesunken um 24 Meter.

Die Bergwerke der Region zahlen dafür im Jahr mehr als 35 Millionen Euro in die Emschergenossenschaft und an den Lippeverband. Werke, die noch arbeiten, zahlen ebenso wie bereits stillgelegte. Eine staatlich subventionierte Branche gibt hier Millionen dafür aus, Landschaften trocken zu halten, die sie zum Teil auf Staatskosten abgesenkt hat. Franz Schröder sagt: »Bei uns zahlt jeder das, was er verursacht.« Das klingt sehr nüchtern, aber es hat nichts damit zu tun, dass Franz Schröder etwas zu verbergen hätte. Es gibt in seiner Geschichte kein Geheimnis, keine Enthüllung. Es gibt nur Dinge, die Bergbau schon immer mit sich gebracht hat und an die man sich im Ruhrgebiet gewöhnt hat. So sehr, dass man in Herne schnell mit einem Wort wie Gemeinwohl bei der Hand ist und sich dabei vielleicht noch nicht einmal groß etwas denkt. So sehr, dass man in Bottrop verlernt hat, sich über ein abgesunkenes Flüsschen zu wundern.


Vielleicht muss man dafür von weit her kommen, so wie der Geologe Lothar Steinberg, der vor zwei Jahrzehnten aus München an den Niederrhein kam und noch immer ein bisschen breiter spricht, als die Menschen es hier tun. Lothar Steinberg sagt: »Ich hab damals schon staunenden Auges dagestanden. Als ich gesehen hab, was hier an der Landschaft verändert worden ist.«

Er hat damals begonnen, für die Linksniederrheinische Entwässerungsgenossenschaft zu arbeiten, kurz LINEG, ein Pendant der Emschergenossenschaft. Und mit den Jahren muss auch er aufgehört haben, sich zu wundern. Denn Lothar Steinberg, 55, steht auf einer kleinen Brücke bei Kamp-Lintfort, schaut auf einen Bach und sagt sehr ruhig: »So sieht eine Bergsenkung dann an der Oberfläche aus.« Während er das sagt, bemerkt man, dass dieser Bach nicht so fließt, wie ein Bach fließen sollte. Ein paar Meter vor der Brücke ragt ein stählerner Pilz aus dem Wasser, einen halben Meter hoch, und der Bach fließt in zwei Richtungen von diesem Pilz weg. Der Pilz macht aus dem Bach zwei Bäche. Einer fließt auf die Brücke zu, der andere von der Brücke weg. Lothar Steinberg sagt, dass der Stahlpilz Teil einer Pumpanlage sei, die den Bach aus einer Senkungsmulde hebe. Ohne den Pilz fließe der Bach nicht weiter. Einen Teil des Wassers leite man zurück, um den Bach nicht zu unterbrechen. Steinberg sagt: »Man sieht, unsere Rolle ist unbedingt notwendig, um hier die Landschaft am Funktionieren zu halten.«

Vielleicht muss man einen geteilten Bach gesehen haben, um sich etwas unter einer Landschaft vorstellen zu können, die man »am Funktionieren« halten muss. Mit einem braunen Kasten, der ein paar Kilometer von der Brücke entfernt steht und den Bach bis zu einem stählernen Pilz pumpt. Mit sieben Pumpanlagen, die notwendig sind, um einen anderen Bach von Krefeld bis nach Rheinberg zu bringen. Mit insgesamt 178 Pumpanlagen im Gebiet der LINEG, mit 35 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr. Mit 65 Millionen Euro Genossenschaftsbeiträgen, 27 Millionen davon zahlt der Bergbau.

Ewigkeitskosten nennt man das, und Dinge wie der geteilte Bach sind Ewigkeitsschäden. Denn eine Landschaft, die man am Funktionieren halten muss, funktioniert nicht wieder von allein, wenn man unter ihr keine Kohle mehr abbaut. Sondern ist so lange von Pumpen abhängig, wie Menschen dort leben.

Ein Wort wie Gemeinwohl verbietet sich irgendwann von selbst.


Emanuel Grün denkt nicht in Ewigkeiten. Er denke jetzt erst einmal bis 2012, sagt er in seinem Büro in Herne. Bis 2012, das hat die Regierung im vergangenen November beschlossen, zahlt der Staat Kohlesubventionen. »Was dann kommt, sehen wir dann«, sagt Grün. Bis dann wird der RAG-Konzern 250 Millionen Euro im Jahr für das zahlen, was die DSK verursacht. 300 Mitarbeiter werden damit beschäftigt sein, sieben Euro pro geförderte Tonne Kohle auszugeben, um Flüsse in die richtige Richtung fließen zu lassen, um neue Deiche zu bauen und alte zu erhöhen, um 1100 Quadratkilometer Landschaft nicht versumpfen zu lassen. Und um 55000-mal Gebäude, Kanäle oder Stromleitungen zu reparieren, die so genannten kleineren Schäden, die es nicht mehr geben wird, wenn es in diesem Land vorbei ist mit dem Bergbau. Weil der Grundwasserspiegel aber bleiben wird, wie er ist, und man ihn auch nach der Zeit des Bergbaus künstlich niedrig halten muss, stellt die RAG in ihren Bilanzen das Zwanzigfache der jährlichen DSK-Betriebs- und Instandhaltungskosten zurück.

Sie wird davon auch Schäden bezahlen müssen, die es heute noch nicht gibt. Die erst noch entstehen oder angerichtet werden. Das sei aber nicht mehr viel, sagt Emanuel Grün, nur etwas mehr als ein Prozent der Fläche, die ohne Pumpen schon heute unter Wasser stünde, werde noch abgesenkt. Zehn Zechen arbeiten noch in Deutschland, von 2006 an sollen weitere geschlossen werden, der Kern des Ruhrgebiets ist heute nahezu bergbaufrei. Die Flöze wandern nach Norden, und mit jedem Kilometer dieser Wanderung wird das Vermittlungsproblem der DSK größer. Weil jetzt Menschen, die sich unter einer Senkungsmulde nichts vorstellen konnten, von Dingen erfahren, wie sie Franz Schröder in Essen erzählt oder Lothar Steinberg in Kamp-Lintfort. Für diese Menschen passen die Worte Gemeinwohl und Bergbau nicht in einen Satz. »Früher«, sagt Emanuel Grün, »war das unsere eigene Klientel, die betroffen war. Leute, die selbst im Bergbau gearbeitet haben. Da hat man sich einfach schneller geeinigt.«

Man kann so etwas einen Konsens nennen. Man könnte auch das Bild von der Hand gebrauchen, die einen füttert und die man deshalb nicht beißt. Auch dann nicht, wenn kaum noch Futter zu vergeben ist.


Der Rechtsanwalt Klaus Friedrichs aus Voerde am Niederrhein ist einer, der gern zubeißt, rein verbal natürlich, wie sich das für seinen Beruf gehört. Vor kurzem hat ihn jemand von der Bezirksregierung angezeigt, »Schreibtischtäter« hatte Friedrichs ihn genannt. Es ging um Bergbau, wieder mal, und es geht auch an diesem trüben Morgen um Bergbau, an dem Klaus Friedrichs auf den Rhein schaut, der sich grau an einem grünen Deich vorbeiwälzt und ein paar Schiffe mit sich trägt. Er sagt: »Vatter Rhein«, es klingt jovial, nach altem Bekannten irgendwie. Er sagt dann ein bisschen lauter: »Das gibt es nirgendwo sonst auf der Welt«, und das klingt dann nicht mehr jovial, weil Klaus Friedrichs nicht mehr über den grauen Fluss spricht, sondern davon, dass unter diesem Fluss Steinkohle abgebaut wird.

Und damit auch unter dem Deich, auf dem der schwere Mann jetzt über seinen Kampf gegen etwas redet, das sich ein paar Kilometer weiter hinten im Nebel nur erahnen lässt. Die Umrisse von ein paar Türmen stehen dort gegen einen grauen Himmel. Das Bergwerk Walsum scheint weit weg an diesem trüben Tag, so weit, wie es für die Menschen in Voerde immer war, bis man von dort aus begann, Steinkohle unter ihnen abzubauen. Bis unter ihnen der Bergbau umging, so sagt man das hier. Sie haben dann eine Bürgerinitiative gegründet, vor viereinhalb Jahren, sie haben Klaus Friedrichs zu ihrem Vorsitzenden gemacht, und sie haben schon viel erreicht. Ende des Jahres 2008 wird in Walsum die letzte Schicht gefahren, nicht erst 2019, wie ursprünglich geplant. Sie könnten damit zufrieden sein. Sie könnten die DSK ihr Werk vollenden lassen, dann noch ein paar Jahre warten, die letzten Fassadenrisse ausbessern lassen und sich freuen über elf Jahre, die ihnen erspart bleiben. Im Ruhrgebiet wäre das vielleicht so gekommen, aus reiner Gewohnheit.

Vielleicht wären aber auch im Ruhrgebiet solche Gewohnheiten nie entstanden, wenn sie dort einen Fluss wie den Rhein hätten, mitten in einer Landschaft, die man sich nach 80 Jahren Bergbau wie eine riesige Badewanne vorstellen muss. Eine, die von Duisburg bis Moers reicht, aus der sich, würde der Rhein sie eines Tages füllen, kein Stöpsel ziehen ließe. Das Wasser liefe dann nicht wie beim Elbhochwasser wieder ab. Bräche hier bei Hochwasser ein Rheindeich, stünde das Wasser bis zu 14 Meter hoch. Vierstöckige Gebäude wären nicht mehr zu sehen. Solche Zahlen entstammen nicht dem Kopf von Klaus Friedrichs – sondern einer Computersimulation von Ruiz Rodriguez, in Wiesbaden Professor für Wasserbau und Wasserwirtschaft. Er sagt dazu: »Solange am Niederrhein unter den Deichen abgebaut wird, erhöht sich das Risiko eines Deichbruchs. Und wenn dann mal etwas passiert, müssen hier ganze Ortschaften geräumt werden.«

Es gibt deshalb am Niederrhein schon jetzt Deiche, die Bärbel Höhn, grüne Umweltministerin von Nordrhein-Westfalen, einmal die sichersten in ganz Europa genannt hat. Hartmut Schulz, Professor für Bodenmechanik und Grundbau an der Bundeswehr-Universität München, sagt über sie: »Verglichen mit normalen Deichen, sind sie wirklich sehr sicher. Aber was tatsächlich einmal passieren kann, wenn direkt unter den Deichen weiter abgebaut wird, das kann niemand wissen. Das Risiko erhöht sich in jedem Fall.« Das wissen sie auch in der DSK-Zentrale, deshalb schicken sie regelmäßig Kontrolleure an den Niederrhein. Und sie zahlen, wenn Deiche erhöht oder ausgebessert werden. Damit endet dann ihre Verantwortung und geht auf so genannte Deichverbände über, in denen automatisch Mitglied wird, wer Land im potenziellen Überflutungsgebiet besitzt. Viktor Paeßens, Vorsitzender eines solchen Deichverbandes, sagt: »Die Deiche sind so sicher, wie sie nie waren. Aber wenn hier weiter abgesenkt wird, ist für uns die Grenze des Machbaren erreicht.«

»Die Deiche sind sicher«, sagt Emanuel Grün in der DSK-Zentrale. Die Bezirksregierung Arnsberg habe den Abbau schließlich genehmigt. Es gebe Gutachten und Gerichtsentscheidungen. Genehmigungsverfahren. Planfeststellungsverfahren. »Wir sind da ganz leidenschaftslos. Wenn die Behörden zu dem Schluss kommen, dass Abbau unter dem Rhein die Sicherheit gefährdet, dann würden wir da keinen Abbau betreiben.«

Dann, bevor er die Arme vor der Brust verschränkt und sich zurücklehnt, sagt Emanuel Grün: »Außerdem bauen wir seit 70 Jahren unter dem Rhein Steinkohle ab. Und 70 Jahre lang ist nichts passiert.«

Im Ruhrgebiet würde man vielleicht noch anfügen: Siehste. Überall sonst eher: Bis jetzt.
darkjedi
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Kohlesubventionen und Bergschäden haben Zukunft
Geschrieben von PH

So könnte man die Überschrift „Der Bergbau hat Zukunft“ in der Ruhrgebietszeitung WAZ vom 9. August 04 treffender formulieren. Diese stammt von Bernd Tönjes (48), der seit 3 Jahren Chef der Deutschen Steinkohle AG (DSK ) ist, welche vor einem halben Jahr 1 Million Euro ausgab für eine Werbekampagne mit dem Slogan ‚von heute an 400 Jahre’. Offenbar nicht voll ausgelastet kann sich Tönjes in seinem neuen Zusatzjob als Vorstandsmitglied des Mutter-Konzerns RAG noch ein ‚Zubrot’ verdienen. Das ist so ein Fall, wo Finanzminister Eichel die Ernsthaftigkeit seiner Forderung nach Offenlegung der Manager-Gehälter unter Beweis stellen könnte, wenn er sie auf das DSK-Unternehmen ausdehnte, das zu drei Viertel seines Umsatzes aus Steuergeldern subventioniert wird.

Am liebsten wäre der Kohle-Lobby eine Festschreibung des Steinkohle-Bergbaus - Und damit der Kohlesubventionen - über 2050 hinaus, wie es die Saar-SPD früher offen forderte. Aber selbst der Kohle-Kanzler Schröder versprach die ‚Kohlehilfen’ nur bis 2012. Damit missachtete er die Zeitgrenze 2010 der EU-Kommission genau so wie die von den Gutachtergremien der Wirtschaft eindeutig erklärte Schädlichkeit der seit Jahrzehnten gezahlten Staatsknete.

Kürzlich schwärmte – anlässlich des Durchbruchs des seit 7 Jahren vorangetriebenen Transportstollens für ein gerade genehmigtes neues Abbaufeld – der DSK-Vertreter Plitzko im Saarländischen Rundfunk von einer „langfristigen Ausbeutung bis über 2020“! In ohnmächtiger Wut demonstrierten vor kurzem wieder Hunderte von Bergbaubetroffenen in diesem ‚Zukunftsfeld’ gegen die Schädigung ihrer Häuser und ihrer Gesundheit. Sie fühlen sich von der regierenden CDU im Stich gelassen, weil Ministerpräsident Peter Müller nicht bereit ist, für seinen „Auslaufbergbau“ ein Schlußdatum zu nennen. Vielleicht hat er seine Fraktion doch nicht im Griff, denn seine Freunde Schacht und Meiser fallen ihm in den Rücken: Sie sind absolut für die Kohle und mit der Saar-SPD einig, den Bergbau aus dem Landtagswahlkampf herauszuhalten. Wer weiß, ob nicht das Bergwerk Ensdorf schon längst die in einem Leistungsversuch erreichte Tagesnettoförderung von 23 500 Tonnen Kohle zum Normal-Standard der Gewinnung gemacht hätte, wenn da nicht in der Vergangenheit beim Bruch-Abbau Hunderte von schweren ‚Erdbeben’ zigtausenden von Menschen in der Region Angst und Schrecken eingejagt hätten.

Ein emotionaler Schock bedroht die Bergbau-Gefährdeten eben mehr als die rationale Einsicht, dass nur die Weiterzahlung der Kohlesubventionen die Zeit ihrer Leiden verlängert. Schon in den ersten Wochen des angelaufenen Abbaus unter Reisbach und Lebach lassen erneute ‚Erdbeben’ ahnen, was auf die Bewohner zukommt.

Peter Haberer, Lebach/Saar

http://www.igab-saar.de/index.php?optio ... &Itemid=64

Betrifft: Die Schuld der Behörden in der Kohlepolitik
Geschrieben von PH

Außer den Politikern tragen die Behörden einen großen Anteil Schuld an der Fehlentwicklung des Subventionsbergbaues. Die ihnen obliegende Abwägung der Interessen von Bergbaunutznießern und Bergbaubetroffenen offenbart bedenkliche 'Schieflage'.

Wenn in der Einwirkungszone des Bergwerks Saar neuerdings Menschen und Gebäude von Erdbeben heimgesucht werden, weckt das die Erinnerung an Hunderte von Erdbeben des letzten Abbaues, wie sie an Häufigkeit und Schadwirkung im deutschen Steinkohlebergbau erstmalig auftraten. Diese in der Amtssprache "bergbaubedingte Erschütterungen" genannten Nahbeben werden von deutschen und französischen Messstationen aufgezeichnet und erreichten damals eine Stärke von über 3 auf der Richter-Skala mit maimalen Schwingungen von 22 mm pro Sekunde. Als 'genehmigte', seit Jahren bekannte Abbaufolgen gehen sie letztlich zu Lasten der Regierung. Diese lässt der so genannten Berghoheitsverwaltung mit -zig Beamten und einem veritablen Berghauptmann an der Spitze einen schier unbegrenzten Spielraum in der Anwendung des Bergrechts, dem selbst Richter in manchen Teilen verfassungsrechtliche Ungereimtheiten attestieren.

Der traditionelle Saarbergbau konnte sich schon immer der Protektion durch die Montan-Politik und staatlicher Unterstützung erfreuen. Lafontaine sprach beim Verkauf der Saarbergwerke von saarländischen Zuschüssen über 1,4 Milliarden DM, die dann von den Kohlehilfen des Bundes abgelöst wurden. Unternehmens-Manager kennen die Methoden, wie man Politiker in die Zange nimmt. Selbst bei eigener mangelhafter Vorausplanung z.B. rechtzeitige Anlage von Ausweichstreben oder Absinkweihern ergreift man die Arbeitsplatzkeule, die ihre Drohwirkung auf die Politiker nicht verfehlt.

Kann es da verwundern, dass die Bergbauaufsicht konsequent die mögliche Anerkennung von Gemeinschäden durch Erdbeben, Versumpfung oder Zerstörung der kommunalen Struktur verhindert? Immer wieder seit 12 Jahren beschneidet die restriktive Verwaltungspraxis der Genehmigungsbehörde durch den 'Sofortvollzug' die Rechtsposition der Bergbaugeschädigten, da in den normalen Verlauf des Rechtsmittelweges eingegriffen wird.

Schon die aus dem Bundesberggesetz resultierende Regulierung von Bergschäden stellt für den Geschädigten eine rechtliche Perversion dar. Denn beim Bergbau bestimmt der Schädiger (!), ob und wie wenig er als Ersatz für Bergschäden leistet. Und das für Schäden, die das subventionierte Unternehmen zu großen Teilen auf Staatskosten angerichtet hat.

Ein Blick auf den Bergbau am Niederrhein zeigt, dass ganze Landschaften von Pumpwerken abhängig sind, solange dort Menschen leben. An solche Ewigkeitskosten denkt die Deutsche Steinkohle AG (DSK) nicht. Sie begnügt sich mit den üblichen betriebswirtschaftlichen Rückstellungen, wie ihr Chef Tönjes im Landtag von NRW darlegte.

Hauptsache für die DSK: Der Staat zahlt schon mal bis 2012 Milliarden Euro Kohlesubventionen, wie es der Bundeskanzler durchgesetzt hat. Außer dem Bund und NRW soll nun auch das arme Saarland sich an diesen Betriebsbeihilfen beteiligen. Bis jetzt zahlen die drei gemeinsam das Anpassungsgeld als (steuerfreien) Einkommensausgleich über fünf Jahre für die Frührentner des Bergbaus ab 50! Im Saarland belastet das APG bei derzeitiger Regelung vermutlich bis 2017 den Landeshaushalt mit rund 9 Millionen Euro pro Jahr. Das ist gerade der Betrag, um den der jährliche Uni-Zuschuss gekürzt wurde.

Ziemlich anmaßend rechtfertigt die Kohle-Lobby die Subventionierung der Kohleförderung - mittlerweile ca. 100 Euro pro Tonne - mit der Energiesicherung, was bei einem Anteil von nur wenigen Prozent an der Energieerzeugung geradezu lächerlich ist.

Und obendrein schiebt der DSK-Chefmarkscheider (wie in der ZEIT 34/2004 nachzulesen) der Genehmigungsbehörde die Verantwortung für den Kohle-Abbau unter gefährdeten Gebieten ( speziell unter den Deichen ) zu: Denn die Behörde habe ihn schließlich genehmigt; andernfalls " würden wir da keinen Abbau betreiben".

>Die Bergbehörden sollten statt Vergangenheitsindustrie lieber das Bürgerwohl zum Ziel ihres Handelns machen.<

Peter Haberer, Lebach/Saar

http://www.igab-saar.de/index.php?optio ... &Itemid=64
darkjedi
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"Das Endspiel heißt Erneuerbare Energie gegen Kohle"

In Saarbrücken hatte der "Landesverband der Bergbaubetroffenen Saar" zu einer Protestkundgebung gegen weiteren Kohlebergbau aufgerufen. Trotz Regen waren etwa 600 Kohlegegner gekommen. Neben Vertretern von Parteien hielt der Fernsehjournalist Franz Alt das Hauptreferat.

Er zitierte zunächst Peter Müller, den saarländischen Ministerpräsidenten. Dieser habe beim letzten Wahlkampf gesagt: "Kohle hat keine Zukunft." "Warum aber wird dann hier im Saarland immer noch weiter Kohle gefördert und Tausende von Menschen beschäftigt?", fragte der Referent. Wir sollten die Politiker an ihren Taten, nicht an ihren Worten messen.

Bei Tausenden vom Kohleabbau Betroffenen mussten die Häuser abgerissen werden, wenn direkt unter ihren Wohnungen Kohle gewonnen wurde. Viele Häuser sind ein gestürzt oder haben Risse. Durch Steinkohleabbau gäbe es auch im Saarland Grundwasser- und Abwasserprobleme.

Franz Alt betonte, dass diese Kundgebung nicht nur gegen den Kohlebergbau gerichtet sei, sondern vor allem deutlich machen wolle, dass wir längst alternative Technologien zur Gewinnung von ausreichend erneuerbaren Energien haben. "Wir können bis 2050 zu 100 Prozent auf erneuerbare Energieversorgung in ganz Europa umsteigen. Wir brauchen weder Kohle noch Atom noch Öl oder Gas."

Die Mythen der alten Energiewirtschaft, erneuerbare Energie sei zu teuer, nicht speicherbar und nicht ausreichend vorhanden, seien längst widerlegt und nur noch lächerlich. "Nichts ist so teuer wie Kohle und Atomenergie." Seit 1990 habe der deutsche Steuerzahler 80 Milliarden Euro führt die Kohleförderung ausgegeben und bei der Kohle wurden in dieser Zeit 100.000 Arbeitsplätze abgebaut.

Mit einer Politik für die Schöpfung sei Kohleabbau heute nicht mehr vereinbar, sagte Franz Alt. "Kohleabbau zerstört die Zukunft unserer Kinder und ist ein Verbrechen gegenüber der Zukunft. Die Gesetze des Lebens sind wichtiger als die Profite der Kohlelobby." Alts Thema hieß: "Sonne und Wind statt Kohle und Öl."

Auch der nordrhein-westfälische Landestagsabgeordnete Dr. Gerhard Papke (FDP) erklärte: " Die deutschen Kohlesubventionen sind die größte Vernichtung von Volksvermögen aller Zeiten." Er erklärte für die gesamte FDP: "Wir sind für einen raschen Ausstieg aus der Kohle."

Rechtsanwalt Klaus Friedrichs sprach für die "Bürgerinitiative Bergbaubetroffener am Niederrhein". Das Rheinbett am Niederrhein sei durch den Kohleabbau direkt unter dem Fluss bereits um sieben Meter gesunken. 300.000 Menschen seien von der Überschwemmungsgefahr direkt bedroht. "Es muss uns gelingen", sagte Friedrichs, "gemeinsam den Bergbau in die Knie zu zwingen." Durch Erdbeben bestehe die zusätzliche Gefahr von Dammbrüchen. "Leben statt Beben", formulierte Friedrichs seine Position.

Auch die Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der Grünen in Hamburg, Anja Hajduk, forderte einen raschen Ausstieg aus der Kohlewirtschaft. "Energiesparen, Energieeffizienz und Erneuerbare Energien sind die bessere Alternative gegenüber Kohle, Öl und Atom."

Der Vorsitzende des Landesverbandes der Bergbaubetroffenen Saar, Manfred Jost, bedauerte, dass Vertreter von CDU und SPD, sich der Probleme der vom Bergbau betroffenen Bürger zu wenig annehmen und sich - trotz Einladung - auch nicht der Diskussion stellten.

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darkjedi
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Kameradschaft der Grubenwehr überlebt Bergbau

Seit über zehn Jahren ist die Zeche geschlossen. Der Zusammenhalt der Grubenwehr jedoch hat das Ende des Bergbaus in Oer-Erkenschwick bis heute überdauert.

Rund 50 ehemalige Mitglieder der Grubenwehr kamen am Samstag zum Jahrestreffen ins Gesundheitshaus auf dem Zechengelände. Bei Bratwurst und Bier drehten sich die Gespräche mehr um die gemeinsame Vergangenheit unter Tage als um die Gegenwart. Auch wenn einige wenige der Jüngeren in anderen Grubenwehren im nördlichen Ruhrgebiet noch aktiv sind.

Werner Köhler, von 1988 bis 1993 letzter Oberführer der Grubenwehr und heute Vorsitzender der ehemaligen Grubenwehr, freute sich besonders über das Erscheinen von Heinz Weidensee. Der damalige Lehrsteiger Köhlers ließ die Kameraden an seinem 83. Geburtstag nicht allein. "Meine Frau sitzt Tränen überströmt zu Hause. Aber ich bin hierher gekommen", stellte Weidensee zur Freude der Anwesenden fest. Mitkommen durfte die Gattin nicht. Denn das Jahrestreffen ist den Männern vorbehalten.

"Ansonsten haben wir immer auch unsere Frauen dabei", sagt Köhler. So auch gestern, als nach dem Treffen vom Samstag eine Fahrradtour mit anschließender Feier auf dem Programm stand. Außerdem ist innerhalb der ehemaligen Grubenwehr ein Sängerkreis aktiv, der bereits in den 60er Jahren vom damaligen Oberführer Hermann Siewers ins Leben gerufen wurde. Heute treffen sich wöchentlich elf Sänger zur Probenarbeit.

1910 wurde die Grubenwehr auf der Zeche Ewald/Fortsetzung gegründet. Der letzte Ernstfall ereignete sich Anfang der 70er Jahre. "Alle Mitglieder der Wehr arbeiteten regulär im Bergwerk. Im Ernstfall oder bei Testeinsätzen wurden wir aus der Schicht heraustelefoniert", erläutert Köhler.

Wegen der Folgenutzung des Zechengeländes ist die Zukunft der ehemaligen Grubenwehr im Gesundheitshaus ungewiss. "Wir wissen nicht, wann der Bagger kommt. Wenn es hier zu Ende gehen sollte, haben wir wohl eine Alternative in den Räumen des Bergwerk-Museums", so Köhler.
darkjedi
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Der Hobby-Historiker Horst Bringezu widmet sich einem wenig bekannten Kapitel der Industriegeschichte des Landes
Ein Bergmann auf den Spuren der Steinkohle-Gruben von Sachsen-Anhalt

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Im Schaubergwerk Röhrigschacht in Wettelrode (Landkreis Sangerhausen) können sich Besucher über in die 800-jährige Geschichte des Kupferschiefer-Bergbaus im Unterharz informieren. Foto: dpa


Halle - Einem ungewöhnlichen Teil der Industriegeschichte Sachsen-Anhalts - dem Steinkohlebergbau - hat sich der Hobby-Historiker Horst Bringezu verschrieben: Der Ingenieur, der eine ganze Reihe von Beiträgen und Heften zu Bergbau-Themen publiziert hat, würde gern ein Buch veröffentlichen, worin alle Gruben- und Stollenanlagen vorgestellt werden. Für das Projekt sucht er noch Sponsoren.


Veröffentlichung beim Heimatbund?

Braunkohle, ja! Aber Steinkohlebergbau in Sachsen-Anhalt? Horst Bringezu lächelt. Er kennt die Frage. "Die Bergwerke an Rhein, Ruhr und Saar kennt jeder. Die kleineren Reviere zum Beispiel in Aachen, Bayern, dem Zwickauer-Oelsnitzer Raum und eben auch im heutigen Sachsen-Anhalt sind dagegen fast vergessen. Und das, obwohl hier jahrhundertelang Steinkohle gefördert wurde", erzählt er. Bringezu muss es wissen. Es gibt in Sachsen-Anhalt nicht viele Fachleute, die sich so wie er mit dem schwarzen Gold beschäftigt haben.

Der 67-Jährige ging ab 1954 in Eisleben in die Bergmannslehre als Junghauer. Bis 1959 arbeitete er als Füller im Schacht Eisleben, dann Besuch der Bergbau-Ingenieurschule in Eisleben. Bis 1968 bildete Bringezu im Thomas-Müntzer-Schacht Sangerhausen junge Bergleute aus. Nach Stilllegung der Schächte in der Mansfelder Mulde arbeitete der Bergmann bis zur Rente bei Buna als Betriebsingenieur. "Als ich 1992 dort in den Vorruhestand geschickt wurde, kam vom Buna-Werk der Wunsch, ob ich nicht einen Teil der Betriebsgeschichte recherchieren und aufschreiben möchte", erzählt er. 1994 war die 83seitige Abhandlung fertig - und aus dem Bergmann war ein Hobby-Historiker geworden.

Diverse Aufsätze im Heimatblatt des Saalkreises, in der Heft-Reihe "Sachzeugen der Chemie" und Veröffentlichungen in Schriftreihen der Gauck-Behörde über Betriebsunfälle und kleine Katastrophen im Bergbau und der Chemie ließen ihn zum gefragten Autor werden. Bringezu: "Die Stasi hat ja bei fast jeder Störung einen Sabotageakt vermutet. Deshalb gibt es in deren Archiven sehr gute Aufzeichnungen über die Untersuchung von Störfällen."

Der Rentner wälzt sich durch alle Arten von Archiven. Nicht selten logiert er eine ganze Woche im Hotel, um vor Ort in alten Unterlagen zu kramen. Immerhin: "Ich habe verschiedene Zertifikate von Heimatvereinen, dass ich in deren Auftrag arbeite. Das erspart mir die Archivgebühren."

Bislang hatte Horst Bringezu vor allem über den Kali-, Schiefer- und Braunkohlebergbau in Sachsen-Anhalt geschrieben. Fasziniert hat ihn aber vor allem der Umfang an Steinkohleförderung, der im Laufe der Jahrhunderte im Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalts betrieben wurde. Seit der Jahrtausendwende hat der Rentner Stollen für Stollen recherchiert und die jeweils besondere Geschichte von Entstehung und Betrieb der Steinkohleförderung aufgeschrieben.

So wurde bereits 1382 im Lohnbuch der Erzbischöfe Ludwig und Friedrich II. von Magdeburg Steinkohlefundstellen am Thierberg nordwestlich von Wettin erwähnt. Ein Steinkohlerevier gab es auch bei Löbejün. Im 17. Jahrhundert wurde auch in Halle nach Steinkohle gesucht. Im Norden der Stadt, in Dölau, wurde man fündig. Dort entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein reger Bergbau. Steinkohle wurde auch in Brachwitz, Görbitz und Lettewitz gefördert. Alle diese Orte liegen im heutigen Saalkreis. Steinkohle gab es aber auch am nördlichen und südlichen Harzrand und in Wefensleben (Ohrekreis).

Das kürzlich fertiggestellte Manuskript über diese Stollen ist genau 337 Seiten lang. Ein "Artikel", der zu dick für jede Art von Heimat-Blättchen ist. Dem Autor schwebt eine Veröffentlichung in einer Buchreihe des Landesheimatbundes vor.

"Der Magdeburger Wissenschaftler Hans-Otto Gericke hat in dieser Reihe schon ein ähnlich angelegtes Buch über die Geschichte der Braunkohleförderung in Sachsen-Anhalt aufgelegt", erzählt Bringezu. Beim Heimatbund stößt der Rentner mit einer Veröffentlichung über die Steinkohle zwar auf offene Ohren, aber die Druckkosten von etwa 5000 Euro überfordern den Verein.

Vor allem im südlichen Sachsen-Anhalt hat der Hallenser 37 Betriebe, die mit dem Bergbau verbunden sind, mit der Bitte um Sponsoring angeschrieben. "15 haben geantwortet, fünf haben Geld gespendet." 2000 Euro sind mittlerweile zusammengekommen. Bringezu hat die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben, dass sein Buch erscheint.

Bringezu: "Wir sind doch hierzulande die letzte Generation von Bergleuten. Und leider gibt es zur Steinkohle keine erhaltene Grube, die über die alte Technik, die Geschichte dieser Industrie erzählen könnte. Um so wichtiger ist es doch, dass die Informationen über den Steinkohlebergbau in unserer Region wenigstens in Schriftform weitergereicht werden."
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Beitrag von micha2 »

@darkjedi:
Danke für deine Arbeit!!! Weiter so :)

Glückauf
Micha2
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Beitrag von Nobi »

als kind habe ich in plötz bei halle auf/an einer halde fossilien aus dem karbon gesammelt (farne, schachtelhalme etc.). der steinkohlebergbau dort kam erst 1967 zum erliegen und war immerhin mehr als 600 m tief. es ist erstaunlich, dass nach nichtmal 40 jahren sich keiner mehr daran erinnert...
GLÜCK AUF | NOBI

Der Berg ist frei.
Wo eyn man eynfahrn will
mag her es thun mit rechte.


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Beitrag von darkjedi »

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Wo Vergangenheit die Zukunft belastet


"Ich weiß nicht, ob ihr euch das vorstellen könnt, aber damals . . ." Bernd Immohr steht am Ziegeleitor und holt Luft. Gerade erklärt er die Vergangenheit der Stadt - zu Besuch ist ihre Zukunft: rund ein Dutzend Abgeordnete des Kinder- und Jugendparlaments.

Die Vergangenheit, die ist hier am Ziegeleitor, der Seiteneinfahrt zum Gelände der alten Zeche Ewald/Fortsetzung, immer noch greifbarer als anderswo in der Stadt. "Das Hallenbad", sagt der Technische Beigeordnete und Augenpaare folgen seinem Zeigefinger: Die Runde blickt auf das Gebäude an der Stimbergstraße: "1929 erbaut." Daneben das Haus der VHS, früher die Ewaldschule. "Die ist ja neulich 100 Jahre alt geworden. Das hier hat alles mit der Zeche zu tun", sagt Immohr. Er hat ein Bild mitgebracht, von früher. Es zeigt die Zeche aus der Luft, damals schlug ihr Puls noch heftig. Vergangenheit.

Die KiJuPa-Runde ist gespannt auf die Zukunft, sie möchte mitgestalten, hat Pläne entwickelt für die Zechenbrache. Die will sie dem Beigeordneten vorstellen. Später.

Die Gruppe betritt das, was die Abbrucharbeiten der Deutschen Steinkohle (DSK) hinterließen. Die Gegenwart. Die Schüler tippeln vorbei am Lehrstollen mit dem Bergbaumuseum, das Geschichte bewahren will, dann stehen sie mitten drauf, auf dem, was man Brache nennt, was ein Filetstück sein müsste, mitten in der Stadt. Sie schauen, sie staunen, wie groß die Fläche ist. Sie haben sich Gedanken gemacht: Eine Skaterbahn, ein Jugendzentrum werden sie später fordern, von Grün umgeben, ein Park - nicht schlecht.

Die Gruppe bleibt stehen, mitten in der Schotterwüste. Bernd Immohr gibt das Wort weiter an Christian Heidrich von der Betriebsdirektion zur Sanierung von Bergbau-Standorten.

Der Mann ist Chemielaborant und erzählt eine Menge von Schadstoffbelastungen im Boden. Das Grundwasser werde ständig beobachtet. "Hier darf man nicht einfach ein Loch buddeln", ergänzt Immohr. "Wenn ich die Ideen von einem See oder Ähnlichem höre . . . Das geht nicht", sagt der Planer. Einige schauen jetzt offenbar so betröppelt, dass er ergänzt: "Das hat jetzt nichts mit Miesmacherei zu tun. Das ist nur realistisch." Zukunft ist schwierig.

Später sitzen sie zusammen im Bergbaumuseum, Immohr und die KiJuPa-Mitglieder. Sie tragen ihre Pläne vor: Skaterbahn, Jugendzentrum. "Das ist alles machbar", sagt Immohr und lehnt den Kopf zur Seite, "allerdings nur in einem Gesamtkonzept finanzierbar." Das Kinder- und Jugendparlament will jetzt eine Arbeitsgruppe einrichten.

10.09.2004 Von Fabian Klask Jugendparlament Ortstermin am Ziegeleitor
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RAG-Chef fordert Geld für neue Zeche


Jahrzehntelang haben Stahlindustrie und Bergbau Kapazitäten abgebaut. Die Verteuerung von Koks auf dem Weltmarkt könnte die Kehrtwende einläuten. Kokereien und Zechen sollen aus- oder gar neugebaut werden.


HB BERLIN. Der Chef des Essener RAG-Konzerns, Werner Müller, hat sich angesichts der rasant gestiegenen Kohlepreise für neue Zechen und Kokereien in Deutschland ausgesprochen. „Die Preise für Koksimporte sind explodiert. Deutschland besitzt eine Milliarde Tonnen guter Kokskohle. Da stellt sich die Frage nach neuen Kokskohle-Zechen und Kokereien, um wieder unabhängig vom immer knapperen Weltmarkt zu werden“, sagte der ehemalige Bundeswirtschaftsminister dem Magazin „Stern“.

Kohle wird in Kokereien zu Koks veredelt, dem Brennstoff für die Stahlerzeugung. Ohne eine ausreichende Koksproduktion gehe es mit dem Standort Deutschland bergab, betonte Müller: „Wenn das so weitergeht, werden viele Stahlhersteller dahin abwandern, wo der Koks ist: nach Asien. Der Trend zur Deindustrialisierung Europas kann durch die Koksknappheit enorm beschleunigt werden.“

Die Preise für Koks waren wegen des enormen Bedarfs in China und der damit einhergehenden weltweiten Verknappung drastisch gestiegen. Die Preise waren im Frühjahr zeitweise auf bis zu 450 Dollar geklettert und liegen momentan zwischen 250 und 300 Dollar. Zu diesen Preisen könne deutsche Kohle ohne Subventionen gefördert werden, sagte Müller. Schon in diesem Jahr könnten die Kohlesubventionen um viele Millionen geringer ausfallen und den Haushalt von Finanzminister Hans Eichel (SPD) entlasten.

Eine mit der Stahlindustrie vereinbarte Erweiterung der Bottroper RAG-Kokerei Prosper soll bereits Ende 2006 oder Anfang 2007 in Betrieb gehen. Prosper kann pro Jahr zwei Millionen Tonnen Koks erzeugen, von denen jedoch zwei Drittel für den Branchenführer Thyssen-Krupp reserviert sind. Das Nachsehen haben andere Stahlproduzenten wie die österreichische Voest Alpine oder die luxemburgische Arcelor. Die beiden Unternehmen finanzieren deshalb den Ausbau auf 3,5 Millionen Tonnen Koks. Die Kosten liegen bei 300 Millionen Euro.

Die RAG ist laut Müller bereit, innerhalb der nächsten fünf Jahre bei Hamm im östlichen Ruhrgebiet eine neue Kokskohlenzeche zu bauen. Kostenpunkt 800 Millionen Euro. Die Jahresförderung soll 2,5 Millionen Tonnen betragen. Es entstünden gut 3 000 neue Arbeitsplätze. „Ob eine neue Zeche gebaut wird, muss die Politik entscheiden“, sagte Müller. Voraussetzung sei eine Finanzierung des Vorhabens durch die Politik. Mache das Unternehmen bei langfristig hohen Kohlepreisen Gewinn, fließe das Geld an den Staat zurück.

Die Grünen lehnten die Forderung nach Geld vom Staat ab. „Entweder es rechnet sich, in Deutschland Kokskohle zu fördern, weil der Weltmarktpreis auch dauerhaft ansteigt“, sagte die Grünen-Energiepolitikerin Michaele Hustedt. Oder man vermute, dass es sich doch nicht rechne und der Staat das unternehmerische Risko tragen solle. „Diese Zeiten sind aber vorbei. Das können wir uns bei knappen Haushaltskassen nicht leisten.“

Wolfgang Ritschel, Geschäftsführer des Verbandes der Kohlenimporteure, sieht die Pläne der RAG ebenfalls skeptisch: "Deutsche Kohle ist ohne Subventionen auch mittel- und langfristig auf dem Weltmarkt nicht wettbewerbsfähig.“ Die Idee, neue Kohlebergwerke zu bauen und die Förderung auszuweiten, sei „völliger Blödsinn“. Die Forderung nach einer Risikobeteiligung des Staates zeige bereits die Subventionsmentalität der Branche.

Die Weltmarkt-Preise für Koks, die in den vergangenen Monaten in die Höhe geschossen waren, geben nach Ritschels Worten einen falschen Eindruck. Tatsächlich werde gemessen am Verbrauch nur sehr wenig Koks gehandelt. Der Anteil belaufe sich auf sieben bis acht Prozent. Die meisten Hüttenwerke hätten eigene Kokereien und kauften Kokskohle zum Weltmarkt-Preis von rund 120 Euro je Tonne ein. Wenn RAG-Chef Werner Müller mit dem Kokspreis des freien Marktes argumentiere, so sei das nicht seriös.

Der Preis für Importkohle ist zwar ebenfalls angestiegen. Sie ist aber immer noch nur halb so teuer wie die deutsche Kohle. „Seit Juli bröckeln die Preise bereits wieder“, sagte Ritschel. Allerdings brauche der Weltmarkt mittelfristig höhere Preise, damit in die Kohleförderung investiert werde.

RAG-Chef Müller kündigte für den kommenden Sonntag den Start einer Werbekampagne für die Kohle an. „Unsere Ressourcen müssen wieder verstärkt in die Rohstoffversorgung miteinbezogen werden, damit die Sicherheit bei der Versorgung gewährleistet ist“, sagte er. Ziel müsse eine vollständige Selbstversorgung mit Koks sein. Die Stromversorgung solle zu 15 bis 20 Prozent auf deutscher Steinkohle basieren.


HANDELSBLATT, Mittwoch, 15. September 2004, 14:29 Uhr
darkjedi
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Beitrag von darkjedi »

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Karriere der Kohle

Seit Ende des 13. Jahrhunderts schürfen die Menschen an der Ruhr Steinkohle

Von subtropischen Urwäldern vor 300 Millionen Jahren über erste Förderung im 13. Jahrhundert bis zum Subventionsabbau in unserer Zeit.

Am Anfang war Wald
Vor 300 Millionen Jahren wachsen im heutigen Westfalen bei subtropischem Klima Urwälder. Immer wieder sinkt der Boden ab, Schlamm und Geröll überschwemmen die Wälder. Unter Luftabschluss, Druck und Hitze entstehen aus den Pflanzen Kohleschichten.

Lizenz zum Fördern
Seit Ende des 13. Jahrhunderts schürfen die Menschen an der Ruhr die Steinkohle. 1766 erlässt Friedrich der Große eine "Revidirte Bergordnung": Künftig muss jeder, der Steinkohle fördern will, eine Lizenz beantragen. Das gleichzeitig eingeführte Generalprivilegium befreit die Bergleute vom Militärdienst.

Mit Dampf abwärts
Um 1800: Dampf-maschinen revolutionierenden Bergbau. Mit ihnen wird das Grundwasser abgepumpt. Die Bergleute dringen immer weiter in die Tiefe und können auch die wertvolle Fettkohle abbauen.

Lift ins Erdreich
1858: Fahrstühle halten Einzug. Das Oberbergamt genehmigt sie auf allen Schachtanlagen im Ruhrrevier. Die Fahrt auf eine Tiefe von 200 Metern dauert nur noch ein bis zwei Minuten. Selbst Pferde, die unter Tage als Zugtiere arbeiten, werden abgeseilt.

Der frühe Boom
Um 1900: Die Zechen im Ruhrgebiet fördern jährlich 60 Millionen Tonnen Steinkohle - 50 Jahre zuvor waren es 1,9 Millionen. Der Bergbau bestimmt das Leben.

Die Krise beginnt
1958: Das Wirtschaftswunder hat der deutschen Steinkohle das vorerst letzte Hoch beschert, doch es gibt Anzeichen der Krise. Öl und Importkohle werden zur ernsten Konkurrenz. 12,3 Millionen Tonnen Kohle liegen auf Halde, die Kumpel müssen erstmals Feierschichten fahren.

Der Staat greift ein
1968: Das Zechensterben zwingt den Bundestag, die Bergbauwirtschaft neu zu ordnen, die Ruhrkohle AG wird gegründet. 1974 wird der Kohlepfennig beschlossen, der den Stromerzeugern die Mehrkosten für die Nutzung deutscher Kohle ersetzt.

Abschied auf Raten
2003: Auf dem Steinkohletag in Essen kündigt Kanzler Schröder an, dass der Bund die Steinkohle bis 2012 noch mit 15,9 Milliarden Euro subventionieren will. Die Fördermenge soll von 26 Millionen Tonnen 2005 auf 16 Millionen Tonnen im Jahr 2012 sinken

(dj -Fahrstühle :???: fehlt nur noch der Liftboy)
darkjedi
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Beitrag von darkjedi »

Danke MichaII!
Aus Deiner Tastatur -das adelt:)

dj
darkjedi
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Beitrag von darkjedi »

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Einige für den Ortsteil Horst wichtige historische Ereignisse jähren sich 2005. Hobby-Historiker Reinhold Adam möchte diese in der Erinnerung der Bevölkerung wach halten.

Aus diesem Grund führt der Horster Heimatkundler im ersten Halbjahr eine Vortragsreihe durch, von der er hofft, dass sie auch für Schulen interessant sein werde. Denn Adam will mit seiner Wissenweitergabe vor allem junge Menschen ansprechen und für Heimatgeschichte interessieren. Gemeinsame Veranstaltungen sind sein Ziel.

Bearbeiten will er u.a. das Thema "150 Jahre Bergbau in Horst und Vest Recklinghausen", wobei er insbesondere auf das Grubenunglück auf Zeche Nordstern vor dann genau 50 Jahren eingehen will. Zu beiden Themen hofft Adam auf Aktivitäten mit dem Geschichtskreis des Fördervereins Schloß Horst und des Freundeskreises Nordstern.

Außerdem will Adam auf die Themen "85 Jahre Kapp-Putsch und die Ereignisse in Horst" sowie auf "60 Jahre Kriegsende in Horst" mit dem Zusatzthema "Der Hunger würgt uns" über die bitteren Hungerjahre nach Kriegsende eingehen.

27.09.2004
Ruhrbergbau
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Beitrag von Ruhrbergbau »

Durch Zufall bin ich auf den alten Beitrag gekommen und man sollte einige Aussagen im Jahr 2017 noch mal überdenken. Der Termin zum Ausstieg aus der Steinkohle Ende 2018 ist leider besiegelt und die Ewigkeitskosten wird die RAG Stiftung übernehmen.
Da es einen Steinkohlenbergbau vor der Gründung der RAG gab, werden diese Kosten vom Land NRW getragen.
Der sozialvertägliche Abbau von Arbeitsplätzen, ist durch die Anpassungsmaßnahmen im Steinkohlenbergbau, relativ gut geregelt worden und viele ehemalige Bergleute haben einen Nebenjob. Dieses ist leider realität, aber besser als Hartz 4! Untertage wie Übertage gibt es auch schlecht bezahlte Jobs und so etwas wirkt sich halt beim APG und KAL aus.
Man haben die Bergleute ein Glück und können so früh aufhören, solche Aussagen hört man sehr oft. Nein viele hätten gerne weiter gemacht und sich für den Pütt den Arsch aufgerissen. Wir sind halt anders gestrickt im Ruhrpott und jedes Schachtgerüst was umgelegt wird, ist ein Verlust für uns.
Kohle, Stahl und Bier bestimmte das Leben im Ruhrgebiet und nach dem 2. Weltkrieg war diese Region ein Antriebsmotor für die BRD. Es war mal das Geberbundesland und heute?
Heute labert man vom Strukturwandel und die Arbeitslosenzahlen sind hoch im Ruhrgebiet. Gewerbeparks werden angelegt und wieviel Arbeitsplätze wurden geschaffen und wieviel abgebaut ? In Bochum gab es mal ein Opel-Werk und ist auch schon Geschichte.
Nokkia in Bochum und BenQ-Siemens in Kamp-Lintfort ist ebenfalls Geschichte! ( Heuschrecken )

Hätte man den Ausstieg aus der Steinkohle ohne Sozialplan gemacht, wäre es für die Region schlimmer geworden!

Nobi hat geschrieben:so sehr es mich für jeden bergmann freut, der eine solche absicherung erhält, so kann ich doch über die doppelmoral nur den kopf schütteln :mad:

was war eigendlich mit den wismut-kumpeln, den kumpeln aus kupfer-, kali- und spatgruben und nicht zu vergessen den tausenden aus der braunkohle? da gab es evtl. eine kleine abfindung und eine umschulung ohne beschäftigungsgarantie. waren eben keine landtagswahlen und damals war auch eine andere farbe mächtig in diesem land ...

aber politik ist sowiso zum ... (wo ist der kotzsmilie?)
Ich hoffe das Nobi heute etwas anders darüber denkt, ansonsten braucht er weitere Gegenargumente !

Glück Auf
Ruhrbergbau
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