Schachte/gruben: die tiefsten

... für den Rest, der sonst nicht passt.
Frank de Wit
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Schachte/gruben: die tiefsten

Beitrag von Frank de Wit »

Wir hatten schon: Tagebaue: die tiefsten: http://www.untertage.com/forum/viewtopic.php?t=578

aber was ist/war die tiefste grube / tiefsten schacht deutschlands, europas, der welt? google bringt vieles und jetzt auch nichts ;-)

no.1 Sud-Afrika: East Rand mine - 3.585 meter (oder jetzt schon tiefer?)
no.2 Sud-Afrika: Western Deep mine - 3.581 meter
no.3 Sud-Afrika: South Deep mine - 2.991 meter
und dann vieles?
und...
Schacht 371 - 1.800 (?) meter
Ensdorf: nordschacht - 1.712 (?) meter
Pribram: prokop schacht - 1.600 meter
Ibbenburen: nordschacht - 1.545 meter

in .nl war die Hendrik IV die tiefste mit 1.008 m.
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Marcel Normann
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Beitrag von Marcel Normann »

Bis zur Stilllegung 1942 war "Storch und Söhne" in Gosenbach bei Siegen mit einer Gesamtteufe von 1162,70 m die tiefste Eisenerzgrube Europas. Ich zitiere mal die etwas wirr dargestellen Aufzeichnungen von Gerd Bäumer (als Code statt Zitat weil man sonst garnichts erkennt):

Code: Alles auswählen

 STORCH  Gosenbach    Kammer:  * 1585    Kons.: 6.7.1859
                                       Förderung: 17 Mio.t Eisenstein
                                       Heinrichstollen:  * Herbst 1849
                                       Georgstollen:  * 1854
                                       Kons.mit Alter Nierenberg 1858
                                                    Schöneberg 1859
                                                    Kammer 1862
                                                    Honigsmund 1863
                                                    Eule 1876
                                                    Freundschaft 1876
                                                    Schmiedeberg 1876/81
                                                    Kupferkaute 1894
                                                    Lurzenbach 1897
                                                    Grüner Löwe 1898
                                                    Honigsmund 1.1.1911
      Schächte: Zwei Hauptschächte
      Gustav-Georg    * 1859    2,00 x 4,50 x 585 m
                              in Betrieb ab 27.7.1865
      stärkste Siegerländer Fördermaschine mit 300 PS
      Schacht II    * 1873    2,50 x 4,50 x 785 m
                         in Betrieb ab 1874    teilverfüllt
      Johannesberg (90 m),  Eule (106 m), Kupferkaute (330 m),
      Lurzenbach (724 m),  Grüner Löwe (240 m), Honigsmund (650 m)
      Gesamtteufe: 1162,70 m
      2000 Belegschaftsmitglieder,    + 31.1.1942
      Tagesschacht bis 17.Sohle        ab 23.Sohle Rundschacht
      Seilscheibe: Durchmesser 7 m
      ab 1878 Abbau mit Preßluft
      ab 1888 Seilbahn zur Marienhütte
      1895 Ankauf der Gosenbacher Hütte
      ab 1898 Pferdeförderung
      ab 1903 Benzinloks, ab 1911 elektr.
      1912 Einrichtung der Kettenbahn zur neuen Aufbereitung 
Mein Haushaltstipp: Fettflecken halten sich wesentlich länger, wenn man sie hin und wieder mit etwas Butter einreibt.
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Rudolf
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Tiefe der Schächte

Beitrag von Rudolf »

Schacht 371 war nicht 1800 m tief(lang). Im Schacht 371 konnte man 990 m
runterfahren. Die Grube war 1800 m tief. Um die tiefste Sohle zu erreichen, muße man umsteigen und über 2 Blindschächte tiefer fahren.
Schächte können nur eine gewisse Teufe haben, da sonnst die Seile an Eigengewicht reißen.
Spart Rohstoffe, Bergbau ist - leider immer noch - Blut und Schweiß !
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markscheider
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Beitrag von markscheider »

So einfach ist es nicht. Mir fehlen jetzt die genauen Daten, aber im Auer Revier gilt als Reviernullpunkt das Mundloch des Marx-Semmler-(Markus-Semller-)Stollns.
Das bedeutet, die Hauptfördersohle (-990) lag 990 m unter dem Mundloch. Wie hoch die Rasenhängebank lag, kann ich aus der kalten nciht beantworten.

Über Blindschächte ging es in Hartenstein übrigens bis auf -2000 m unter MS-Mundloch.

Schachtröhren:
Der Schacht Morgenstern III im Zwickauer Steinkohlenrevier galt vor dem 2.WK lange als tiefster Schacht Deutschlands mit 1082 m Teufe, Martin-Hoop-IVa übertraf ihn dann mit ca. 1200 m Teufe.

Leider bin ich im Moment nicht in der Lage, die Quellen zu sichten.
Fauli
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Beitrag von Fauli »

Über Blindschächte ging es in Hartenstein übrigens bis auf -2000 m unter MS-Mundloch
Hallo ,

bist du da sicher ? In all meinen Bücher steht der Betrieb 371 mit 1800m unter Tage als tiefste Abbausohle Europas verzeichnet !

Ausserdem sollte man in dieser Diskussion unterscheiden zwischen Gruben und Schächten.
Zum Thema South Deep Mine siehe : http://www.siemag.de/presseloft/news.html?id=26 Danach ist der Schacht dort 3000m Tief, ich gehe davon aus der dies der Tiefste weltweit ist, aufgrund der grössten Fördermaschine.
"...denn er ist ein Bergmann;
und ein guter Bergmann fragt nicht danach,
ob ihm tausend Schmeicheleien gemacht werden,
er ist fröhlich, wenn seine Arbeit gut gerät."

Glück Auf !

Fauli
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markscheider
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Beitrag von markscheider »

Ziemlich sicher. Unsere Informationen müssen sich auch gar nicht widersprechen, "Abbausohle" und "tiefster Punkt" können zwei verschiedene Dinge sein. In Hartenstein gab es einen sehr regelmäßigen Sohlenabstand unterhalb der -540 von 45 Metern. Gearbeitet habe ich auf den Sohlen von der -1080 bis zur -1350; die Teufe allerdings war eben bis zu den von mir angegebenen ~-2000 vorgedrungen.

Deep South könnte hinkommen, allerdings ist mir rätselhaft, wie sie die Seilbruchlast erhöht haben, noch dazu bei einer Trommelmschine. Normaler Draht der ca. 180g/mm² hat reißt nunmal früher. Macht man ihn härter, wird er zu steif.
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markscheider
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Beitrag von markscheider »

Wie in der Lagerstätte Oberschlema war der Markus-Semmler-Stolln (ca. 330 m NN), die markscheiderische 0-Sohle des Grubengebäudes.

Im Zusammenhang mit den umfangreichen Aufgaben zur Klimatisierung und Kühlung der Grubenwetter wurden schließlich im Zeitraum 1959 bis 1964 vom Objekt 09 die Wetterschächte 382 und 383 von übertage bis zur -1305-m-Sohle geteuft. Übertage wurden diese Schächten mit leistungsfähigen Anlagen zur Kühlung der Frischwetter ausgerüstet.
Mit faktischen Teufen von 1.441,3 m bzw. 1.356,5 m waren diese Frischwetterschächte die tiefsten Tagesschachtanlagen der SDAG Wismut.

Ich hoffe, dies und das Schema beantworten einige Fragen.
Frank de Wit
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Beitrag von Frank de Wit »

anyone? it's difficult to make a list ;-)
Frank de Wit
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Re: Schachte/gruben: die tiefsten

Beitrag von Frank de Wit »

Liebe Leute,

hat sich seit 2005 noch etwas geändert in der Liste? In Süd-Afrika sicher denke ich ;-)
und weiter weltweit?

Cheers! Frank
Andi-P
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Re: Schachte/gruben: die tiefsten

Beitrag von Andi-P »

hallo,

aus diesem artikel: http://www.glaubeaktuell.net/portal/nac ... &Aktuell=0
Südafrika
will mit modernster Technik Bergwerke wie die noch aus den 1930er
Jahren stammende Driefontein-Mine bis auf 4121 Meter Tiefe treiben
irgendwo hab ich auch gelesen, dass die schächte der western deep levels mine eine teufe von bis zu 3800 metern erreicht haben sollen.
Glück Auf,
Andi
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Privatbefahrer (†)
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Re: Schachte/gruben: die tiefsten

Beitrag von Privatbefahrer (†) »

Western Deep Levels Mine:
1975 3840 m.
Quelle wikipedia
oder hier:
http://hypertextbook.com/facts/2003/YefimCavalier.shtml
http://home.no.net/lotsberg/link_9.html
Wer noch nicht im Berg war, dem fehlt ein Stück vom Leben.
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Privatbefahrer (†)
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Re: Schachte/gruben: die tiefsten

Beitrag von Privatbefahrer (†) »

Hier noch was aktuelles:
http://www.ngdir.ir/GeoportalInfo/Subje ... 4&index=44
Savuka Gold Mine (früher Western Deep Levels Mine No3) aktuell 3777 m
Wer noch nicht im Berg war, dem fehlt ein Stück vom Leben.
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Privatbefahrer (†)
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Re: Schachte/gruben: die tiefsten

Beitrag von Privatbefahrer (†) »

Wer noch nicht im Berg war, dem fehlt ein Stück vom Leben.
Frank de Wit
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Re: Schachte/gruben: die tiefsten

Beitrag von Frank de Wit »

Thanks ;-)
jemand von hier der dort (Gruppe: http://www.goldfields.co.za/) vielleicht Kontakte hat? via die bergbaufirmen, explorationsfirmen uzw?
Cheers! Frank
Christian P
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Re: Schachte/gruben: die tiefsten

Beitrag von Christian P »

Nordschacht im Saarland etwas mehr wie 1700m, amstück
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prebral
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Re: Schachte/gruben: die tiefsten

Beitrag von prebral »

Der Uranschacht N.16 bei Haje (Bezirk Pribram, Tschechien) wurde mit 1838,4m im Jahre 1975 der tiefste Erzschacht Europas. Ich glaube, dass es in Tschechien seitdem nichts tieferes gibt.
Bild
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Petra_S.
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Re: Schachte/gruben: die tiefsten

Beitrag von Petra_S. »

@prebral:
mich würde interessieren: waren die 1838,4 Meter Teufe an einem Stück oder ist der Schacht Nr. 16 abgesetzt?
Glück Auf!
Petra

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prebral
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Re: Schachte/gruben: die tiefsten

Beitrag von prebral »

Petra_S. hat geschrieben:@prebral:
mich würde interessieren: waren die 1838,4 Meter Teufe an einem Stück oder ist der Schacht Nr. 16 abgesetzt?
Sie waren an einem Stück. Es gab eine Pause im Lauf des Schachtabteufens, aber der Schacht war nicht abgesetzt.
Apropos, hier gibt es eine Komparation der Schachten des Reviers:
http://i28.tinypic.com/2wg83k2.jpg
Der Luftschacht "Palec" war abgesetzt, aber N.16 war nicht.
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Schluchti
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Re: Schachte/gruben: die tiefsten

Beitrag von Schluchti »

Noch ein kleines Update zu den Schächten im Grubenrevier Niederschlema/Alberoda:

Der Schacht 371 hatte eine Teufe von 1075,8 m und reichte bis zur -990m Sohle (bezogen auf die Markus-Semmler-Sohle als markscheiderische Nullsohle im Revier, das wurde ja schon gesagt).

Wie bereits oben geschrieben, war der Schacht im Revier mit der größten Teufe (am Stück) der Schacht 382 mit einer Teufe von 1441,3 m (er reichte bis zur -1305m Sohle), gefolgt von Schacht 383, mit einer Teufe von 1356,5 m (dieser reichte ebenfalls bis zur -1305m Sohle).

Über den Blindschacht 383b gelangte man von der -1305m Sohle zur -1710m Sohle. Über den Blindschacht 383IIIb gelangte man von der -1620m Sohle bis zur -1800m Sohle als tiefster Sohle.

Soweit ersichtlich, war der Schacht 365 der am höchsten gelegene Schacht des Grubenfeldes, der bis zur -240m Sohle eine Teufe von 426,9 m aufwies. Rechnet man von dort bis zur -1800m Sohle, kommt man zu einer maximalen vertikalen Erstreckung des Grubengebäudes von 1986,9 m.
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Fahrsteiger
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Re: Schachte/gruben: die tiefsten

Beitrag von Fahrsteiger »

Hier ein paar Informationen, die ich vor wenigen Minuten aus Südafrika bekommen habe.
Auf der Anlage Driefontein 9 liegt die jetzige Blindschachtsohle bei 3059m. Dieser Blindschacht wird auf 4121m tiefer geteuft.
Der tiefste Einzelförderschacht ist der auf der Anlage South Deep Twin Shafts mit einer Teufe von 2995m. Zur Zeit wird der dazu gehörende Wetterschacht auf 3005m tiefer geteuft.
Auf der Anlage Tau Tona werden zwei Schrägschächte mit 25 Grad Einfallen bis auf eine Teufe von 3902m aufgefahren, mit deutscher Vortriebstechnik.
Die Gewinnungsteufen liegen im Moment zwischen 2000m und 2800m. Bei jetzigem Goldpreis ist der Abbau bis 4000m lukrativ. Die Goldvorräte sind bis 5000m erbohrt.
Das Bergwerk Impala Platinum hat eine Schachtteufe von 2269m. Die Abbauteufe liegt zwischen 1213m und 1591m.
Glück Auf
Horst
Zuletzt geändert von Fahrsteiger am Fr. 15. Feb 08 20:09, insgesamt 1-mal geändert.
Dem Bergbau verschworen. Im Bergbau geschafft. Zum Bergmann erkoren mit stählerner Kraft.
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Fahrsteiger
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Re: Schachte/gruben: die tiefsten

Beitrag von Fahrsteiger »

Hier Kenndaten zum weltweit tiefsten Schacht.

GOLDFIELDS, South Deep Mine, Ventilation Shaft
Lage des Schachtes:
Westonaria, Südafrika
Arbeitsumfang:
Einbau eines Wetterscheiders aus Betonfertigteilen von Geländeoberkante bis Teufe 2626 m
Tieferteufen und Ausbauen des Schachtes von Teufe 2626 m bis Teufe 3005 m
Installation der Fördereinrichtung
Abteufmethode:
konventionelles Bohren und Schießen, Bergeförderung zum Tage
Endgültiger Schachtdurchmesser:
10 m
Schachtausbau:
Anker / Spritzbeton
Glück Auf
Horst
Dateianhänge
Wetterschacht South Deep.jpg
Wetterschacht South Deep.jpg (18.48 KiB) 22656 mal betrachtet
Dem Bergbau verschworen. Im Bergbau geschafft. Zum Bergmann erkoren mit stählerner Kraft.
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geophys
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Re: Schachte/gruben: die tiefsten

Beitrag von geophys »

Fahrsteiger hat geschrieben: Einbau eines Wetterscheiders aus Betonfertigteilen von Geländeoberkante bis Teufe 2626 m
Tieferteufen und Ausbauen des Schachtes von Teufe 2626 m bis Teufe 3005 m
Da stockt einem regelrecht der Atem! Kolossal.

Ich war einige Zeit auf Schacht 371 beschäftigt und denke das ist ebenfalls eine gigantische Anlage gewesen.
Seine Schachtröhre war eine elliptische Betonröhre ( April 1956 Teufbeginn, immerhin 45 m² Ausbruch ), deren außergewöhnliche Form dem Gebirgsdruck trotzen sollte ( und es auch tat ). Schacht 371 und 366 waren nachhaltig angelegt. Beides Allroundschächte für eine lange Betriebszeit gedacht. Die Wetter- und Materialschächte 372, 373, 382 und 383 mit wesentlich größeren Teufen hatten etwas kleinere Ausbrüche und natürlich auch weniger anspruchsvolle Ausbauten. Genauso anspruchslos waren Förderwinden und Förderbehältnisse ( Kübel ), welche auch nur der Wartung und Instandhaltung dienten und von daher nicht die üblichen Sicherheitseinrichtungen ( Fangvorrichtung des Korbes* ) hatten. An ihnen waren aufwendige Wetter- und Kühltechnik verbaut ( auf -1800m war es natürlich sehr warm ). Ich denke, sie mit den Förderschächten zu vergleichen, ist Unsinn. ( Wenn mal jemand ein paar aktuelle Fotos von 371 sehen möchte ... )

Ich frage mich deshalb, wie man bei den erwähnten Goldschächten temperiert und wie man Gebirgsdrücke abfängt.
Es sprengt jegliches Vorstellungsvermögen.

* obwohl man über den Sinn dieser Einrichtung sicher streiten darf
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Schlacke
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Re: Schachte/gruben: die tiefsten

Beitrag von Schlacke »

Neben den heutigen Teufen dürfen die Leistungen der Altvorderen im 16. Jh. nicht übersehen werden. So sind z. B. im Bergrevier Röhrerbühel in Tirol Schächte bis auf 886 m Teufe niedergebracht worden. Hier war der Geisterschacht bis zum Jahr 1872 der tiefste der Erde.
Hier einige Teufenangaben und soweit verfügbar die Bauzeit:

Geisterschacht, Bauzeit 55 Jahre, Teufe: 886 m
Danielschacht, Bauzeit 44 Jahre, Teufe 855 m
Fundschacht, Teufe 704 m
Gsöllnbauschacht, Teufe 692 m
Siehe auch Bericht zum 2. Internat. Bergbauworkshop in Bramberg, 1999, Stw. Geisterschacht.

Quelle: W. Lob: Röhrerbühel - Eine bergmännische Glanzleistung im 16. Jh., in: Der Anschnitt, Jg. 15, Nr. 1, S. 21-25, Bochum: 1963

Glückauf!

Elmar Nieding
...die unterirdischen Grubengebäude in ihre Schreibstube bringen...
Héron de Villefosse (1774-1852), Bergingenieur im Dienste Napoleons.
(H. Dettmer, 2014)
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Siegerländer
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Gesamtteufe

Beitrag von Siegerländer »

Marcel Normann hat geschrieben:Bis zur Stilllegung 1942 war "Storch und Söhne" in Gosenbach bei Siegen mit einer Gesamtteufe von 1162,70 m die tiefste Eisenerzgrube Europas. Ich zitiere mal die etwas wirr dargestellen Aufzeichnungen von Gerd Bäumer (als Code statt Zitat weil man sonst garnichts erkennt):
Die Grube hieß "Storch und Schöneberg" und war eine der tiefsten, bis zur Stilllegung die tiefste. In den 50ern wurden Blindschächte abgeteuft, die die Grube "Eisenzecher Zug" in Eiserfeld bei Siegen zur tiefsten machten (1343,33 m!). Zweittiefste war "Pfannenberger Einigkeit" ganz in der Nähe mit 1338 m. Das war bis zur Stilllegung 1962.

Gruß Siegerländer
"Wo Ise-Erz uß Schdolln on Schacht
der Berchma hüelt bie Dahch on Nacht,
wo Hödde-Ise, Schdaohl on Blächch
nemmt öwwer Land on Meer sind Wächch,
dao eß, der wiere Welt bekannt,
det Iseland, det Sejjerland."

- Lothar Irle
pleuro

Re: Schachte/gruben: die tiefsten

Beitrag von pleuro »

Die Reißlänge eines hochfesten Stahldrahtes liegt bei 8 km, bei 2-facher Sicherheit bleiben aber nur 4 km übrig. Jetzt will ich da aber noch Nutzlast dranhängen - damit sind Schächte über 2 km Tiefe nicht sehr sinnvoll bzw. Prestigeprojekte. Für Seilfahrt mag das noch gehen, das Material muß dann in abgesetzer Förderung rauf.

Kohlefaserseile wären für 40 km gut, aber großtechnisch ist dieser "Superdraht" noch Zukunftsmusik...

Kühlung bei solchen Rekordtiefen geht nur mit Kaltwasser-Wärmetauscher unter Tage mit Druckreduzierung über Peltonturbinen. Die Südafrikaner haben den Vorteil hitzeresistenter Neger als Mineure und eine etwas günstigere geothermische Tiefenstufe - im Ruhrbergbau wären 3000 m Teufe als Abbausohle technisch nicht machbar, da bräuchte ich ein Atomkraftwerk für die Klimatisierung. Ist jetzt schon gigantisch, die größte Kühlanlage auf dem Pütt hat - glaube ich - 40 MW Kälteleistung auf Prosper Haniel.

Glückauf!
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Marcel Normann
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Re: Schachte/gruben: die tiefsten

Beitrag von Marcel Normann »

pleuro hat geschrieben:Die Südafrikaner haben den Vorteil hitzeresistenter Neger als Mineure
Oh, Gott, das N-Wort! Du meinst natürlich Pigmentbevorteilte! :mussweg:

@Siegerländer: Danke für den Hinweis mit dem Namen, Du hast natürlich Recht. Beziehen sich Deine Einschätzungen zur Teufe von Eisenzeche und Pfannenberg auf das Siegerland oder auf Europa?
Zuletzt geändert von Marcel Normann am Fr. 13. Mär 09 21:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Frank de Wit
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Re: Schachte/gruben: die tiefsten

Beitrag von Frank de Wit »

:D (tsjuldige...)

By the way: Horst, wann gehen wir abseilen uber so einem 4 km drahtseil?

Cheers! Frank
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Siegerländer
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Re: Schachte/gruben: die tiefsten

Beitrag von Siegerländer »

@Marcel Normann: Damals die tiefsten Gruben Europas (soweit ich weiß), habe allerdings keine Ahnung wie das heute aussieht, es sind ja immerhin über 40 Jahre vergangen...

Nochwas: Die größte Teufe lag ja bei 1343 m; auf einer anderen Grube ("Große Burg" / Altenseelbach) gab es Pläne, auf über 1500 m zu gehen, diese wurden jedoch nie verwirklicht oder angefangen...
"Wo Ise-Erz uß Schdolln on Schacht
der Berchma hüelt bie Dahch on Nacht,
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det Iseland, det Sejjerland."

- Lothar Irle
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Re: Schachte/gruben: die tiefsten

Beitrag von Haverlahwiese »

Ich denke, dass zu bestimmten Zeitpunkten in der länger zurückliegenden Vergangenheit die tatsächlich tiefste Grube der Zeit nicht immer ganz einfach festzumachen ist. Häufig beanspruchten die jeweiligen Reviere den tiefsten Schacht oder längsten Stollen und es wurde auch zwischen Mineralen differenziert (die tiefste Eisenerzgrube).

Unstreitbar ist heute der südafrikanische Goldbergbau an der Spitze und beeindruckt mich natürlich sehr.
Dennoch wirkt die Schachtfördertechnik, die ich allerdings nur von TV-Aufnahmen her kenne, auf mich geradezu primitiv. Eingesetzt werden Flur-Trommelfördermaschinen und einfache Betontürme, die im Prinzip moderne Malakoff-Türme darstellen. Eine Abstützung in Richtung der resultierenden Kräfte fehlt.
Ist es tatsächlich so, dass die 3000 m an einem Seil gefahren werden? Oder gibt es im selben Schacht Blindförderungen, worüber abgesetzt gefördert/ gefahren wird?

Mal die tiefste Gruben aus dem Harz und Umgebung:

Kaiser-Wilhelm-Schacht, Blindschacht von der Tiefsten Wasserstrecke aus: 1023 m (1914). Tiefster Punkt des Oberharzer Gangerzbergbaus.

Kalibergwerk Fürst Bismarck in Salzgitter-Bad: 1075 m (1903). Abgesetzt über Blindschacht.

Schacht Konrad 1: 1232 m (1960). Meines Wissens der tiefste Eisenerzschacht in Deutschland (nicht Grube).
Glück auf, Matthias

Die Hüttenleut' sein auch kreuzbrave Leut',
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Siegerländer
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Re: Schachte/gruben: die tiefsten

Beitrag von Siegerländer »

Hab aus meinen "Archiven" mal die fünf tiefsten Gruben und Schächte des Siegerlandes aufgelistet:

Tiefste Gruben
1. Eisenzecher Zug, Eiserfeld 1343,33 m (1950er)
2. Pfannenberger Einigkeit, Salchendorf 1338 m (1950er)
3. Brüderbund, Eiserfeld 1274,8 m (1950er)
4. Storch & Schöneberg, Gosenbach 1162,7 m (bis 1942)
5. Neue Haardt, Weidenau 1101 m (1950er)

Tiefste Schächte

1. Ludendorfschacht (Grube Neue Haardt) 1101 m
2. Schacht I (Grube Füsseberg, Herdorf) 1046 m
3. Hindenburgschacht (Grube Pfannenberger Einigkeit) 1032 m
4. Schacht II (Grube San Fernando, Herdorf) 1001,97 m
5. Schacht I (Grube Georg, Willroth) 968 m
"Wo Ise-Erz uß Schdolln on Schacht
der Berchma hüelt bie Dahch on Nacht,
wo Hödde-Ise, Schdaohl on Blächch
nemmt öwwer Land on Meer sind Wächch,
dao eß, der wiere Welt bekannt,
det Iseland, det Sejjerland."

- Lothar Irle
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