Lascaux - Weltkulturerbe

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Thomas_Krassmann
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Beitrag von Thomas_Krassmann »

Höchste Alarmstufe in den Höhlen von Lascaux

Pilz- und Bakterienbefall gefährden die 16000 Jahre alten Felsmalereien - Schuld ist auch das Behördenwirrwarr

Von Astrid Lamberdière

Vor vierzig Jahren kamen noch täglich tausend Besucher, heute geht es in der bemalten Höhle von Lascaux zu wie bei einem SARS-Patienten: Die wenigen Auserwählten, die Zutritt haben - Touristen ist längst nur noch der Besuch einer Replik der Höhle gestattet - ziehen einen sterilen weißen Overall über und desinfizieren ihre Schuhe. Fehlt nur noch der Mundschutz; aber gefährdet sind nicht die Besucher, sondern die Höhle. Seit zwei Jahren ist sie dem Befall von Pilzen und Bakterien ausgeliefert, gegen den selbst Spezialisten machtlos sind.

Auf dem Boden liegt eine Schicht Löschkalk: Spur eines früheren Versuchs, sämtliche Kleinstlebewesen in der Höhle auszurotten. An den Wänden sind Schwärme kleiner, schwarzer Flecken, Reste der Pilzsporen, die auch nach der Behandlung mit Fungiziden bleiben. Noch sind die berühmten, steinzeitlichen Malereien weit gehend verschont, aber auch dort hatten sich schon kleine Pilzkolonien angesiedelt. Und die nächste Attacke ist vorhersehbar. "Eine Katastrophe", diagnostiziert der Paläontologe Jean Clottes, der die Forschungsarbeiten in der ähnlich spektakulären Höhle Chauvet im Ardèche-Tal leitet. "Ich bin überzeugt, dass die Verantwortlichen schlaflose Nächte haben."

Verantwortlich - und das ist für Clottes Teil des Problems - sind gleich vier staatliche Stellen, und oft weiß die eine nicht, was die andere tut. Das Debakel begann wohl, als 1999 eine Baufirma damit beauftragt wurde, die Klimaanlage in der Höhle zu erneuern - eine Firma wohlgemerkt, die noch nie an einer historischen Stätte gearbeitet hatte. "Niemand hat uns gesagt, dass wir unsere Schuhe desinfizieren sollten", verteidigt sich der Chef der Firma. Im Amt für den Erhalt von Kulturgütern der Dordogne, das den Auftrag vergab, verteidigt man sich lau: "Wir konnten doch nicht täglich kontrollieren, wie gearbeitet wird."

Wie auch immer, der Pilz "Fusarium Solani", auch von Getreidebauern gefürchtet, wurde während der Bauarbeiten eingeschleppt, gemeinsam mit einem Bakterium, das eine höchst wirksame Symbiose mit dem Schädling einging: Es frisst das Fungizid, sodass der Pilz immer wieder kommen kann. Nun wird die Höhle auch noch antibiotisch behandelt. Jedoch wird sie, wie Langzeitpatienten im Krankenhaus, wo es von resistenten Bakterien nur so wimmelt, immer kränker. Ein zweiter Pilz ist nun aufgetaucht, ebenfalls in Symbiose mit einem Bakterium.

Im Speziallabor der französischen Kulturbehörden, das die Mittel zur Schädlingsbekämpfung entwickelt, ist man verzweifelt: "Das Ökosystem der Höhle ist völlig zerstört", erklärt die Laborleiterin Isabelle Pallot-Frossard, "und keiner weiß, wie es wieder herzustellen wäre." Die paar Lebewesen, die die jahrzehntelange Totaldesinfektion überstanden haben, vermehren sich nun ungehemmt, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie resistent werden gegen Fungizide und Antibiotika. Jetzt soll eine internationale Kommission der fatalen Lage Herr werden.

Man wird zunächst die Ökosysteme intakter Höhlen untersuchen, um zu erfahren, aus welchen Kleinstlebewesen eine Umgebung besteht, die ohne Klimaanlage und Desinfektion im Gleichgewicht bleibt. Und dann bliebe noch das Problem anzugehen, das ein amerikanischer Forscher anspricht, der sechs Monate im Jahr in der Nähe der Grotte lebt: "Das chaotische bürokratische System, das Lascaux verwaltet, ist genauso zerstörerisch wie Pilze und Bakterien."

Aktualisiert: 23.04.2003, 05:05 Uhr

Quelle : Stuttgarter Zeitung
Nightmare

Beitrag von Nightmare »

Was tun den diese Pilze an den mit mineralischen Farben gefertigten Wandmalereien? Ich denke, Pilze leben von organischem Material? Schön sehen die Schimmelflecken bestimmt nicht aus, aber ob darunter was kaputtgeht?
;) Zumauern, Finger weg und archäologische Sterndeuter aus der Umgebung entfernen!
Thomas_Witzke
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Beitrag von Thomas_Witzke »

Manche Stoffwechselprodukte der Pilze wirken schädigend (wenn ich mich richtig erinnere, kann da z.B. Oxalsäure dabei sein). Außerdem führt bei einer Besiedelung die Sprengwirkung beim Wachstum zu einer Zerstörung. Es reicht ja schon, wenn kleinste Teilchen der Malereien abblättern, sie sind dann unwiederruflich verloren. Mechanisch können die Pilze ohne Schäden nicht von den Malereien entfernt werden.

Ich habe übrigens in der Gegend letztes Jahr Urlaub gemacht. Man kann außer der Lascaux-Kopie noch diverse andere Höhlen mit Malereien und Gravuren im Original besichtigen:

http://www.svnw.de/bericht/praehistorie.htm

Glück Auf
Thomas
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