In den letzten Jahren wurden - zunächst nur als Zufallsfunde, später gezielt - im Bergarchiv Freiberg Kriminalfälle des 16. Jh. im Freiberger Revier gesammelt. Diese Sammlung besteht aus etwa 90 verschiedenen Prozessen, deren Akten weitestgehend buchstabengetreu kopiert und ausgewertet wurden. Ein großer Teil der Schriftstücke sind Originalurkunden des Churfürsten oder hoher Bergbeamter bzw. zeitgenössische Abschriften.
Das 16. Jh. fällt in eine Zeit, in der die Rechtsprechung vom alten germanischen Recht (z. B. "Sachsenpiegel" oder verschiedene Stadtrechte) zu einem einheitlichen Recht ("Halsgerichtsordnung" von Kaiser Karl V. oder die "Chursächsischen Konstitutionen" 1572 von Churfürst August) reformiert wurde. Dieser Wandel ist in den Prozessen deutlich nachzuvollziehen.
Nach bisheriger Meinung hatte das Freiberger Bergamt uneingeschränktes Recht über die Rechtsprechung auch bei Kriminalfällen, also Betrug, Unterschlagung, Diebstahl, Totschlag, Mord..., soweit die Straftat in einer Grube oder einem Bergbaugebäude stattfand. Es stellt sich aber heraus, das dieses Recht im 16. Jh. durchaus eingeschränkt war. In den meisten Fällen mußten auswärtige Schöppenstühle um ihren Rat und Urteil gebeten werden.
Neben durchaus lustigen Passagen finden sich in den Urkunden recht tiefe Einblicke in den Grubenbetrieb und das Leben des "kleinen Mannes" und die Rechtsprechung der damaligen Zeit. Die Arbeit kann weiterführende Hinweise für die Rechtsgeschichtsforschung aber auch für die Genealogie (besonders bei Landesverweisungen) geben.
Die Arbeit ist im Prinzip abgeschlossen und wird demnächst bei Jens-Kugler-Verlag publiziert (Info erfolgt an dieser Stelle). Trotzdem sind noch einige Punkte offen und bedürfen einer Nachbearbeitung:
1.) Es wurden nur Dokumente des Bergarchivs Freiberg verwendet. Im Hauptstaatsarchiv Dresden sind noch weitere umfangreiche Akten zum Thema zu vermuten, die bisher in keiner Art und Weise in Betracht gezogen wurden.
2.) Es wurden keine Analogien zu anderen (außersächsischen) Revieren gezogen. Ich habe deshalb keinerlei Erfahrung zur (Berg-)Strafrechtsprechung außerhalb Sachsens.
Es wäre interessant, wenn jemand Erfahrungen zu diesen zwei Punkten hat.
Glück Auf!
Stephan (alias Falafel)
Bergkriminalprozesse im 16. Jh.
- wolke
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Im Schwazer Bergbuch werden Fälle der Rechtssprechung im Schwazer Raum dargestellt. Ob da etwas zu Strafprozessen steht, weiß ich nicht mehr genau - du solltest einmal dort Nachsehen.
Antwort eines Kollegen aus Tirol:
"Ich habe nichts in dieser Richtung; das Archiv der BHM Ibk. reichte ja auch nicht so weit zurück. Die Akten des Berggerichts Imst sind beim Brand vernichtet worden. Ist die Frage, ob im TLA oder TLM solche Akten aufbewahrt werden oder wo sie sonst Lagern könnten. Selbständige Mitarbeiter sind gesucht."
Glückauf
Christian
Antwort eines Kollegen aus Tirol:
"Ich habe nichts in dieser Richtung; das Archiv der BHM Ibk. reichte ja auch nicht so weit zurück. Die Akten des Berggerichts Imst sind beim Brand vernichtet worden. Ist die Frage, ob im TLA oder TLM solche Akten aufbewahrt werden oder wo sie sonst Lagern könnten. Selbständige Mitarbeiter sind gesucht."
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Christian
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ich glaube mich zu erinneren, dass in südtirol, bzw. ind den südtiroler archiven sehr umfangreiche unterlagen vorhabden sind, die alle bereiche des bergbaus einschliessen. beim letzten bergbauworkshop in ridnaun sprach über die archive und die inhalte der archive herr rudolf tasser. dieser herr müsste, wenn es dazu was spezielles gibt, wissen wo es das gibt. die adresse steht im tagungsband und gibt es bei bedarf (wenn von interesse) auch vo mir!
Glück auf!
Michael
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Hallo,
vermutlich ist mein Beitrag nun zu spät doch möchte ich auf eine Literatur verweisen, die das Thema berührt. Der Autor ist Allesch (solltest es damit finden, etwa 1955 geschrieben) und beschreibt den Arsenikberbau und Handel in den Alpen. Ich kann mich erinnern daß umfangreich über diverse Kriminalprozesse darinnen berichtet wird, speziell über einige makabre Vergiftungsfälle. Etwa gab eine Witwe bei einer "peinlichen Befragung" zu, ihren Mann etwas Arsen in den Sterz gemischt zu haben.
vermutlich ist mein Beitrag nun zu spät doch möchte ich auf eine Literatur verweisen, die das Thema berührt. Der Autor ist Allesch (solltest es damit finden, etwa 1955 geschrieben) und beschreibt den Arsenikberbau und Handel in den Alpen. Ich kann mich erinnern daß umfangreich über diverse Kriminalprozesse darinnen berichtet wird, speziell über einige makabre Vergiftungsfälle. Etwa gab eine Witwe bei einer "peinlichen Befragung" zu, ihren Mann etwas Arsen in den Sterz gemischt zu haben.
"Wenn nun an und für sich das Loos des armen Bergmannes nicht zu beneiden ist, soll ihm wenigstens so viel Licht in der Grube gegeben werden, daß er seine Arbeit dabei gut verrichten kann." Bergingenieur G.A. Heinbach zu Steyersdorf im Banat 1868