Fahren - Fahrung - Fahrte ... woher kommts ?

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Thomas_Krassmann
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Beitrag von Thomas_Krassmann »

Hallo aus Franken

Habe am letzten Wochenende eine interessante Diskussion über
bergbauliche Begriffe gehabt. Dabei kam die Frage auf, warum eigentlich der Bergmann fährt...? Woher kommt dieser
Begriff des "Fahrens" eigentlich ?

Weiß jemand Bescheid ?


Glück Auf


Thomas
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kapl
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Beitrag von kapl »

Dabei kam die Frage auf, warum eigentlich der Bergmann fährt...? Woher kommt dieser
Begriff des "Fahrens" eigentlich ?
Ich bin mir nicht sicher ob ich dir helfen kann, aber Schröpfer verweist in dem Band "Fundgrube" auf:

MÜLLER et al. (1993)

Das werden wohl die Allg. Harz-Berg-Kalender sein. dort gab es 1994-1996 eine Serie: Einige der gebräuchlichen Begriffe aus dem Harzer Bergbau (Mit Erklärungen Teil 1-3).

Vielleicht wirst du dort fündig.
GA
KaPl

DAs sagt Duden, Das Herkunfstwörterbuch (1963)

fahren: Das gemeingerm. Verb mhd. varn, ahd. faran, got. faran, engl. to fare, schwed. fara geht zurück auf idg. *per- „hinüberführen, -bringen, -kommen, übersetzen, durchdringen" (vgl. ver...). In anderen idg.

Sprachen sind z. B. verwandt gr. perän „durchdringen" und tat. portSre „tragen" (s. die FW-Gruppe um —*Porto). Als Nominalbildungen gehören u. a. hierher gr. porös „Durch-, Zugang, Furt" (s. Pore) und die unter —»-Furt genannten Wörter. Zu 'fahren' stellen sich ferner die Bildungen

-»•Fahrt und —>Fuhre mit ihren Abi. (z. B. fertig), während -»Fähre zu einem untergegangeneu abgeleiteten Verb gehört. Schließlich ist als Veranlassungswort zu fahren ->führen zu nennen. - 'Fahren' bezeichnete urspr. jede Art der Fortbewegung wie gehen, reiten, schwimmen, im Wagen fahren, reisen. Das zeigen noch Ausdrük-ke wie 'fahrendes Volk', 'fahrende Habe' (Mobiliar); der Senn 'fährt zu Berge', der Fuchs 'aus dem Bau'. Im neueren Deutsch versteht man aber unter 'fahren' die Fortbewegung auf Wagen, Schiffen, mit der Bahn, dem Flugzeug u. a. Aus dem alten Sprachgebrauch heraus wurde 'fahren' auch auf schnelle Bewegungen (z. B. des Blitzes, der Hand) übertragen. Verblaßt ist die Vorstellung einer Bewegung in der mhd. und mnd. Nebenbed. „sich benehmen, leben, sich befinden". Von da ist der übertragene Gebrauch von 'gut oder übel mit jemandem fahren' ausgegangen. Siehe auch die Artikel Hoflärt und Wohlfahrt. Alle genannten Bedeutungsschattierungen zeigen sich heute noch in den verbalen Zus. und Präfix-bildungen: die Grundbedeutung z. B. in widerfahren übertr. für „begegnen" (z. B. von Glück, Unrecht, Ehre) und —>erfahren, der heutige Sinn in ab-, vor-, aus-, an-, überfahren usw., die schnelle Bewegung in auffahren „zornig werden", zusammenfahren „erschrecken", herum-, zurückfahren u. ä. Abi.: Fahrer m (älter nur in Zus. wie Land-, Seefahrer; in der jungen Bed. „Chauffeur" gekürzt aus Kraftfwagenjfah-rer); fahrig „unruhig, haltlos, zerfahren" (im 19. Jh. schriftsprachl.; beachte frilhnhd. ferig „hurtig", mhd. ferec, „fahrtbereit"): fahrlässig (eigtl. „fahrenlassend", zu mhd. varn lS?en „gehenlassen, vernachlässigen; seit dem 35. Jh. in der Rechtssprache, ebenso Fahrlässigkeit w); Vorfahr m (meist Mehrz.; mhd. vorvar, mnd. vörfäre ist mit der alten Bildung -var, ahd. -faro, aisl.

-fari „Fahrender" gebildet, das Wort bedeutete' bis ins 19. Jh. allgemein „Vorgänger", z. B. im Amt, doch ist die heutige Bed. „Ahne" schon alt); entspr. Nachfahr m (mhd. nächvar „Nachfolger", jetzt „Enkel"). Substantivische Zus. sind z. B.: Fahrgast (19. Jh.); Fahrrad (1889 für Veloziped; s. Rad); Fahrstuhl „Aufzug" (17. Jh. für „Aufzug", im 19. Jh. auf den elektr. —»Lift übertragen); Fahrzeug (im 17. Jh. entlehnt aus niederd. fahrtüg, nwderl. faartuij „Schiff"; seit dem 19. Jh. auch für „Fuhrwerk").
bau
Karlheinz_Rabas
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Beitrag von Karlheinz_Rabas »

Hallo Thomas,

mit dem Thema der Herkunft haben sich schon viele Leute beschäftigt. Ein der "guten" Quellen ist das Buch von Alfred Drißen: Die Deutsche Bergmannssprache, Bochum 1939. Ab Seite 32 ff. läßt sich Drißen hier über die Herkunft von "Fahren" über 10 Seiten aus.
Der nachfolgende Text als kleiner Einstieg:
Bild

Eine andere Quelle: Otto Dünnbier: Der Kumpel, Dritter Band, Von Sitte, Brauch und Sprache des deutschen Bergmanns, Düsseldorf [1936), Seiten 275 ff.

Ich hoffe, dass die Informationen etwas weiterhelfen.

Karlheinz Rabas
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